Gisa Paulys erster historischer Roman greift gleich ein großes deutsches Thema auf und versucht, den Lebensweg der Frau des Arminius zu schildern. Zugrunde gelegt hat sie mehr noch als die Quellen, die ja außer ein paar Notizen nicht viel hergeben, die Legenden, die seit der frühen Neuzeit um dieses
berühmte Paar gesponnen wurden. Außerdem flicht sie noch einen Strang ein, in dem eine erfundene…mehrGisa Paulys erster historischer Roman greift gleich ein großes deutsches Thema auf und versucht, den Lebensweg der Frau des Arminius zu schildern. Zugrunde gelegt hat sie mehr noch als die Quellen, die ja außer ein paar Notizen nicht viel hergeben, die Legenden, die seit der frühen Neuzeit um dieses berühmte Paar gesponnen wurden. Außerdem flicht sie noch einen Strang ein, in dem eine erfundene Nichte des Augustus sich ausgerechnet in Arminius verliebt, die, weil er sie verschmäht, ihn dann mit ihrem Hass verfolgt.
Die Autorin hat sich wirklich Mühe gegeben mit der Umsetzung ihrer Recherche, aber am Ende blieb für mich kaum mehr als eine moderne und ziemlich triviale Variante von Händels Arminio oder Kleists Herrmannsschlacht in Gestalt eines reichlich modern anmutenden Frauen- und Liebesromans. Man findet hier alle Versatzstücke aus den bekannten Romanen, die zur Römerzeit spielen, Gut und Böse sind sauber verteilt und die bekannte Geschichte wird konventionell und ohne Überraschungen erzählt. Man wird ganz nett unterhalten (die Autorin schreibt ansonsten unterhaltsame Krimis und Frauenromane), aber das wars dann auch.
Gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass sich Handlungsstränge einschleichen, die weniger der Recherche, sondern der Lektüre anderer historischer Romane, die im Umfeld des Augustus spielen, entstammen. Anscheinend bekommt etwas, das oft genug behauptet wird, irgendwann den Anschein von historischer Realität.
Das ist der zweite Roman zu diesem Thema, den ich lese, und wieder wurde ich enttäuscht, anstelle einer authentischen Geschichte dieser Frau die alte Legende aufgetischt zu bekommen und das Gefühl zu haben, dass historische Roman zu aktuellen Jubiläen oberflächlich recherchiert und mit der heißen Nadel gestrickt werden.