Joran Nordwind hat Pech: Gleich an seinem ersten Rendezvous-Tag wird der junge Bläulingsfalter entführt und in das Steinerne Reich hinter dem großen Wasserfall verschleppt. Hier, in einer düsteren Höhlenwelt, sind Käfer die Herren und Falter ihre Diener. Joran, klein und himmelblau, wird zur Brosche der Käferkönigin bestimmt und hat als solche dumm und stumm zu sein. Nie gab es eine größere Fehlbesetzung - und so steckt der abenteuerlustige Joran schon bald über beide Fühler in den Querelen des Steinernen Reiches. Eine Gruppe von Widerstandskämpfern will der tyrannischen Herrschaft des Käferkönigs entfliehen. Als aber ihr Anführer, Prinz Leonil, verhaftet und zum Tode verurteilt wird, scheint alles verloren. Bis Joran auf eine List kommt, wie sie nur ein flinker, übermütiger Schmetterling ersinnen kann. Doch der Weg zur Freiheit ist weit und führt Joran durch viele Gefahren - von den schrecklichen Offa-Minen bis zum Labyrinth am Schlund des Wasserfalls.
Freiheit: Der übermütige Joran Bläuling wird von der luftigen Schmetterlingswiese ins dunkle, triste Reich hinter dem Wasserfall verschleppt. Dort sind Käfer die Herren und Schmetterlinge ihre Diener. Joran mit seinen hübschen blauen Flügeln muss der Käferkönigin als Schmuckstück dienen, findet aber in dieser Stellung schnell heraus, dass sie heimlich gegen ihren Mann, den tyrannischen Käferkönig, Widerstand anzettelt. Joran wird der Vertraute von Prinz Leonil, dem Kopf dieses Widerstandes: Trotz schmerzhaftester Strafen seines Vater hält er unbeirrt an dem Traum von der Freiheit für alle im steinernen Reich fest. Joran als sein Bote riskiert nicht nur eine kesse Lippe, sondern auch Kopf und Flügel. Ein politisches Abenteuer, in dem der Schwache stark ist und sich mit List und Phantasie gegen die Macht durchsetzt.
steff.
Lilli Thal: "Joran Nordwind". Gerstenberg Verlag. 360 Seiten, 16,95 Euro. Ab 12 Jahre
Liebe: Die neunjährige Jonna lebt in einem Kinderheim und hat immer dreckige Fingernägel. Ein Grund, warum sie nicht von einer sauberen Mama, sondern von Gorilla, einer Äffin, adoptiert wird, die eines Tages ins Heim kommt. Zuerst hat Jonna Angst vor dem großen Tier, das auf einem Schrottplatz wohnt und vom Schrottverkaufen lebt. Aber schon bald fängt sie an, das freie, ungewaschene Leben mit Spiegelei und Hängematte zu genießen, und entdeckt, was für ein großes Herz in Gorillas schwarzer Brust pocht. Sogar das Autofahren bringt die Äffin Jonna bei. Doch Tjord, der Bürgermeister der Stadt, hat es auf Gorillas Grundstück abgesehen und versucht schließlich sogar, ihr Jonna wieder wegzunehmen, um sie zu erpressen. Eine schräge und witzige Adoptionsgeschichte, in der Liebe unbeirrbar alle Widerstände überwindet.
steff.
Frida Nilsson: "Ich, Gorilla und der Affenstern". Gerstenberg Verlag. 164 Seiten, 12,95 Euro. Ab 8 Jahre
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Ein junger Leser rezensiert
Das Steinerne Reich ist ein dunkler Höhlenbau, in dem Käfer die Herren sind und Schmetterlinge ihre Sklaven. Für Schmetterlinge ist das Fliegen dort unmöglich, weil die Feuchtigkeit ihre Flügel verklebt. Andererseits kann jeder froh sein, der seine Schwingen noch besitzt. Denn wenn ein Falter ungehorsam ist, werden sie ihm als Strafe brutal abgetrennt.
Auch der junge Bläuling Joran ist den Käfern in die Hände gefallen und muss nun an diesem schrecklichen Ort leben. Wie ärgerlich, wo er gerade erst sein langweiliges Puppendasein hinter sich gelassen hat und dabei war, nach hübschen Schmetterlingsmädchen Ausschau zu halten. Jetzt ist er also gefangen und noch dazu verdammt, als Brosche der Käferkönigin Leonore herzuhalten. Ausgerechnet Joran, der übermütige Schmetterling mit der großen Klappe, soll ein stummes Schmuckstück sein – wie demütigend! Und nur, weil er sich bei seiner Entführung so heftig gewehrt hatte und man ihm deshalb einen Denkzettel verpassen wollte.
Doch dann findet Joran heraus, dass es eine Widerstandsgruppe gibt, die den bösen Käferkönig vertreiben will. Er schließt sich den Rebellen an und wird zum Freiheitskämpfer.
Bücher, in denen die Hauptfigur ein Tier ist, mag vielleicht nicht jeder, aber trotzdem sollte man sich nicht davon abschrecken lassen, dass die Hauptfigur in Joran Nordwind sogar ein Insekt ist. Auch wenn fast alle in diesem Roman mindestens sechs Beine haben, ist er von Anfang an mitreißend und sein Held schlagfertig und frech.
Die von Lilli Thal beschriebenen Käfer, Falter, Wespen, Libellen und Spinnen sind nicht gesichtslos, sondern richtige Persönlichkeiten mit liebenswerten, gemeinen oder komischen Eigenschaften. Da gibt es zum Beispiel den eitlen Kommandanten, der die Gefangenen im Labyrinth beaufsichtigt, sich aber viel lieber mit einer Silberlaus und einem roten Blutegel schmückt und dann in einer Spiegelpfütze bewundert.
Erschreckend fand ich, dass die Untertanen des Käferkönigs mit einem Rauschgift namens Offa süchtig gemacht werden. Sie sind wie Marionetten und glauben tatsächlich, dass es ihnen im Steinernen Reich gut geht, nur weil sie kein anderes Leben kennen.
Joran erzählt seine Geschichte selbst. Es ist eine ungewöhnliche Sicht, die der Leser dadurch hat. Man erlebt ganz neue Dinge und hat irgendwann das Gefühl, als würde man selbst zwei Fühler und vier blau schillernde Flügel besitzen und für das Gute kämpfen. (ab 11 Jahre) DAVID STUMPF (11 Jahre)
LILLI THAL: Joran Nordwind. Gerstenberg 2010. 361 Seiten, 16,95 Euro.
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