Der Wahrheitsbegriff spielt in der Philosophie und besonders in der Erkenntnistheorie eine zentrale Rolle. Es gibt zahlreiche, recht unterschiedliche Wahrheitstheorien. Boris Rähme untersucht epistemische Konzeptionen. Darunter versteht man Konzeptionen, die die Wahrheit auf epistemische Kategorien
wie Kohärenz, ideale Verifizierbarkeit, rationale Akzeptibilität oder argumentativen Konsens…mehrDer Wahrheitsbegriff spielt in der Philosophie und besonders in der Erkenntnistheorie eine zentrale Rolle. Es gibt zahlreiche, recht unterschiedliche Wahrheitstheorien. Boris Rähme untersucht epistemische Konzeptionen. Darunter versteht man Konzeptionen, die die Wahrheit auf epistemische Kategorien wie Kohärenz, ideale Verifizierbarkeit, rationale Akzeptibilität oder argumentativen Konsens zurückführen.
Der Autor gliedert seinen fundierten Beitrag zur Diskussion epistemischer Wahrheitskonzeptionen wie folgt:
Vorwort
Einleitung
I. ‚Wahrheit‘ und ‚Begründung‘ als normative Begriffe
II. Fallibilität und Fallibilismus
III. Elemente epistemischer Wahrheitskonzeptionen am Beispiel der Konsenstheorie von Peirce
IV. Epistemische Wahrheitsäquivalenzen als Begriffsdefinitionen?
V. Epistemische Regulative und Transzendenzthesen
VI. Ist Wahrheit eine regulative Idee? Zwei Einwände gegen die transzendentalpragmatische Konsenstheorie
VII. Resümee
Literatur
Eine mögliche Explikation des Wahrheitsbegriffs im Sinne eines epistemischen Konzepts ist: die Proposition p ist genau dann wahr, wenn sie unter epistemisch idealen Bedingungen von einem rationalen Subjekt S für wahr gehalten wird. Das wirft jedoch Probleme mit dem erkenntnistheoretischen Fallibilismus auf. Dessen Kernthese wurde von Charles S. Peirce auf den Punkt gebracht mit: „we never can be absolutely sure of anything”. Den wichtigen Fragen und Definitionen zur Fallibilität geht der Autor im zweiten Kapitel nach. Er leitet es prägnant mit Michael Williams' Behauptung ein: „We are all fallibilists nowadays”. Dann diskutiert Rähme peinlich genau wie die fallibilistische These zu verstehen und zu formulieren ist.
In den folgenden Kapiteln untersucht der Autor die epistemischen Wahrheitskonzeptionen von Charles S. Peirce, Jürgen Habermas und Karl-Otto Apel. Immer hat er dabei auch die Konzepte von Robert Brandom, Michael Dummett, Wolfgang Künne, Hilary Putnam, Richard Rorty, Richard Schantz, Albrecht Wellmer, Crispin Wright und anderen im Blickfeld.
Der Autor gönnt den Lesern keinen gemächlichen Einstieg. Ab dem zweiten Satz werden sie gefordert und können sich 350 Seiten lang nicht mehr ausruhen. Fast immer drückt Rähme logische Formeln auch verbal aus, so dass jeder interessierte Leser mitgenommen wird. Logische Ableitungen werden stets Schritt für Schritt ausgeführt. Ein flüchtiger Blick ins Buch sollte also niemand abschrecken.
Die Abhandlung Rähmes ist auf hohem Niveau aber durchaus nicht akademisch.
Wer sich müht dem Text akribisch zu folgen, erhält tiefe Einsichten zur Fallibilität und zu epistemischen Wahrheitskonzeptionen lohnt sich.