In der Welt der Kunst ist ja vieles ein bisschen anders – kaum ein Künstler hat einen 9-to-5-Job und wo sich in zahlreichen Berufsbranchen ohne Kammer-Ausbildung, Diplom oder Berufskolleg keine Türen öffnen, fanden sehr erfolgreiche Künstler oft recht ungewöhnliche „Wege zur Kunst“. Im neuen Band
der Gatzanis-Kunstreihe G:sichtet „Geben und Nehmen“ stellt Herausgeberin Adrienne Braun 17…mehrIn der Welt der Kunst ist ja vieles ein bisschen anders – kaum ein Künstler hat einen 9-to-5-Job und wo sich in zahlreichen Berufsbranchen ohne Kammer-Ausbildung, Diplom oder Berufskolleg keine Türen öffnen, fanden sehr erfolgreiche Künstler oft recht ungewöhnliche „Wege zur Kunst“. Im neuen Band der Gatzanis-Kunstreihe G:sichtet „Geben und Nehmen“ stellt Herausgeberin Adrienne Braun 17 künstlerische Schüler-Meister-Paare und eine sehr erfolgreiche Autodidaktin aus Baden-Württemberg vor: In ihren Interviews beleuchtet Adrienne Braun die sehr persönlichen Beziehungen zwischen Förderern und Geförderten quer durch alle Genres. Da ist beispielsweise Florian Dauner, Schlagzeuger der Fantastischen 4 – er fand seinen Meister in Vater Wolfgang Dauner, einem der renommiertesten Jazzmusiker des Landes. Er wies seinem Sohn nicht nur den Weg zu Noten und Instrumenten, sondern kennt als erfolgreicher Pianist und Filmkomponist auch die Höhen und Tiefen der Musikbranche. Bildhauerin Ines Skirde reibt sich an der Stuttgarter Kunstakademie mit „ihrer“ Professorin Birgit Brenner, Bühnenbildnerin Rosalie und ihren Meister Jürgen Rose verbindet seit vielen Jahren die Besessenheit für die gemeinsame Kunstrichtung und Hochachtung vor einander und Eric Gauthier – Musiker und früher Tänzer beim Stuttgarter Ballett – folgte seinem Mentor Reid Anderson sogar in einen anderen Kontinent. Heute ist der ehemalige Eleve selbst Chef einer gefeierten Tanz-Companie. Besonders interessant ist die Frage, wie Schüler und Mentor sich finden und was die wesentlichen Elemente eines fruchtbaren Lern- und Arbeitsprozesses sind. Vor allem Vertrauen ist der Kitt, der solche „Kunst-Paare“ zusammen hält und weiter bringt. Eine Sonderrolle im Buch spielt Marek Kroymann: die Schauspielerin, Sängerin und Satirikerin hatte einfach „keine Lust auf Machos, die Frauen fertigmachen“, und von denen tummeln sich in ihrer Branche ja so einige, gerade wenns um Nachwuchsförderung und Entscheidungen geht. Sie nahm ihr Talent entschlossen in die eigenen Hände, nutzte Chancen, Kooperationen mit erfahrenen Kollegen und Entfaltungsräume, um sich auszuprobieren und vor allem: um sich selbst und ihrer Kunst treu zu bleiben. „Geben und Nehmen“ ist ein toll gestaltetes Buch, das Kunst und Künstler von einer eher unbekannten Seite ins Rampenlicht rückt, vielmehr: ins Blickfeld der Leser und vor die Kamera von Frank Paul Kistner, der alle Protagonisten sowohl in ausdrucksstarken Portraits als auch in ihrem Arbeitsumfeld fotografiert hat.