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Was tun, wenn die Tochter sich aus dem Leben verabschiedet?An einem ganz normalen Abend verabschiedet sich die 18-jährige Ada von ihrer Familie und beendet ihr Leben durch den Sprung von einer Brücke. Ihre Eltern Jenny und Dominik bleiben fassungslos zurück. Während Dominik sich vor seiner Trauer in Arbeit flüchtet, beginnt Jenny verzweifelt nach Antworten auf die Frage nach dem Warum zu suchen. Im Internet stößt sie auf eine Spur aus digitaler Gewalt, die sich gegen Ada richtete und der auch Jenny bald nicht mehr entrinnen kann.
Katharina Seck wurde 1987 im Westerwald geboren, wo sie noch heute lebt und als Autorin arbeitet. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit ihren liebsten Menschen und Tieren, einem beachtlichen Stapel ungelesener Bücher sowie politischem Aktivismus. Mehr Infos zur Autorin finden sich auf KATHARINASECK.DE oder ihrem Instagram-Kanal.
Produktbeschreibung
- Verlag: Bastei Lübbe
- Artikelnr. des Verlages: 0069
- 1. Aufl. 2024
- Seitenzahl: 366
- Erscheinungstermin: 25. Oktober 2024
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 145mm x 36mm
- Gewicht: 524g
- ISBN-13: 9783757700690
- ISBN-10: 3757700694
- Artikelnr.: 70393822
Herstellerkennzeichnung
Lübbe
Schanzenstraße 6-20
51063 Köln
vertrieb@luebbe.de
"Katharina Seck schreibt wunderbar bildhaft und metaphorisch, so dass einem die Gefühle der Figuren selbst wirklich nahe gehen. Ich bin niemand, der bei Büchern schnell emotional wird - in den letzten Kapiteln von Was wir nicht kommen sahen habe ich Rotz und Wasser geheult." Karoline Siep, booknerds, November 2024 "Ein brandaktuelles Buch" Rhein-Zeitung, 25.11.2024 "Diesen tiefgründigen, schockierenden Roman sollte jede/r lesen, um sich über die Gefahren des Internets bewusst zu werden. Er bringt den Leser/die Leserin zum Nachdenken über eine sehr aktuelle Thematik, die jede/n von uns betreffen könnte. Ein Roman, der auf jeden Fall in meiner Erinnerung bleibt." Von Mainbergs Büchertipps, Dezember 2024 »Die Art und Weise wie Katharina Seck in ihrem neuen Buch über hochaktuelle Themen schreibt, wird den Leser:innen durch Mark und Bein gehen. Eine aufrüttelnde, schockierende Geschichte, die (doch) voller Liebe und Empathie erzählt wird. Und am Ende sogar Hoffnung schenkt. Absolute Leseempfehlung!« Florian Valerius / @literarischernerd »WAS WIR NICHT KOMMEN SAHEN beschreibt gekonnt und eindringlich, wie digitale Gewalt das Leben echter Menschen zerstören kann. Katharina Seck hat kein einfaches Buch geschrieben. Aber ein notwendiges.« Eva Lohmann
„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein bewegender Roman, der in die Schattenseiten des Internets eintaucht und die verheerenden Auswirkungen von Cybermobbing aufzeigt. Die Geschichte entfaltet sich um die 18-jährige Ada herum, deren Leben in eine gefährliche Abwärtsspirale …
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„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein bewegender Roman, der in die Schattenseiten des Internets eintaucht und die verheerenden Auswirkungen von Cybermobbing aufzeigt. Die Geschichte entfaltet sich um die 18-jährige Ada herum, deren Leben in eine gefährliche Abwärtsspirale gerät. Nach ihrem tragischen Suizid begibt sich ihre Mutter Jenny auf eine herzzerreißende Reise, um die Gründe für diesen schmerzhaften Verlust zu verstehen..
Die Autorin schafft es, die innere Zerrissenheit der Charaktere greifbar zu machen. Während wir Jennys verzweifelte Suche nach Antworten verfolgen, öffnet sich ein Fenster in Adas Seele. Ihre Ängste, Hoffnungen und der Druck, der mit dem Leben als öffentliche Person einhergeht, werden so lebendig, dass man als Leserin oftmals das Gefühl hat, direkt an ihrer Seite zu stehen..
Der Schreibstil ist einfühlsam und poetisch. Man kann die Trauer, die Verzweiflung und letztlich auch die Hoffnung spüren. Was die Lektüre dieses Buches sehr emotional und bei Zeiten schwer macht..
Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Anonymität im Internet. Sie zeigt, wie Worte, die hinter dem Bildschirm ausgesprochen werden, das Leben eines Menschen und einer gesamten Familie für immer verändern können. Die Autorin führt eindringlich vor Augen, wie wichtig es ist, die menschliche Verbindung nicht aus den Augen zu verlieren. Besonders in einer Zeit, in der das Digitale oft das Persönliche ersetzt.
