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Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs war der nationalistisch-egozentrische Einfluß imperial gesinnter Intellektueller auf die Strategie der Vereinigten Staaten so groß wie gegenwärtig. Mit den vorhersehbaren Folgen eines Kriegs gegen den Irak droht weltweit eine Atmosphäre der Spannungen, vor allem im Nahen und Mittleren Osten. Die kritische Erörterung dieser Fragen ist kein Antiamerikanismus, sondern eröffnet Alternativen in der internationalen Politik.

Produktbeschreibung
Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs war der nationalistisch-egozentrische Einfluß imperial gesinnter Intellektueller auf die Strategie der Vereinigten Staaten so groß wie gegenwärtig. Mit den vorhersehbaren Folgen eines Kriegs gegen den Irak droht weltweit eine Atmosphäre der Spannungen, vor allem im Nahen und Mittleren Osten. Die kritische Erörterung dieser Fragen ist kein Antiamerikanismus, sondern eröffnet Alternativen in der internationalen Politik.
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2003

Irrationale Großmacht
Die USA müssen sich einmischen, ohne Partei zu ergreifen
HAJO FUNKE: Der amerikanische Weg. Hegemonialer Nationalismus in der US-Administration. Hans Schiler Verlag, Berlin 2002. 148 Seiten, 9,90 Euro.
Hajo Funke lehrt am Berliner Otto-Suhr-Institut unter anderem vergleichende politische Kulturforschung und zeitgenössische Demokratie- und Totalitarismustheorie. Der Politikwissenschaftler ist also durch Forschung und Lehre gut präpariert, wenn er mit seinem neuen Buch zum hegemonialen Nationalismus der USA eine Mahnung vor der neuen Weltpolitik des Weißen Hauses vorlegen und vor ihren Risiken warnen will. Zwar ist sein Band, der schon im vergangenen Jahr erschien, historisch überholt; der Krieg, vor dem er warnt, hat stattgefunden. Dennoch, oder gerade deshalb, ist es durchaus interessant, sich noch einmal im Rückblick mit dem zu befassen, was vor Jahresfrist die Debatte dominierte – und sich zu fragen: Hat Funkes Analyse Bestand?
Hajo Funke geht anhand der Irak-Krise gegen das Schwarz-Weiß-Denken an, das George W. Bushs Administration in seinen Augen prägt. Doch wer das Buch liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor von eben dem befallen ist, was er den Amerikanern vorwirft.
Seine Schwarzmalerei, in der alternative Ansätze fehlen, reduziert sich auf das Wenige, das er zu sehen meint: In seinen Augen ist die US- Regierung neokonservativ, rechts, imperialistisch und anti-islamisch. Er argumentiert, noch nie seit Ende des Zweiten Weltkriegs sei der nationalistisch-egozentrische Einfluss imperial gesinnter Intellektueller auf die Strategie der Vereinigten Staaten so groß gewesen wie gegenwärtig. Mit den Folgen eines Kriegs gegen den Irak drohe weltweit eine Atmosphäre der Spannungen, vor allem im Nahen und Mittleren Osten. Die kritische Erörterung dieser Fragen ist in seinen Augen kein Antiamerikanismus, sondern eröffnet Alternativen in der internationalen Politik.
Nun steht es einem Akademiker an, zu warnen und Politiker zu kritisieren. Doch wie soll man etwa die widersprüchlichen Wendungen verstehen, die Amerikaner hätten den Nahostkonflikt einerseits fahrlässig gehandhabt oder sich
irrational auf den Irak-Konflikt konzentriert? Andererseits aber entstehe nun ohne kompetentes Krisenmanagement der USA die Gefahr, dass beide Konflikte sich zu einem großen Konflikt verbänden und dann explodierten? Erst schreit der Autor „Hände weg', dann
beschwört er die USA, sich einzumischen.
Niemand „handhabt” den Nahostkonflikt, nicht einmal die Beteiligten. Der Nahostkonflikt ist auch keine Gerichtsverhandlung, in der die Amerikaner den Richter stellen. Sie sind im Gegenteil stets parteiisch. Appelle, sie sollten nicht mit zweierlei Maß messen, sind so berechtigt wie sinnlos. Denn Washington ergreift stets Partei gemäß seinen nationalen Interessen. Ergo geht das Weiße Haus gegen Irak nicht irrational vor, sondern durchaus nüchtern und berechnend.
Funke argumentiert, der Irak-Krieg habe das Risiko enthalten, sich zu einem Flächenbrand zu entwickeln. Tatsächlich aber hatten die Planer im Pentagon sehr konkret erörtert, wie mit Spezialtruppen und Abwehrsystemen zu vermeiden sei, dass Iraks Raketen auch Israel in den Krieg hineinziehen würden.
Unkontrollierte Eskalation
Der Konflikt zwischen Palästina und Israel würde im Irak-Krieg unkontrolliert eskalieren, behauptete der Verfasser. Das Leben Zehntausender Israelis sei ebenso gefährdet wie das der Palästinenser. Zu den Gründen, keinen Krieg gegen Irak zu führen, zählt Hajo Funke, dass benachbarte autoritäre Regimes unter unkontrollierbaren Druck ihrer Bevölkerungen kämen. Schlimmer noch: Islamisten könnten an die Macht gelangen.
Die „nicht mehr kontrollierbaren Spannungen”, welche die US- Administration forciere, trügen zum Zerfall der Allianz gegen den Terror bei, so Funke. Und: Alles werde gar noch riskanter, wenn sich „magisch-autoritäre Vorstellungen” bezüglich des Nationalinteresses auf Seiten der Konservativen in den USA als strategischer Teil einer Neuordnung nach dem Irak-Krieg erwiesen. DieRechten spekulierten auf eine Reihe von Folgen der US-Politik: die Kontrolle der Türken über die Kurden, die Einrichtung eines Palästinenserstaates in Jordanien, die Vertreibung der Palästinenser von der Westbank sowie die Isolierung Irans. Hajo Funkes Fazit: Man dürfe keinen Krieg gegen Irak führen, damit die Lage in Nahost beherrschbar bleibe.
Funkes Polemik ist bemerkenswert: Sowohl beim Irak-Krieg als auch bei der damit verknüpften amerikanischen Politik ist, vorerst zumindest, wenig von dem eingetreten, wovor er zu warnen suchte.
WOLFGANG SCHWANITZ
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Zwar ist das Buch durch den Irak-Krieg "historisch überholt", meint Wolfgang Schwanitz, doch findet er es interessant, im Rückblick noch einmal nachzuprüfen, ob die Analyse der amerikanischen Politik und die Einschätzungen des Autors, was die Auswirkungen eines bis zum Erscheinen des Buches noch nicht stattgefundenen Irak-Krieges angehen, "Bestand" haben. Insgesamt kritisiert der Rezensent, dass der Autor dazu tendiert, gerade das "Schwarz-Weiß-Denken" zu pflegen, das er den Amerikanern in seiner Arbeit vorwirft. Schwanitz beklagt das Fehlen von "alternativen Ansätzen" bei der Beurteilung der Politik der USA und findet auch, dass Funke zum Teil widersprüchliche Positionen vertritt. So fordere er z. B. von den USA einerseits, die Hände vom Nahost-Konflikt zu lassen, andererseits Einmischung, damit der Konflikt nicht gänzlich eskaliere, so der Rezensent etwas irritiert. Insgesamt sieht Schwanitz zu seiner Erleichterung die Befürchtungen des Autors hinsichtlich eines drohenden Irak-Krieges nicht eingetreten, was für ihn allerdings die Überzeugungskraft von Funkes Argumentationen nicht gerade erhöht.

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