Marktplatzangebote
24 Angebote ab € 0,88 €
  • Gebundenes Buch

Wie soll der moderne Mann von Welt es anstellen, die schöne Eliane zu erobern?Was tun, wenn man in einer Flughafenbar in Zürich die Liebe seines Lebens kennenlernt, die auch nach Paris fliegt, nur leider in einer anderen Maschine?Dergestalt vom Schicksal gelockt und zugleich gebeutelt gibt der Ich-Erzähler nicht auf; Marcello macht sich auf die Suche nach der Traumfrau Eliane und trifft sie tatsächlich wieder, im Louvre. Zufall? Oder geschickte Planung von zarter Frauenhand?Ein Unterhaltungsroman auf höchstem Niveau, von dem eleganten italienischen Erzähler Luigi Malerba, der den Träumen…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Wie soll der moderne Mann von Welt es anstellen, die schöne Eliane zu erobern?Was tun, wenn man in einer Flughafenbar in Zürich die Liebe seines Lebens kennenlernt, die auch nach Paris fliegt, nur leider in einer anderen Maschine?Dergestalt vom Schicksal gelockt und zugleich gebeutelt gibt der Ich-Erzähler nicht auf; Marcello macht sich auf die Suche nach der Traumfrau Eliane und trifft sie tatsächlich wieder, im Louvre. Zufall? Oder geschickte Planung von zarter Frauenhand?Ein Unterhaltungsroman auf höchstem Niveau, von dem eleganten italienischen Erzähler Luigi Malerba, der den Träumen unserer Phantasie genauso viel Existenzberechtigung gibt wie der sogenannten Realität.
Autorenporträt
Moshe Kahn, 1942 geboren, übertrug u. a. Bücher von Roberto Calasso, Andrea Camillieri, Primo Levi und Pier Paolo Pasolini. Seine erste Übersetzung war eine Auswahl von Paul Celan-Gedichten, die er ins Italienische übertrug, was ihm den Ruf einbrachte, ein Übersetzer "unübersetzbarer" Bücher zu sein. Für sein Gesamtwerk wurde er 2015 mit dem Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche ausgezeichnet. Moshe Kahn lebt in Berlin.

Luigi Malerba (eigentlich Luigi Bonardi) wurde am 11. November 1927 in Berceto bei Parma geboren. Er gehörte zu den Gründern der Gruppe 63, schrieb Theaterstücke, Drehbücher, Erzählungen und Romane. Der phantasievolle Geschichtenerzähler, der zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Italiens zählt, lebte in Rom und Orvieto. 2008 verstarb Luigi Malerba.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.09.2000

Frische Farbenfreude
Luigi Malerbas Roman "Elianes Glanz" · Von Hannelore Schlaffer

Luigi Malerba liebt es, seine Leser in die Irre zu führen: Sie meinen, einen Kriminalroman vor sich zu haben und sollen doch zugleich an einem philosophischen Propädeutikum zur Theorie der Literatur teilnehmen. Da ereignen sich ein Spionagefall, ein Mord; da weiß der Leser bis zum Schluß nicht, wer der Mörder ist; da darf er fast vermuten, der Ich-Erzähler selbst, der sich verfolgt, bespitzelt, verkannt, verraten fühlt, sei der Täter. Aber nicht einmal der letzte Satz des Buches gibt den erhofften Aufschluß. Statt dessen begibt sich der Ich-Erzähler auf die Suche nach seiner Identität: "Und jetzt frage ich mich: Wann beginnt denn nun mein eigentliches Leben?" - Der Leser, betäubt von dem vielen Geheimnis und Geraune, würde, sofern er noch immer den "Hund von Baskerville" als Modell einer Kriminalerzählung im Kopf haben sollte, lieber fragen: "Wann eigentlich beginnt die Spurensuche?"

Das neue Werk des Unterhaltungsschriftstellers aber ist kein Schmöker, der den Leser in Illusionen wiegt, es ist vielmehr ein Ausweis der avantgardistischen Intelligenz seines Verfassers. Dieser scheint an nichts mehr interessiert zu sein als daran, seinem Leser zu zeigen, wie ein Autor ein Buch schreibt, wie er seine Figuren konstituiert, wie er Ereignisse plant und sie verwirft. Malerba schreibt keine spannende Geschichte, er macht den Prozeß des Schreibens spannend. Zunächst bedarf es dazu eines Labyrinths von Figuren, die sich ähneln wie Doppelgänger, die unter vielerlei Namen auftreten, einmal ein harmloses Gesicht aufsetzen, dann wieder einen bösen Schatten werfen: schöne Frauen, bärtige Männer, Spione, Sekretärinnen, gefährliche Kollegen. An der Kehre des labyrinthischen Weges ist eine Lebensweisheit aufgehängt, die an der nächsten Ecke widerrufen wird; an jedem versperrten Irr- und Ausweg steht eine neue Selbstbefragung des erzählenden Ichs bevor.