Fazit:
„Was wir nicht kommen sahen“ ist mehr als nur eine fesselnde Geschichte; es ist ein eindringlicher Appell an uns alle, achtsamer und empathischer zu sein. Ein wichtiges Werk, das in Erinnerung bleibt und das Potenzial hat, Herzen zu öffnen und Gespräche zu entfachen.
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Ada steht kurz vor dem Abitur und wohnt bei ihren Eltern Jenny und Dominik. Sie ist erfolgreiche Gamerin im Internet, hat eine beste Freundin und ist ein sonst durchschnittlicher Teenager.
Sie wird bei einem Livestream Opfer eines Cyberangriffs, der von Männern gezielt gegen weibliche …
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Ada steht kurz vor dem Abitur und wohnt bei ihren Eltern Jenny und Dominik. Sie ist erfolgreiche Gamerin im Internet, hat eine beste Freundin und ist ein sonst durchschnittlicher Teenager.
Sie wird bei einem Livestream Opfer eines Cyberangriffs, der von Männern gezielt gegen weibliche Gamerinnen gestartet wurde. Immer mehr gerät sie in den Strudel aus Hass und Hetze im Netz, die Angreifer lassen sie nicht in Ruhe. Sie lässt sich nicht unterkriegen und postet ein Video, in dem sie auf den Hass gegen Frauen im Netz aufmerksam macht. Was daraufhin folgt, treibt sie letztendlich in den Suizid: sie verlässt eines Abends ihr Elternhaus und springt von einer Brücke. Ihre Eltern und Freunde bleiben fassungslos zurück. Ihre Mutter Jenny begibt sich auf die Suche, was ihre Tochter so weit getrieben hat und erfährt immer mehr vom Hass gegen Ada.
Ich habe mich sehr schwer getan, eine Rezension zu schreiben. Nicht weil das Buch nicht gut war sondern vielmehr, weil ich nicht weiß, wo man bei diesen schwierigen Themen des Suizids und Hasses ansetzen soll. Das Buch ist so hervorragend und eindrücklich geschrieben, dass es Pflichtlektüre an jeder Schule werden sollte und auch Erwachsenen die Gefahren von (Cyber)Mobbing aufzeigt.
Das Besondere ist die Erzählform. Kapitelweise abwechselnd wird aus drei Sichtweisen erzählt: Ada an dem Abend bevor sie von der Brücke springt sowie in Rückblenden, wie alles angefangen hat und ihre Mutter Jenny am Morgen, als die Polizei ihr die Nachricht vom Tod ihrer Tochter übermittelt und die Wochen danach. Und vor allem die Sichtweise von "Die Anonymität" ist mehr als interessant: es kommen verschiedene Personen zu Wort, deren Namen und Identität man nicht kennt. Sie stehen sozusagen für die "Masse" an Hatern, Mitläufern und Mobbern im Netz.
Der Einstieg in die Geschichte fällt sowohl leicht, weil man direkt im Geschehen ist als auch schwer, weil man Ada dabei begleitet, wie sie ihre letzten Stunden verbringt. Auch das folgende Kapitel aus der Sicht Jennys hat mich mit einem Kloß zurück gelassen: am Morgen sitzt sie noch beim Frühstück mit ihrem Mann als "der Asteroid" mit voller Wucht einschlägt und ihr den Boden unter den Füßen weg zieht. Man weiß direkt zu Beginn, dass Ada sich suizidiert, dieses Ereignis bildet den Startpunkt für die weitere Geschichte. Mehr als eindrücklich, aber genauso behutsam erzählt die Autorin die Geschichte und nähert sich diesem schwierigen Thema. Sie gibt außerdem der "Anonymität" eine Stimme. Man kann die Handlungen und Gedanken dieser Personen zwar nicht nachvollziehen, aber es ist so wichtig, dass man aufmerksam bleibt und dem Hass dieser Personen keine Chance gibt - online wie offline.
Das Buch sensibilisiert den Leser für die Gefahren im Internet - aber auch für die Chancen und die Macht, die man ebenso positiv nutzen kann.
Es ist kein einfaches Buch zum "Zwischendurch-Lesen", ich musste es auch ein paar Male beiseite legen um die Themen und Ereignisse zu verarbeiten. Katharina Seck ist es gelungen, einen hochaktuellen und eindrücklichen Roman zu verfassen, der einen fassungslos mit einem Kloß im Hals zurück lässt, aber ebenso Hoffnung und Mut gibt, etwas zu verändern in der Gesellschaft und dem Hass und Mobbing die Stirn zu bieten.
Von mir gibt es eine absolute und unbedingte Leseempfehlung, auch wenn das Thema einen zunächst abschreckt ist es umso wichtiger, den Roman zu lesen und darüber zu diskutieren!
