Momoko, die dritte Tochter der Familie Nire, strolcht gern auf dem Gelände der Nervenklinik herum, die ihr Vater Kiichiro Nire in der Nähe von Tokyo leitet. Am liebsten hält sich Momoko in der Nähe der Küche auf, wo sie unbemerkt Gespräche mitanhört, die nicht für Kinderohren bestimmt sind. Die
Handlung des üppigen Familienromans beginnt 1918 zum Ende des Ersten Weltkriegs und endet mit Japans…mehrMomoko, die dritte Tochter der Familie Nire, strolcht gern auf dem Gelände der Nervenklinik herum, die ihr Vater Kiichiro Nire in der Nähe von Tokyo leitet. Am liebsten hält sich Momoko in der Nähe der Küche auf, wo sie unbemerkt Gespräche mitanhört, die nicht für Kinderohren bestimmt sind. Die Handlung des üppigen Familienromans beginnt 1918 zum Ende des Ersten Weltkriegs und endet mit Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg. Kiichiro, der Patriarch, wurde von seinen Eltern einer anderen Familie zur Adoption überlassen. Bei der ersten Gelegenheit lief er seinen Adoptiveltern weg. Der alte Nire setzt die Tradition der Adoption fort, indem er begabte junge Männer aus seiner Heimatprovinz fördert und ihnen in seiner Klink eine Beschäftigung verschafft. Wer sich anstrengt, kann in den erweiterten Clan aufgenommen werden, vorausgesetzt er ordnet sich dem System Nire unter. Einige von Kiichiros Schützlingen werden später Medizin studieren und als Arzt in die Klinik zurückkehren. Kiichiros Frau Hisa bleibt zunächst in der Rolle der Kapitalgeberin im Hintergrund; ihre traditionellen Wertvorstellungen prägen das Familienleben und den Betrieb der Klinik entscheidend. - Aus der Sicht der fünf Kinder Kiichiros laufen bei Nao Shimoda, dem Kindermächchen, alle Fäden zusammen. Nanny Shimoda erzieht Momoko und ihre Geschwister, in späteren Jahren auch die folgende Generation von Nires. Auf der zweiten Tochter Seiko liegen hohe Erwartungen; denn sie soll sich wie schon die Älteste der ehrgeizigen Heiratspolitk ihrer Mutter unterordnen. Warum die schwer zu bändigende Tochter Momoko sich weitgehend selbst überlassen bleibt, gibt beim Lesen Rätsel auf. Als Erwachsene wird sich Momoko fragen, ob ihre Eltern sie deshalb nicht beachteten, weil man auf sie nicht stolz sein konnte. Einer der beiden leiblichen Söhne, Oshu, studiert bereits, der Adoptivsohn Zaosan soll aufgrund seiner Statur Karriere als Sumo-Ringer machen. - Tetsukichi, Ehemann der ältesten Tochter Ryuko verfolgt nach seiner Rückkehr aus Japan das Entstehen des Nationalsozialismus und den Beginn des Zweiten Weltkriegs. Shunichi, der älteste Sohn, sieht sich hohen Erwartungen gegenüber. Shunichi und die führungsstarke Tochter Aiko werden im Mittelpunkt des dritten Teils des Buches stehen. Sohn Oshu wird von Ryoku im Dienste der Familie verheiratet. Shuji, der jüngste Sohn, zeigt schon früh alle Merkmale eines Sorgenkindes. - Der alte Nire war überzeugt davon, dass die Patienten nur ihrem Arzt vertrauen müssen, um geheilt zu werden. Behandelt wurden psychische Erkrankungen mit Bädern und der Gabe von Placebos. Auf die Veränderungen in der japanischen Gesellschaft und in der Psychiatrie kann sich Kiichiro in seinem Alter kaum noch einstellen. Dass es zu Konflikten zwischen leiblichen, adoptierten und angeheirateten Kindern des Familien-Clans kommen wird, ist abzusehen. Während seine Kräfte nachlassen, sieht sich Kiichiro mit der Nachfolgeregelung für sein Lebenswerk konfrontiert. Charakteristisch ist die Konstellation für asiatische Kulturen, in denen einem Mitglied der erweiterten Familie stärker vertraut wird als einem qualifizierten Fachmann von außerhalb. - ... Das kränkelnde System einer Nervenklinik, der die Vaterfigur abhanden gekommen ist, beschreibt Morio Kita mit Charme und Ironie. ... Seine kritisch-liebevollen Personenbeschreibungen umfassen die Gedanken kleiner Mädchen wie die von Soldaten, die stärker im Kampf gegen Hunger und Läuse aktiv sind als in der Kriegsführung. Sein Blick aus Japan nach Europa verknüpft die Handlung mit dem zeitgeschichtlichen Hintergrund. In die Erlebnisse der vielen Personen aus zwei Generationen findet man sich trotz ihrer ungewohnten Namen leicht hinein. Der Kontrast zwischen drinnen und draußen, äußerem Schein, Illusion und Wirklichkeit wird von Mori Kita mit einem ironischen Unterton entlarvt, der mich bei einem japanischen Autor sehr überraschte (ein Nachttopf als importiertes Symbol deutscher Kultur).