Ein Buch, dass den Zeitgeist der westlichen Welt nach dem 11. September ins Mark trifft.
Hammer erzählt gelungen die Geschichte von Max u Adil, zwei jugendlichen Außenseitern, die nur in einer Gruppe von Salafisten in der Moschee Anschluss finden.
Hierbei bedient sich die Autorin wechselnder
Perspektiven. Je seitenweise erleben wir das alltägliche Leben von Max, seiner Schwester Paula u dem…mehrEin Buch, dass den Zeitgeist der westlichen Welt nach dem 11. September ins Mark trifft.
Hammer erzählt gelungen die Geschichte von Max u Adil, zwei jugendlichen Außenseitern, die nur in einer Gruppe von Salafisten in der Moschee Anschluss finden.
Hierbei bedient sich die Autorin wechselnder Perspektiven. Je seitenweise erleben wir das alltägliche Leben von Max, seiner Schwester Paula u dem Polizeibeamten Kamper mit. Besonders ansprechend für junge Leser sind die wirklich lebensnahen Inhalte der Hauptfiguren: Kemper als verzweifelter Witwer, der unbedingt einen Fahndungserfolg aufweisen muss, aber in seiner Trauer oft gedanklich abschweift in die Vergangenheit u auch von diversen anderen äußeren Umständen vom Wesentlichen abgelenkt wird. Sympathisch wird diese Person durch seine Beziehung zu dem kleinen behinderten Neffen Tom. Ein weiterer Pluspunkt für das Buch, der zeigt, wie schwierig Familienleben sein kann, wenn nicht alle Mitglieder gesund sind. Jeder hat so seine kleinen Probleme, die aber sehr schwer wiegen.
Die andere wichtige Familie ist die der Geschwister Max u seiner jüngeren Schwester Paula. Sie ist ein Pferde verrücktes Mädchen, verliebt sich aber in den imigrierten Freund ihres Bruders. Adil scheint ihr so viel reizvoller als der nette junge aus dem Reitstall, aber wie es so oft ist: Gefühle sind kompliziert u erst recht, wenn man sich wie Adil dem Glauben verschrieben hat. Auch Max, der auch früher schon ein Eigenbrödler war u den leicht abgehobenen esoterischen Eltern oft Kummer bereitet hat, lässt sich vom Prediger Muhamed auf das Gleis des "Regionalexpress" führen. Mit Skepsis sehen die Eltern den neuen Glauben ihres Zöglings, doch auch sie sind einer spirituellen Ersatzreligion verfallen. Hier wird im Buch deutlich wie schmal der Grad einer Glaubenserzeugung sein kann, was noch legitim ist u was Scharlatanerei ist.
Paule ist die Person im Buch die am ehesten einen kühlen Kopf behält, auch wenn sie dabei sehr menschlich bleibt u durchaus altersgemäß agiert. So ist es nicht verwunderlich, dass Adils Onkel ihr hilft u dabei auch Max nicht aus den Augen verliert.
Die Bedrohung für Deutschland ist omnipräsent aber relativ unaufgeregt, Thriller als Bezeichnung scheint etwas zu hoch gegriffen. Dier "Regionalexpress" besticht weniger mit Spannung, als mit sprachlicher Angemessenheit u pädagogischem Fingerzeig. Positiv anzumerken ist außerdem, dass Hammer neben dem Anschlag, der aber leicht vorhersehbar daher kommt, viele wichtige Ereignisse des letzten Jahrzehnts aufgreift u dem Leser so näherbringt. So spielt z. B. das japanische Erdbeben eine große Rolle u bewegt Paula u ihren Freundeskreis über Aspekte wie Umweltschutz nachzudenken u auch selber aktiv zu werden, auch wenn die Atomkatastrophe erst mal weit weg zu sein scheint. Überhaupt will das Buch uns sagen, das es gilt aufzuwachen. Besonders Jugendliche sollen so aufgerüttelt werden u in einer Welt, die von Negativschlagzeilen bestimmt ist, die Fahne der Menschlichkeit u des Mitgefühls hochzuhalten. Dabei gilt es im Kleinen im Familienkreis anzufangen, aber auch Faktoren wie Globalisierung u Verantwortung für andere schwingen zwischen den Zeilen immer mit. Alles in allem hat Hammer ein sinnvolles Werk geschaffen, das aber leider etwas konstruiert erscheint. Die Idee drei Einzelschicksale einzuflechten ist halbwegs emotional realisiert u könnte für die Unterrichtsgestaltung in der späten Sek I durchaus als Lektüre geeignet sein.