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Ein literarischer Briefwechsel, der während des Exils eine bedrückende Intensität entfaltet.Felix Salten, Autor von »Bambi« und Starjournalist seiner Zeit, und Stefan Zweig, berühmter Novellist, Biograph und Chronist des Fin de Siècle: Diese beiden Weltautoren, deren Wurzeln in Wien liegen, korrespondieren über dreieinhalb Jahrzehnte: Sie diskutieren über ihr Werk, debattieren über das Zeitgeschehen, tauschen sich über Freunde und Feinde aus. Auch während des aufkommenden Nationalsozialismus versuchen sie einander beizustehen, obschon es ihnen an letzter Entschlossenheit mangelt. Doch auf der…mehr

Produktbeschreibung
Ein literarischer Briefwechsel, der während des Exils eine bedrückende Intensität entfaltet.Felix Salten, Autor von »Bambi« und Starjournalist seiner Zeit, und Stefan Zweig, berühmter Novellist, Biograph und Chronist des Fin de Siècle: Diese beiden Weltautoren, deren Wurzeln in Wien liegen, korrespondieren über dreieinhalb Jahrzehnte: Sie diskutieren über ihr Werk, debattieren über das Zeitgeschehen, tauschen sich über Freunde und Feinde aus. Auch während des aufkommenden Nationalsozialismus versuchen sie einander beizustehen, obschon es ihnen an letzter Entschlossenheit mangelt. Doch auf der Flucht und im Exil wird der Briefwechsel intensiver: Ein Viertel der 81 in diesem Band enthaltenen Korrespondenzstücke stammt aus der Zeit nach März 1938. Salten, der erst ein Jahr später nach Zürich ausreisen kann, vernichtete damals einen Großteil seines Briefarchivs. Zweig ließ er wissen: »Ihre Briefe bewahre ich alle«.
Autorenporträt
Felix Salten (1869-1945) lebte als Journalist und Schriftsteller in Wien, Berlin und im Exil in der Schweiz. Die Filmrechte zu seinem Welterfolg »Bambi« verkaufte er für eine lächerlich geringe Summe an Walt Disney.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Zwei, die irgendwann die Welt nicht mehr verstanden

Hochdramatische Zeit: Die Korrespondenz der Schriftsteller Felix Salten und Stefan Zweig zeigt, dass selbst die Klügsten kurzsichtig sein konnten.

