Marktplatzangebote
14 Angebote ab € 4,80 €
  • Gebundenes Buch

2 Kundenbewertungen

Im eisigen Weddellmeer gelang es Ernest Shacklestone 1916 nach dem Sinken der "Endurance", in einem winzigen Rettungsboot die Mitglieder seiner Expedition zu retten. Der Abenteurer Arved Fuchs hat nun mit seiner Crew in einem originalgetreuen Nachbau jenes Bootes das "härteste Meer der Welt" noch einmal bezwungen. Hier legt er seinen packenden Bericht vor.

Produktbeschreibung
Im eisigen Weddellmeer gelang es Ernest Shacklestone 1916 nach dem Sinken der "Endurance", in einem winzigen Rettungsboot die Mitglieder seiner Expedition zu retten. Der Abenteurer Arved Fuchs hat nun mit seiner Crew in einem originalgetreuen Nachbau jenes Bootes das "härteste Meer der Welt" noch einmal bezwungen. Hier legt er seinen packenden Bericht vor.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.01.2001

Letzte Hoffnung Shackleton
Expeditionen in fiebrigen Ruhm und eisigen Tod – der große Winter der Polarbücher
„Ich trinke auf die Eroberer des Südpols – die Hunde!” Lord Curzon, der Präsident der Königlichen Geographischen Gesellschaft, mischte Beleidigung und Verachtung auf dem Festessen für Roald Amundsen, 1912 in London. Als wenig später bekannt wurde, dass Robert F. Scott und seine vier Begleiter den Südpol als Zweite erreicht und auf dem Rückweg erfroren waren, setzte eine Heroisierung sondergleichen ein. Bis heute steht das Denkmal des tragischen Verlierers Scott nahezu unangekratzt im kollektiven Bewusstsein der Briten – auch Diana Preston poliert es eifrig mit ihrer dramatischen Biografie „In den eisigen Tod” (Robert F. Scotts letzte Fahrt zum Südpol. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 336 S. , 49,80 Mark). Dabei analysiert Preston vorbildlich die psychische Disposition der Expeditionsteilnehmer und ist keineswegs blind für die vielfältigen persönlichen und organisatorischen Schwächen, die zur englischen Niederlage im „Rennen zum Südpol” von 1911/12 führten. Die daraus resultierenden erschwerten Bedingungen nötigen ihr aber nur noch größeren Respekt ab für die in der Tat unerhörte Leistung der fünf Briten, die es als ehrenvoll ansahen, selbst ihre Schlitten zu ziehen, statt Hunde als Zugtiere und Fleischvorrat zu benutzen.
Prestons schön illustriertes Buch eignet sich als spannender Einstieg in die Antarktis-Literatur des Bücherwinters – auch wenn es etwas zu apologetisch ist. Vielleicht hätte sie sich mehr auf Roland Huntfords großartige Entmythologisierung „Scott und Amundsen” stützen sollen, die nun als Taschenbuch endlich wieder lieferbar ist (Überarb. und erw. Ausgabe. Mit einem Vorwort von Paul Theroux. Heyne Verlag, München 2000, 571 S. , 22,90 Mark). Ebenso packend, jedoch ohne die unsachlichen Ausfälle gegen Amundsen, beschreibt Huntford die spezifischen Ursachen für Gelingen und Scheitern der britischen und norwegischen Antarktis-Reisen. Er entlarvt detailreich den britischen Heroismus Scotts als amateurhafte, arrogante und verantwortungslose Stümperei, die fast zwangsläufig in den Tod führen musste. Obwohl die Engländer Zeit und Gelegenheit hatten, trainierten sie in der Vorbereitungsphase weder Skilauf noch Hundeführen noch Navigieren, sie lehnten Eskimokleidung ab, verwendeten nicht die optimalen Lebensmittel, rechneten keine Sicherheitsmargen ein. Sie verließen sich durchweg auf Improvisation und machten entsprechend viele Fehler (wie die extrem schlampigen Lektoren des Buches!). Huntford erklärt darüber hinaus überzeugend, dass Scott, der Wankelmütige, nur zu einer Legende werden konnte, weil er – im Gegensatz zu Amundsen – beachtliches literarisches Talent hatte und das im Niedergang begriffene Empire dringend Helden brauchte.
