19,99 €
Statt 26,00 €**
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
19,99 €
Statt 26,00 €**
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
Statt 26,00 €****
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
Statt 26,00 €****
19,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
  • Format: ePub

1 Kundenbewertung

Misstrauen in die Demokratie, Radikalisierung, autoritäre Staatsmodelle - Karl-Heinz Ott fragt: Hat die Aufklärung ihren Zweck verfehlt? Querdenker stürmen den Reichstag. Ein Schamane triumphiert im Kapitol. Noch vor wenigen Jahren schienen Bilder wie diese unvorstellbar. Doch die Rebellion gegen die Aufklärung hat eine lange Geschichte. Und sie findet keineswegs nur auf der Straße statt. Ihre Glaubenslehren behaupten, nicht der Mensch selbst, sondern höhere Mächte bestimmten sein Schicksal. Auch der westliche Individualismus sei eine Irrlehre, verantwortlich für alles Unheil in der Welt.…mehr

  • Geräte: eReader
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 2.51MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Misstrauen in die Demokratie, Radikalisierung, autoritäre Staatsmodelle - Karl-Heinz Ott fragt: Hat die Aufklärung ihren Zweck verfehlt? Querdenker stürmen den Reichstag. Ein Schamane triumphiert im Kapitol. Noch vor wenigen Jahren schienen Bilder wie diese unvorstellbar. Doch die Rebellion gegen die Aufklärung hat eine lange Geschichte. Und sie findet keineswegs nur auf der Straße statt. Ihre Glaubenslehren behaupten, nicht der Mensch selbst, sondern höhere Mächte bestimmten sein Schicksal. Auch der westliche Individualismus sei eine Irrlehre, verantwortlich für alles Unheil in der Welt. Karl-Heinz Ott legt in seinem so gedankenreichen wie anregenden Essay die geistigen Fundamente dieser Bewegungen frei. Er zeigt: Die Antimoderne ist so alt wie die Moderne. Die Vernunft kann nur die Oberhand behalten, wenn sie ihre Gegner kennt.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Karl-Heinz Ott, 1957 in Ehingen an der Donau geboren, wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises (1999), dem Alemannischen Literaturpreis (2005), dem Preis der LiteraTour Nord (2006), dem Johann-Peter-Hebel-Preis (2012), dem Wolfgang-Koeppen-Preis (2014) und dem Joseph-Breitbach-Preis (2021). Zuletzt erschienen bei Hanser Die Auferstehung (Roman, 2015), Und jeden Morgen das Meer (Roman, 2018) sowie Hölderlins Geister (2019).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2022

Früher war doch mehr Substanz

Reaktionäre unter sich: Karl-Heinz Ott widmet sich Autoren, die es mit dem Lauf der Zeit dezidiert nicht hielten.

Von Simon Strauß

Wer stemmt sich gerade gegen die Geschichte? Wo beginnt der Rück-, womit endet der Fortschritt? "Man kann nicht aufhalten, was seinen Weg geht", heißt es am Ende dieses Buchs voller Zuversicht. Aber würde der Autor diesen Satz jetzt noch genauso schreiben, nach der Wende, die sicher geglaubte Ideen und Ideale obsolet machte: nach dem russischen Überfall auf die Ukraine?

Dieses Buch handelt vom reaktionären Denken. Eine Haltung, die manche dem russischen Gewaltherrscher Putin unterstellen, der die Zeit zurückdrehen und eine alte Ordnung wieder restituieren wolle. Wie in Zeiten der Französischen Revolution - in denen die Reaktion zu ihrem Namen fand - manche ihren Glauben an die alte Ständeordnung einfach nicht aufgeben wollten, so will auch der russische Präsident nicht von seiner Überzeugung lassen, die Geschichte der großen, kriegstreibenden Männer könne fortgeschrieben werden. Der Name Putin fällt im Buch allerdings nicht - stattdessen zählt man einundvierzig Mal den Namen Trump.

