Nach kleinem Zögern entscheide ich mich für 5 Sterne für dieses wunderbare Buch, das ich so ungern als Sachbuch bezeichnen möchte. Sicher, rein fachlich betrachtet ist es ein Erfahrungsbericht, nämlich die Lebensgeschichte einer Krankenschwester aus Hagen, und die Geschichte ihres Engagements für
das afrikanische Land Ghana. Aber es hat für mich noch andere Qualitäten, die eben sonst bei einem…mehrNach kleinem Zögern entscheide ich mich für 5 Sterne für dieses wunderbare Buch, das ich so ungern als Sachbuch bezeichnen möchte. Sicher, rein fachlich betrachtet ist es ein Erfahrungsbericht, nämlich die Lebensgeschichte einer Krankenschwester aus Hagen, und die Geschichte ihres Engagements für das afrikanische Land Ghana. Aber es hat für mich noch andere Qualitäten, die eben sonst bei einem Sachbuch selten anzutreffen sind. Und genau das hat die Lektüre für mich zu etwas Besonderem gemacht.
Verblüfft hat mich zuerst einmal das Vorwort von Atze Schröder. Ja, richtig gelesen, Atze Schröder! Dem hätte ich am allerwenigsten so viel Ernst und Tiefe zugetraut. Und doch hat er die Autorin kennengelernt und getroffen, ist mit ihr nach Ghana gereist - und hat wohl auch als Spendenbotschafter für sie fungiert, obwohl dies völlig an mir vorbeigegangen ist, wie ich gestehen muss. Diese Frau muss einfach etwas Besonderes haben, wenn ein gestandener Comedian sich für sie einsetzt!
Das Buch beginnt wie ein typischer Erfahrungsbericht unter vielen, die ja nach wie vor auf dem Buchmarkt im Schwange sind, und sich gut verkaufen. Doch schon bald merkt man, die Autorin berichtet eigentlich ungern von sich selber, sie berichtet gerade so viel von ihrer Kindheit und Jugend, wie zum weiteren Verständnis nötig ist. Sobald wir als Leser mit ihr in Afrika landen, beginnt sich die Chronologie zu verwischen, werden Fakten und ihre eigene Person in den Hintergrund gedrängt. Das Ganze wird, ich kann es nicht anders sagen, zu einer Liebesgeschichte - nämlich einer Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Land Ghana, und vor allem seinen Menschen.
Im absoluten Vordergrund steht die Schilderung einzelner Projekte, und der damit verbundenen Schwierigkeiten. Jahreszahlen und technische Abläufe kommen nur sehr am Rande vor - immer geht es nur um den Eindruck der nächsten "Notwendigkeit". Und das alles beschrieben in einer absolut menschlichen, aber sehr farbigen Ausdrucksweise, mit viel Liebe zum "sprechenden Detail", mit treffsicherem Blick für menschliche Eigenheiten vor Ort, mit großem, ja größtem Respekt vor gewachsenen Strukturen. Bettina Landgrafe ist eben nicht die Weiße, die alles besser weiß - sondern sie sieht sich als Mensch unter Menschen, der den besten Weg sucht, um nachhaltig die Lebensumstände zu verbessern. Ein Freund, der helfen will - nicht ein Westler, der sich von oben herab einbringen will.
Gleichzeitig spricht zu jedem Zeitpunkt aus ihren Worten das eigene Erstaunen, wie viel gelingen konnte, wie viel angepackt wurde. Auch nicht die Spur von Stolz - nur Freude, Freude über jeden Schritt, der in Richtung Besserung gegangen werden konnte. Das macht dieses Buch so menschlich!
Erstaunt hat mich, wie sehr sie ihr Privatleben schützt - sofern es sich in Ghana abspielt, wird es beschrieben, aber der in Deutschland liegende Teil verbleibt wie unter einer Schutzhaube. Dies unterstreicht für mich die Glaubwürdigkeit der Autorin - sie geht eben vollends in "ihrer Sache" auf. Sehr, sehr beeindruckend!
Nein, reines Sachbuch ist es sicher nicht. Es hat Anteile einer Liebesgeschichte, aber durch das Vernetzen eines Projektes mit dem nächsten hat es auch etwas von einem Abenteuer-Roman. Da die Menschen zu jeder Zeit im Vordergrund stehen, sogar diejenigen, die unsereins zu den "Bösen" zählen würde, entsteht der Eindruck, selber vor Ort gewesen zu sein. Dokumentarisch, authentisch, liebevoll, farbig - alles das ist dieses Buch. Mich hat es zu einem Zeitpunkt meines Lebens erwischt, wo auch ich zu "neuen Ufern" aufbreche. Ich nehme daher sehr viel aus der Lektüre mit - Mut, aber auch Ergriffenheit. Wie viel man doch bewegen kann, wenn man an etwas glaubt, hat mir die Autorin aufs Eindrücklichste bewiesen.