Da ist der dritte antarktische Heros, Ernest Shackleton, aus anderem Holz geschnitzt. Durch sein Improvisationsgenie und den unbedingten Willen, keinen Mann zu verlieren, stieg er auf zum Patron der Polarforscher, wie Raymond Priestleys berühmtes Diktum beweist: „For scientific leadership give me Scott; for swift and efficent travel Amundsen; but when you are in a hopeless situation, when there seems no way out, get down on your knees and pray for Shackleton. ” Zwei Taten verschafften ihm diesen Ruhm: 1909 entschied er, nur 155 km vom Südpol entfernt, umzukehren, weil er lieber ein „lebendes Maultier als ein toter Löwe” sein wollte. Als auf seiner Expedition von 1914 bis17 sein Schiff, die Endurance, vom antarktischen Eis zerquetscht wurde, gelang es ihm, die Mannschaft aus nahezu aussichtsloser Situation zu retten. Shackletons Fahrt über 1500 Seemeilen stürmisches Meer in einem offenen Boot und die anschließende Durchquerung Südgeorgiens ist wohl die spektakulärste Rettungsaktion der Polargeschichte. Caroline Alexanders eindrucksvoller Bildband über diese Expedition initiierte denn auch vor zwei Jahren die nach wie vor ungebrochene Polar-Konjunktur auf dem Buchmarkt (Die Endurance. Shackletons legendäre Expedition in die Antarktis. Berlin Verlag, 224 S. , 39,80 Mark). Nun kann also auch wieder die Erinnerungen von Shackleton und seinem Kapitän Worsley in Taschenbuchausgaben lesen (Worsley: Der Untergang der Endurance. Vorwort von Patrick O’Brian, Ullstein Verlag, 332 S. , 17,90 Mark).
Die Begeisterung für die einzigartige seemännische und bergsteigerische Leistung trieb den Extremsportler Arved Fuchs dazu, im letzten Jahr Shackletons Fahrt mit einem nachgebauten Boot zu wiederholen – auch mit den Mitteln moderner Technik ein lebensgefährliches Wagnis (Im Schatten des Pols. Auf Shackletons Spuren im härtesten Meer der Welt. Verlag Delius-Klasing, Hamburg 2000, 224 S. , 49,80 Mark). Vielleicht kann er ja Wolfgang Petersen beraten, der seit einiger Zeit plant, Shackletons Schicksal zu verfilmen, am liebsten wohl mit Mel Gibson. Inspirieren könnte den Regisseur allerdings ebenso die katastrophenreiche Drift der Karluk durchs arktische Eis. Vom Leiter Stefanssohn verlassen, trieb die unerfahrene Mannschaft der kanadischen Expedition durch den hohen Norden, bis auch ihr Schiff zerdrückt wurde. In „Packeis” verfolgt Jennifer Niven quellennah und voller Einzelheiten, wie die Eisnot der völlig zerstrittenen Karluk-Besatzung nur mit Hilfe eines Trappers und einiger Eskimos nicht im Tod aller endete. (Das Drama der kanadischen Polarexpedition von 1913. Hoffmann und Campe, Hamburg 2000. 464 S. , 44,90 Mark). Der überlebende William McKinlay schrieb in seinen höchst lesenswerten Erinnerungen über seine arktischen Monate, keine Schlacht des Ersten Weltkriegs, in dem er anschließend gekämpft hatte, sei so schlimm gewesen wie diese Eiszeit – bis an sein Lebensende kam er nicht los von der Karluk (William McKinlay: Karluk. Die Geschichte einer verratenen Expedition. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 1999. 252 S. , 24,90 Mark).
Die Polarliteratur ist immer noch in der Expansion begriffen – in einer Zeit, da die Klimaveränderungen immer extremer werden. Draußen eisig, drinnen warm – ist es der Temperaturkontrast, der die Lektüre der Eisliteratur so reizvoll macht? Steigert das Lesen von zivilisations- und wegloser weißer Weite unsere Heimeligkeitsgefühle? Sehnen wir uns nach der extremen Herausforderung, der wir doch nur auf Buchseiten gewachsen sind? Antwortversuche und Erklärungen für die vielfältige Eis(buch)lust gibt Thomas Kasturas Essayband „Flucht ins Eis”, dessen größter Reiz darin besteht, wiederum zu neuen Gedanken, neuen Fragen, neuer Frostlektüre anzuregen (Flucht ins Eis. Warum wir ans kalte Ende der Welt wollen. Aufbau Verlag. 128 S. , 24 Mark). Damit aber alle Pol-Passionierten ihren kühlen Kopf nicht verlieren, sei zum Schluss an eine Volksweisheit des 16. Jahrhunderts erinnert: „Wer sich nit hüt fürm Eis, der wirt mit schaden weiß. ”
ROLF-BERNHARD ESSIG
Der glorreiche Verlierer – Robert F. Scott.
Foto: Heyne Verlag
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit "Einsichten über Shakletons Fahrt aus der erstaunlichen Nähe der Rekonstruktion" kehrt Reinhard Osteroth von seiner Lesereise durch Arved Fuchs Reisebericht zurück. Die Strapazen der Shakleton-Crew werden nach Meinung des Rezensenten eindrucksvoll über die Strapazen derjenigen nachvollziehbar, die sich mit Arved Fuchs aufgemacht haben, die Fahrt Shackletons unter gleichen Bedingungen zu wiederholen. Ganz besonders lobt der Rezensent die kritische Distanz des Autors zu Shakeltons Unternehmen und den "glücklichen Zugriff, beide Reisen in steter Verschränkung zu erzählen." Wenn der Rezensent abschließend noch von den "betörenden" Fotos dieses Reiseberichts spricht, ist wohl seine baldige Abreise ins Eismeer nicht mehr ganz auszuschließen.

© Perlentaucher Medien GmbH