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Um 2010, in einer norddeutschen Kleinstadt. Ein Mann tötet sich und seine Familie. Eine ganze Gegend ist erschüttert und fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Und im Reihenhaus von Familie Schult gerät das Leben aus den Fugen.Sehr unterschiedlich begegnen die vier Familienmitglieder, die Söhne Ben und Niko, Mutter Ursula und Vater Frank, den Schicksalsschlägen und hausgemachten Problemen: Weltflucht, Drogen, schwarzer Humor, abstruser Aktionismus - und schließlich auch echte Opferbereitschaft.»Das Lied vom Ende«, Christoph Jehlickas Debüt, ist ein Familienroman voller Tempo und…mehr

Produktbeschreibung
Um 2010, in einer norddeutschen Kleinstadt. Ein Mann tötet sich und seine Familie. Eine ganze Gegend ist erschüttert und fragt sich, wie es dazu kommen konnte. Und im Reihenhaus von Familie Schult gerät das Leben aus den Fugen.Sehr unterschiedlich begegnen die vier Familienmitglieder, die Söhne Ben und Niko, Mutter Ursula und Vater Frank, den Schicksalsschlägen und hausgemachten Problemen: Weltflucht, Drogen, schwarzer Humor, abstruser Aktionismus - und schließlich auch echte Opferbereitschaft.»Das Lied vom Ende«, Christoph Jehlickas Debüt, ist ein Familienroman voller Tempo und Perspektivwechsel. Eine Kreuzung aus Coming-of-Age-Story und Ehedrama. Ein vielschichtiges, tragikomisches Buch über die Abenteuer des Zusammenlebens.»... mit Jehlickas Erstling hat man einen Glücksgriff getan. Denn das Buch bringt alles mit, was ein Publikumsliebling erfordert: Spannung, Witz, Einfühlung und jene gewisse Grausamkeit gegenüber den Figuren, die ein Roman braucht, um mehr zu sein als bloße Unterhaltungslektüre.«- Frankfurter Allgemeine ZeitungEin neuer spannender Autor: Mit seinem Roman »Das Lied vom Ende« glückt dem jungen Hamburger Schriftsteller Christoph Jehlicka ein starkes Debüt. ... Was er dabei zutage fördert, sind die Stör- und Stottergeräusche jäh aus dem Takt geratener Herzen. Sie liefern den Soundtrack zu seinem Generationenroman, der nicht zuletzt durch seinen gekonnten Mix aus lakonischer Schreibe und messerscharfer Psychologie besticht. ... Seine Sprache ist zupackend und direkt - hier ist ein neuer spannender Autor zu entdecken!- SPIEGEL ONLINE
Autorenporträt
Christoph Jehlicka lebt in Hamburg. Er studierte Anglistik und Soziologie an der Universität Hamburg sowie Literarisches Schreiben an der Universität Hildesheim.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2018

Kein neues Leben im alten
Christoph Jehlickas Debütroman "Das Lied vom Ende"

Es beginnt als federleichter, hitzeflirrender Sommeradoleszenzroman, doch binnen weniger Seiten ist eine ganze Familie ausgelöscht. Die norddeutsche Kleinstadt in der Nähe von Bremen ist geschockt, und ganz besonders ist es der sechzehnjährige Ben Schult, denn unter den Toten ist eine von ihm angehimmelte Klassenkameradin. Doch dieses dunkle Geschehen im gleißenden August spielt in "Das Lied vom Ende" nur eine Nebenrolle. Eine, die allerdings einen Oscar wert wäre, denn obwohl das blutige Familiendrama nur einen winzigen Teil der Handlung von Christoph Jehlickas Roman ausmacht, bisweilen gar vom Autor vergessen scheint, bleibt es doch während der Lektüre unvergesslich und bestimmt unsere Wahrnehmung einer anderen, weitaus weniger schlimmen, aber auch dramatischen Familienkrise.