Mit rund achtzig, ihrer brennenden Aktualität sicheren Seiten setzt diese "Geschichte des reaktionären Denkens" ein: Schematisch wird da die Welt und ihre Öffentlichkeit in Böse und Gut geordnet, in traditionell-katholisch und liberal-atheistisch, romantisch und rational. Hier die rückwärtsgewandten Ungarn und Polen, dort der vernünftig fortgeschrittene Westen. Die Reaktionäre sind unter uns, so lautet die Botschaft, sie sitzen als Bildungsminister oder Präsidentenberater sogar in Regierungen und entscheiden mit.

Man ist überrascht, mit welch überheblichem Gestus des Bescheidwissens ein Autor hier seinen Gegenstand einführt und sich dabei keinerlei Mühe gibt, die eigene, ziemlich übersichtliche Weltanschauung zu verbergen. Eine Weltanschauung, die sich in linksliberalem Moralismus und abgeklärter Aufgeklärtheit zu erschöpfen scheint. Dass der Autor wie selbstverständlich davon ausgeht, seine Leserinnen und Leser teilten diese Haltung, wird etwa in Formulierungen deutlich, nach denen "wir im Grunde allesamt Kantianer" seien, "die an den Fortschritt der Neuzeit glauben". Da hat einer sein Publikum klar vor Augen.

Suggestiv, voller Ressentiments und Pauschalurteile kommt dieser erste Teil daher: Da werden Leo Strauss, Eric Voegelin und Carl Schmitt zum reaktionären Dreigestirn verbunden und zu "Vergewaltigern der menschlichen Natur" erklärt, da wird die Sehnsucht nach christlichen Werten per se als "patriarchal" gebrandmarkt, da wird der antike Universalismus als Privileg weißer Kolonialisten abgetan. Nah dran am woken Stammtischgerede von heute und nicht immer stilsicher ("Die meisten wollen nicht mehr an einer Wahrheit ersticken, die andere ihnen aufoktroyieren") wird hier formuliert - so als habe ein ambitionierter Lektor den verdienten Essayisten und Romancier dazu aufgefordert, zu Beginn ein bisschen "Aktualitätsbezug" herzustellen und "Meinung" zu machen.

Wenn diese ersten achtzig Seiten allerdings überstanden - oder, ratsamer, überschlagen - sind, dann herrscht da auf einmal ein ganz anderer, ernsthafter Ton. Dann streift der Autor kundig und jenseits aller paraphrasierenden Pauschalurteile durch das unwegsame Gelände intellektueller Gegenaufklärer. Ausgehend von Leo Strauss - dem der ehemalige Theaterdramaturg Karl-Heinz Ott in seiner Ideengeschichte eine Schlüsselrolle zuweist - tastet er vorsichtig nach anti-liberalen Aversionen gegen die Hermeneutik und macht im Hass auf den empfundenen Relativismus der Neuzeit einen gemeinsamen Nenner aus: Das Leiden daran, dass es keine feste Ordnung, keinen gemeinsamen Glauben an existenzielle Wahrheiten mehr gibt, eint Otts Protagonisten.

Insbesondere die Spinoza-Kritik führt Autoren wie Oswald Spengler, Joris-Karl Huysmans und Carl Schmitt zusammen. Bei letzterem bleibt Ott erwartungsgemäß hängen. Dem Bann des bös Brillanten erliegt auch er - niemand sonst wird mehr zitiert, mehr kommentiert, mehr kritisiert. Und das Ergebnis? Schmitts Entschlossenheit ist mehr aus seiner "antibürgerlichen Sehnsucht nach Höherem" als von der romantischen Tradition her zu verstehen. Die ausufernde Schmitt-Forschung wird das nicht überraschen.

Hin und wieder geht das Ressentiment noch mit dem Autor durch, da "trompetet" Jacob Burckhardt plötzlich oder kommt Theodor W. Adorno auf keinen "stimmigen Gedanken". Im Ganzen aber liefert Ott eine übersichtliche Familienaufstellung der mitunter heillos zerstrittenen reaktionären Geistesverwandten. Überraschend sind die Passagen zu den literarischen Reaktionären: über Saul Bellow etwa oder über Michel Houellebecq und dessen zynischen Hang zur religiösen Ordnung. Immer wieder taucht auch Don Quijote als Reaktionär avant la lettre auf, der sich als Opfer des neuzeitlichen Vernunftzwangs fühlt und in seine ritterliche Vergangenheit zurücksehnt.

