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»Sie hatte die Vertreibung aus Böhmen hinter sich, sie war die Mutter eines chaotischen Sohnes, und sie hatte dreißig Jahre lang den täglichen Drahtseilakt einer Ehe mit Heinrich und einer Liaison mit Albrecht bewältigt.«
Nun wartet Antonia, die mit fünfzig noch immer attraktiv und schön ist, mit einer Handvoll Menschen auf das Ableben ihres todkranken Mannes. Die Monate vergehen, doch in der weißen Villa in Ruppertshain im Taunus herrscht eine merkwürdige Art von Stillstand. Um so mehr sind seine Bewohner erschüttert, als das erwartete Ereignis tatsächlich eintritt - und ihnen eröffnet…mehr

Produktbeschreibung
»Sie hatte die Vertreibung aus Böhmen hinter sich, sie war die Mutter eines chaotischen Sohnes, und sie hatte dreißig Jahre lang den täglichen Drahtseilakt einer Ehe mit Heinrich und einer Liaison mit Albrecht bewältigt.«

Nun wartet Antonia, die mit fünfzig noch immer attraktiv und schön ist, mit einer Handvoll Menschen auf das Ableben ihres todkranken Mannes. Die Monate vergehen, doch in der weißen Villa in Ruppertshain im Taunus herrscht eine merkwürdige Art von Stillstand. Um so mehr sind seine Bewohner erschüttert, als das erwartete Ereignis tatsächlich eintritt - und ihnen eröffnet wird, daß Haus und Park zutiefst verschuldet sind. Und schon werden aus alten Freunden Feinde, lauern die Finanzhaie darauf, den Besitz des ehemaligen Frankfurter Bankiers zu parzellieren und gewinnbringend zu vermarkten. Antonia aber weiß sich zu wehren.
Autorenporträt
Mosebach, MartinMartin Mosebach wurde 1951 in Frankfurt am Main geboren. Sein Jurastudium schloss er 1979 ab, widmete sich aber dann der Literatur. Er erhielt 1980 den Förderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung und arbeitet seitdem als freier Schriftsteller. 1999 wurde er mit dem Doderer-Preis geehrt, 2004 mit dem Blauen Salon Preis des Frankfurter Literaturhauses und im Oktober 2007 erhielt er den begehrten Georg Büchner-Preis für sein Gesamtwerk - Romane, Erzählungen, Gedichte, Theaterstücke, Drehbücher und Libretti.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2007

Frankfurter Nebelfürst
Der Büchnerpreisträger Martin Mosebach in seinen Werken

Sein Weg weckt Assoziationen an die Romanhelden vergangener, ihm selbst freilich bestens vertrauter Epochen: Wenn es stimmt, dass Martin Mosebach, geboren am 31. Juli 1951 in Frankfurt am Main, die Rechtswissenschaften "schlampig, schlecht und improvisiert" (Mosebach) betrieben hat, dann muss er ein Verwandter der quer zur Gesellschaft stehenden und schon deswegen tiefer blickenden Taugenichtse sein. Von ihnen mag er (auch) gelernt haben, dass der Held am interessantesten ist, der den Ansprüchen der Leistungsgesellschaft nicht genügt, und sich der edlen Resignation mehr abgewinnen lässt als dem plumpen Aufbegehren. Das vollendet gewandte Auftreten, die glänzend geschliffene Sprache des Autors, der Mosebach nach dem Zweiten Staatsexamen (1979) wurde, dementieren eine solche Zuordnung nur äußerlich: Denn nicht nur, dass schon sein Vater, der Arzt war, "vollkommen in der Poesie" lebte - die Helden seiner eigenen Romane wecken klassisch-romantische Erinnerungen aufs Stärkste.

Golo Mann wurde auf das Talent aufmerksam, das seine Erzählungen bis dahin mehr zum Zeitvertreib geschrieben hatte. Der Roman "Das Bett" (1983) lässt einen nach Frankfurt heimkehrenden deutsch-jüdischen Emigrantensohn sich in das Bett seines alten Kindermädchens verkriechen - Metapher einer Heimat, die auch der Autor selbst in der literarischen Szene nie richtig gefunden haben will. In diesem, aber nur in diesem Sinne ist Mosebach ein altmodischer Autor, dessen Sprachbewusstsein Kritiker zuweilen dem Missverständnis aufsitzen ließ, sie hätten es mit einem Sprach- und also Selbstverliebten zu tun - ein Vorwurf, der schon Thomas Mann gemacht wurde, mit dem (und mit Musil) Mosebach seit seinem Debüt verglichen wird. "Ruppertshain" (1985) lässt zwei Welten aufeinander prallen: das Immobiliengeschäft und den lebensuntüchtigen weiblichen Charme aus einer versunkenen Welt.

Das Versstück "Rotkäppchen" wurde 1992 in Frankfurt uraufgeführt; der Roman "Westend" (1992) war das Dokument einer ambivalenten Frankfurt-Liebe, in sechs Jahren zu einem Achthundert-Seiten-Ungetüm aufgeschichtet. Weitere Prosa ("Stillleben mit wildem Tier", 1995; "Das Grab der Pulcinellen" 1996; "Die schöne Gewohnheit zu leben. Eine italienische Reise"; 1997), dazu Lyrik ("Das Kissenbuch" und "Album Raffaello", 1995) zeigten intime Kennerschaft verschiedenster Zeiten, Formen und Räume; "Die Türkin" (1999) führte die Orientsehnsucht als schwer heilbare Intellektuellenkrankheit humoristisch vor.

Vollends wies das nächste Frankfurt-Epos seine elegante Meisterschaft aus: "Eine lange Nacht" (2000), die Geschichte eines durchgefallenen, aber märchenhaft aufsteigenden Examenskandidaten, nötigte die Kritiker zu höchsten Vergleichen und Etiketten. "Der Nebelfürst" (2001), die zur vorvergangenen Jahrhundertwende spielende, halbphantastische Hochstaplergeschichte, festigte Mosebachs Rang als Ausnahmeerzähler. "Das Beben" (2005) pries Michael Maar in dieser Zeitung als das Werk eines endgültig konkurrenzlos gewordenen Romanschriftstellers. Der Autor von Filmdrehbüchern, Theaterstücken, Hörspielen, Opernlibretti und Reportagen verfasste auch zahlreiche literatur-, kunst- und religionsgeschichtlich gesättigte Essays, viele davon für diese Zeitung.

EDO REENTS

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