Und es schmeckt einfach …
Wer die Bücher von Inge Friedl kennt, weiß, dass sie uns immer auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Wir dürfen einen Augenblick in Kindheitserinnerungen schwelgen, dürfen an längst vergessene Zeiten denken, dürfen den einzigartigen Geschmack des
Lieblingsgerichts spüren …
Mit diesem Buch „Zu Tisch!“ tauchen wir in die Küchentradition von damals ein, kommen…mehrUnd es schmeckt einfach …
Wer die Bücher von Inge Friedl kennt, weiß, dass sie uns immer auf eine Reise in die Vergangenheit mitnimmt. Wir dürfen einen Augenblick in Kindheitserinnerungen schwelgen, dürfen an längst vergessene Zeiten denken, dürfen den einzigartigen Geschmack des Lieblingsgerichts spüren …
Mit diesem Buch „Zu Tisch!“ tauchen wir in die Küchentradition von damals ein, kommen kulinarischen Geheimnissen auf die Spur und erfahren die Unterschiede zwischen der bäuerlichen und der städtischen Küche. Meine Mutter hatte es als Jugendliche vom Land in die Stadt „verschlagen“ und sie hat mir immer wieder Geschichten erzählt, was sie damals als Haushaltshilfe erlebt hat. Vieles davon findet sich in ähnlicher Form hier in diesem Buch. Die Autorin hat bei ihren Recherchen verschiedene Anekdoten zusammengetragen. Oft musste ich schmunzeln, wenn ich darüber nachdenke wie unterschiedlich heute das Familienessen stattfindet im Gegensatz zu früher. Wobei es mir immer wichtig war, eine gemeinsame Mahlzeit am Tag einzunehmen – nachdem tagsüber alle unterschiedlich auswärts sind, gibt es das Familienessen bei uns abends. Im Gegensatz zu früher, wo die Mahlzeiten meist schweigend eingenommen wurden, wird bei uns viel geredet und jeder erzählt von seinem Tag. Aber das Handy hat während dem Essen nichts bei Tisch zu suchen, diese Unsitte hat zum Glück bei uns nie Einzug gehalten.
Das Buch ist in einzelne Kapitel gegliedert und man erfährt von langjährigen Traditionen, die mittlerweile beinahe in Vergessenheit geraten sind. Beispielsweise war die Morgensuppe lange Zeit ein wichtiger Energielieferant oder das Gabelfrühstück die erste Pause des Tages. Dass das Sauerkraut aufgrund des Vitamin-C-Gehaltes täglich konsumiert wurde, war vermutlich für viele lebensrettend. Ganz selbstverständlich wurde beinahe täglich vegetarisch gekocht, Fleisch war etwas Besonderes und war den Sonn- und Feiertagen vorbehalten.
Fett als Geschmacksverstärker ist heute beinahe verpönt, doch galt dies lange Zeit als Energielieferant und ein Garant dafür, dass sich Dienstboten nicht nach anderen Dienstherren umsahen, wenn zu „trocken“ gekocht wurde. Die Geheimzutaten, die wohl jede Köchin für sich beanspruchte, waren das Besondere, was die zum Teil einfachen Rezepte von denen der Nachbarn unterschieden und wurden nur in Ausnahmefällen auch an die Töchter weitergegeben.
Neben Geschichten und Bildern aus – wie es scheint – grauer Vorzeit, findet man auch viele Rezepte, die entweder nicht mehr so geläufig sind oder bereits vollständig vergessen wurden. Beispielsweise finden sich Roggene Rohrnudeln, Tuschen, Saure Supp’n mit Brennsterz oder ein gefülltes Brathendl in dem Buch.
Doch auch Traditionen und Bräuche werden angesprochen. Der Godnstriezel, den Kinder von der Taufpatin zu Allerheiligen bekommen, hält sich in vielen Familien noch bis heute. Natürlich findet man auch ein Striezel-Rezept in dem Buch, das sich gleich auszuprobieren lohnt.
Alles in allem ein rundum gelungenes Erinnerungsbuch an längst vergangene Zeiten. Nicht um an der Vergangenheit festzuhalten, sondern sich wieder darauf zu besinnen, was wichtig ist im Leben und um dem Alltagsstress ein wenig zu entfliehen. Gerne vergebe ich dafür 5 Sterne.