Von Nicola Behrmann

Erfolgsschriftsteller waren sie, Doyens der österreichischen Literaturszene zwischen den Weltkriegen, Liebhaber von Antiquitäten, Kunst und Autographen: Felix Salten und Stefan Zweig standen fast vierzig Jahre lang in freundschaftlichem Kontakt miteinander. Zweig, glanzvoller Erzähler seelischer Konflikte und historischer Krisenmomente ("Sternstunden der Menschheit"), der Berühmtheiten geradezu sammelte und ein Freundesnetzwerk in ganz Europa knüpfte, gehört bis heute zu den meistgelesenen Schriftstellern deutscher Sprache. Berühmt wurde er am Ende auch als Biograph historischer Persönlichkeiten - von Menschen, die Zeiten und Kulturen überdauerten, selbst wenn sie einem tyrannischen Federstrich (wie Maria Stuart) oder revolutionären Streich (wie Marie Antoinette) zum Opfer fielen. Der zwölf Jahre ältere Salten, begabter Journalist aus dem Kreis um Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Arthur Schnitzler, ist nur noch als mutmaßlicher Urheber eines berühmten pornographischen Romans bekannt und als Mann, der "Bambi" geschrieben hat. Nun ist im Wallstein Verlag der Briefwechsel der beiden erschienen. Im schwungvollen, oft aus- und abschweifenden Kommentar zu jedem Brief haben die Herausgeber Marcel Atze und Arturo Larcati allerhand zusammengetragen und die relativ überschaubare Korrespondenz - 81 Briefe und Karten über einen Zeitraum von 36 Jahren - unter Beigabe zahlreicher Fotografien und einiger unbekannter Aufsätze in eine aufregende deutsch-österreichische Kulturgeschichte der Jahre 1903 bis 1939 verwandelt. Es ist eine faszinierende, in steigendem Maße beklemmende Lektüre. Denn Salten und Zweig waren nicht nur reflektierende Beobachter, sondern auch prominente Akteure im Kulturbetrieb. Als weltgewandte Kosmopoliten gehörten sie, Freunde Theodor Herzls, zu einer Generation, die ihre jüdische Kultur- und Religionszugehörigkeit vorsichtig-selbstbewusst gelebt hat. Doch nicht so sehr, worüber gesprochen oder geplaudert wird, welche Neuerscheinungen ausgetauscht werden und wohin ihre Ferienreisen gingen, macht die Intensität dieses Briefwechsels aus, sondern die von beiden Briefpartnern aufmerksam beobachtete politische Entwicklung im Hintergrund: wachsender Antisemitismus auch unter den kulturellen Eliten, zunehmende Schwierigkeiten, Kultur und Politik voneinander getrennt zu halten, Verlust persönlicher Sicherheit und am Ende Bedrohung von Leib und Leben. Ihr Schwanken und ihre Passivität angesichts der politischen Lage in Deutschland nach 1933 ist beiden Autoren immer wieder vorgeworfen worden. So etwa, dass Zweig Anfang Mai 1933 - in Deutschland hatten die Plünderungen der Bücher jüdischer Autoren in Bibliotheken und Buchhandlungen begonnen - seine Teilnahme am PEN-Kongress in Ragusa (heute Dubrovnik) unter dem Vorwand absagte, dass er "jedes Auftreten und Vortreten jüdischdeutscher Schriftsteller auf Congressen jetzt für falsch" halte. Oder dass Salten sich als Präsident des PEN-Klubs auf diesem Kongress zu keiner kritischen Stellungnahme gegen die Vorgänge in Deutschland bewegen ließ. Schweigend sah er mit an, wie der deutschnationale Flügel des PEN unter Protest den Saal verließ, als Ernst Toller eine flammende Rede gegen die Bücherverbrennungen und die Verfolgung jüdischer Autoren hielt. Noch im selben Jahr legt Salten sein Amt nieder. Zweig schlug Salten als Reaktion auf die Bücherverbrennungen vor, gemeinsam mit Franz Werfel, Richard Beer-Hofmann, Joseph Roth und Jakob Wassermann, "ein Manifest an die Deutschen und an die Welt" zu verfassen, "in dem wir nicht wehleidig über Unrecht klagen, nicht kleinmütig jammern, nicht gegen Deutschland sprechen, sondern einfach unsere Situation darstellen". Ein Manifest sollte es werden, das "nichts fordern - nur darstellen" und so gut geschrieben sein sollte, dass es als "Meisterstück deutscher Prosa die Zeiten überdauern" würde. Aber dieses Manifest, in dem das Gewissen Europas eine versöhnliche Stimme erheben sollte, ist nie erschienen und wurde von den politischen Ereignissen schlicht überrollt. In Zweigs Briefen spiegelte sich schon bald blanke Angst: "Diese Zeiten verstören mich vollkommen", schrieb er im Februar 1934 angesichts des brutal niedergeschlagenen Aufstands der österreichischen Arbeiterpartei in Wien. Salten, der in seinem Antwortbrief das Knattern der Maschinengewehre vom nahen Karl-Marx-Hof her erwähnte, weiß, dass die Februarkämpfe auch seine "stille, friedliche Existenz" zunichtemachen werden. Aber im Feuilleton der "Neuen Freien Presse" kommentierte er tags darauf gelassen: "Eine wahnsinnig gewordene Zeit. Vielleicht. Schwer, in dieser Zeit zu leben und aufrecht zu bleiben. Aber eine unerhört interessante, eine fabelhaft spannende, eine hochdramatische Zeit." Während Salten sich weigerte, Wien zu verlassen, ging Zweig nach England. In "Die Welt von gestern" ist von der "zeit- und raumlosen" Leere" dieser Jahre die Rede: "Man wartete auf etwas von morgens bis abends. Und es geschah nichts." An Salten schrieb er 1937: "Eigentlich haben wir alle seit jener Mensch zur Macht kam, keine helle Stunde mehr gehabt - alle Beziehungen sind seitdem vergiftet, alle Sicherheit genommen und was einen trifft, hat noch bösere Gewalt." Im Zuge des "Anschlusses" Österreichs an Nazideutschland geriet auch Salten aus dem Gleichgewicht. "Verzeihen Sie diesen etwas verwirrten Brief, der noch lange nicht so verwirrt ist, wie mein eigenes Wesen", schrieb er dem "werten Freund" im März 1938. In den folgenden Monaten wurde ihm seine langjährige Wohnung in der Wiener Cottagegasse gekündigt, vernichtete er in "großer Nervosität" sein Archiv, musste sich von Mobiliar, Kunstgegenständen und Büchern trennen und erlebte, wie SA-Männer in der Pogromnacht vom 9. November bis in sein Schlafzimmer vordrangen. Im Mai 1939 versiegt die Korrespondenz. Salten rettet sich in die Schweiz. Zweig emigriert in die USA und weiter nach Südamerika. Drei Jahre später wird er sich zusammen mit seiner Frau in Brasilien das Leben nehmen. Salten stirbt wenige Monate nach Kriegsende in Zürich an Herzversagen. Die Worte "Exil" und "Flüchtling" waren für diese beiden Schriftsteller, die auf Europa, den Humanismus und die Macht des Wortes vertrauten, nicht nur gleichbedeutend mit unverdienter Schande, sondern mit dem persönlichen Untergang, dem Verschwinden ihrer Person. Flüchtling zu sein bedeutete ihnen in aller Schärfe: Die Welt der Sicherheit, die beide so glänzend bespielt hatten, war nicht wiederzugewinnen. Felix Salten, Stefan Zweig: "Ihre Briefe bewahre ich alle." Die Korrespondenz von 1903 bis 1939. Hrsg. von Marcel Atze und Arturo Lacati. Wallstein Verlag, Göttingen 2023. 272 S., 99 z. T. farb. Abb., geb., 30,- Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Gebannt liest Rezensent Oliver Pfohlmann die Briefe zwischen den beiden jüdischen Wiener Schriftstellern Stefan Zweig und Felix Salten voll "bedrückender Eindringlichkeit." Dreieinhalb Jahrzehnte umfassen die 81 Briefe und Postkarten, die von kulturvermittelnden Themen hin zu intensiveren Gesprächen gehen, besonders, als der Faschismus Auftrieb gewinnt und sich die beiden entscheiden müssen, ob sie fliehen oder nicht, lernt Pfohlmann, Zweig ist vorsichtiger, Salten bleibt zunächst in Österreich. Dort wird er Ohrenzeuge eines brutalen Angriffs der Nazis auf Arbeiter, für den Kritiker ist dieser Brief darüber nur einer der vielen Gründe, weshalb diese von den Herausgebern sorgfältig edierte Briefwechsel ein großes Publikum verdient.

