Die Geschichte des Kongo um die Jahrhundertwende ist eine Geschichte von Blut und Gewalt. Getrieben von der Gier nach Geld, Macht und Ruhm, brachte König Leopold II. von Belgien den Kongo 1885 in seinen Privatbesitz. In der Folgezeit ließ er das Land mit auch für damalige Verhältnisse beispielloser Grausamkeit ausbeuten und plündern. Geiselnahme, Vergewaltigung, Mißhandlung und Mord waren die Instrumente, die Leopolds Statthalter einsetzten, um den kongolesischen Ureinwohnern die geforderten Quoten an Kautschuk und Elfenbein abzupressen. Wer Widerstand leistete, wurde umgebracht oder verstümmelt. Als die Kampagnen der Menschenrechtsbewegung um Edmund Morel den König 1908 zur Aufgabe seiner Kolonie gezwungen hatten, war die Bevölkerungszahl des Kongo um etwa zehn Millionen Menschen gesunken. Adam Hochschild geht den Spuren dieser Schreckensherrschaft nach. Er erzählt von den Abenteurern, die das riesige und nahezu undurchdringliche Gebiet um den Kongo-Strom erforschten, von politischen Ränkespielen und von der Entschlossenheit, mit der Männer wie Morel ohne Rücksicht auf ihre berufliche Karriere und allen Repressalien zum Trotz den Kampf gegen Leopolds Terrorsystem aufnahmen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Mit großem erzählerischen und dramaturgischen Geschick" habe Hochschild die grausame Geschichte der belgischen Kolonialpolitik im Kongo aufbereitet, lobt Rezensent Alex Rühle. Besonders der Kniff Hochschilds, sich auf wenige, besonders faszinierende Figuren zu beschränken, scheint Rühle zu gefallen. Die Bösewichte haben Shakespearsches Format: vor allem König Leopold II., ein "Hypochonder", der sein Geld "für architektonische Scheußlichkeiten verpulverte". Als er 1908 den Kongo aufgeben mußte, "verachtete ihn die Welt". Der Held in der Geschichte, erzählt Rühe, war ein kleiner Konturist namens Edmund Dene Morel, der die Welt Ende des 19. Jahrhunderts unermüdlich auf die Greueltaten der Belgier im Kongo aufmerksam machte. Besonders beeindruckt hat Rühe jedoch, wie Hochschild den König "im Präkambrium des Medienzeitalters" als Meister der Pressekampagnen darstellt: Während seine Statthalter den Kongo ausraubten und die Menschen abschlachtete, verkaufte Leopold den Amerikaner sein Projekt als "Konföderation freier Negerrepubliken" - die Südstaatler hofften, "aufmüpfige Schwarze" dorthin schicken zu können.
© Perlentaucher Medien GmbH
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