Schon auf den ersten Seiten des Buches war ich gefesselt von der Schilderung, wie Frau Gerstenlauer in einem kleinen Antiquitätengeschäft in Tallin auf eine zunächst unscheinbare Ikone stößt, die dann sowohl für sie persönlich, als auch für die Fachwelt von großer Bedeutung sein wird.
Das
vollständig zweisprachig gehaltene Buch ,Die Rach-Ikone“, von der Kunsthistorikerin Renate Gerstenlauer…mehrSchon auf den ersten Seiten des Buches war ich gefesselt von der Schilderung, wie Frau Gerstenlauer in einem kleinen Antiquitätengeschäft in Tallin auf eine zunächst unscheinbare Ikone stößt, die dann sowohl für sie persönlich, als auch für die Fachwelt von großer Bedeutung sein wird.
Das vollständig zweisprachig gehaltene Buch ,Die Rach-Ikone“, von der Kunsthistorikerin Renate Gerstenlauer befasst sich mit der spannenden Entdeckung und zeitlichen Zuordnung dieser ganz besonderen Ikone.
In 9 Kapiteln wird dargestellt, wie unter der oberen Malschicht einer an sich schon alten Ikone (ca. 1700) eine noch ältere Darstellung eines Mannes, nämlich derjenigen des Räubers Rach auftaucht.
Wie sich herausstellt, ist die Ikone Teil einer Ikonostase, einer Bilderwand vor dem Altarraum orthodoxer Kirchen.
Sehr interessant und für den Laien verständlich sind auch im weiteren die Beschreibungen, wie in mühevoller Kleinarbeit die obersten Schichten der Ikone entfernt werden und wie sich alles nach und nach wie bei einem Puzzle zu einem Gesamtbild fügt, bis schließlich das Bild des reumütigen Räubers vor dem Auge des Betrachters steht.
Weiterhin wird dargelegt, wie diese Entdeckung zeitlich und kunsthistorisch einzuordnen ist. Frau Gerstenlauer geht unter anderem auf die politische Situation in Russland zwischen 1400 und 1700 ein und welche Rolle der Ikonenmaler in diesem Zeitraum einnahm. Allgemeines zur Darstellung des guten Räubers in der Ikonenmalerei schließt sich an Darauf folgt dann die kunsthistorische Eingliederung der freigelegten Rach-Ikone.
Ein Katalogteil mit qualitativ hochwertigen Photos des Restaurierungsprozesses und vergleichende Abbildungen ähnlicher Darstellungen dieser Figur runden den kunsthistorischen Teil des Berichts ab.
Man spürt die Begeisterung der Kunsthistorikerin aber auch der Privatperson in Frau Gerstenlauers Ausführungen und erfährt, dass man sich bei der Beschäftigung mit Ikonen nicht nur von seinem Fachwissen, sondern auch von seiner Intuition leiten lassen muss.
Beim Lesen des Buches habe ich mich anstecken lassen von ihrem Engagement für die Sache der Ikonen im Allgemeinen und dieser einen im besonderen. Man kann gut nachvollziehen, dass sie ihre Erfahrungen mit dieser sensationellen Entdeckung gern an Fachleute und auch Laien weitergeben möchte.
Ich meine, ihr ist mit diesem Buch eine mitreißende Darstellung einer Spurensuche in der Welt der Ikonen gelungen!