Mein Eindruck
Barbara Traber erzählt von einem Land der glücklichen Hühner, das sie vor etwa 30 Jahren zum ersten Mal besuchte. Ein verlockendes Angebot bzw. ein Inserat war damals der Grund, sich für eine landwirtschaftlich geprägte Region im Osten von Frankreich, der so genannten Bresse zu
interessieren. Der Familie schien die Schweiz viel zu eng, um frei und unabhängig zu leben und so…mehrMein Eindruck
Barbara Traber erzählt von einem Land der glücklichen Hühner, das sie vor etwa 30 Jahren zum ersten Mal besuchte. Ein verlockendes Angebot bzw. ein Inserat war damals der Grund, sich für eine landwirtschaftlich geprägte Region im Osten von Frankreich, der so genannten Bresse zu interessieren. Der Familie schien die Schweiz viel zu eng, um frei und unabhängig zu leben und so sollte bald ein eigenes, günstiges Haus mit viel Land ihnen diese Freiheit verschaffen. Es ist eine Gegend mit sanften Hügeln im Osten und der weiten Saôneebene im Westen, durchzogen von Weihern, Kleinseen, Gehölzen und Auen. Ihre Höfe liegen teilweise weit von den eher kleinen Dörfern entfernt. Dementsprechend sind die Menschen eher traditionell veranlagt und hängen an den alten Werten. Charolais Rinder auf der Weide, glückliche Hühner und Pferde sind ein Wahrzeichen dieser Landschaft. Der Maisanbau war und ist ein wichtiger landwirtschaftlicher Zweig, da Mais für die Fütterung der berühmten Bressehühner unerlässlich ist. Doch die seit Jahren verlassenen Herrschafts- und Bauernhäuser passten nicht in das Bild der Trabers, selbst das neu entdeckte kleine Haus am Fluss oder die Hütte, wie es eine Landsmännin abwertend nannte, waren keine wirkliche Residenz für Schweizer. Nichts desto trotz sollte es die zweite Heimat werden da die Familie sich sofort in diese ruhige Gegend verliebte. Nach einigen Zweifeln jedoch holte sich Frau Traber Rat bei ihrem Bruder, und er unterstützte die Absicht das Haus am Rand des berühmten Weingebietes Burgund zu kaufen. Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages wurde die Schweizer Familie Traber von den Erben des verstorbenen Hausbesitzers Monsieur Prabel als Engel und Retter angesehen, da man befürchtete das Haus niemals los zu werden. Schnell begannen die Renovierungsarbeiten und bei jeder Ankunft ihrer neu erworbenen Immobilie mit Abort außerhalb des Hauses, führten sie eine Strichliste, um zu überprüfen ob der 2. Wohnsitz kontinuierlich besucht wird. Die Beschreibungen einer beginnenden paradiesischen Zeit, mit Ruhe am Fluss, den heißen Sommern und den fantastischen Sonnenuntergängen, sowie entstehender Freundschaften, wie mit den beiden Wirtinnen Anni und Odette vom angrenzenden Cafe „Au bon coin“ oder die guten Beziehungen zu den einfachen Nachbarsleuten sind der Autorin mit treffenden Worten gelungen. Gedanken und Erinnerungen von einem viertel Jahrhundert schildert sie während der Zeit in der Bresse, die zur 2.Heimat wurde. Eine Heimat mit weiter Landschaft, einfachen Menschen, dem lieb gewonnenen Haus mit Garten am Fluss, den wunderschönen Jahreszeiten und Geschichten. Womit die Autorin nicht gerechnet hat, ist das Schreiben dieses Ich-Buches. Doch Gedanken und Erinnerungen haben sie so sehr inspiriert, dass es eine Liebeserklärung von einer Nicht-Französin für alles Französische ausdrücken sollte. Selbst ich würde diesen natürlichen Landstrich im Osten Frankreichs gern besuchen, weil die beschriebenen Bilder genau meinen Vorlieben entsprechen, bis hin zu den gedanklichen Fahrradtouren am Fluss. Dennoch fragte sich die Autorin auch, was sie so lange in dieser einsamen Gegend gehalten hat, wo die Schicksale der Dorfbewohner nicht gerade rosig waren. Der Inhalt dieses Buches handelt weniger über glückliche Bressehühner, wie ich es zuerst annahm, statt dessen sind es 20 Dorfgeschichten und sogar teils Erfundene, die trotzdem im Bewusstsein wirken, weil man sie vom Herzen liebt. Erstaunlich ist es jedoch, wenn man eine Art Biografie schreibt und dann mit Ausgedachtem vermischt. Barbara Traber ist verwitwet und lebt heute wieder in Worb, im Kanton Bern-Schweiz als freie Publizistin und Autorin. Es ist ein Buch mit einem Hauch Nostalgie.