Materialreiche Beiträge über erotische und pornographische Werke deutschsprachigerAutoren aus dem Zeitalter der Aufklärung anschaulich illustriert.Es gilt, aufzuräumen mit einer Legende, nämlich der seit grauer philologischer Vorzeit umlaufenden Annahme, dass die sittsamen Deutschen im 18. Jahrhundert kaum erotische oder gar pornographische Texte geschrieben hätten. Die Herz, Kopf und nicht zuletzt den Körper anregenden Bücher, die im Zeitalter der Aufklärung in deutschen Landen lustvoll gelesen worden sind, sind keineswegs ausschließlich Werke fremder Provenienz gewesen.Tatsächlich lassen sich in der deutschen Literatur der Aufklärung rund 200 Erotica ermitteln, die bislang mehrheitlich gemieden worden sind von Germanisten, deren Berührungsängste bei diesem Segment der Belletristik traditionell beträchtlich sind.Die im Anschluss an eine internationale Tagung am Forschungszentrum Gotha zu einem Buch gebündelten Beiträge räumen mit tradierten Irrtümern auf und spüren den Zusammenhängen zwischen Freizügigkeit und Freigeistigkeit nach. In den Blick genommen werden vergessene Texte, Autoren und Akteure aus dem zwielichtigen Souterrain und dem dunklen Untergrund der Literatur, um hellere Begriffe über die allzu lange vernachlässigten Diskurse im Schatten der Aufklärung zu vermitteln.Mit Beiträgen von Norbert Bachleitner, Urszula Bonter, Hans Richard Brittnacher, Norbert Otto Eke, Carolin Fischer, Ursula Pia Jauch, Ulrich Joost, Ulrike Leuschner, Yong-Mi Rauch u. a.m.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Urs Hafner kann nicht viel anfangen mit diesem Buch über Pornografie in der Aufklärung, das der Germanist Dirk Sangmeister mit einem 230 Seiten starken Großessay einleitet. Schon Sangmeisters Unterscheidung zwischen pornografischer und erotischer Literatur leuchtet ihm nicht recht ein. Und dass die Aufklärer vom ihrem hehren Sockel geholt werden sollen, erscheint ihm eigentlich auch nicht nötig zu sein. Wer hat je behauptet, die Leute hätten damals nur Kant oder Lessing gelesen? Historischer Kontext hätte vielleicht etwas Klarheit in den Essay gebracht, denkt sich Hafner, der am Ende gar nicht mehr erkennen kann, worum es Sangmeister eigentlich genau zu tun ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Der Band ist eine Großtat!« (Hans-Edwin Friedrich, Zeitschrift für deutsche Philologie 140 (2021)) »Er stellt nicht nur einen stattlichen Beitrag zur Literaturgeschichte des 18. Jh. dar, sondern wird als Standardwerk auch die weitere Erforschung von Pornographie in der frühen Neuzeit befruchten.« (Ralf Georg Czapla, Germanistik, Band 61 Heft 3-4 (2020)) »ein unentbehrlicher Ausgangspunkt für alle, die sich künftig mit der pornographischen Literatur des 18. Jahrhunderts befassen« (Kristin Eichhorn, Lessing Jahrbuch, 2022)