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In den Zeiten des Kalten Krieges waren die Länder ihrer Kindheit zu Sperrzonen geworden. Die Erwähnung der Heimat kam bis weit in die achtziger Jahre einem Tabubruch gleich. Einfühlsam und zutiefst berührend zeigt Bestsellerautorin Hilke Lorenz, welche Folgen diese große nie gelebte Trauer für die Vertriebenen und ihre Familien bis heute hat.
14 Millionen Menschen sind in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee geflüchtet oder mussten nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland ihre Heimat im Osten verlassen. Zwei Millionen haben Flucht und
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Produktbeschreibung
In den Zeiten des Kalten Krieges waren die Länder ihrer Kindheit zu Sperrzonen geworden. Die Erwähnung der Heimat kam bis weit in die achtziger Jahre einem Tabubruch gleich. Einfühlsam und zutiefst berührend zeigt Bestsellerautorin Hilke Lorenz, welche Folgen diese große nie gelebte Trauer für die Vertriebenen und ihre Familien bis heute hat.

14 Millionen Menschen sind in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs vor der Roten Armee geflüchtet oder mussten nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Deutschland ihre Heimat im Osten verlassen. Zwei Millionen haben Flucht und Vertreibung nicht überlebt, die anderen bekamen oft die Rache der Sieger zu spüren: Demütigungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen. Aber diese furchtbaren Erlebnisse fanden keinen Platz in der bundesrepublikanischen Erinnerung. Integration war die Devise. So übten sich viele Flüchtlinge und Vertriebene in Selbstverleugnung. Die Menschen, die sie vermissten, und die Orte, nach denen sie sich sehnten, erwähnten sie nicht. Hilke Lorenz, deren Eltern aus Schlesien vertrieben wurden, hat mit vielen Betroffenen aber auch mit deren Kindern über die schwierige Zeit des Neubeginns und über das neue Leben in der Bundesrepublik gesprochen. Ihre persönlichen Erfahrungen vermitteln ein breitgefächertes Panorama des deutschen Zusammenwachsens.
Autorenporträt
Hilke Lorenz, Jahrgang 1962, ist Redakteurin der Stuttgarter Zeitung. Im Ullstein Verlag sind ihr Bestseller Kriegskinder, Das Schicksal einer Generation (2003) und Heimat aus dem Koffer (2009) erschienen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2009

Ohne Gefühlsduselei
Nicht alle, die ihre Heimat verlassen haben, können so nüchtern damit umgehen wie Herta Müller. Für sie gebe es „keine selbstverständlichen Orte der Zugehörigkeit”, antwortete die Liteaturnobelpreisträgerin auf die Frage, ob sie „die Heimat ganz verloren” habe. Solche Kühle bringen diejenigen, die in diesem bewegenden Buch zu Wort kommen und beschrieben werden, nicht auf, wenn sie über Ostpreußen, Oberschlesien, Südmähren oder Bessarabien sprechen. Bei ihnen schwingen Schwermut, Angst, Verlorenheit, Orientierungslosigkeit mit. So selbstbewusst wie Herta Müller („Ich wusste, als ich hier in Deutschland ankam, dass ich es jetzt geschafft habe”) sind viele Heimatvertriebene nie in Westdeutschland angekommen. Nach vollbrachter Eingliederung waren die Vertriebenen und Flüchtlinge lange Zeit kein Thema. Das gesellschaftliche Versäumnis, diesen Sektor der Kriegsfolgen tabuisiert oder ausgeblendet zu haben, wird allmählich aufgeholt, häufig leider übertönt vom Streit über ein Vertreibungs-Museum.
Die Schicksale, die die Journalistin Hilke Lorenz erzählt, sind vermutlich nicht repräsentativ für die rund zehn Millionen, die nach 1945 aus den deutschen Ostgebieten in den Westen zogen, aber viele Fälle haben sicher typische Züge. Hilke Lorenz ist es stilvoll gelungen, ohne Heimatduselei Geschichten zu bewahren, die sonst verlorengingen. Alltagsgeschichten ganz normaler Leute, die sich ihre Erlebnisse von der Flucht und aus der Zeit danach zwar erzählen, aber sie nicht aufschreiben. Oder Menschen, die erniedrigende Erfahrungen des neuen Lebens vergraben haben wie Schmuck im Garten des einstigen Wohnhauses. Dabei sind drastische Einblicke in eine vielfach verdrängte Zeit entstanden und Psychogramme von Menschen, die als unerwünschte Ankömmlinge mit Zurücksetzungen und Demütigungen leben mussten. Lorenz hat in die Herzen dieser Zeitzeugen geschaut und Symbole gelesen. Doch lässt sie niemals den Anschein zu, als seien die deutschen Vertriebenen die einzigen Leidtragenden der von Deutschen begangenen Verbrechen und des von ihnen angezettelten Zweiten Weltkriegs. HELMUT LÖLHÖFFEL
HILKE LORENZ: Heimat aus dem Koffer. Vom Leben nach Flucht und Vertreibung. Ullstein Verlag Berlin, 2009. 301 Seiten, zahlreiche Fotos, 19,90 Euro.
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