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Souverän und lebensnah erkundet Robert Knapp die religiösen Alltagserfahrungen der einfachen Menschen in der antiken Welt. Zugleich zeigt er, wie die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an »übernatürliche Kräfte« glaubten und wie die Welt der Götter ihre Lebenswirklichkeit prägte.
Juden, Christen und Heiden: In ihren Nöten und Bedürfnissen unterschieden sich die Menschen der antiken Welt kaum. Meisterhaft schildert Robert Knapp die religiösen Glaubenswelten, Vorstellungen und magischen Praktiken, mit denen die Menschen ihren Alltag und ihre Sorgen bewältigten. Zugleich zeichnet er ein…mehr

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Produktbeschreibung
Souverän und lebensnah erkundet Robert Knapp die religiösen Alltagserfahrungen der einfachen Menschen in der antiken Welt. Zugleich zeigt er, wie die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten an »übernatürliche Kräfte« glaubten und wie die Welt der Götter ihre Lebenswirklichkeit prägte.

Juden, Christen und Heiden: In ihren Nöten und Bedürfnissen unterschieden sich die Menschen der antiken Welt kaum. Meisterhaft schildert Robert Knapp die religiösen Glaubenswelten, Vorstellungen und magischen Praktiken, mit denen die Menschen ihren Alltag und ihre Sorgen bewältigten. Zugleich zeichnet er ein farbiges Bild von den Riten und Kulten im Römischen Reich und zeigt, wie sich die einfachen Leute täglich mit dem »Übernatürlichen« auseinandersetzten. In dieser spannenden und informativen Darstellung werden die Gemeinsamkeiten von Heiden, Juden und Christen deutlich. Robert Knapp führt uns in eine fremde Welt und enthüllt die Hoffnungen, Sorgen und Ängste der einfachen Menschen im Römischen Reich. Ein großartiges Panorama der antiken Welt, bevölkert von Priestern, Propheten, Wundertätern und Wahrsagern.

Autorenporträt
Robert Knapp ist emeritierter Professor für Alte Geschichte in Berkeley, University of California. Er hat sich vor der Erforschung der Mittel- und Unterschichten insbesondere der Epigraphik und der römischen Geschichte der Iberischen Halbinsel gewidmet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2018

Das ewige Leben statt ewiger Qualen
Verstörende Botschaft: Robert Knapp untersucht, warum die frühen Christen weite Teile der römischen Bevölkerung irritierten

Der englische Originaltitel trifft den Inhalt genauer: "The Dawn of Christianity. People and Gods in a Time of Magic and Miracles". Im Kern geht es Robert Knapp um die alte Frage, wie es der Jesusgemeinde am Jordan gelingen konnte, so stark zu werden, dass die römischen Imperatoren seit Konstantin das Christogramm auf ihre Fahnen schrieben und die Parole "ein Reich, ein Kaiser, ein Glaube" ausgaben. Indem er das entstehende Christentum dabei konsequent in dessen religiöse Umwelten, also das Judentum und den antiken Polytheismus einbettet, liefert der amerikanische Althistoriker, wohl ohne Absicht, zugleich Stoff für die hierzulande maßgeblich von Jan Assmann erneuerte Debatte darüber, wie friedensfähig eine Religion sein kann, die eine "mosaische Unterscheidung" kennt und die Existenz anderer Götter neben dem einen eigenen militant bestreitet.

Der Autor einer fulminanten Sozialgeschichte der "Römer im Schatten der Geschichte", also der kleinen Leute und Randgruppen (F.A.Z. vom 23. April 2012), blickt auch in seinem neuen Buch auf die Lebenswirklichkeiten, Normen und Werthaltungen, wie sie durch die Grundstrukturen in der Alten Welt gegeben waren: patriarchalisch strukturierter Haushalt, bäuerliche Arbeit und prekäre Existenz sowie die stets durch Angst und Hoffnung gekennzeichnete Kommunikation mit dem Übernatürlichen, die teils individuell erfolgte, überwiegend jedoch die soziale und politische Hierarchie spiegelte und stabilisierte. Aus dieser Perspektive betont er zunächst die Gemeinsamkeiten zwischen den zahlreichen polytheistischen Religionen, den verschiedenen Judentümern und den ersten Christen.

Dagegen spielen theologische Fragen, die gerade im Christentum beinahe von Anfang an unterschiedliche Richtungen scharf zu markieren geeignet waren, eine eher nachgeordnete Rolle; genauer diskutiert werden nur das alltagsethisch wie psychologisch relevante Problem der Gerechtigkeit der Götter beziehungsweise Gottes sowie die als Gabentausch konzipierte Interaktion mit dem Übernatürlichen. In einer schönen Pointe sieht Knapp dann jedoch die Christen im Laufe der Zeit darin einzigartig, dass ihre fundamentale Wahrheit zwar durch göttliche Manifestation und Intervention zustande gekommen war, sie diese Wahrheit jedoch veredelten und verbreiteten, indem sie sich der Techniken logischer Argumentation bedienten, wie sie die griechische Philosophie entwickelt und perfektioniert hatte.

Weil die Wahrheitssuche der Philosophen jedoch in einem polytheistischen Kontext stattfand, ging es bei ihr nie um alles. Anders im sich etablierenden Christentum - dort mündete das Ringen um die eine, zugleich zwingend begründbare Wahrheit fast notwendig in Häresien und Schismen, die zudem seit Konstantin auf einen Homogenitätsdruck von oben trafen.

