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Schuld und Sühne auf Tauris Die Geschwister Iphigenie und Orest wollen den Kreislauf von Blutrache und Gewalttat, aus dem ihre Familie nicht herauskommt, durchbrechen. Obwohl sie von einem Halbgott abstammen, ist an ihnen nichts mehr göttlich, sie sind nur noch Menschen. Ihr Weg, das Schicksal zu wenden, ist voller Gefahren. Goethes Schauspiel, das Schiller als "erstaunlich modern und ungriechisch" empfand, ist der Inbegriff klassischer Humanitätsdichtung. Die Prosafassung, die Urform dieses Werkes, mit ihren vielen schönen realistischen Details zeigt viel deutlicher als das Versdrama, wie…mehr

Produktbeschreibung
Schuld und Sühne auf Tauris
Die Geschwister Iphigenie und Orest wollen den Kreislauf von Blutrache und Gewalttat, aus dem ihre Familie nicht herauskommt, durchbrechen. Obwohl sie von einem Halbgott abstammen, ist an ihnen nichts mehr göttlich, sie sind nur noch Menschen. Ihr Weg, das Schicksal zu wenden, ist voller Gefahren. Goethes Schauspiel, das Schiller als "erstaunlich modern und ungriechisch" empfand, ist der Inbegriff klassischer Humanitätsdichtung. Die Prosafassung, die Urform dieses Werkes, mit ihren vielen schönen realistischen Details zeigt viel deutlicher als das Versdrama, wie problematisch und gefährdet der Sieg der Humanität ist, den Iphigenie bei den "Barbaren" auf Tauris herbeiführt. Jutta Wachowiak sprach diese erste Fassung von 1779 zuerst auf der Bühne des Deutschen Theaters Berlin. Für die Hörbuchfassung ging sie noch einmal ins Studio.
Autorenporträt
Johann W. von Goethe, geb. am 28.8.1749 in Frankfurt a.M., gest. am 22.3.1832 in Weimar. Jurastudium in Leipzig und Strassburg. Lebenslanges Wirken in Weimar. Reisen zum Rhein, nach der Schweiz, Italien und Böhmen. Frühe Erfolge mit den Sturm und Drang-Stücken 'Götz' und 'Werther', Gedichte (herrliche Liebeslyrik), Epen, Dramen ('Faust', 'Tasso', 'Iphigenie' u. v. a.), Autobiographien. Zeichner und Universalgelehrter: Botanik, Morphologie, Mineralogie, Optik. Theaterleiter und Staatsmann. Freundschaft und Korrespondenz mit den grössten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit (Schiller, Humboldt, Schelling . . .). Goethe prägte den Begriff Weltliteratur, und er ist der erste und bis zum heutigen Tag herausragendste Deutsche, der zu ihren Vertretern gehört.
Trackliste
CD
1Heraus, in eure Schatten...00:22:23
2Orest & Pylades00:10:41
3Iphigenie & Orest00:14:57
4Iphigenie allein00:14:01
5Thaos & Arkas00:17:37
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als gelungenes Experiment würdigt Rezensent Wilhelm Trapp diese Hörbuch-Fassung der Iphigenie, bei der Jutta Wachowiak vom Deutschen Theater Berlin alle fünf Rollen spricht. Diese stimmliche Beschränkung hat für Trapp den Vorteil, dass man umso konzentrierter auf Goethes Sprache achten kann. Was Trapp zufolge allerdings nicht bedeutet, dass Wachowiak die Figuren eintönig gestaltet. Im Gegenteil - sie "raunzt Thoas' ruppiges Verlangen, blendet als Phylades, erstarrt in Orests Depression", lobt der Rezensent. Auffällig ist die "starke, singende Phrasierung", mit der Wachowiak diese "unbekannte, härtere 'Ur-Iphigenie'" spricht, findet Trapp. Leise Stellen wirken auf ihn zuweilen "überbetont", was er darauf zurückführt, dass die intime Studioaufnahme nicht den Entfaltungsraum der Bühne bietet. Insgesamt macht sich Wachowiak nach Ansicht des Rezensenten die Direktheit der Urfassung der Iphigenie zu nutze, um ihre Heldin menschlicher zu machen, sich entwickeln zu lassen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.05.2003

DAS HÖRBUCH
Zu gut für Barbaren
Jutta Wachowiak liest die
Iphigenie
Rein dramatisch habe das Stück seine Schwächen, obwohl „reich an innerem Leben”, sei es doch „arm an äußerem”, meinte Goethe über seine „Iphigenie auf Tauris”. In Iphigenies Innenleben lauert allerdings die Ungeheuerlichkeit eines echten Tantaliden-Kindes, das in der Wahrheit so radikal ist wie seine Vorfahren in der Rache. Davon würde zuviel äußere Handlung nur ablenken.