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Ein Brett von Buch und eine ganz wichtige Mahnung
[TW: einige, aber primär Suiz!d, Mobbing, digitale Gewalt]
Manchmal weiß mensch vor der Lektüre schon, dass das Buch eine Gratwanderung sein wird zwischen Gefallen und Herausfordern. Genau so ging es mir mit „Was wir nicht …
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Ein Brett von Buch und eine ganz wichtige Mahnung
[TW: einige, aber primär Suiz!d, Mobbing, digitale Gewalt]
Manchmal weiß mensch vor der Lektüre schon, dass das Buch eine Gratwanderung sein wird zwischen Gefallen und Herausfordern. Genau so ging es mir mit „Was wir nicht kommen sahen“. Das Buch ist ein absolutes Brett. Beim Lesen hatte ich zu 50 % einen Kloß im Hals, zu 35 % Wut im Bauch und zu 15 % Trauer im Herzen. Für die Geschichte muss mensch definitiv gewappnet sein!
Ich bin beeindruckt davon, wie vielschichtig Katharina Seck dieses hochaktuelle Thema hier in ein anspruchsvolles und lesenswertes Buch mit thrillerhaften Zügen gepackt hat. Ada suiz!diert sich. Ihre Mutter Jenny hat daraufhin nicht nur mit der eigenen Trauer und den Herausforderungen einer Ehe nach dem Verlust des einzigen Kindes zu kämpfen, sondern versucht auch herauszufinden, was passiert ist. Ada kommt als zweite Erzählerin zu Wort und dröselt die Vergangenheit kurz vor ihrem Suiz!d nach und nach auf.
Ganz besonders in der Geschichte ist die sogenannte Anonymität. Diese dritte Erzählperspektive besteht nicht nur aus einer namenlosen Person, sondern umfasst viele. Mal ist es ein frustrierter Mann, dem die Frauen nicht geben wollen, was ihm seiner Meinung nach zusteht (= Incel). Mal ist es eine junge Frau, die selbst zum Mobbingopfer wurde und aus Selbstschutz nun lieber bei den Mobbenden mitmacht. Und dann ist es wieder ein Mann, der über Plattformen wie Telegram in ein extremes Verschwörungsdenken abgedriftet ist und versucht, seiner Wut online durch Hasskommentare gegen die „Eliten“ Platz zu machen. Insbesondere diese Kapitel habe ich mit enorm viel Druck auf der Brust gelesen, so beklemmend ist diese Realität. Manchmal schienen mir die Gedanken der radikalisierten Personen zu reflektiert zu sein, ich verstehe aber, was die Autorin damit erreichen wollte. Wir bekommen als Leser*innen ein Profil von Menschen, die sich an Hass beteiligen, und versuchen, ihre Hintergründe zu verstehen, ohne sie jedoch aus der Verantwortung zu nehmen. Eine Gratwanderung, die der Autorin eindrucksvoll gelungen ist.
Es werden viele weitere Themen in diesem Buch angeschnitten, denn besonders Ada macht sich als junge Frau realistischerweise Gedanken um gesellschaftliche Umbrüche und große Krisen wie etwa die Klimakrise. So finden neben digitaler Gewalt eben auch strukturelle Misogynie, Rassismus, Polizeigewalt oder Kapitalismuskritik Raum.
Durch die wechselnden Erzählperspektiven, die sich zudem auf verschiedenen Zeitebenen befinden, bekommen wir abwechslungsreich und eindrucksvoll die Geschichte einer jungen Frau erzählt, welche ungeplant viel öffentliche Aufmerksamkeit erhält und sich dadurch extremer Gewalt ausgesetzt sieht. Doch Ada wehrt sich, lässt sich von Sprüchen wie „Das gehört zu einem Leben im Internet eben dazu“ berechtigterweise nicht aus der Fassung bringen. Dies ist keine Geschichte des Aufgebens, wenngleich es sehr wohl eine Geschichte über Verlust und ein schlimmstmögliches Ende ist.
Die Autorin verflicht elegant Details zu einer runden Geschichte, die bei aller Schrecklichkeit Hoffnung machen kann. Die Figuren sind authentisch emotional und dadurch nah an den Leser*innen dran. Sowohl Adas als auch Jennys Wanken zwischen einerseits Angst und Widerstand sowie andererseits tiefer Trauer und dem Wunsch nach Gerechtigkeit sind extrem gut nachvollziehbar. Das Pacing wurde am Ende recht plötzlich langsamer, was der Handlung ein wenig an Eleganz geraubt hat - auch wenn ich verstehe, warum es so geschrieben wurde.
Das Internet und Soziale Medien sind das, was wir aus ihnen machen. Digitale Gewalt ist nichts, das wir akzeptieren dürfen und dieses Buch ist eine äußerst schmerzhafte Mahnung. Must-Read!
