Normalerweise sollten Koch- und Backbücher immer Liebe auf den zweiten Blick sein, da sie ihre Qualitäten schließlich erst beim Ausprobieren der enthaltenen Rezepte unter Beweis stellen, aber ich gestehe: bei "Großmutters süße Seelentröster" war es Liebe auf den ersten Blick. Nur ein kurzes Zwinkern
Richtung Cover, nicht länger als ein Wimpernschlag, und ich war verloren! Assoziiert ihr auch…mehrNormalerweise sollten Koch- und Backbücher immer Liebe auf den zweiten Blick sein, da sie ihre Qualitäten schließlich erst beim Ausprobieren der enthaltenen Rezepte unter Beweis stellen, aber ich gestehe: bei "Großmutters süße Seelentröster" war es Liebe auf den ersten Blick. Nur ein kurzes Zwinkern Richtung Cover, nicht länger als ein Wimpernschlag, und ich war verloren! Assoziiert ihr auch Farben mit bestimmten Dingen? Seltsamerweise hat die Farbe Blau für mich seit der Kindheit die Bedeutung von Backen, Küche und Gemütlichkeit. Unser altes, zerfleddertes Backbuch "Backen macht Freude" war blau, die Rezeptkladde meiner Mutter hatte diese Farbe und mittlerweile wohne ich sogar in einem blauen Haus mit einer blauen Küche, dazu trägt die Großmutter auf dem Cover des Buches ein Kleid aus Collagentechnik mit der Schrift, mit der meine Mama und Oma noch geschrieben haben und es ist eine Katze in der Nähe vom Herd - das Buch kann doch nur für mich geschrieben worden sein (und für alle anderen mittlerweile erwachsenen Kinder, die gerne in Kindheitserinnerungen inklusive der Leckereien vergangener Tage schwelgen).
Das Innere des Buches schmücken genau wie das Cover ebenfalls die zauberhaften Illustrationen von Stephanie Wunderlich. Manch einer mag gerade bei den Backwaren Bilder oder Fotos der fertigen Leckereien vermissen, aber die Illustrationen sind so schön, altmodisch, fantasievoll und farbenfroh gestaltet und die Zubereitungsfolge jedes Rezeptes bis ins Genaueste erklärt, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, das es auch nur eine Person gibt, die dieses Buch durchblättert und dann behauptet, sie hätte statt der Illustrationen lieber Fotos. Außerdem verdienen Rezepte mit so malerischen Namen wie "Apfel im Schlafrock", "Vanillekaltschale mit Schneeklößchen", "Quetschmadam" und "Errötende Jungfrau" einen ganz besonderen Rahmen.
Bevor der Rezeptteil beginnt, findet man im Buch ein doppelseitiges Vorwort der Autorin "Seelentröster aus Kindertagen", in dem sie schildert, woher unsere Vorliebe für Süßes stammt und wo die im Buch enthaltenen Rezepte ihren Ursprung haben. Da die Rezepte mitunter eine bewegte, erzählenswerte Vergangenheit haben, erzählt Irene Rüter in ihrem Buch auch einige Geschichten hinter den Rezepten. So erfährt man, warum die Ritter arm sind und woher der Ofenschlupfer seinen Namen hat und viele Anekdoten und Legenden mehr.
Die 61 Leckereien sind in folgende Rubriken unterteilt:
Süßes aus dem Backofen
Köstliches aus dem Topf
Leckereien aus der Pfanne
Bonbons und Konfekt
Beliebte Desserts
Traditionelles Gebäck
Den Abschluss bilden zwei Register, zum einen sind die Rezepte nach Gruppen aufgeführt, zum anderen alphabetisch.
Jedes Rezept beinhaltet eine Angabe darüber, wie viel man von der fertigen Leckerei erhält (Gramm, Stückzahl oder Portionen), eine Zutatenliste und eine genaue Beschreibung der einzelnen Zubereitungsschritte. Einige Rezepte sind ergänzt um Tipps, wie eine Speise variiert werden kann oder was besonders gut dazu schmeckt und zu einigen gibt es die bereits erwähnten Anekdoten oder Legenden. Angaben zum Nährwertgehalt sind nicht enthalten, aber meiner Meinung nach haben die in einem Seelentröster-Buch auch rein gar nichts verloren, oder hat schon mal einem die Kalorienangabe unter einem Rezept die Laune gehoben? Ne, na also.
Rezeptauswahl rundum glücklichmachend, Anleitungen absolut gelingsicher, Anekdoten lustig und lehrreich, Illustrationen traumhaft und charmant - wann gibt's Nachschlag von Irene Rüter und Stephanie Wunderlich?