28,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

In seiner Ideengeschichte in acht Porträts erschließt Onur Erdur eine neue Geografie des französischen Denkens, das die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte: Die Theorien von Intellektuellen wie Michel Foucault, Jean-François Lyotard und Hélène Cixous wurden maßgeblich in Nordafrika oder in der Auseinandersetzung mit den französischen Kolonien geformt. Erdurs Spurensuche führt ihn nach Algier, wo der junge Soldat Pierre Bourdieu mitten im Algerienkrieg seinen Wehrdienst ableistet; ins Küstendörfchen Sidi Bou Saïd nördlich von Tunis, wo Michel Foucault zwischen Sonnenbaden,…mehr

Produktbeschreibung
In seiner Ideengeschichte in acht Porträts erschließt Onur Erdur eine neue Geografie des französischen Denkens, das die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte: Die Theorien von Intellektuellen wie Michel Foucault, Jean-François Lyotard und Hélène Cixous wurden maßgeblich in Nordafrika oder in der Auseinandersetzung mit den französischen Kolonien geformt. Erdurs Spurensuche führt ihn nach Algier, wo der junge Soldat Pierre Bourdieu mitten im Algerienkrieg seinen Wehrdienst ableistet; ins Küstendörfchen Sidi Bou Saïd nördlich von Tunis, wo Michel Foucault zwischen Sonnenbaden, Strandspaziergängen und ritualisierter Körperkultur zu einer Haltung des philosophischen Hedonismus gelangt; oder nach Casablanca, wo sich Roland Barthes in einer Art Erleuchtung zu einem Romancier fantasiert - und zu Jacques Derrida, Hélène Cixous oder Jacques Rancière, die ihre algerische Herkunft philosophisch reflektieren.Onur Erdurs kenntnisreiche Perspektive taucht die französisch geprägte Postmoderne ins Licht der Sonne Nordafrikas. Ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung der Hauptwerke des Poststrukturalismus blickt Schule des Südens unter das Pflaster der französischen Akademie - darunter glänzt der Strand von Tunis.
Autorenporträt
Onur Erdur, 1984 in Diyarbakir geboren, ist Historiker und Kulturwissenschaftler. Er forscht und lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin zu Fragen der globalen Ideengeschichte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Jörg Später wirkt sehr angetan von Onur Erdurs Buch über die kolonialen Ursprünge der französischen postmodernen Theorie der 1980er und 1990er Jahre. Denn zwischen Positionen, die entweder die Konstruiertheit des Orients durch den Westen behaupten, oder gar die gesamte Aufklärung und damit auch die französischen Theorien nur als "westliches Herrschaftsmittel" verurteilen, so Später, schaffe Erdur einen differenzierten, historisch genauen Blick auf die konkreten Verflechtungen: In acht Texten, die je eine Denker oder eine Denkerin, einen Ort und ein theoretisches Moment in den Blick nehmen, legt der Ideenhistoriker frei, wieviel der damaligen Theorie sich erst am und im kolonialen Kontext der maghrebinischen Länder entwickelte. So werden etwa Foucaults Heterotopien an seine Zeit in Marokko und Tunesien geknüpft, Hélène Cixous' differenzfeministische Perspektive an ihre Erfahrung des Andersseins als im Weltkrieg ausgebürgerte Jüdin in Algerien, oder Pierre Bourdieus Habitus-Theorie an seinen dortigen Wehrdienst im Dekolonisationskrieg. Wie Erdur so klarmacht, dass die französische Theorie nicht in einem Pariser Elfenbeinturm entstand, findet Später höchst eindrücklich, argumentativ "umsichtig" und "stilistisch sehr elegant".

© Perlentaucher Medien GmbH