Bens Vater, einem Speditionskaufmann, droht in seiner Firma die Entlassung. Bens zwei Jahre älterer Bruder weiß mit seinem künftigen Leben nach der Schule nichts anzufangen. Und Bens Mutter entdeckt, dass sie es mit ihrem Mann nicht mehr aushält. Ben wiederum erlebt die ersten Liebesfreuden und -enttäuschungen. Alle vier sind alles andere als tot, sie gieren jeweils nach Leben, aber gerade deshalb stirbt ihr Familienleben, fünf Monate lang, fast bis zum Weihnachtsfest, mit dem die Handlung nach 250 Seiten endet. Doch zu diesem Familienfest per se scheint dann aber alles wieder gerettet - noch einmal, möchte man jedoch meinen. Es ist eine falsche Harmonie, die am Ende des "Lieds vom Ende" steht. Aber über die Musik konnte sich Familie Schult ohnehin nicht einigen.

Christoph Jehlicka ist vierunddreißig Jahre alt, "Das Lied vom Ende" sein erster Roman und der Verlag (Open House in Leipzig - entgegen etwaiger Vermutungen angesichts dieses Ñamens kein Selfpublishing-Unternehmen) im achten Jahr seiner Existenz noch nicht unter den Etablierten im deutschen Literaturbetrieb. Dafür sind die Bücher des kleinen Verlags wunderschön gestaltet, und mit der sechzehnten Publikation, eben Jehlickas Erstling, hat man einen Glücksgriff getan. Denn das Buch bringt alles mit, was ein Publikumsliebling erfordert: Spannung, Witz, Einfühlung und jene gewisse Grausamkeit gegenüber den Figuren, die ein Roman braucht, um mehr zu sein als bloße Unterhaltungslektüre.

Die Schults sind sich selbst die größten Feinde. Jedes Mitglied arbeitet konsequent am Untergang der Familie. Trotzdem kann man alle auch verstehen, weil es Jehlicka geschickt gelingt, die anfangs noch so ferienverzauberte Atmosphäre im sommerschläfrigen Ort schon bald ins Porträt einer generell müden Provinz umschlagen zu lassen, aus der eine Flucht nur mittels konsequenten Bruchs denkbar wäre. Zu dem aber keiner der Protagonisten bereit ist; also versuchen sie jeweils ein neues Leben im alten. Und dabei verschränkt sich auch das Leben der Schults mit dem der toten Familie.

Rundherum um dieses doppelte Familiendrama wird ein Kranz von Nebenfiguren gewunden, die so schöne Miniporträts bieten wie den kalt kalkulierenden Speditionsunternehmer Griepenstroh oder den fülligen Backfisch Jessi, der gerade dabei ist, sich zur Femme fatale zu entwickeln. Und beim singulären Ausflug aus der norddeutschen Tristesse, einer Akquisitionsfahrt von Vater Schult nach Italien, sitzt hinterm Lenkrad des Lastwagens der Fernfahrer Andre, der als Einziger im ganzen Buch das Herz auf dem rechten Fleck hat.

Jehlicka schreibt unkapriziös und präzise, dazu dialogreich, und immer wieder führt uns der auktoriale Erzähler in die Köpfe der Schults, zu ihrem geheimsten Gedanken. Aber die vier jeweils paarweise arrangierten Perspektiven - Vater und jüngerer Sohn, Mutter und älterer Sohn - unterscheiden sich nicht stark genug. Nicht dass die jeweiligen Perspektiven undeutlich blieben, aber der Tonfall, mit dem diese Weltwahrnehmungen beschrieben werden, bleibt immer gleich. Das überrascht angesichts eines Romans, an dem offensichtlich lange gearbeitet wurde - erkennbar daran, dass unter den zahlreichen popkulturellen Referenzen auch der Hintern von Jennifer Lopez Erwähnung findet. Man kann sich nur schwer einen heutigen Achtzehnjährigen vorstellen, für den das noch - halten zu Gnaden - eine feste Größe wäre.

Als Stimmungsphänomenologie jedoch ist Jehlickas Roman ein Kunststück von nicht geringen Graden. Und wem das zu technisch klingt, dem sei mit den Worten des Fernfahrers Andre gesagt: "Genau so ist das Leben."

ANDREAS PLATTHAUS

Christoph Jehlicka:

"Das Lied vom Ende". Roman.

Open House Verlag,

Leipzig 2018. 256 S., geb., 22,- [Euro].

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