Die Sorcery!-Reihe gehört zu den Klassikern des Spielbuchgenres. Bereits in den 80er Jahren erstveröffentlicht, besticht die Reihe durch manche Innovationen, die auch heute noch zu überzeugen wissen.
Die Grundregeln dürften dem Fighting Fantasy Veteranen schnell vertraut vorkommen. Neu hinzu kommt
jedoch die titelgebende Zauberei. Als große Innovation der Reihe verkörpern wir nämlich einen…mehrDie Sorcery!-Reihe gehört zu den Klassikern des Spielbuchgenres. Bereits in den 80er Jahren erstveröffentlicht, besticht die Reihe durch manche Innovationen, die auch heute noch zu überzeugen wissen.
Die Grundregeln dürften dem Fighting Fantasy Veteranen schnell vertraut vorkommen. Neu hinzu kommt jedoch die titelgebende Zauberei. Als große Innovation der Reihe verkörpern wir nämlich einen Zauberer, der 48 Zauber beherrscht. Gewissermaßen sind wir es jedoch als Leser, die diese Zauber beherrschen müssen, indem wir vor dem Spiel das Zauberbuch studieren und dort die Abkürzungen, Effekte und Bedingungen der Zauber lernen müssen. Während unserer Queste werden wir immer wieder vor die Auswahl zwischen 5 Zauberkürzeln gestellt für die wir uns aus unserem Gedächtnis entscheiden müssen. Dazu müssen wir wissen, ob der Zauber existiert, der Effekt passend sein kann und ob wir die richtigen Zutaten besitzen. Vertun wir uns, zahlen wir mit Ausdauerpunkten.
Sorcery! verlangt von uns nicht nur, dass wir die Zauber auswendig lernen, auch ansonsten ist die Reihe stellenweise bockschwer. Falsche Abbiegungen, schlecht gemerkte Zauber, versäumte Pausen und ähnliches zehren schnell an unserer Ausdauer. Auch führt der eine oder andere Weg in unverhoffte Sackgassen. Bei der Wegführung zeigt sich das Alter der Reihe neben den sehr gewöhnungsbedürftigen Illustrationen am deutlichsten. Der dritte Band führt uns durch die Ödlande von Karkhabad, verläuft dabei aber äußerst zufällig und wirkt etwas unstrukturiert. Im Grunde entscheiden wir uns mit kärglichen Informationen für Wege in verschiedene Himmelsrichtungen, wobei wir trotz Karte kaum ahnen können, was uns dort erwartet. Sehr häufig stolpern wir unverhofft in Gegnergruppen oder geraten an teils absurde Zwischenbegegnungen. Was soweit eine Stilfrage ist, wird spätestens dann ärgerlich, wenn sich diese Begegnungen als Spielentscheidend herausstellen und unser Erfolg oder Misserfolg an solchen Zufällen klebt. So kann das ganze Abenteuer daran scheitern, ob wir einer augenscheinlich zufällig getroffenen Person ein bestimmtes Objekt geben oder nicht. Auch sonst kommt es immer wieder zu unlogischen oder sogar kontraintuitiven Situationen. Was vermutlich dazu gedacht war, mit Klischees und Erwartungshaltungen zu spielen, erschwert das Spiel ungemein und wirkt teilweise nachgerade unfair. Selbst aufmerksames Lesen oder kluge Zauberauswahl garantieren uns noch lange keinen Erfolg. Dadurch ist mehrmaliges Neustarten kaum zu umgehen, was umso ärgerlicher ist als wir formal immer bei Band 1 beginnen müssten…
Lässt man sich auf das oft sehr zufällige Spielgeschehen ein und stört sich nicht an unverbundenen Einzelszenen, kann Sorcery! durchaus aufblühen. Im dritten Band gelingt dies durch das Grundthema der sieben Schlangen. Diese Geschöpfe – über die wir leider auch eher zufällig stolpern – müssen allesamt leicht anders bekämpft werden und können am besten mit herauszufindenden Tricks besiegt werden. Sie sind ein wiederkehrendes Thema und betonen den Rätselaspekt der Reihe, da wir uns oft entscheiden müssen, welcher Zauber oder welche Zutat helfen könnte um die jeweilige Schlange zu besiegen. Hier unterscheidet sich Sorcery! angenehm von endlosen Kampf- und Würfelorgien anderer Spielbücher, kann aber auch frustrierend werden, wenn wir den Trick gerade nicht parat haben und brutal verspeist werden… Sorcery! ist eben ein anspruchsvolles Abenteuer…
Fazit
Sorcery! Ist eine außergewöhnliche Reihe. Die Zauberspruchidee weiß zu überzeugen und sorgt für Abwechslung und eine interessante Vermengung von Spieler- und Charakterwissen.
Wer Rätsel und eine stark oldschoolige Fanasy mag, erhält ein gut konzipiertes und forderndes Spielbuch. Wer modernere Spielbücher kennt, wird aber nicht umhin kommen, die gewöhnungsbedürftige Struktur des Buches zu bemerken und immer mal wieder Augen zudrücken müssen. Ein interessanter Ausflug in die Geschichte des Spielbuchgenres ist es jedoch allemal.