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Absolut wichtig und emotional
! Content Notes: Cybermobbing, Suizid, Verlust eines Kindes, Trauer
“Was wir nicht kommen sahen” von Katharina Seck ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit Hass im Netz gegenüber Frauen beschäftigt. Die 18-jährige Ada …
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Absolut wichtig und emotional
! Content Notes: Cybermobbing, Suizid, Verlust eines Kindes, Trauer
“Was wir nicht kommen sahen” von Katharina Seck ist ein gesellschaftskritischer Roman, der sich mit Hass im Netz gegenüber Frauen beschäftigt. Die 18-jährige Ada wächst in einer gesunden Familie auf und streamt in ihrer Freizeit verschiedene Videogames über die Plattform Twitch, als sie dort das erste Mal Opfer einer Cybermobbing-Attacke wird. Die Übergriffe werden trotz ihres Aufbegehrens und dem Rückhalt, den sie aus ihrem Umfeld erfährt, immer brutaler, sodass Ada keinen anderen Ausweg sieht und sich das Leben nimmt.
Und mit diesem Entschluss und seinen Konsequenzen startet der Roman. Er wird im Verlauf aus der Perspektive Adas und ihrer Mutter Jenny erzählt. Außerdem erhalten wir immer wieder Einblicke in die Leben und Motive der Personen, die anonym im Internet mit Ada interagieren. In diesen kurzen Perspektiven steckt so viel, worauf ich hier gar nicht eingehen kann, aber ich fand sie so einprägsam, dass ich dies unbedingt herausstellen möchte.
Die Perspektiven Adas Vergangenheit und Jennys Gegenwart, wie sie versucht den Grund hinter Adas Tat zu verstehen, laufen erzählerisch ineinander, was mir sehr gefallen hat und die Emotionalität der Geschichte verstärkt hat.
Secks Schreibstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Sie schafft es, mit klarer, ausdrucksstarker Sprache jedes Wort auf den Punkt zu bringen und Kritik zu üben. Gleichzeitig schafft sie eine Atmosphäre, die durch die authentischen Beschreibungen des Innenlebens ihrer Protagonist*innen geprägt ist, welche auch mir jede Emotion abverlangt hat.
Neben der Aufarbeitung Adas Suizids und ihrer Beweggründe ist natürlich auch die Trauerbewältigung ein großes Thema und wie Eheleute nach einem solchen Schicksalsschlag unterschiedlich damit, aber auch miteinander umgehen können.
Zum Ende des Buchs kann ich hier nicht mehr sagen, als dass es mir auch unglaublich gut gefallen hat, wenn es auch nicht zwingend so hätte ausgehen müssen. Ich nehme trotz der schrecklichen Thematik auf jeden Fall auch Stärke mit.
Das gesamte Buch ist für mich, wie auch bereits erwartet, ein Meisterwerk. Jedes einzelne Wort, jede Botschaft und Kritik perfekt platziert. Die Emotionen der Charaktere, im Speziellen derjenigen, welche Perspektiven wir einnehmen durften, waren greifbar und aufwühlend. Durch die Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit habe ich mich immer wieder selber mit Wut als Antwort darauf anstecken lassen. Ich werde definitiv noch einige Zeit brauchen, das Buch zu verarbeiten.
Insgesamt ist “Was wir nicht kommen sahen” mit seinen schweren Themen ein Buch, für welches die lesende Person definitiv Kapazitäten übrig haben muss. In dem Fall sollte meiner Meinung nach dann aber wirklich jede Person diesen Roman lesen, weil die Thematik so wichtig und gut umgesetzt ist. Ich schließe mich den vielen Meinungen an, die “Was wir nicht kommen sahen” auch als Schullektüre empfehlen.
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Inhalt
Jenny kann es nicht fassen. Ihre Tochter Ada hat sich das Leben genommen. In ihrer verzweifelten Trauer versucht sie dem „Warum?“ auf den Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf eine Spur digitaler Gewalt gegenüber Ada von der Jenny nichts ahnte.
Sprache
Katharina …
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Inhalt
Jenny kann es nicht fassen. Ihre Tochter Ada hat sich das Leben genommen. In ihrer verzweifelten Trauer versucht sie dem „Warum?“ auf den Grund zu gehen. Dabei stößt sie auf eine Spur digitaler Gewalt gegenüber Ada von der Jenny nichts ahnte.
Sprache
Katharina Seck hat einfach einen großartigen Schreibstil. Sie schafft es mich mit Bildern und Vergleichen direkt ins Herz zu treffen und die passenden Worte für unaussprechliche Dinge zu finden. Denn wir befassen uns hier mit Trauer, mit Verzweiflung, mit Ohnmacht, mit Wut.
In dieser Geschichte steckt außerdem unglaublich viel zwischen den Zeilen - Gefühle, Anregungen zum Reflektieren und auch viel Gesellschaftskritik.
Wir lesen aus Jennys Sicht, was sie nach Adas Tod nach und nach herausfindet. Wir lesen aber auch aus Adas Sicht, wie es soweit kommen konnte. Und dann gibt es noch die Kapitel, die mit „Anonymität“ überschrieben sind. Und die sind besonders hart für mich zu lesen gewesen. Denn hier kommen Personen zu Wort, die an Adas Mobbing beteiligt waren. Und hier stoßen wir auf so abstruse Gedankenwelten, die oft schwer zu begreifen waren, aber leider Realität sind.