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»eine aufregende deutsch-österreichische Kulturgeschichte der Jahre 1903 bis 1939 (...). Es ist eine faszinierende, in steigendem Maße beklemmende Lektüre.« (Nicola Behrmann, FAZ, 22.04.2023) »Was nun schriebe man über diese einundachtzig Briefe, die sich nahezu gleichmäßig auf die beiden Briefpartner, Felix Salten und Stefan Zweig, verteilen? Dass sie vorzüglich ediert sind, (über-)reich bebildert, sachgerecht kommentiert und benachwortet.« (Rüdiger Görner, Die Presse/Spectrum, 29.04.2023) »Wie schön, dass dieser Briefwechsel nun endlich das Licht der Öffentlichkeit erblickt.« (Oliver Pfohlmann, DLF Büchermarkt, 05.05.2023) »ausführlichst kommentiert und opulent bebildert, ein Lehrstück über die Angst und Naivität von Intellektuellen in einer bedrohlichen Zeit.« (Georg Patzer, Badischen Neuesten Nachrichten, 07.06.2023) »'Ihre Briefe bewahre ich alle' haben die Autoren als geradezu ergreifenden Titel für die Beziehung zweier Schriftsteller gewählt, die einander im Trubel ihres Lebens immer wichtig waren.« (Renate Wagner, Online Merker, 25.05.2023) »eine( ) mustergültige( ) Edition (...). Hervorzuheben ist die umfangreiche Kommentierung, die den Briefwechsel nicht nur im Kontext des damaligen Literatur- und Kulturbetriebes verortet, sondern vor allem auf das zeithistorische und politische Umfeld eingeht.« (Mathias Iven, Das Blättchen, 03.07.2023) »(eine) mustergültig edierte, ausführlich kommentiert und mit vielen, zum Teil bislang unbekannten Illustrationen versehene Brief-Ausgabe» (Dr. Ronald Schneider, ekz.bliotheksservice, 19.06.2023) »eine willkommene Ergänzung für alle Sammlungen über die beiden Autoren und ihre Zeit« (Ulrich Hohoff, IFB, 3/2023)…mehr