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Ein junger Journalist kehrt in sein arabisches Heimatdorf zurück, unweit von Jerusalem. Schon immer hat man hier isoliert gelebt, schon immer hat man sich inmitten der jüdischen Bevölkerung als Außenseiter gefühlt. Nun aber umstellen israelische Panzer das Dorf, und die Bewohner werden unter Arrest gestellt.
Eine bewegende dunkle Vision der Post-Intifada - ein Buch von ungeheurer Wucht und Sprengkraft.

Produktbeschreibung
Ein junger Journalist kehrt in sein arabisches Heimatdorf zurück, unweit von Jerusalem. Schon immer hat man hier isoliert gelebt, schon immer hat man sich inmitten der jüdischen Bevölkerung als Außenseiter gefühlt. Nun aber umstellen israelische Panzer das Dorf, und die Bewohner werden unter Arrest gestellt.

Eine bewegende dunkle Vision der Post-Intifada - ein Buch von ungeheurer Wucht und Sprengkraft.
Autorenporträt
Sayed Kashua wurde 1975 geboren und lebt im palästinensischen Teil des Dorfes Beit Safafa bei Jerusalem. Er ist Filmkritiker und Kolumnist der in Tel Aviv erscheinenden Wochenzeitung Ha'Ir. Sayed Kashua ist verheiratet und hat eine Tochter und einen Sohn. Zweite Person Singular ist sein dritter Roman. Seit 2006 schreibt er regelmäßig in der Wochenzeitung Haaretz. Er ist zudem Autor der erfolgreichen israelischen Sitcom Avoda Aravit (arabische Arbeit).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.06.2005

Billiger leben in Palästina
Sayed Kashuas Israel-Groteske „Da ward es Morgen”
Es beginnt mit einer Rückkehr ins Kinderzimmer. Ein Journalist, israelischer Staatsbürger von Geburt, Araber nach Herkunft, kehrt in sein Heimatdorf zurück. Seine doppelte Sprachmächtigkeit - Hebräisch und Arabisch -, ein Pfund, mit dem er bis dahin wuchern konnte, wird nach dem 11. September und im Lauf der zweiten Intifada zur Belastung. Die Ausgrenzung aus dem israelischen Alltag nimmt immer massivere Formen an: Er verliert seine feste Stelle und bekommt als freier Journalist so gut wie keine Aufträge mehr. Deshalb entschließt er sich, mit Frau und Tochter in sein Vaterhaus zurückzukehren.
Er weinte als Jüngling beim Wegzug, und er weint bei der Rückkehr; und diesmal hat er allen Grund dazu. Denn dieses ehemalige Dorf ist zu einer infernalischen Ansiedlung verkommen: weder Stadt noch Land. Angeblich „gute” Traditionen werden vornehmlich zur Legitimierung von Gewalt und Unterdrückung hochgehalten oder wiederbelebt. „Alles muß wunderbar sein.” Das Harmoniebedürfnis der Konsensgesellschaft sowohl im politischen wie pseudo-öffentlichen Raum als auch im Privaten ist immens. Es kann aber nie ausgelebt werden und erzeugt unter modernen äußeren Bedingungen Frustration, Gereiztheit, Streit und Verbrechen. In Wahrheit ist nichts „wunderbar”, sondern alles recht beschissen - allegorisch steht dafür das Überlaufen der Kanalisation als Folge einer unerklärlichen Abriegelung der Ortschaft durch die Armee.
Parallel zu dieser Abriegelung von außen blättert der Roman das Innenleben des Dorfes Szene um Szene auf: Er ist eine Typologie des Alltags, das Soziogramm einer ihrer alten Lebensweise entfremdeten Dorfbevölkerung, die sich an obsolete Traditionen klammert. Die Aneinanderreihung der Szenen ist zwar etwas schematisch geraten, aber sie sind exemplarisch für das moderne Dorfleben, angesiedelt zwischen Horrorvision und Groteske. Das Buch könnte als Vorlage für eine mehrteilige Fernsehfolge über eine hypokritische „Gemeinschaft” unter den besonderen Bedingungen der israelischen Wirklichkeit dienen - zur Erbauung sowohl der israelischen Araber als auch der israelischen Juden.
Am Ende wird die Abriegelung des Dorfes aufgehoben und die Armee zieht ab. Der Vorhang hebt sich vor dem überraschenden Resultat der Aktion: Israel und die Palästinenser haben ein endgültiges Friedensabkommen geschlossen und die Grenzverläufe bereinigt. Die sprachlose Bevölkerung unseres „Dorfes”, immerhin israelische Staatsbürger, sieht sich über Nacht dem neuen Palästinenserstaat zugeschlagen. Die Bewohner wissen nicht, ob sie jubeln oder es für das größtmögliche, unerwartete Unglück halten sollen. Der - immer noch israelische - Journalist jedenfalls bekommt zwar von der Zeitung wieder einen festen Job, jetzt als Auslandskorrespondent in Palästina - aber mit gekürzten Bezügen, denn dort soll das Leben billiger sein.
Der Filmkritiker und Kolumnist Sayed Kashua, 1975 geboren und bei uns durch den Roman „Tanzende Araber” (2002) bekannt geworden, hat eine nach allen Seiten bittere Groteske aus der Perspektive jener geschrieben, die zwischen den Stühlen sitzen und im internationalen Diskurs über den Nahen Osten gern vergessen werden: der Araber, die israelische Staatsbürger sind und es eigentlich auch bleiben möchten.
GENNARO GHIRARDELLI
SAYED KASHUA: Da ward es Morgen. Roman. Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Berlin Verlag, Berlin 2005. 302 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gennaro Ghirardelli beschreibt diesen Roman, der die Rückkehr eines israelischen Arabers in sein Heimatdorf beschreibt, das von der israelischen Armee abgeriegelt und am Ende überraschenderweise dem Palästinenserstaat zugesprochen wird, als Mischung aus "Horrorvision" und "bitterer Groteske", die eine treffende "Typologie des Alltags" zwischen obsolet gewordenen Traditionen und entfremdeter "Lebensweise" liefert. Zwar findet der Rezensent, dass die Konstruktion des Buches, in der Szene an Szene gereiht wird, um die absurde Situation im Dorf zu illustrieren, streckenweise "etwas schematisch" wirkt. Dennoch lobt er das Buch, weil es aus der Sicht einer Bevölkerungsgruppe erzählt, die in der aktuellen Auseinandersetzung "gern vergessenen" wird, nämlich aus der der israelischen Araber, die israelische Staatsbürger "bleiben möchten".

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