Alt Englisches Theater neu! Stücke des elisabethanisch-jakobäischen Theaters, deutsch:
Diese Theaterstücke blieben lange Zeit im Dunkel; nach Shakespeare und erst in den letzten hundert Jahren, wurden seine Vorläufer, Zeigenossen, Nachfolger sichtbar. Die Buchreihe behandelt Shakespeare und Marlowe, Jonson, Webster, Middleton usw. gleich, so dass die Unterschiede erkennbar werden: die Eigenheit des Autors und die des einzelnen Stücks.
Die Reihe wendet sich an Leute, die Theater ansehen und Leute, die Theater machen, an das künstlerisch interessierte Publikum und an Künstler.
Diese Theaterstücke blieben lange Zeit im Dunkel; nach Shakespeare und erst in den letzten hundert Jahren, wurden seine Vorläufer, Zeigenossen, Nachfolger sichtbar. Die Buchreihe behandelt Shakespeare und Marlowe, Jonson, Webster, Middleton usw. gleich, so dass die Unterschiede erkennbar werden: die Eigenheit des Autors und die des einzelnen Stücks.
Die Reihe wendet sich an Leute, die Theater ansehen und Leute, die Theater machen, an das künstlerisch interessierte Publikum und an Künstler.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.07.2007Aber-aber, da-da-da
Bernhard K. Tragelehn übersetzt Shakespeares „Sturm”
Nah und fern zugleich zu sein, bemerkt Klaus Reichert im Vorwort seines Buches „Der fremde Shakespeare”, sei Kennzeichen des Fremden. Diese aus Georg Simmel geschöpfte Einsicht hätte auch das Übersetzen des fremden Shakespeare zu leiten. Nahe kann ihm eine Übertragung kommen, welche sich im Wissen um Shakespeares Fremdheit von ihm entfernt. Wie verfährt Bernhard K. Tragelehn in seiner Verdeutschung von Shakespeares Spätwerk – sofern man davon bei einem 47-Jährigen reden will – „Der Sturm”? Schon nach wenigen Seiten zeichnet sich ein Muster ab. „O’er-priz’d all popular rate” wird zu „Überstieg populäre Schätzung”, „Being once perfected” zu „einmal perfekt darin”, „Ariel, thy charge / Exactly is perform’d” zu „Ariel, dein Auftrag ist / Exakt erfüllt”; und so hält es sich durch vom ersten bis zum fünften Akt: „Now does my project gather” wird zu „Jetzt sammelt mein Projekt sich”.
Im Englischen zeigt die romanische Sprachschicht seit dem 11. Jahrhundert gesellschaftlich die Herrenschicht an. Im Deutschen hingegen weist das lateinische Fremdwort aufs Akademische, zuweilen gar akademisch Pedantische. Jenem Bereich gehört Prospero an, diesem nicht. Tragelehn klebt an der Oberfläche der Sprache, und klebt derart an ihr fest, dass er nicht zum Ton des „Sturm” und seiner Gestalten vordringt. Ähnliches an Oberflächen im Deutschen und Englischen trügt und müsste auf Abstand gebracht werden, um ähnlichen Gehalt zu treffen; Erich Fried hat solches gewusst, gekonnt und erreicht.
Über ein Gespräch mit dem Düsseldorfer Intendanten Günther Beelitz Anfang der 1980er Jahre berichtet Tragelehn im Anhang seiner Übersetzung: „Aber als er begriff, dass ich zwar an einen Raum von Beuys dachte, da hatte er kein Problem damit, aber auch an Beuys selber, der Prosperos Verse sagt, oder Teile aussucht und vorliest, oder wie immer, da befiel ihn Bedenklichkeit.” Vielleicht hatte diese Bedenklichkeit an Beuys nur den falschen Gegenstand; eher bedenkenlos hangelt sich Tragelehn aber-aber da-da-da durch den deutschen Satzbau.
ANDREAS DORSCHEL
WILLIAM SHAKESPEARE: Der Sturm. Deutsch von Bernhard K. Tragelehn. Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2006. 280 Seiten, 28 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Bernhard K. Tragelehn übersetzt Shakespeares „Sturm”
Nah und fern zugleich zu sein, bemerkt Klaus Reichert im Vorwort seines Buches „Der fremde Shakespeare”, sei Kennzeichen des Fremden. Diese aus Georg Simmel geschöpfte Einsicht hätte auch das Übersetzen des fremden Shakespeare zu leiten. Nahe kann ihm eine Übertragung kommen, welche sich im Wissen um Shakespeares Fremdheit von ihm entfernt. Wie verfährt Bernhard K. Tragelehn in seiner Verdeutschung von Shakespeares Spätwerk – sofern man davon bei einem 47-Jährigen reden will – „Der Sturm”? Schon nach wenigen Seiten zeichnet sich ein Muster ab. „O’er-priz’d all popular rate” wird zu „Überstieg populäre Schätzung”, „Being once perfected” zu „einmal perfekt darin”, „Ariel, thy charge / Exactly is perform’d” zu „Ariel, dein Auftrag ist / Exakt erfüllt”; und so hält es sich durch vom ersten bis zum fünften Akt: „Now does my project gather” wird zu „Jetzt sammelt mein Projekt sich”.
Im Englischen zeigt die romanische Sprachschicht seit dem 11. Jahrhundert gesellschaftlich die Herrenschicht an. Im Deutschen hingegen weist das lateinische Fremdwort aufs Akademische, zuweilen gar akademisch Pedantische. Jenem Bereich gehört Prospero an, diesem nicht. Tragelehn klebt an der Oberfläche der Sprache, und klebt derart an ihr fest, dass er nicht zum Ton des „Sturm” und seiner Gestalten vordringt. Ähnliches an Oberflächen im Deutschen und Englischen trügt und müsste auf Abstand gebracht werden, um ähnlichen Gehalt zu treffen; Erich Fried hat solches gewusst, gekonnt und erreicht.
Über ein Gespräch mit dem Düsseldorfer Intendanten Günther Beelitz Anfang der 1980er Jahre berichtet Tragelehn im Anhang seiner Übersetzung: „Aber als er begriff, dass ich zwar an einen Raum von Beuys dachte, da hatte er kein Problem damit, aber auch an Beuys selber, der Prosperos Verse sagt, oder Teile aussucht und vorliest, oder wie immer, da befiel ihn Bedenklichkeit.” Vielleicht hatte diese Bedenklichkeit an Beuys nur den falschen Gegenstand; eher bedenkenlos hangelt sich Tragelehn aber-aber da-da-da durch den deutschen Satzbau.
ANDREAS DORSCHEL
WILLIAM SHAKESPEARE: Der Sturm. Deutsch von Bernhard K. Tragelehn. Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2006. 280 Seiten, 28 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Für Andreas Dorschel entspricht diese Neuübersetzung von Shakespeares "Sturm" nicht dem Ideal einer Nähe durch Entfernung. Das Muster eines oberflächlichen Sprachverständnisses erkennt er auf jeder Seite und sieht den Übersetzer Bernhard K. Tragelehn konstant auf Abstand zum Ton des Textes und seiner Gestalten. Die Kunst, ähnlich erscheinende Oberflächen im Deutschen und im Englischen zu durchbrechen, "um ähnlichen Gehalt zu treffen", findet er bei Erich Fried, doch nicht bei diesem "eher bedenkenlosen" Verfahren mit deutschem Satzbau.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH