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Also Schätzchen, so was Süßes wie dich hab ich noch nie gehabt.
Unter einem tyrannischen Vater, der den mädchenhaften Knaben zu einem »echten« Soldaten machen will, wächst Charlotte von Mahlsdorf in Deutschland auf und schwuchtelt sich durch den Endkampf der Nazis. Als schwuler Transvestit war sie ihr Leben lang eine faszinierende Außenseiterin.
1992 von Rosa von Praunheim verfilmt.

Produktbeschreibung
Also Schätzchen, so was Süßes wie dich hab ich noch nie gehabt.

Unter einem tyrannischen Vater, der den mädchenhaften Knaben zu einem »echten« Soldaten machen will, wächst Charlotte von Mahlsdorf in Deutschland auf und schwuchtelt sich durch den Endkampf der Nazis. Als schwuler Transvestit war sie ihr Leben lang eine faszinierende Außenseiterin.

1992 von Rosa von Praunheim verfilmt.
Autorenporträt
Charlotte von Mahlsdorf wurde 1928 als Lothar Berfelde in Berlin geboren. In jahrelanger Kleinarbeit und unter widrigen Umständen trug sie das Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf zusammen, in dem sie lange Jahre auch lebte. 1992 wurde sie für ihre Verdienste um die Erhaltung von Kulturgütern mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie starb 2002 in Berlin.

Peter Süß, Dr. phil., hat Geschichte, Germanistik, Politikwissenschaft und Publizistik studiert. Heute lebt und arbeitet er als Buch- und Fernseh- und Theaterautor in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.01.2003

DAS HÖRBUCH
Reinkultur leben
Im Gründerzeitblumentopf:
Charlotte von Mahlsdorf erzählt
Charlotte von Mahlsdorf war der bekannteste Berliner Mann in Frauenkleidern. Im Alter von 74 Jahren starb sie im April, nur drei Tage nach den Aufnahmen zu diesem Hörbuch. Schwer zu sagen, ob hier ein Mann oder eine Frau spricht, vielleicht hat das Alter den Unterschied zusätzlich verwischt. Die Stimme ist nasal und brüchig, im Vortrag ungeübt. Die Mahlsdorf müht sich um klare Rede, Nachsilben spricht sie überdeutlich, manchmal klingen Betonungen seltsam. Der wesentliche Eindruck ist der von Harmlosigkeit.
Schon das Kind Lothar Berfelde, aus dem später Charlotte von Mahlsdorf erwuchs, wollte lieber ein Mädchen sein und interessierte sich für das Interieur der Gründerzeit. Sie hat diesen Pfad weder unter den Nazis noch im SED-Staat verlassen. Ihr Mut zur Selbständigkeit geht Hand in Hand mit großer Naivität. Wenn sie erzählt, scheint es, als sei sie nie erwachsen geworden und als sei sie, wie auf einem Kinderbild, eine Blume mit Schnurrbart. Im Gründerzeitblumentopf, versteht sich. Die Mahlsdorf pflegte große Sympathie zum bunten Teil des proletarischen Berliner Milljöhs – „Leben in Reinkultur”, dichtete sie eine Stilblüte zur Beschreibung einer Kneipe im Berliner Scheunenviertel, deren Gäste sich ihrer von gesellschaftlicher Norm abweichenden Sexualität hingaben.
Als Dokument kann diese Aufnahme nur für ein einziges Leben stehen. Streckenweise müsste man viel Interesse aufbringen für Gründerzeitmöbel, um beim Zuhören munter zu bleiben. Aber dieses eine Leben wuchs als seltene Pflanze auf dem abendländischen Acker, es zeigt uns eine fast traumwandlerische Beharrlichkeit. Das Literarische daran liegt in einer Originalität, die der Homosexualität entspringt, und einem Leben als Transvestit in einer unfreundlichen Umgebung. Charlotte von Mahlsdorf lebte gewissermaßen als Kunstwerk, und hätte sie sich nicht auf das Sammeln von Möbeln und das Retten von Schlössern konzentriert, sondern das Interesse nach außen gelenkt und expressiv gearbeitet, wer weiß, ob dieser starke Mensch nicht ein großes Werk zustande gebracht hätte.
MARTIN Z. SCHRÖDER
CHARLOTTE VON MAHLSDORF: Ich bin meine eigene Frau. Antje Kunstmann Verlag, München 2002. 2 CD, 159 Minuten, 24,90 Euro.
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