Charaktere
Ada ist Gamerin und streamt regelmäßig. Eine Welt, die ihre Eltern nicht kennen und verstehen, aber eine die Ada liebt und in der sie sich etwas aufbauen will. Bis ihr eine Welle von Hass entgegen schwappt.
Jenny denkt, sie ist mit Ada aus dem Gröbsten raus und ist sehr zufrieden mit ihrem Familienleben. Deshalb macht sie sich große Vorwürfe, als Ada sich das Leben nimmt. Und möchte unbedingt herausfinden, was falsch gelaufen ist.
Ich konnte mich in Jennys Perspektive etwas besser hineinversetzen, weil ich ihr in meiner persönlichen Situation näher bin. Aber beide Frauen zu verfolgen war faszinierend und fürchterlich gleichzeitig, weil sie durch so eine harte Zeit gehen.
Fazit
Ein wichtiges Buch.
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Mit "Was wir nicht kommen sahen" ist Katharina Seck ein wichtiges Buch zu einem sehr relevanten und aktuellen Thema gelungen: Cybermobbing, das solche Ausmaße annehmen kann, dass es Menschen in den Suizid treiben kann. Das Buch ist von wahren Beispielen dafür inspiriert, wie die …
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Mit "Was wir nicht kommen sahen" ist Katharina Seck ein wichtiges Buch zu einem sehr relevanten und aktuellen Thema gelungen: Cybermobbing, das solche Ausmaße annehmen kann, dass es Menschen in den Suizid treiben kann. Das Buch ist von wahren Beispielen dafür inspiriert, wie die Autorin im Nachwort auch selbst anführt.
Das Buch ist aus drei Perspektiven geschrieben:
1) Ada, eine 18-jährige Schülerin, die sich auf Twitch einen Namen im Internet gemacht hat. Anfangs, indem sie während ihrer Videospiele live streamt, später - in Reaktion auf das Mobbing - auch als Aktivistin. Leider wird sie zur Zielscheibe einer Gruppe von Hatern, überwiegend aus der Incel-Community, die sich einen Spaß daraus machen, sie immer mehr zu bedrohen und zu bedrängen, nicht nur im Internet, sondern auch tatsächlich mit anonymen Nachrichten in ihrem Postkasten. So lange bis Ada keinen Ausweg mehr sieht und sich das Leben nimmt. Mit ihrem Suizid beginnt das Buch, die weiteren Ada-Kapitel sind dann aber wieder aus der Zeit vor dem Suizid geschrieben und zeigen, wie es so weit kommen konnte.
2) Jenny und Dominik, die Eltern von Ada, die durch den Suizid ihr einziges Kind verloren haben, gar keine Ahnung von Adas Online-Aktivitäten und dem Mobbing hatten und sich im Nachhinein versuchen, ein Bild davon zu machen und zu verstehen, was hier geschehen ist und wie es dazu kommen konnte. Sehr sympathische, bemühte Eltern, die ihre einzige Tochter über alles geliebt haben.
3) Die Anonymität: hier wird aus wechselnden Perspektiven, manche männlich, manche weiblich, von denen erzählt, die auf die eine oder andere Weise zum Cybermobbing beigetragen haben. Entweder, indem sie dieses direkt ausgeübt, andere angefeuert oder eine Nachricht oder ein Video weitergeleitet haben.
Insgesamt ist es damit ein sehr spannendes und aufrüttelndes Buch zum Thema Cybermobbing. Man spürt in jeder Zeile, wie es der Autorin ein echtes Anliegen ist, zu diesem Thema zu sensibilisieren und zum Kampf gegen Cybermobbing zu mobilisieren und dafür eignet es sich auch hervorragend und kann auch als Schullektüre empfohlen werden.
Warum dann keine fünf Sterne, sondern doch nur vier?
Ich habe mich mit dem Thema Suizid sehr tiefgründig beschäftigt, habe selbst Erfahrung als Hinterbliebene nach Suizid und ich habe schon so einige andere Bücher darüber gelesen, denen es gelingt, die damit verbundenen Dynamiken extrem authentisch einzufangen (z.B. "Wohin das Licht entflieht" von Sara Barnard oder "Von dem, der bleibt" von Matteo B. Bianchi). In Bezug auf dieses Thema kommt dieses Buch hier an die anderen Bücher nicht ran. Ich muss aber zugeben, hier sehr hohe Ansprüche an das Buch zu stellen.
Auch wenn die Autorin immer wieder versucht, mit sprachgewaltigen Metaphern das damit verbundene Leid zu schildern... etwas fehlt in dieser Perspektive und fühlt sich für mich als Betroffene nicht authentisch an, und zwar sowohl in der Zuspitzung der Entwicklung hin zu Adas Suizid, die ich in der Figur der Ada nicht wirklich nachfühlen kann, als auch in der Bewältigung des Suizids durch die Eltern, die dann doch überraschend schnell wieder Hoffnung zu schöpfen scheinen und schon nach sechs Wochen wieder deutlich positiver auf die Welt blicken , was sich in keinster Weise mit meiner Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, die ein Kind durch Suizid verloren haben, deckt.