Knapp liefert im Kern eine Verflechtungsgeschichte von Juden und frühen Christen im Kontext einer polytheistischen Mehrheitsbevölkerung, geprägt durch politische Fremdbestimmungen. Er zeigt anschaulich, wie antike Menschen meist an ihren ererbten religiösen Traditionen festhielten, manche aber auch experimentierten und andere Antworten suchten oder sich von stärkeren Göttern hinüberziehen ließen. Einige verbreitete, die Differenzen überbrückende Praktiken halfen, einen solchen Schritt zu tun.

Dazu zählte in erster Linie der Glaube, Magie sei wirksam und heilige Männer täten immer wieder Wunder unter den Menschen. Das Kapitel über Zauberer und Exorzisten, Wundertäter, Totenerwecker und Wüstencharismatiker stellt daher einen Höhepunkt des gut geschriebenen und übersetzten Buches dar. Da religiöse Identitäten und Praktiken sowohl im paganen Polytheismus wie im Judentum äußerst vielfältig waren, lief auch die individuelle Umorientierung nicht selten auf Hybridformen hinaus; wer gern in Gemeinschaft feierte, konnte durchaus samstags in die Synagoge und sonntags in eine christliche Hauskirche gehen.

Jesus predigte wie zuvor etwa Johannes der Täufer soziale Rechtschaffenheit, Buße und ein Leben gemäß dem mosaischen Gesetz. Auch die frühe christliche Bewegung blieb bis zur Zerstörung des Tempels tief in die Traditionen des jüdischen Volkes eingebettet. Was Jesus und später die Künder seiner Botschaft besonders und anstößig machte, war jedoch von Anfang an der Anspruch, nicht ein Prophet, also ein Sprachrohr Jahwes, sondern vielmehr als Sohn letztlich eins mit dem Herren zu sein. Differenziert arbeitet Knapp heraus, wie die Kernbotschaft des frühen Christentums einige Juden anzog, andere abstieß. Auch in der polytheistischen Welt erschienen die Christen zunächst nicht als Fremdkörper, zumal monotheistische Konzepte auch dort durchaus geläufig waren.

Anders als die Juden konnten sie jedoch nicht als uralte Abstammungsgemeinschaft gelten; ihre vereinsartige Organisation und der Kreuzestod ihres Stifters weckten Misstrauen. Der Autor ruft den Kritiker Celsus als Kronzeugen auf, um plausibel zu machen, wie die Ähnlichkeit moralischer Postulate von Polytheisten und Christen durch das Verlangen von diesen überlagert wurde, sich als eine Gemeinschaft zu stilisieren, der das ewige Leben als Lohn winkt, während alle anderen ewige Qualen zu gewärtigen hätten.

Knapps Ansatz ist stark, weil er die Abgrenzungsbemühungen bereits des Paulus gegen den "Götzendienst" nicht theologisch, sondern vor dem Hintergrund der religiösen Gemengelagen in der antiken Lebenswelt erklärt. Zugleich störte die christliche Verkündigung das kultische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben mancher Polytheisten - und die herrschenden Römer fürchteten nichts so sehr wie Aufruhr in den multireligiösen Stadtgesellschaften. Dennoch war es die breite pagane Bevölkerung, die Feindseligkeiten gegen die frühen Christen anstiftete, nicht die römische Regierung.

Knapps Rede von Gemeinsamkeiten und fließenden Übergängen kann gleichwohl scharfe Trennlinien nicht überdecken. So kannte die griechische und römischen Kultur keinen Märtyrertod; es gab im Polytheismus keine Tradition, die dem glich, was in der jüdischen Tradition, sodann bei den Christen und schließlich im Islam als ultimativer Beweis der Treue zu dem einen Gott anerkannt wurde, verbunden mit der Erwartung einer Belohnung durch diesen Gott im Jenseits. Die Debatte um den Monotheismus wird also weitergehen, doch Knapps lesenswertes Buch legt Differenzierungen nahe und empfiehlt einen Blick über den Tellerrand der Theologie.

UWE WALTER

Robert Knapp: "Pilger, Priester und Propheten". Alltag und Religionen im Römischen Reich. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm und Karin Schuler. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2018. 348 S., Abb., geb., 25,- [Euro].

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»Ein lebendiges, spannendes Bild der Antike« Prof. Dr. Ernst Baltrusch, Damals, Ausgabe 04/2019 »"Pilger, Priester und Propheten" ist ein intellektuell anregendes und auf weite Strecken sehr kluges Buch, dem es gelingt, zu belehren, ohne langweilig zu sein.« Clemens Schlip, Die Tagespost, 13.02.2019 »Knapp liefert im Kern eine Verflechtungsgeschichte von Juden und frühen Christen im Kontext einer polytheistischen Mehrheitsbevölkerung, geprägt durch politische Fremdbestimmungen. Er zeigt anschaulich, wie antike Menschen meist an ihren ererbten religiösen Traditionen festhielten, manche aber auch experimentierten [...] Knapps lesenswertes Buch legt Differenzierungen nahe und empfiehlt einen Blick über den Tellerrand der Theologie« Uwe Walter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.12.2018