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In diesem wahren Polit-Thriller erzählt der ehemalige Finanzminister Giorgos Papakonstantinou die Insidergeschichte des Griechischen Dramas - eines Dramas, das Europa und das internationale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Es ist die haarsträubende Erzählung von einem Land, das durch altes Versagen zu ungekannt schmerzhaften Maßnahmen gezwungen wurde. Es ist die Geschichte von Menschen, die versuchten, Geschehnisse mitzubestimmen, die immer mehr außer Kontrolle gerieten. Und es ist die Geschichte von Entscheidungen - guten wie schlechten, richtigen wie falschen -, welche…mehr

Produktbeschreibung
In diesem wahren Polit-Thriller erzählt der ehemalige Finanzminister Giorgos Papakonstantinou die Insidergeschichte des Griechischen Dramas - eines Dramas, das Europa und das internationale Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Es ist die haarsträubende Erzählung von einem Land, das durch altes Versagen zu ungekannt schmerzhaften Maßnahmen gezwungen wurde. Es ist die Geschichte von Menschen, die versuchten, Geschehnisse mitzubestimmen, die immer mehr außer Kontrolle gerieten. Und es ist die Geschichte von Entscheidungen - guten wie schlechten, richtigen wie falschen -, welche während offiziellen Konferenzen oder bei geheimen Sitzungen in Brüssel, Berlin, Frankfurt, Paris, London, New York, Washington und Athen getroffen wurden; in Luxemburg im Hof eines Chateaux, in Davos in einer Hotelküche oder während der Bilderberg-Konferenz in Madrid; in eleganten Büros und in muffigen Konferenzzimmern im Untergeschoss.Dies ist die atemberaubende Geschichte einer unglaublichenPeriode, zum ersten Mal nicht von einem außenstehenden Beobachter erzählt, sondern von einem der Haupt-Protagonisten.
Autorenporträt
Giorgos Papakonstantinou (1961) studierte Volkswirtschaft an der New York University sowie an der London School of Economics, wo er auch promovierte. Anschließend arbeitete er als Wirtschaftsexperte bei der OECD in Paris. 2001 kehrte er nach Griechenland zurück und lehrte an der Wirtschaftsuniversität Athen. Ab 2007 trat er an der Seite von Giorgos Papandreou in die Politik ein. Inmitten der schweren Finanzkrise übernahm er das Finanzministerium und unterschrieb das erste Memorandum mit den Gläubigern Griechenlands.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2017

Game over
Giorgos Papakonstantinou schildert die Griechenland-Krise als Teilnehmer und Zeitzeuge

Gleich zu Beginn verspricht Giorgos Papakonstantinou, griechischer Finanzminister von 2009 bis 2011, einen "politischen Thriller", und er löst sein Versprechen auf den mehr als 400 Seiten auch ein. Zum ersten Mal erzählt nicht ein außenstehender Beobachter, sondern einer der Akteure der Griechenland-Krise selbst, wie diese immer mehr außer Kontrolle geraten ist und zuletzt auch den Euro bedroht hat. Papakonstantinou schildert, wie Krisensitzungen eilig nach Brüssel, Frankfurt oder Luxemburg einberufen wurden, wie in den Sitzungen die Fronten verlaufen sind, wie die Märkte die Teilnehmer getrieben haben und nach kraftraubenden Nachtsitzungen mit Blick auf die bevorstehende Öffnung der Märkte in Tokio gerade noch rechtzeitig Entscheidungen gefällt wurden.

Das Buch, dessen englisches Original nun auf Deutsch vorliegt, setzt mit der Parlamentswahl 2009 ein. Die konservative Nea Dimokratia hatte die Staatskassen geplündert und wird in die Opposition geschickt. Der Vorsitzende der linken Pasok, Giorgos Papandreou, bildet eine Regierung und beruft Giorgos Papakonstantinou, einen in New York und London ausgebildeten Ökonomen, zum Finanzminister. Der macht einen Kassensturz, und das Drama nimmt seinen Lauf. Denn die Vorgängerregierung hatte das gigantische Ausmaß der Neuverschuldung skandalös verschleiert. Auf der ersten gemeinsamen Pressekonferenz mit Papakonstantinou sagt Jean-Claude Juncker, zu dem Zeitpunkt Vorsitzender der Eurogruppe: "The game is over. Wir brauchen ernsthafte Statistiken."