Es ist für mich somit kein authentisches Buch, um etwas über Suizidalität oder die Bewältigung des Suizids durch die Hinterbliebenen zu lernen, dafür ist es für mich nicht nah und authentisch genug an diesem Thema dran. Die Dynamiken des Cybermobbings finde ich hingegen sehr authentisch dargestellt und zu diesem Thema sensibilisiert und mobilisiert das Buch ausgezeichnet.
Ein bisschen schade habe ich auch gefunden, dass man im Buch sehr klar merkt, dass die Autorin sich selbst ganz eindeutig dem linken politischen Spektrum zuordnet und die Menschen mit konservativen bzw. Mitte-rechts-Einstellungen stark dämonisiert. Auch wenn es zweifellos solche Gestalten, wie sie im Buch vorkommen, genau so in der Realität und im Internet gibt, hätte dies nicht noch damit verstärkt werden müssen, dass auch die Nachbarn - die mit dem Cybermobbing an sich nichts zu tun haben - als Coronamaßnahmengegner und als solche als dumpf und blöd charakterisiert werden.
Ich unterstelle der Autorin ein ziemlich einseitiges Weltbild und keine tiefgehende Beschäftigung mit Menschen ganz anderer politischer Einstellungen, die aber fernab von Radikalisierung sind. Es wirkt so, als ob sie, wie es derzeit leider in einigen Bereichen der Gesellschaft Mode zu sein scheint, alles rechts der Mitte einfach als radikal und dumm abstempeln würde, und die Weltsicht der eigenen sozialen Blase als einzig legitime und gute ansehen würde. Damit nimmt sich das Buch ein bisschen von dem Potential, breitflächig Menschen abzuholen. Insgesamt bleibt es aber dennoch aus den oben genannten Gründen ein gutes und wichtiges Buch.
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Ada ist 18, als sie sich das Leben nimmt. Ihr Suizid ist für ihre Eltern Jenny und Dominik anfangs unerklärlich, doch sie machen sich auf Spurensuche und blättern nach und nach auf, welchem Terror sich ihre Tochter unterziehen musste. Ada wurde Opfer einer ganz perfiden Art von …
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Ada ist 18, als sie sich das Leben nimmt. Ihr Suizid ist für ihre Eltern Jenny und Dominik anfangs unerklärlich, doch sie machen sich auf Spurensuche und blättern nach und nach auf, welchem Terror sich ihre Tochter unterziehen musste. Ada wurde Opfer einer ganz perfiden Art von Cybermobbing, das auch auf ihr physisches Leben übersprang. Und keiner konnte ahnen, wie belastet die junge Frau wurde...
Katharina Seck ist mit "Was wir nicht kommen sahen" ein mitreißender Roman gelungen, welcher der Gesellschaft einen Spiegel vorhält - und das mit Nachdruck. Sie thematisiert so viele unterschiedliche gesellschaftliche Aspekte, wie das nach wie vor vorherrschende Patriarchat, Mobbing in seinen unterschiedlichsten Formen (physisch & digital & hybrid), Incels, fehlende Aufklärung im Schulsystem und allgemein in der Gesellschaft was den digitalen sozialen Raum betrifft, um nur einige wenige zu nennen.
Die Erzählperspektive macht das Buch neben der relevanten Themen noch spannender - wir wechseln uns beim Lesen ab zwischen Ada und ihrer Mutter Jenny, wobei auch immer wieder in der Zeit gewechselt wird - wir erleben, wie Jenny und Dominik mit Adas tot und der Trauer kämpfen, aber auch den schweren Kampf, den Ada gegen die digitalen Trolle führte. Nach und nach recherchieren ihre Eltern, welche Ereignisse ihre Tochter durchleben musste, ohne dass sie auch nur einen Funken davon mitbekommen hatten (kaum gab es einen treffenderen Buchtitel!). Den Schreibstil der Autorin finde ich sehr eindringlich, er ist direkt und philosophisch und gesellschaftskritisch durch und durch - und erinnert mich sehr an den Stil von Mareike Fallwickl.
Besonders hervorheben möchte ich, dass zwischendurch auch immer wieder "die Anonymität" zum Erzählen kommt: in diesen kurzen Kapiteln werden Menschen, über deren Identität wir nichts genaueres erfahren, beschrieben - wie sie denken und fühlen, beispielsweise ein Incel, der über seinen Frauenhass und seine Incel-Gruppe berichtet, aber auch eine junge Frau aus schwierigen Verhältnissen, die (Mobbing-) Täterin und Opfer zugleich ist. Das finde ich deshalb so gut, da hier ohne Wertung auch die "Gegenseite" gezeigt wird, die nämlich auch Menschen und meist selbst in irgendeiner Weise Benachteiligte der Gesellschaft sind. Aber auf sie wird nicht mit dem Finger gezeigt, sondern durch die objektive Beschreibung dieser Charaktere den Lesenden veranschaulicht, dass es eben auch eine andere Seite mit eigenem Schicksal gibt - toll!