Insofern hat Jutta Wachowiak in ihrer „Iphigenie” die Monologlastigkeit des Dramas konsequent umgesetzt: Alle fünf Rollen spielt und spricht sie allein. Das monodramatische Experiment des Deutschen Theaters Berlin, dem Wachowiak seit dreißig Jahren angehört, ist nun als Hörbuch erschienen. Die stimmliche Beschränkung kann man bei einem so bekannten Stück durchaus als Gewinn buchen: Sie lässt umso konzentrierter auf Goethes Sprache achten, in der die Charaktere, ihre Emotionen und Gedanken rückhaltlos offenliegen. Was nicht heißen soll, dass Wachowiak die Figuren eintönig gestaltet. Sie raunzt Thoas’ ruppiges Verlangen, blendet als Pylades, erstarrt in Orests Depression – allerdings in stilisierten Gefühlsmelodien, die man erst mit der Zeit heraushört.
Den ersten Eindruck beherrscht die starke, singende Phrasierung, mit der Wachowiak Goethes erste, vom späteren, kostbaren Blankvers noch entfernte, aber durchweg rhythmische Prosa-„Iphigenie” von 1779 spricht. Leise Stellen wirken zuweilen überbetont, wohl weil die intime Studioaufnahme nicht den Entfaltungsraum der Bühne bot (Kopfhörer beengen zusätzlich). Doch wäre ein realistischer Vortrag unpassend für den hochartifiziellen Text, der sich erst beim wiederholten Hören richtig erschließt – was auch die nötige Gewöhnung für Wachowiaks Sprachkunst verschafft.
Zudem handelt es sich eben um die unbekanntere, härtere „Ur- Iphigenie”, die noch nicht die dämpfenden, edlen Sentenzen der Endfassung von 1802 durchwirken – welche heute so gerne als Humanitätsmärchen mit moralischem Superweib gesehen wird. Wachowiak nutzt diese Direktheit, um ihre Heldin menschlicher zu machen, sich entwickeln zu lassen. Fast abschreckend jammert da eingangs eine Unzufriedene in hohlen Versen, kaum das erste Mal: die ist sich für die Barbaren einfach zu gut. Iphigenie reift erst durch die Männer, die es immer besser wissen, der berechnender Pylades bedrängt sie noch mehr als der enttäuschte Thoas. Beiden kontert sie, über beide wächst sie hinaus – gezwungenermaßen.
Anfangs spielt Wachowiak auf den immer noch mädchenhaften Lagen ihrer Stimme, durch die nach und nach die Erfahrung ihre Risse ziehen darf. Am Ende, nach dem Geständnis, wirkt Iphigenies innere Ruhe fast wie die Resignation in einer letzten Zuflucht. Thoas grüßt trocken. Keiner ist glücklich, wo die Katastrophe gerade noch verhindert wurde.
WILHELM TRAPP
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: Iphigenie auf Tauris. Interpretin: Jutta Wachowiak. Patmos Verlag, Düsseldorf 2003. 1 CD, 80 Minuten, 14,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Jutta Wachowiak spricht nicht fünf Rollen, sie nimmt fünffache Gestalt an ... sie tut das so eindringlich, so schlicht, dass sich die Zeitlosigkeit des Stoffes wie selbstverständlich mitteilt." (Frankfurter Allgemeine Zeitung über die Berliner Aufführung)