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- Ein berührendes Erinnerungsbuch an das Damaskus von gestern und ein Plädoyer für friedliche Koexistenz aller Völker und Konfessionen im Nahen Osten
Ein hochaktuelles Zeugnis von Mitmenschlichkeit und religiöser Toleranz im Nahen Osten - erstmals auf Deutsch, herausgegeben von Rafik Schami
Moussa Abadi wurde im jüdischen Viertel von Damaskus geboren und wuchs in Frieden und Freiheit auf. In seinem berührenden Erzählband beschreibt er atmosphärisch dicht und humorvoll diese Welt von Gestern - Damaskus in der kurzen Phase vom Ende des Osmanischen Reichs 1918 bis zur französischen
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Produktbeschreibung
- Ein berührendes Erinnerungsbuch an das Damaskus von gestern und ein Plädoyer für friedliche Koexistenz aller Völker und Konfessionen im Nahen Osten

Ein hochaktuelles Zeugnis von Mitmenschlichkeit und religiöser Toleranz im Nahen Osten - erstmals auf Deutsch, herausgegeben von Rafik Schami

Moussa Abadi wurde im jüdischen Viertel von Damaskus geboren und wuchs in Frieden und Freiheit auf. In seinem berührenden Erzählband beschreibt er atmosphärisch dicht und humorvoll diese Welt von Gestern - Damaskus in der kurzen Phase vom Ende des Osmanischen Reichs 1918 bis zur französischen Besatzung am Beginn der 1920er-Jahre. Wir erfahren vom Leben der jüdischen Gemeinde und von deren friedlicher, ja brüderlicher Koexistenz mit Angehörigen anderer Religionen. So wird dieses Erinnerungsbuch zu einer in der Vergangenheit angesiedelte Utopie, zur Feier des brüderlich-harmonischen Zusammenlebens von Christen, Juden und Muslimen.
Autorenporträt
Moussa Abadi ist Abkömmling syrischer Juden und wurde 1910 in Damaskus geboren. Er besuchte die Jewish Alliance School, wo er ein Stipendium für ein Studium in Frankreich erhielt und an die Sorbonne ging. 1942 floh Moussa Abadi mit seiner Gefährtin Odette Rosenstock vor den Nazis nach Nizza. Die beiden schlossen sich der Widerstandsbewegung an. Mit Unterstützung des Bischofs von Nizza gelang es ihnen, 527 jüdische Kinder zu verstecken und sie so vor dem Zugriff durch SS und Gestapo zu bewahren. Moussa Abadi starb 1997. Zum ehrenden Andenken an ihn und Odette Rosenstock wurden in Paris und Nizza Plätze nach ihnen benannt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Moritz Baumstieger träumt mit Moussa Abadis Erinnerungen an das jüdisch geprägte Damaskus seiner Kindheit von einer humanistischen Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlichen Glaubens gleichberechtigt miteinander leben können. Nicht zuletzt Rafik Schamis hoffnungsvolle Begleitworte zu dem erstmals auf Deutsch erscheinenden Band über das versunkene Syrien von Anfang 1900 lassen Baumstieger die Geschichten aus dem jüdischen Viertel als "rückwärtsgewandte Vision" lesen, auch wenn Abadi nicht nur von berühmten jüdischen Intellektuellen berichtet, sondern ebenso liebevoll von jüdischen Tagedieben und Wendehälsen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.05.2024

Damals in Damaskus
Als in der syrischen Hauptstadt noch Juden lebten: Wie wäre es schön, wenn Moussa Abadis Erzählungen ein Modell für die Zukunft sein könnten.
Als Moussa Abadi sich anschickte, all jene Personen in ein Buch zu sperren, wie er es nannte, die ihn „ihr Leben lang verfolgt und genötigt“ hatten, war er längst Franzose. Und der Ort, an dem die Geschichten jener Personen spielten, war nur noch eine Erinnerung. Damaskus stand Anfang der Neunzigerjahre freilich noch, Menschen siedeln hier seit über 5000 Jahren und werden das auch weiter tun. Allen Katastrophenmeldungen, die dieser Tage aus Nahost kommen, zum Trotz.
Vom einstigen jüdischen Viertel in der Altstadt ist aber nicht mehr viel übrig. Die Mauern mögen noch stehen, doch die Menschen, die ihm seinen jüdischen Charakter gaben, fehlen. Die meisten gingen nach der Staatsgründung Israels 1948 und dem darauffolgenden Angriff durch arabische Staaten wie Syrien, die letzten flohen 1967 im Sechstagekrieg, nach langen Jahren der Repressionen. Moussa Abadi, 1907 in Damaskus geboren, lebte da schon lange in Europa. Er hatte an der Sorbonne studiert, sich für eine Zeit einer Theaterkompanie angeschlossen, eine Frau namens Odette Rosenstock kennengelernt. Mit ihr betrieb er im Vichy-Frankreich ein Untergrundnetzwerk, das sogenannte Réseau Marcel, die beiden versorgten 527 jüdische Kinder mit falschen, christlichen Identitäten und retteten ihnen so das Leben. Rosenstock wurde erwischt und nach Auschwitz deportiert, nach Bergen-Belsen verlegt, wo sie sich um Menschen kümmerte, die zu krank waren, um in die Gaskammern geschickt zu werden. Sie überlebte, kehrte zurück, heiratete Moussa Abadi.
All das wären Geschichten, die es ebenfalls wert wären, erzählt zu werden. Als sich Abadi nach seiner Karriere als Radiojournalist aber im hohen Alter hinsetzte, um der Welt nach unzähligen Interviews und Theaterbesprechungen ein Büchlein zu hinterlassen, da schrieb er die Erinnerungen an das Damaskus seiner Kindheit auf: Geschichten aus jenem jüdischen Viertel, das es nicht mehr gibt. Das aber in den heutigen Tagen, da die Katastrophenmeldungen aus Nahost in hoher Frequenz anbranden, eine Art rückwärtsgewandte Vision darstellen könnte: Abadi erzählt von einer Zeit, in der „Juden in der arabischen Gesellschaft als Schriftsteller, Ärzte, Künstler, Parlamentarier hohes Ansehen genossen“, wie Rafik Schami in seinem Nachwort für den nun erstmals auf Deutsch erschienenen Band „Die Königin und ihr Kalligraph“ schreibt.
Schami, aramäischer Christ, wuchs gleich in der Nähe jener Gassen auf, in denen Abadis Geschichten spielen, der jüdische Hausarzt seiner Familie hatte seine Praxis keine zwanzig Meter entfernt. Wenn Schami nun in Abadis Buch das „humanistische Bild einer zukünftigen Gesellschaft“ sieht, „in der alle Menschen gleichberechtigt, frei und offen miteinander leben, ohne sich wegen ihrer Religion, ihrem Geschlecht oder ihrer Ethnie rechtfertigen“ zu müssen, dann ist das sicherlich mit der Schami eigenen unerschütterlichen Hoffnung geschrieben, an der sich der heute 77-jährige Schriftsteller in seinem deutschen Exil festhält.
Abadis Geschichten jedenfalls sind nicht deshalb ein Leuchtturm der Hoffnung, weil sie die berühmten Intellektuellen und die herausragenden Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde zum Thema hätten. Sie erzählen auch von den Tagedieben und Taugenichtsen, vom öffentlichen Leben in den Gassen. Sie erzählen von Armut und Emigration, vom religiösen Leben und von ganz Weltlichem – etwa davon, wie einige Damaszener Juden wahlweise schnell zu Russen oder Persern wurden, wenn die osmanische Obrigkeit Rekrutierer für ihre Armee auch in das jüdische Viertel schickte. Die hier ansässigen Generalkonsuln benachbarter Reiche und Passfälscher wurden aktiv, „aus Gründen, die sich jeder Logik entziehen, wurde ein falscher russischer Pass teurer gehandelt als ein echter persischer Pass“, schreibt Abadi. Als Blaupause für eine künftige Koexistenz dienen solche Eulenspiegeliaden zwar nicht. Aber ein Naher Osten, in dem jüdische Mitbürger gerne noch einen persischen Pass in der Tasche haben, wäre sicher nicht die schlechteste Vision.
MORITZ BAUMSTIEGER
Abadi erzählt von den
Tagedieben und
Taugenichtsen
Moussa Abadi: „Die Königin und der Kalligraph“, Manesse, München 2024, 224 Seiten, 26 Euro.
Moussa Abadi schrieb Anfang der Neunzigerjahre seine Erinnerungen an das Damaskus seiner Kindheit auf.
Foto: Louis Monier / Gamma-Rapho via Getty Images
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