Der 300. Todestag der großen Maria Sibylla Merian (1647-1717) bietet dem Berliner Kupferstichkabinett und dem Städel Museum in Frankfurt die Gelegenheit zu einer ge-meinsamen Ausstellung. Sie widmet sich der naturgeschichtlichen Blumen- und Pflanzendarstellung vornehmlich in den Kunstformen der
Zeichnung und Druckgraphik vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Maria Sibylla Merian steht im Zentrum dieser…mehrDer 300. Todestag der großen Maria Sibylla Merian (1647-1717) bietet dem Berliner Kupferstichkabinett und dem Städel Museum in Frankfurt die Gelegenheit zu einer ge-meinsamen Ausstellung. Sie widmet sich der naturgeschichtlichen Blumen- und Pflanzendarstellung vornehmlich in den Kunstformen der Zeichnung und Druckgraphik vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. Maria Sibylla Merian steht im Zentrum dieser Präsentation, die aus Teilen der herausragenden Bestände der beiden Museen zusammengestellt wurde. Dieser zentrale Grundstock der Ausstellung wurde durch ausgewählte Leihgaben aus anderen Sammlungen ergänzt. Anhand von rund 190 Werken von Merian, ihren Vorläufern, Zeitgenossen und Nachfolgern werden die unterschiedlichen Ausdrucksformen in der Darstellung von Blumen und naturkundlichen Bildthemen vorgestellt.
Im Hirmer Verlag ist der umfangreiche und reich illustrierte Begleitkatalog zu dieser bemerkenswerten Doppel-Ausstellung erschienen. In fünfzehn Essays von renommierten Kunsthistorikern wird das vielfältige Werk von Merian beleuchtet, neben ihren meisterhaften Blumenzeichnungen aber auch ihr Behauptungswille als Frau in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft. Ein Beitrag befasst sich ausschließlich mit ihrem zweiteiligen „Raupenbuch“ aus den Jahren 1679 und 1683. Daneben wird auch die Autorenschaft an Blumendarstellungen hinterfragt, die ihr bisher zugeordnet wurden. Ein anderer Text beschäftigt sich ausführlich mit Blumen- und Pflanzendarstellungen in der Buchkunst und im frühen Kupferstich. Eine wichtige Basis für die spätere Blumenmalerei in Renaissance und Barock bildeten die Blumenranken in der niederländischen Buchmalerei des 15. Jahrhunderts. Ein Essay ist Georg Flegel (1566-1638) gewidmet, der als erster professioneller Stilllebenmaler in Deutschland eine zentrale Persönlichkeit in der Entwicklungsgeschichte des Blumenbildes war. Den Text-Reigen beschließt eine Betrachtung der deutschen Landschaftszeichnung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
In die Texte sind die meist ganzseitigen Abbildungen der Ausstellungswerke (mit kurzen Erläuterungen) integriert, sodass ein Blättern in einem gesonderten Katalogteil entfällt. Darüber hinaus werden die Essays noch durch weitere Abbildungen illustriert und damit zur Verständlichkeit und Thementiefe beitragen. Ein mehrseitiges Literaturverzeichnis komplettiert den hervorragenden Katalog, der das Zeug zu einem Standardwerk der Tradition und Geschichte des Blumenbildes hat.