Der Titel des Buches hätte auf alles dies vorbereitet, doch ist sein Sinn, wie so häufig, in einer fremden Sprache schwer wiederzugeben. "La superficie di Eliane", dieser Titel erfaßt nicht nur den Inhalt des Buches, sondern auch das Konzept des Autors und die Taktik des Erzählens. Eliane, die "Hauptfigur" oder besser die Frau schlechthin des Romans, ist nur "superficie", Oberfläche, Schein, Erscheinung, sie hat kein Wesen. "Auch bei Eliane habe ich die Oberfläche und ihre einfachen und zusammengesetzten Farben bewundert und geliebt." Deshalb beschert ihr der Roman die ewige Wiederkehr. Sie begegnet dem Autor auf einem Züricher Flughafen, sie taucht wieder auf dem "dämlichsten Flughafen der Welt" auf, dem von Paris, sie läßt sich als unheilverkündende Stimme durchs Telefon vernehmen, sie liegt im Bett anderer Männer und ist doch dieselbe Freundin wie zuvor, an vielen Orten begegnet man ihr, weiß nicht, ob es dieselbe ist, die gerade da war, oder eine andere oder eine ähnliche. Jedenfalls ist das weibliche Geschöpf nichts als Oberfläche und dennoch immer die Frau des Lebens. Malerba, ganz italienischer Liebeskünstler, erfreut sich, aus jedem Satz spürt man es heraus, dieses erotischen Abenteuers ebenso wie des philosophischen Witzes, in dem die Ewigkeit so oft sich wiederholt und sich so gern in jedem Augenblick aufs neue erfüllt.

Der deutsche Titel "Elianes Glanz" macht aus dem Vexlerspiel der Liebe eine petrarkistische Frauenverehrung, die zumindest den erotischen Pikanterien nicht entspricht, mit denen sich die Liebenden unterhalten. Vor allem läßt der Titel übersehen, daß alles in dem Roman Oberfläche ist. Der Held ist Manager in einer Farbenfirma, einem Unternehmen, das den schönen Schein herstellt. Sein Lebensglück und -leid hängt mit Farben zusammen. Er logiert im Hotel Rembrandt, er vertritt eine "Chromotherapie", der zufolge bestimmte farbige Oberflächen bestimmte heilende Wirkungen haben, er macht mit seiner Geliebten, dieser so vielfachen einen und einzigen, "chromoerotische Experimente mit farbigen Bettüchern", auf denen ein farbiges Liebesspiel stattfindet, das an Einfällen die Unwahrscheinlichkeiten eines Casanova übertrifft. Schließlich rankt sich das ganze Geschehen um einen Vortrag, der sich an Goethes Farbenlehre orientiert. Dieser Vortrag nämlich wird gestohlen, vielleicht von einem Mann, vor dem ihn vorher eine Frauenstimme warnte; er erscheint in einer Fachzeitschrift und wird ihm - alles rätselhaft! - als kopiertes Exemplar wieder zugesandt. Von nun an sieht sich der Frauenheld von Männern verfolgt. Oder ist es nur ein Mann, der einmal Findus, einmal Balou, einmal Ubus heißt, was an "Inkubus" erinnert, aber viel eher noch an Jarrys König Ubu. Mit dieser Assoziation wärmt Malerba Erinnerungen an seine früheren Werke auf, an "Pataffio" etwa, wo das Chaos à la Jarry und die Groteske à la Rabelais fröhliche Urständ feierten.