Besonders die Trauer und Verzweiflung von Adas Mutter Jenny werden so absolut nachvollziehbar beschrieben, dass ich beinahe das Gefühl hatte selbst in ihrer Haut zu stecken. Auch die Beziehung zu ihrem Mann Dominik, die in der Trauer nicht nur Höhen erlebt, wird authentisch dargestellt. Einen kleinen Punkteabzug gebe ich aber trotzdem, da für mich die Figur Ada nicht ganz greifbar ist. Sie wird als so starke und kämpferische junge Frau dargestellt, dass für mich der radikale Schritt Suizid nicht wirklich nachvollzogen werden kann. Ich möchte keinesfalls herunterspielen, dass das was sie durchmachten musste, an Heftigkeit kaum zu überbieten ist, hinzu kam ein persönlicher Vertrauensbruch als letztes Tüpfelchen - und trotzdem fühlte sie sich wie eine Person an, die gegen das System kämpft und nicht aufgibt.
Mein Fazit: "Was wir nicht kommen sahen" ist ein Buch, was alle Eltern von Teenagern lesen sollten, um etwas mehr von ihrer Lebensrealität zu verstehen. Es wäre außerdem ein hervorragendes Buch für den Unterricht, um das Thema Cybermobbing zu reflektieren. Im Stil von Mareike Fallwickl hält Katharina Seck der Gesellschaft eine Spiegel vor, der einen ordentlich zum Nachdenken bringt und auch etwas fragend hinterlässt.
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Der Roman startet im Grunde mit dem Schockmoment. Eine junge Frau, eine Heranwachsende, kurz vor dem Abitur bringt sich um. Die Eltern waren ahnungslos – wie konnte es dazu kommen?
Dann beginnt der Roman vorwärtserzählt aufzudecken was in Ada vorging und warum sie keinen anderen …
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Der Roman startet im Grunde mit dem Schockmoment. Eine junge Frau, eine Heranwachsende, kurz vor dem Abitur bringt sich um. Die Eltern waren ahnungslos – wie konnte es dazu kommen?
Dann beginnt der Roman vorwärtserzählt aufzudecken was in Ada vorging und warum sie keinen anderen Ausweg mehr wusste. Parallel läuft die Geschichte vom Todeszeitpunkt weiter und wir tauchen vor allem mit der Mutter in die Analyse, in die Trauer und ihre Bewältigungsstrategien ab. Wie sie und ihr Mann zunächst sehr unterschiedlich mit ihrem Schmerz umgehen.
Dazu aus dem Off noch Täterperspektiven. Was für Täter? Menschen, die im Internet ihren Hass und ihre Wut ausleben und doch im Verborgenen bleiben. Feiglinge. Geschundene Seelen. Grausame menschenverachtende Wesen. Vor allem Frauen gegenüber.
Denn die Protagonistin Ada war Gamerin und hat sich einen Kanal aufgebaut auf dem sie Spiele und Spielstrategien auch live zeigte. Sie setzte sich der Welt aus und diese trat gnadenlos zu.
Katharina Seck findet aus meiner Sicht genau die richtige Sprache diesem empörungswürdigen Zustand ein literarisches Sprachrohr zu geben. Hart, ja, eine Lektüre bei der ich oft schlucken musste – vor allem als Mutter. Aber so wichtig und gut erzählt.
Sie zeigt verbaut in der Geschichte welche Schrecken im Netz lauern, bleibt aber fair was auch für Chancen es gibt. Und vor allem zeigt sie uns wie wichtig es ist eine echte Community zu haben. Zum Anfassen, zum Austauschen und zum Geborgenfühlen: Es braucht ein starkes Gegengewicht im echten Leben. Ja und es braucht Mut und Kraft sich diesem negativen Strudel zu stellen, wenn man sich selbst präsentiert. Vor allem als Frau. Ein aktuelles Thema, dass viele betrifft, aber das so oft verborgen bleibt.
Lesenswert, macht nachdenklich und ein starkes Stück Literatur. Ich freue mich auf mehr aus der Feder von Katharina Seck!
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Wow, ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich habe ja schon einige Bücher von Katharina Seck gelesen, aber noch keins mit dieser Durchschlagkraft. Was natürlich auch dem Thema geschuldet ist- brisant, aktuell, eindrücklich und absolut erschreckend. Sollte man gelesen …
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Wow, ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich habe ja schon einige Bücher von Katharina Seck gelesen, aber noch keins mit dieser Durchschlagkraft. Was natürlich auch dem Thema geschuldet ist- brisant, aktuell, eindrücklich und absolut erschreckend. Sollte man gelesen haben.
