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Menschen auf der Flucht. Marseille im Sommer 1940: Am Rande Europas versammeln sich die von den Nazis Verfolgten und Bedrohten. Sie hetzen nach Visa, Bescheinigungen und Stempeln, um nach Übersee ins rettende Exil zu entkommen. Im Chaos der Stadt, in den Cafés, auf dem Gang von Behörde zu Behörde kreuzen sich ihre Wege – und für kurze Zeit sind fremde Leben durch Hoffnungen, Träume und Leidenschaften miteinander verbunden. »Ein zeitaktueller Roman.« Hanjo Kesting, NDR. »›Transit‹ gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so dass ich sie alle paar…mehr

Produktbeschreibung
Menschen auf der Flucht. Marseille im Sommer 1940: Am Rande Europas versammeln sich die von den Nazis Verfolgten und Bedrohten. Sie hetzen nach Visa, Bescheinigungen und Stempeln, um nach Übersee ins rettende Exil zu entkommen. Im Chaos der Stadt, in den Cafés, auf dem Gang von Behörde zu Behörde kreuzen sich ihre Wege – und für kurze Zeit sind fremde Leben durch Hoffnungen, Träume und Leidenschaften miteinander verbunden. »Ein zeitaktueller Roman.« Hanjo Kesting, NDR. »›Transit‹ gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so dass ich sie alle paar Jahre zur Hand nehmen muss, um zu sehen, was inzwischen mit mir und mit ihnen passiert ist.« Christa Wolf.

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Autorenporträt
Netty Reiling wurde 1900 in Mainz geboren. (Den Namen Anna Seghers führte sie als Schriftstellerin ab 1928.) 1920-1924 Studium in Heidelberg und Köln: Kunst- und Kulturgeschichte, Geschichte und Sinologie. Erste Veröffentlichung 1924: ¿Die Toten auf der Insel Djal¿. 1925 Heirat mit dem Ungarn Laszlo Radvanyi. Umzug nach Berlin. Kleist-Preis. Eintritt in die KPD. 1929 Beitritt zum Bund proletarisch- revolutionärer Schriftsteller. 1933 Flucht über die Schweiz nach Paris, 1940 in den unbesetzten Teil Frankreichs. 1941 Flucht der Familie auf einem Dampfer von Marseille nach Mexiko. Dort Präsidentin des Heinrich-Heine-Klubs. Mitarbeit an der Zeitschrift ¿Freies Deutschland¿. 1943 schwerer Verkehrsunfall. 1947 Rückkehr nach Berlin. Georg-Büchner-Preis. 1950 Mitglied des Weltfriedensrates. Von 1952 bis 1978 Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR. Ehrenbürgerin von Berlin und Mainz. 1978 Ehrenpräsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. 1983 in Berlin gestorben.Romane: Die Gefährten (1932); Der Kopflohn (1933); Der Weg durch den Februar (1935); Die Rettung (1937); Das siebte Kreuz (1942); Transit (1944); Die Toten bleiben jung (1949); Die Entscheidung (1959); Das Vertrauen (1968). Zahlreiche Erzählungen und Essayistik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.09.2007

Fluchtpunkt Marseille
Anna Seghers: „Transit”
Als sie ihr Roman-Manuskript fertig hatte, war es eher Monate als Jahre her, dass Anna Seghers am eigenen Leib erfahren und als Zeugin erlebt hatte, was sie in „Transit” schildert: den Stillstand am Hafen von Marseille 1940, nach dem Einfall der Wehrmacht in Frankreich. Ihre Bücher waren von den Nazis verbrannt worden, sie, Mitglied der KPD, floh nach Paris, dann mit Mann und Kindern weiter nach Marseille und schließlich, vierzig Jahre alt, nach Mexiko. In der Hafenstadt war sie eine von vielen Menschen auf der Flucht vor Verfolgung und womöglich Ermordung, die festsitzen, „weil hier Europa zu Ende war”. Künstler, Politische, Straffällige, schräge Typen und anständige Leute in der Falle. Die einen ahnen, was ihnen droht, die anderen sind bereits aus Lagern entkommen, wieder andere sind bloß hysterisch. Alle unterliegen einer undurchschaubaren Behördenwillkür mit ständig wechselnden Ausreise-Konditionen, der Bedrohung durch Razzien und Denunzianten und besonders dem „Transitgeflüster”, wie Seghers die wuchernden Gerüchte tauft, die den Flüchtlingen zermürbende Wechselbäder von Panik und Hoffnung bescheren.
Den Titel verdankt das Buch dem unter den „Abfahrtssüchtigen” und „Visumsbesessenen” zum Fetisch gediehenen Begriff „Transit”, der Durchreisegenehmigung, ohne die man keine Ausreiseerlaubnis bekam, sofern man ein Einreisevisum und womöglich ein Affidavit besaß – jeder Begriff, jeder Schein ein anderes bürokratisches Monstrum, dessen Erwerb unabdingbar war neben einem der raren Plätze auf einem Schiff. Spätestens vor den Fahrkartenschaltern der Schifffahrtslinien und den Visa-Abteilungen der Ziel- und Durchreisestaaten ist das Gemeinschaftsgefühl verflogen. Die einen machen mit der Not ihre Geschäfte, manche spielen sich auf als Retter und Wohltäter, andere sind schamlose Verräter.
In ihren Figuren verdichtet sie alle möglichen Schicksale, besonders ihr eigenes vertracktes Problem, die Identität der flüchtigen Anna Seghers mit der bürgerlichen Netty Radvani nachzuweisen. Ihr Held und Erzähler Seidler, dem Literatur nichts bedeutet, hat den Namen eines Schriftstellers Weidler übernommen, der sich in Paris umbrachte. Doch er stiehlt sich nicht einfach in eine andere Identität, er erlangt sie auf dem mexikanischen Konsulat, weil der Beamte, der den Schwindel offenbar durchschaut, die Sache sportlich nimmt und sein intellektuelles Vergnügen daran hat.
„Transit” gilt als beinah historisches Zeugnis vom Schicksal der Flüchtenden. Aber der Verzweiflung der Bedrohten gegenüber steht der skeptisch distanzierte Seidler, gutmütiger Schelm und kapriziöser Held zugleich.
Nicht zuletzt aus seinen Stimmungen zwischen Ratlosigkeit und Zuversicht rührt die anhaltende Spannung des Romans und daraus, dass er die Situation kaum selbst versteht, von der er erzählt. RUDOLF VON BITTER
Anna Seghers Foto: SV-Bilderdienst
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"Transit gehört zu den Büchern, die in mein Leben eingreifen, an denen mein Leben weiterschreibt, so daß ich sie alle paar Jahre zur Hand nehmen muß, um zu sehen, was inzwischen mit mir und mit ihnen passiert ist." - Christa Wolf