Von ihm aus legt Ott eine Fährte zu Michel Foucault, der vierhundert Jahre nach Erscheinen von Cervantes' Roman proklamierte, dass nicht der Windmühlenkämpfer das Problem darstelle, sondern die Welt um ihn herum. Mit Foucault geht Ott hart ins Gericht, sieht im Meisterdenker unsichtbarer Gewaltstrukturen den schmittianisch gesinnten politischen Theologen, der mit seiner Aufklärungskritik angeblich "das neuzeitliche Theater der westlichen Welt zum Verschwinden" habe bringen wollen. Als Beleg dient Ott nicht nur Foucaults Faszination für die iranischen Mullahs, sondern auch seine Bewunderung für Heidegger.

Und noch einen camouflierten Reaktionär will Ott auffliegen lassen: Walter Benjamin. Ihm unterstellt er eine "Verachtung von allem Liberalen und Demokratischen" - und liegt damit sicher falsch. Man muss nur Benjamins eindrucksvolle Rezension von Max Kommerells "Der Dichter als Führer in der deutschen Klassik" zur Hand nehmen, um Benjamins intellektuellen Liberalismus eindrucksvoll vorgeführt zu bekommen. Was aber natürlich stimmt, ist, dass auch bei der Frankfurter Schule die Übermacht des instrumentellen Denkens kritisiert wurde und es eine eigene Reaktion auf die Folgen der Aufklärung gab.

Zu kurz kommen bei Ott die französischen Ur-Reaktionäre, Figuren wie Joseph de Maistre oder Louis de Bonald, deren Briefwechsel gerade erschienen ist (F.A.Z. vom 16. Februar). Dafür endet das Buch mit einer Eloge auf FrançoisRené de Chateaubriand. Der rastlose Weltreisende hätte gerade nicht darüber geklagt, dass alles schlimmer werde und verflache, sondern nur ein "traurig angehauchtes Abschiedswinken" an sich gehabt. Dass aber gerade die Traurigkeit ein entscheidender Charakterzug der Reaktionäre ist, davon handelt dieses Buch nicht.

Karl-Heinz Ott: "Verfluchte Neuzeit". Eine Geschichte des reaktionären Denkens.

Carl Hanser Verlag,

München 2022.

