Das Nibelungenlied ist eine der bedeutendsten höfischen Dichtungen der deutschen mittelalterlichen Heldenepik. Es wurde um 1200, vermutlich von einem Österreicher unbekannter Herkunft, verfasst. Es fasst Stoffe der Völkerwanderung (4.-6. Jahrhundert), die über viele Jahrhunderte nur mündlich
überliefert wurden, zusammen. Erzählt wird von höfischem Leben, Liebe, Tod, Verrat, Treue und gnadenloser…mehrDas Nibelungenlied ist eine der bedeutendsten höfischen Dichtungen der deutschen mittelalterlichen Heldenepik. Es wurde um 1200, vermutlich von einem Österreicher unbekannter Herkunft, verfasst. Es fasst Stoffe der Völkerwanderung (4.-6. Jahrhundert), die über viele Jahrhunderte nur mündlich überliefert wurden, zusammen. Erzählt wird von höfischem Leben, Liebe, Tod, Verrat, Treue und gnadenloser Rache.
Bis zu seiner Wiederentdeckung und Übertragung ins Neuhochdeutsche durch den Schweizer Johann Jakob Bodmer (1698-1783) war das Nibelungenlied verschollen gewesen. Danach wurde es zum deutschen Heldenepos und Künstler, ob Dichter, Musiker oder Filmregisseure, setzten sich immer wieder mit dem Stoff auseinander, der bis heute nichts von seiner Faszination verloren hat.
Der vorliegende Reclam-Band zeigt die Stationen des „Mythos Nibelungen“. In einer ausführlichen Einleitung (65 Seiten) des Herausgebers Joachim Heinzle wird zunächst gewissermaßen die Karriere des Heldenepos skizziert, angefangen von den historischen Grundlagen und den Wurzeln der Überlieferung bis zur Szenen-Verarbeitung der Sage durch den Dramatiker Heiner Müller. Auch die Beschwörung der Nibelungentreue in den beiden Weltkriegen als propagiertes Schlagwort für bedingungslose Treue wird beleuchtet.
Danach versammelt der Band zahlreiche Texte und Bilder, die die Entwicklung des Mythos demonstrieren. Dabei liegt die frühe Entstehung der Nibelungensage im tiefen Dunkeln. So tauchte der Stoff bereits in der isländischen Lieder-Edda auf. Breiten Raum (über 70 Seiten) nehmen Auszüge des Nibelungenliedes um 1200 in der Übersetzung von Siegfried Grosse ein, ebenso Bodmers „Die Rache der Schwestern“ aus dem Jahre 1767.
Im 19. und 20. Jahrhundert waren es vor allem die Lyriker und Dramatiker, die sich von dem Sagenstoff inspirieren ließen. Beispiele sind hierfür: Heinrich Heine, Ludwig Uhland, Friedrich Hebbel, Georg Herwegh und später Paul Celan und Heiner Müller. Nicht zu vergessen natürlich Richard Wagners „Ring der Nibelungen“, aus dem Auszüge aus „Rheingold“ aufgenommen wurden.
Der Band zeigt eindrucksvoll, dass die Nibelungen aktuell wie eh und je sind. Immer noch sind sie Garant für die Aufmerksamkeit der Leserschaft oder des Publikums. In fast Tausend Jahre lang sind sie so etwas wie die „deutsche Ilias“ geworden. Ein hochinteressanter Reclam-Band zum Wagner-Jubiläumsjahr.