Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, österreichischer Thronfolger, ist seiner Nachwelt besonders durch das Attentat auf ihn und seine Frau bekannt. Die Schüsse, die ihn 1914 in Sarajewo trafen, galten auch als Startschuss für den Ersten Weltkrieg. Mit dessen Ende, ging neben anderen
europäischen Monarchien auch das mächtige Habsburger-Reich Österreich-Ungarn in die Geschichte ein.…mehrErzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este, österreichischer Thronfolger, ist seiner Nachwelt besonders durch das Attentat auf ihn und seine Frau bekannt. Die Schüsse, die ihn 1914 in Sarajewo trafen, galten auch als Startschuss für den Ersten Weltkrieg. Mit dessen Ende, ging neben anderen europäischen Monarchien auch das mächtige Habsburger-Reich Österreich-Ungarn in die Geschichte ein.
Franz Ferdinand galt als konservativ, fanatischer Jäger und lehnte neue kulturelle Entwicklungen ab. Das mag auch zutreffen, aber dass FF auch ein scharfsichtiger Beobachter war, unterhaltend, spöttisch und romantisch, dies beweist sein wiederentdecktes Reisetagebuch, das er auf seiner Weltreise 1892-1893 führte. Herausgeber und Buchautor Frank Gerbert entdeckte das faszinierende Dokument und veröffentlichte es etwas gekürzt und kommentiert im erzherzöglichen Originalton.
So begab sich 1892 Franz Ferdinand mit seinen Reisebegleitern an Bord der SMS Kaiserin Elisabeth. Dabei auch sein Tierpräparator und Photograph, dem wir die herrlichen Photographien verdanken, die den Text begleiten. Die Reiseroute geht über Indien, Asien, Australien, China und Japan nach Nordamerika und von dort schließlich wieder nach Hause.
Ich befasse mich schon länger mit den Habsburgern und FF war mir nie richtig greifbar. Das hat sich nach der Lektüre seines Reisetagebuches geändert. Am besten gefielen mir seine unglaublich bildlichen Beschreibungen der Landschaften. Aus ihnen spricht die Liebe FF`s zur Natur, seine Beobachtungsgabe und das Talent, seine Eindrücke zu schildern. Ich hatte oft das Gefühl, neben ihm zu stehen oder mit seinen Augen zu sehen. Spöttischer dagegen sind seine Meinungen zu den Menschen und Sitten der jeweiligen Länder. Das mag uns etwas befremdlich erscheinen, aber war damals durchaus gängige Meinung des katholischen Europäers. So kommt die eine Bemerkung etwas "überlegen" daher, während die nächste wiederum eine soziale Weitsicht erkennen lässt.
Das der Erzherzog ein leidenschaftlicher Jäger war, ist bekannt. Und natürlich hat er auch während seiner Weltreise gejagt. Diese Jagdszenen waren zwar nicht meine Lieblingsstellen, gehören aber zum Tagebuch dazu. Und dies vermittelt insgesamt ein eindrucksvolles Bild der Welt des auslaufenden 19. Jahrhunderts aus der Sicht eines Reisenden. Es ist flüssig zu lesen, der Erzherzog schreibt mit spitzer und humorvoller Feder. Kommentare und Erklärungen des Herausgebers befinden als Fußnoten unten auf der entsprechenden Seite. Die auf der Reise gemachten Photographien sind passend in den Text eingefügt. Die einzelnen Leseabschnitte haben genau die richtige Länge und verleiten zum Weiterlesen. Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre ein Weltkarte mit FF`s Reisestationen. Ansonsten habe ich nichts, aber auch gar nichts auszusetzen.
"Die Eingeborenen machten keinen besonders günstigen Eindruck" war für mich ein echtes Leseerlebnis. Es ist sowohl optisch als auch inhaltlich sehr wertig und wurde von mir in die Liste meiner Lieblingsbücher aufgenommen.