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Fünf Schicksale - eine Geschichte.Eine junge Frau und vier junge Männer aus dem krisengeschüttelten Afghanistan berichten von ihren Erfahrungen auf der Flucht nach Europa: welche Gefahren sie durchlebt haben, welche Entscheidungen sie treffen mussten - und warum sie nie umgekehrt sind. Sie erzählen auch aus ihrem Leben in der Heimat: ihrer Zwangsheirat, den Gewalttaten der Taliban. Und wie es ist, selbst Teil einer Schlepper-Familie zu sein und auf der Flucht der Gegenseite dieses Geschäfts zu begegnen.Neben persönlichen Erlebnisberichten ordnen informative Texte und Grafiken das Geschehen ein…mehr

Produktbeschreibung
Fünf Schicksale - eine Geschichte.Eine junge Frau und vier junge Männer aus dem krisengeschüttelten Afghanistan berichten von ihren Erfahrungen auf der Flucht nach Europa: welche Gefahren sie durchlebt haben, welche Entscheidungen sie treffen mussten - und warum sie nie umgekehrt sind. Sie erzählen auch aus ihrem Leben in der Heimat: ihrer Zwangsheirat, den Gewalttaten der Taliban. Und wie es ist, selbst Teil einer Schlepper-Familie zu sein und auf der Flucht der Gegenseite dieses Geschäfts zu begegnen.Neben persönlichen Erlebnisberichten ordnen informative Texte und Grafiken das Geschehen ein und vermitteln zusätzliches Wissen. Wie organisiert man seine Flucht? Wie funktionieren Schlepper-Systeme? Warum verändern sich Fluchtrouten? Und was erwartet die Flüchtenden in Europa?Ein bildstarker, spannender Sach-Comic auf Basis von Interviews, der neue Perspektiven aufzeigt und umfassend über ein aktuelles Thema informiert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Martina Knoben scheint die Nominierung des Sachcomics von Patrick Oberholzer für den Deutschen Jugendliteraturpreis absolut gerechtfertigt. Der Band erzählt von den Beweggründen und den Abläufen von Fluchten über Landesgrenzen. Ausgehend von der Geschichte des Afghanistan-Konflikts berichtet Oberholzer über Fluchtgründe und Ziele, Schlepper und Routen und lässt schließlich Geflüchtete selbst erzählen. Diese Erzählungen bilden für Knoben das "Herzstück" des Buches. Vor dem Hintergrund dieser Lektüre erscheinen der Rezensentin unsere Debatten über legale und illegale Migration lächerlich und bitter.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2024

Nimm
Nüsse mit
Fünf Migranten aus Afghanistan erzählen:
Die dokumentarische Graphic Novel „Games“
ist so informativ wie erschütternd.
VON MARTINA KNOBEN
Wer weiß hierzulande schon, was „Games“ sind. Spiele, denkt der Mitteleuropäer, vielen fallen vermutlich als Erstes Computerspiele ein. Für Menschen, die aus ihrem Heimatland Richtung Europa flüchten, hat das Wort noch eine andere, weniger harmlose Bedeutung. „Games“, erfährt man in Patrick Oberholzers gleichnamigem Comic, werden die Versuche genannt, über eine Grenze zu kommen: „Nicht im Sinne eines Spiels, aber im Sinn von ‚sein Schicksal testen‘. Man kann ein Game gewinnen, aber auch verlieren. Manche Leute brauchen zwanzig oder vierzig Games, um es zu schaffen.“
Für sein Buch hat Oberholzer fünf Geflüchtete aus Afghanistan interviewt, einen persönlichen Bekannten und vier Freiwillige, die sich auf seine Anfragen bei sozialen Institutionen gemeldet hatten. Einer von ihnen kam 2019 nach Europa, die anderen während der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/2016. Aus ihren Erlebnisberichten entstand sein Sachcomic.
Was sind das für Menschen, die Verwandte und Freunde, ihre Heimat und Sprache zurücklassen für eine ungewisse Zukunft? Warum fliehen sie? Wie organisiert man eine Flucht? Wie arbeiten Schlepper und wie bezahlt man sie (wohl kaum in bar, mit Geldkoffern sind die wenigsten Flüchtlinge unterwegs)? Was gibt es für Routen? All diese Fragen werden beantwortet; das ist für jugendliche Leser ab 14 interessant – „Games“ ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2024 nominiert – aber auch für Erwachsene.
„Games“ beginnt mit der Geschichte des Afghanistan-Konflikts, es folgen Zahlen zur Bevölkerungsstruktur des Landes, den Gründen für eine Flucht und zu den Zielen. Umfangreiche Recherchen und Gespräche mit Sachverständigen hätten die Grundlage für seine Texte und Infokästen geliefert, schreibt Oberholzer im Vorwort. Er lebt und arbeitet als selbständiger Illustrator in der Schweiz. „Games“ ist seine erste Graphic Novel.
Die Erzählungen der Geflüchteten bilden das Herzstück seines Buches. Hamid ist vor den Taliban geflohen, die ihn zu einem ihrer Kämpfer machen wollten. Muhammed und seine Eltern sind geflohen, nachdem sein Onkel und seine Großmutter erschossen wurden und ein weiterer Onkel beide Beine verlor durch einen Bombenanschlag. Nimas Vater hat als Schlepper gearbeitet, nun flieht der Sohn selbst aus Iran. Ziya war Elektriker auf den Militärbasen der Afghanen, Amerikaner und Engländer, wurde irgendwann psychisch krank. Und Afsaneh wurde als 14-Jährige zwangsverheiratet und von ihrem Ehemann mitgenommen nach Iran. Dort ist sie isoliert, ihr Mann schlägt sie, weshalb sie ihn zur weiteren Flucht Richtung Europa überredet.
Angesichts solcher Nöte wirken die Debatten hierzulande über die angebliche Förderung illegaler Migration durch zu großzügige Sozialleistungen ebenso bitter wie lächerlich.
Patrick Oberholzer erzählt angenehm nüchtern – gerade deshalb erschüttert sein Buch immer wieder. Welchen Weg man auch nimmt, nach Europa ist es weit und gefährlich. Dabei gehören die vier Männer und die Frau, die hier ihre Geschichten erzählt haben, zu den Glücklichen, die ihre Flucht überlebt haben, denen auch sonst einiges erspart blieb, sonst wäre „Games“ als Jugendbuch nicht geeignet. Die Strapazen und die Gefährlichkeit der Flucht aber vermitteln sich trotzdem, sie werden nachfühlbar durch Details. „Mein Tipp“, ist bei Nimas Übergang von Iran in die Türkei zu lesen: „Wenn du flüchtest, nimm Nüsse mit. Nimm fünf, dann bist du satt. Glaubst du mir, dass ich in diesen zwei Monaten 13 Kilo abgenommen habe?“
Die Strapazen der
Flucht werden nachfühlbar
durch Details
Patrick Oberholzer: Games.
Splitter Verlag,
Bielefeld 2023.
96 Seiten, 22 Euro.
Ab 14 Jahren.
Illustration: Patrick Oberholzer / Splitter Verlag
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