432 S., geb., 26,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2022

Melancholie und Konservativismus
Was war einmal und was ist eigentlich reaktionäres Denken?
Die Neuzeit hat eine nur ihr eigentümliche Zeitablehnung entwickelt, die sich von früheren Formen von Weltablehnung, etwa unter religiösen Vorzeichen, unterscheidet. Die neuzeitliche Zeitablehnung verbindet sich mit einer geschichtlichen Diagnose. Sie führte zu einer Kritik moderner Zivilisation insgesamt. Nicht mehr ein einmaliger Sündenfall wie im Christentum, auch nicht der Verlust eines goldenen Zeitalters von Unschuld und natürlichem Recht wie in heidnischen Mythen, kein moralisch zu behebender „Sittenverfall“, sondern ein ganzer historischer Prozess – der auch mehr bedeutet als „Sittenverfall“ – kommt vors Gericht des Denkens. Diese eigentümlich moderne Kulturkritik wird erstmals bei Jean-Jacques Rousseau ausgearbeitet, mit Bildern eines Urzustands vor der Sesshaftigkeit und der Ausbildung individuellen Eigentums.
Davon zu unterscheiden sind politische Theorien der Reaktion, die sich auf die konkreten Erfahrungen mit den Revolutionen um 1800 beziehen – der politischen Revolution in Frankreich, der von England ausgehenden industriellen Revolution und der damit verbundenen Errichtung einer kapitalistischen Welt. Die „Reaktion“, die den vorrevolutionären adelig-ständischen Konservativismus systematisierte, ist eine Art bestimmter Negation des Neuen. Sie verbindet sich vor allem mit einer politischen Diagnose und einer Kritik am bürgerlichen Verfassungsdenken und der Marktökonomie. Solche „Reaktion“ hielt beispielsweise lange am monarchischen Gottesgnadentum fest, gegen die Idee der Volkssouveränität und die mit ihr begründeten Wahlregime.
Wer sie, die eigentliche Reaktion, kennenlernen will, sollte zum Briefwechsel zwischen Joseph de Maistre und Louis de Bonald greifen, den Alexander Pschera kundig übersetzt und kommentiert hat. Er zeigt zwei durchaus spöttische, konkret urteilende politische Denker, die sich auf der argumentativen Höhe ihrer liberalen Gegner zeigen, weil sie selbst in Staatsgeschäften erfahren sind. Auch Deutschland hat mit Friedrich von Gentz eine solche brillante Figur vorzuweisen.
Die Revolution brachte dazu auch autoritäre und plebiszitäre Staatsideen hervor, die den heutigen Populismus vorwegnahmen. Dabei wurde der bürgerliche Volksbegriff nicht selten ins Völkische gewendet, vor allem bei den kriegerischen Opfern der französischen Revolutionskriege wie in Deutschland. So entstanden aus Revolution und Reaktion mächtige antiliberale Strömungen, die die demokratische Politik seit dem Bonapartismus des 19. Jahrhunderts begleiten.
Daneben entwickelte vor allem die Romantik Verlustdiagnosen, die sich auf vielerlei Ursprünglichkeiten richteten, auf reine, unverfälschte Sprache, Urpoesie, die Einheit von Religion und Politik, familiäre Bilder einer patriarchalischen Gesellschaft - immer ging es gegen Zersplitterung, Pluralismus, die funktionalen Differenzierungen in den Lebenswelten.
Das ist der Punkt, an dem Karl-Heinz Otts Geschichte des reaktionären Denkens ansetzt. Ihr Titel, „Verfluchte Neuzeit“, verspricht zu viel, zumal sie auf eine Landkarte des Untersuchungsfelds verzichtet, historische, philosophische und zeitkritische Motive durcheinander aufgreift, dabei leider bloß episodisch und unsystematisch vorgeht, und weniger mit präzisen Rekonstruktionen aufwartet als mit interessanten Zitaten.
Das Buch beginnt mit Schlaglichtern auf heutige politisch-religiöse Fundamentalisten, vor allem in Amerika und Frankreich, eine wilde Mischung autoritärer, aber auch marktradikaler Christen, Demokratieverächter, Antisemiten und paradoxer Islambewunderer. Dieses Motiv greift Ott am Ende noch einmal auf, für eine Untersuchung der literaturgeschichtlichen Hintergründe von Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“ – hier kommt mit der Erläuterung des Bezugs auf Huysmans eine spezifisch ästhetische Neuzeitablehnung in den Blick. Leser des Romans werden das dankbar aufgreifen.
Doch das Zentrum des Buches ist ein anderer Neuzeitbegriff, der auch andere, nämlich philosophische Gegner in den Blick rückt. Für Ott konstituiert sich die Neuzeit in Luthers Individualisierung des Gewissens, in Descartes’ Verlegung philosophischer Gewissheit ins denkende Subjekt, in der Trennung von Staat und Religion bei Thomas Hobbes, literarisch bei Cervantes und Shakespeare mit ihrer Demontage von Subjektivität, im „Don Quichote“ und im „Hamlet“.
Das sind Ereignisse des 16. und 17. Jahrhunderts. Doch sonderbarerweise sind Otts Neuzeitgegner dann vorwiegend Denker des 20. Jahrhunderts, vor allem Leo Strauss, Carl Schmitt, Martin Heidegger, Eric Voegelin, am Ende sogar noch Michel Foucault, wenn auch mit Ambivalenzen. Sie führen Platon gegen Descartes und Hobbes (Strauss), Politische Theologie gegen Luther und Hobbes (Carl Schmitt), Ursprungsdenken gegen das moderne Gerede (Heidegger) ins Feld, sie liebäugeln mit autoritären Staatsmodellen, sie sind demokratiefeindlich und skeptisch bis hasserfüllt gegen liberale, pluralistische Öffentlichkeiten eingestellt.
Sie verleugnen Geschichte, die ihnen nur als Verfall erscheint, sie trennen die zerstreute Masse von wissenden Eliten, einsamen Weisen und inneren Zirkeln. Das ist ein Höhenkamm von Kulturkritik, der sich wenig bei konkreten Phänomenen aufhält. Zur Gegenfigur, der interessantesten und einnehmendsten Gestalt des Buches, wird der Philosoph Karl Löwith. Er war ebenfalls kein Modernitätsenthusiast, aber ein kluger, historisch präzise argumentierender Skeptiker, und er hat sich mit finsteren Hauptfiguren von Otts disparater Erzählung immer wieder, auch in privaten Briefwechseln auseinandergesetzt – die Zitate, die Ott hier beibringt, sind das Beste des ganzen Buches.
Am Ende stehen Porträts melancholischer Konservativer, die die Weltuhr bei aller Trauer nicht zurückdrehen wollen. Victor Hugo beschwört in „Notre-Dame de Paris“ das Zeitalter der Kathedralen gegen die Welt des Buchdrucks und Chateaubriand entwickelt eine illusionslose Dialektik von Frömmigkeit, Trauer und Naturromantik, die um ihre Modernität weiß und daher aus historischer Einsicht nicht reaktionär sein kann, weil Trauer etwas Unwiederbringlichem gilt.
GUSTAV SEIBT
Aus Revolution und
Reaktion entstanden mächtige
antiliberale Strömungen, die
die demokratische Politik
seither begleiten
Karl-Heinz Ott:
Verfluchte Neuzeit.
Eine Geschichte
des reaktionären Denkens. Hanser Verlag,
München 2022.
431 Seiten, 26 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensent Helmut Böttiger erfährt bei Karl-Heinz Ott Wissenswertes über den neuen Stolz der Reaktion. Dass Ott sich angenehm unakademisch einem Denker wie Leo Strauss widmet und den Einfluss seiner Schule auf Bush, Trump, aber auch Chinas Regierung erläutert, scheint Böttiger erhellend. Sympathisch findet er Ott nicht zuletzt deshalb, weil der Autor sich den Defiziten der Moderne widmet, ohne in reaktionäre Denkmuster zu verfallen. Brüder im Geiste findet er laut Böttiger zum Beispiel unter Dichtern, bei Baudelaire und bei Chateaubriand, mit dem Ott sein "leichthändiges, tiefgründiges" Buch enden lässt, so Böttiger.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Lange hat mich kein Buch so umgetrieben (...) Ein Buch zum klüger werden." Denis Scheck, SWR TV lesenswert, 28.04.22

