In diesem Roman erzählen Imani und der portugiesische Sargento Germano de Melo einen Ausschnitt aus ihrem Leben in Mosambik 1894/95. Imani in der Ich-Perspektive, Germano in Form von Briefen, die er an seinen Oberen schreibt. Schon von der ersten Seite an, übt dieser Roman eine mächtige Sogwirkung
auf den Leser aus und man kann nicht anders, als sich in das damalige Mosambik fallen zu lassen und…mehrIn diesem Roman erzählen Imani und der portugiesische Sargento Germano de Melo einen Ausschnitt aus ihrem Leben in Mosambik 1894/95. Imani in der Ich-Perspektive, Germano in Form von Briefen, die er an seinen Oberen schreibt. Schon von der ersten Seite an, übt dieser Roman eine mächtige Sogwirkung auf den Leser aus und man kann nicht anders, als sich in das damalige Mosambik fallen zu lassen und zu lauschen, wenn Imani uns ihr Leben, ihre Kultur, ihre Sichtweise näher bringt. Überschattet wird all das von den Unruhen und Kämpfen um die Vorherrschaft, die der damalige König der Provinz Gaza, Ngungunyane, mit der portugiesischen Obrigkeit ausfechtet.
Imani ist ein junges Mädchen und vom Autor sehr authentisch beschrieben. Sie ist gutherzig, sympathisch und versucht, sich in einer von Männern dominierten Welt zu behaupten.
Mich fürchteten die Männer und die Frauen. Die Männer fürchteten mich, weil ich eine Frau war. Die verheirateten Frauen fürchteten mich, weil ich jung und schön war. Die unverheirateten Frauen beneideten mich, weil ich zu der Welt der Weißen gehörte. Ich war, was sie niemals würden sein können.
Doch auch für Imani ist es nicht immer leicht, ein Kind zweier Welten, zweier Kulturen zu sein. Sie fühlt sich oft nirgends dazugehörig und fehl am Platz, was ich gut nachvollziehen konnte. Denn geht es nicht allen jungen Menschen an einem bestimmten Punkt in ihrem Leben so? Wie viel schwerer muss diese Emotion sich in einem regen, wenn man tatsächlich auf zwei Drahtseilen zugleich balancieren muss?
Mit Germano hatte ich ab und an meine Probleme, da er zeitweise ein wenig schwierig ist und seine Ansichten mich manches Mal geärgert haben. Aber auch ihn habe ich in mein Herz geschlossen, als ich merkte, dass Imani es längst getan hat.
Die Nebenfiguren wie etwa Imanis Eltern, ihre beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf die Weise auch die zwei Herzen, die in Imanis Brust schlagen, verkörpern, waren gut ausgebaut. Imanis Großvater Tsangatelo hat es mir ebenfalls angetan. Ich verehre seinen Mut, sich aus dem Leben zu reißen, dass ihm nicht mehr behagt, und ein gänzlich neues zu beginnen. Man kann mutmaßen, ob sein jetziger Wegbegleiter aus Einsamkeit erwählt wurde oder ob Tsangatelo schon immer ein Gefangener war, der nun ausgebrochen ist und sein Glück findet. Ich bevorzuge letztere Theorie.
Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphernlastig, was auch Germano einmal anmerkt, als er nicht begreift, was Imani ihm sagen will. Es sind Kleinigkeiten, die einen zum Schmunzeln bringen, denn der Rest des Romans ist eher von Traurigkeit überschattet, doch da ist noch so viel mehr Gefühl zwischen den Zeilen. Es geht um Krieg und Frieden, um Leben und Tod und alles dazwischen. Dabei verliert der Roman jedoch nie an Unterhaltungswert. Er kommt nicht richtend oder belehrend daher, sondern einfach berührend. Mia Couto hat ein Händchen (Federchen) dafür, große Dinge zu Papier zu bringen. Wie die Musik der Marimbas ist 'Imani' eine Ballade über die Schönheit Afrikas, ein Apell gegen die Zerstörung und das Verderben, das wir in unserer Besitz- und Machtgier über die Natur bringen.
Bewertung und mein Fazit zu 'Imani' von Mia Couto
Ein Roman, den man einfach gelesen haben muss, wenn man kein Meisterwerk der Literatur und Geschichte versäumen möchte. Wie die Musik der Marimbas ist 'Imani' eine Ballade über die Schönheit Afrikas, ein Apell gegen die Zerstörung und das Verderben, das wir in unserer Besitz- und Machtgier über die Natur bringen. Ein wundervoller Roman über Krieg und Frieden, Unterdrückung und Freiheit, Liebe und Abneigung geschrieben von der Feder eines wahren Meisters.
Ein Meisterwerk, das man nicht aus den Händen legen kann und auch gar nicht soll, ehe man es zu Ende gelesen hat!