Es blieb nicht bei einer Reform der Statistikbehörde. Denn die Griechen hatten über ihre Verhältnisse gelebt, was Papakonstantinou selbstkritisch einräumt, und als Finanzminister leitete er die größte Defizitreduktion eines Landes in der Eurozone ein. Jean-Claude Trichet, damals Gouverneur der EZB, lobte: "Das griechische Programm ist beeindruckend und hat unsere Erwartungen übertroffen." Im Gegenzug unterzeichnete Papakonstantinou in einem "Memorandum" mit 110 Milliarden Euro den größten Kredit, der je einem Land gewährt worden war. Es reichte nicht. Zwei weitere Rettungsprogramme wurden nötig.

Papakonstantinou spart nicht mit Kritik an der Verantwortungslosigkeit der politischen Klasse Griechenlands, die sich und die Menschen weiter belogen hat. Ebenso kritisiert er die Rolle der internationalen Medien, die wiederholt mit Spekulationen die griechischen Staatsanleihen unter Druck setzten, so dass die Gerüchte zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu werden drohten. Den Kreditbewertungsagenturen wirft Papakonstantinou vor, zunächst die Risiken ignoriert zu haben, dann aber in Panik geraten zu sein und seither die Risiken überzubewerten.

Immer wieder kommt Papakonstantinou auf Fehler zu sprechen, die dem Thriller jeweils eine neue Wendung gaben. Der verhängnisvollste Fehler, so Papakonstantinou, sei auf dem deutsch-französischen Gipfel vom 19. Oktober 2010 in Deauville gemacht worden. Dort kamen Kanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Nicolas Sarkozy überein, den Zahlungsausfall eines Landes nicht mehr auszuschließen und private Investoren an Rettungsaktionen zu beteiligen. Die Kapitalmärkte verstanden das als Signal, dass sie mutmaßlich ab 2013 auf ihre Staatsanleihen Verluste schreiben werden, und stießen sie hektisch ab. Trichet wandte sich zornig an die Delegationen Deutschlands und Frankreichs: "Sie werden den Euro zerstören."

Nach Griechenland mussten nun auch Irland und Portugal unter den Rettungsschirm. Aus der Griechenland-Krise ist eine Euro-Krise geworden. Für Griechenland war bitter, dass das Sparprogramm nun Makulatur war. Der Spardruck wurde erhöht, die Hoffnungen auf eine Belebung der Wirtschaft waren dahin. Papakonstantinou sperrte sich jedoch gegen einen Grexit. Ihm war bewusst, dass Griechenland dann keinen Kredit mehr bekäme. Zum Grexit kam es auch deshalb nicht, weil Mario Draghi, Trichets Nachfolger an der Spitze der EZB, den Fluch von Deauville mit dem legendären Satz auflöste: "Die EZB ist innerhalb ihres Mandats bereit zu tun, was immer nötig sein wird, den Euro zu schützen."

Zu lesen lohnt sich Papakonstantinous Buch auch wegen der Charakterisierungen der Akteure, mit denen er zu tun hatte. Er schwärmt von Juncker: "Solche Typen gibt es heute nicht mehr." Er schätzt die Weitsicht Christine Lagardes, der damaligen französischen Finanzministerin: "Sie war die Erste, die einen großen Schritt tat." Er beschreibt Wolfgang Schäuble als den mächtigsten Finanzminister in Europa und als starke Persönlichkeit, kritisiert aber die Bundesregierung, weil sie nicht bereit gewesen sei, präventiv zu handeln.

Papakonstantinous Thriller zeigt, dass Politik nicht unter Idealbedingungen gemacht wird, sondern das Ergebnis von unvollkommener Information, Interessen und einem enormen Zeitdruck ist.

RAINER HERMANN

Giorgos Papakonstantinou: Game Over. Griechenland in der Krise: Der Insiderbericht. Wettingen, Kolchis-Verlag, 439 Seiten, 2017. 23 Euro.

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