"Es ist eine mitunter flapsig dahinformulierte Tour de Force, eine Art hochalpine Wanderung in Sneakers. Man fragt sich immer wieder, ob das auch wirklich die richtigen Schuhe für diesen Ausflug sind, genießt dann aber die stilistische Leichtigkeit und den geistesgeschichtlichen Ausblick." Jan Küveler, Welt am Sonntag, 13.03.22

"Ott illustriert ein Panoptikum der Neuzeitkritik, das auch ohne vorheriges Grundstudium der Philosophie zugänglich ist. Sein Buch analysiert die assoziativen Nährbrühen, auf denen die Autokraten und Diktatoren der Gegenwart gewachsen sind und immer noch gedeihen. Otts Analyse dringt bis in die feinstoffliche Ebene vor, sie ist eloquent und unterhaltsam geschrieben, so dass man hungrig Kapitel um Kapitel verschlingt, weil die Zusammenhänge zwischen Autoren, Epochen und Denkmustern immer deutlicher werden." Katharina Bracher, NZZ Bücher am Sonntag, 27.03.22

"Karl-Heinz Ott ist ein kritischer Beobachter des Zeitgeschehens, der schreibt und spricht, wie er denkt: atemlos, schnell, pointiert und fast jedes Wort ein Treffer." Anne Aschenbrenner, Buchkultur (A), 2 2022