Zum Inhalt: an einem ganz normalen Abend verlässt Ada das Haus. Ihren Eltern sagt sie, sie übernachte bei ihren besten Freundin Kim. Doch Ada kommt nicht bei Kim an, sie springt von einer Brücke und beendet ihr Leben. Zurück bleiben Schockstarre, Vorwürfe und Selbstzweifel. Und die Frage nach dem Warum.
Natürlich ist Katharina Seck nicht die Erste, die über die Gefahren des Internets, Cybermobbing und anonyme Hetze der Internet-Trolle schreibt. Aber sie tut das in einem Rahmen der für Leser aller Altersklassen nahbar und emotional greifbar ist, da die Handlung sowohl aus Sicht der Schülerin Ada, als auch ihrer Mutter Jenny beschrieben ist. Das fand ich einen tollen Kniff, da es das Davor mit dem Danach verbindet und eine Brücke schafft.
Die Handlung ist eindrücklich und ergreifend geschildert. Immer wieder habe ich zwischen ungläubigem Entsetzen und leidvollem Wiederkennen aus meiner Jugend geschwankt. Ich finde Katharina Seck hat da den Ton und Nerv der Zeit gut getroffen. Dir Sprache ist modern, in Adas Abschnitten auch viel Jugendsprache- muss man mögen, mir erschien es passend.
Ich hab regelrecht an den Seiten gehangen und konnte das Buch nicht weglegen.
Fands richtig stark, sowas sollte meiner Meinung nach an Schulen gelesen werden.
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Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.
Katharina Seck hat mit „Was wir nicht kommen sahen“ eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut …
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Ada, 18 Jahre alt, verabschiedet sich eines Abends von ihren Eltern – und wählt den Freitod. Zurück bleiben ihre Eltern, auf der Suche nach Antworten und einem Grund.
Katharina Seck hat mit „Was wir nicht kommen sahen“ eine Geschichte geschrieben, die unter die Haut geht und lange im Gedächtnis bleibt. Ihr außergewöhnlich poetischer Schreibstil ist beeindruckend und malt Bilder, die die Schwere des Themas in einem fast zu schönen Licht erscheinen lassen. Metaphern und Vergleiche durchziehen das Buch und sorgen für eine besondere Atmosphäre, doch manchmal hätte die Handlung mehr Raum gebraucht. Auch wenn ich Secks gesellschaftlichen und politischen Aussagen zustimme, fühlte sich der Roman an manchen Stellen eher wie ein Essay oder eine Rede an.
Das Thema des Romans ist schmerzhaft aktuell: Cybermobbing, Verlust, Misogynie, Trauer und Freundschaft. Diese Aspekte sind mit großer Sensibilität beschrieben, oft so nah, dass sie wehtun. Besonders die Perspektivwechsel zwischen Ada, den anonymen Usern im Netz und ihrer Mutter Jenny – zwischen Vergangenheit und Gegenwart – machen die Geschichte lebendig und spannend. Obwohl man von Anfang an weiß, dass Ada ihrem Schicksal nicht entkommen wird, hofft und bangt man trotzdem mit.
Das Buch sensibilisiert auf eindringliche Weise für die Mechanismen von Hass im Netz und die Strukturen, die es erlauben, ihn anonym und straffrei zu verbreiten. Es ist daher ein wichtiges Werk – nicht nur für Jugendliche, um die Dynamik und Konsequenzen von Cybermobbing zu verstehen, sondern auch für Eltern, die die Gefahren der digitalen Welt besser greifen möchten. Seck zeigt, wie schnell aus Hass eskalieren kann, und wie machtlos Einzelne dem gegenüber sein können.
Doch es gibt auch Schwächen. Manche Gespräche wirken auf mich konstruiert, fast schon lehrbuchhaft. Adas reflektierte Art passt nicht immer zu ihrer inneren Zerrissenheit – ihre Angst, Paranoia und Hilflosigkeit erscheinen zu flach. Auch Jennys Trauerverarbeitung schreitet für meinen Geschmack zu schnell und linear voran. Nach nur sechs Wochen wirkt sie erstaunlich gefasst, verzeiht, wo noch Schmerz und Wut Platz gehabt hätten. Besonders die Zeit direkt nach der Nachricht von Adas Tod hätte ich als Leserin gerne mitverfolgt. Die Zeit, in der die Welt dann auseinanderbricht und zerbrochen bleibt – sie fehlt mir. Auch die Perspektiven der anonymen User, die Hass säen, wirken zu bewusst. Hier hätte ich mir unreflektierte, impulsive Figuren gewünscht, die nicht einmal ansatzweise hinterfragen, was sie anrichten.
„Was wir nicht kommen sahen“ ist ein kraftvolles Buch, das sich gesellschaftlich relevanter Themen annimmt. Zwischen den Zeilen blitzen Botschaften über Feminismus, Männerbilder und soziale Verantwortung hervor. Ein lesenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt und lange nachklingt.
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