Diese Reminiszenz ist nicht zufällig, denn das Chaos ist das Bauprinzip des neuen Romans. Dem freien Spiel der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Malerba spielt mit seinen Figuren, seinem Leser, dem Ich-Erzähler. Der Autor gesteht es zu, ja er zeigt es voller Stolz, daß er eine Illusion herstellt, daß der Leser keinem Satz Glauben schenken muß, daß er selbst weiterdichten darf, denn seine Figuren tun es auch. Das Fragezeichen ist zwar nicht die optische, wohl aber die geistige Interpunktion dieses Textes. Wer solch raffinierte Erzähltaktik gar nicht begreifen will, der bekommt sie oft genug ausdrücklich vom Autor erklärt: "Diese erfundene Unterhaltung", heißt es über ein Gespräch, das sich der Erzähler offenbar ausgedacht hat, "habe ich mit einigen von den Fragezeichen entworfen, die mir im Kopf herumschwirren." Auch die Liebe zu Eliane veranlaßt ihn zu Selbstzweifeln: "Mag sein, daß ich bis über beide Ohren in sie verliebt bin, aber vorsichtshalber versehe ich das erst einmal mit einem Fragezeichen." Und überhaupt ist das Verhältnis zu dieser Oberfläche "Eliane" etwas, was ist und zugleich nicht ist, also Fiktion: "Im übrigen leben ja auch wir beide in einer Fiktion, denn wir nennen uns weiterhin bei Namen, Eliane und Marcello, die nicht unsere sind."

Nicht zum ersten Mal wendet Malerba die Taktik der Verunsicherung an, er hat sie etwa in einem der vorangehenden Romane, "Die fliegenden Steine", mit mehr Geschick als diesmal inszeniert, indem er mit Hilfe dieser rhetorischen Taktik das erzählende Ich zu einer bohrenden Selbstanalyse veranlaßte. In "Elianes Glanz" aber werden durch solche Winkelzüge nur die Ereignisse ein bißchen verrückt. Malerba ist leider nicht der einzige, der dieses billige Signal der Modernität, den Hinweis auf die Fiktionalität der Fiktion, anwendet. Schon Italo Calvino hat mit "Wenn in einer Winternacht" durch die Reflexion auf die Machart und "Gemachtheit" der Dichtung die Interpretationskunst der Literaturwissenschaftler herausgefordert. Inzwischen ist die Verpflichtung zur Reflexion auf die Künstlichkeit der Kunst ins breite Bewußtsein eingedrungen.

Malerba schließt sich ausdrücklich - denn der Geheimnistuerei im Inhaltlichen steht bei ihm im Sprachlichen eine zwanghafte Lust am Ausplaudern gegenüber - an die revolutionären Anfänge der Moderne an, die die Kunst als "Verfahren", nicht als Nachahmung von Wirklichkeit analysiert hat: "Die Ironie frißt die Worte auf, wie Viktor Sklowski sagt, macht aber die Ideen deutlich, macht sie leichter verständlich und dadurch annehmbarer, genießbarer." Viktor Sklowskji hatte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in einem Aufsatz über das "Sujetverfahren" über die Prinzipien der Kunstproduktion gesprochen. Über ihre "Genießbarkeit" hat er nichts gesagt. Inwiefern die monomanische Freilegung der Konstruktion, ein der Architektur verwandter Stilgestus, in der Dichtung zur Steigerung des Lesevergnügens führt, hat Malerba zumindest mit seinem neuen Werk nicht bewiesen. Er beruhigt aber dadurch das schlechte Gewissen des Avantgardephilisters.

Luigi Malerba: "Elianes Glanz". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Moshe Kahn. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2000. 189 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kein Schmöker, findet Rezensentin Hannelore Schlaffer, "vielmehr ein Ausweis der avantgardistischen Intelligenz seines Verfassers" sei dieses Buch. Dann schreibt sie viele Zeilen, um diese Intelligenz als Gewissensberuhigung für "Avantgardephilister" zu entlarven. Zunächst ist sie dabei noch ganz auf der Seite des Autors. Malerba schreibe keine spannende Geschichte, er mache den Prozess des Schreibens spannend. Sie kritisiert, dass die deutsche Übersetzung des Titels "La superficie di Eliane "nur ungenügend das darin enthaltene ästhetische Programm wiedergebe. Anhand der Bedeutungsfacetten des Titels wird dieses Programm nun dargelegt, dem Autor als "italienischem Liebeskünstler" gehuldigt, sein "philosophischer Witz" gepriesen. Und jede Menge Geheimnisvolles über Titelheldin und Männerfantasie Eliane erzählt. Aber irgendwann hat die Kritikerin dann von soviel Raffinesse die Nase voll und wird ungehalten. Zum Beispiel: Malerba sei nicht der Einzige, der das "billige Signal der Modernität, den Hinweis auf den Text im Text" anwende. Am Ende dann die böse Feststellung, Malerba habe mit seinem neuen Werk nicht bewiesen, "inwiefern die monomanische Freilegung der Konstruktion in der Dichtung zur Steigerung des Lesevergnügens führt". Wohl wirklich kein Schmöker, leider.

© Perlentaucher Medien GmbH