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Dem 15-jährigen Ben bedeutet sein Pferd viel und mit Toni, die er beim Reiten kennengelernt hat, verbindet ihn eine enge Freundschaft. Die Besuche bei seiner Urgroßmutter sind für ihn spannend, denn die launige alte Dame erzählt ihm jedes Mal eine Geschichte. Besondere Ereignisse aus der Zeitgeschichte werden darin lebendig: Bens Urgroßvater war ein Widerstandskämpfer, sein Großonkel protestierte in den 60er Jahren gegen einen Nazi-Professor an der Wiener Hochschule für Welthandel; sein Großvater musste als Kind mit den Eltern flüchten und sein Onkel hat ausgerechnet ein Faible für alles…mehr

Produktbeschreibung
Dem 15-jährigen Ben bedeutet sein Pferd viel und mit Toni, die er beim Reiten kennengelernt hat, verbindet ihn eine enge Freundschaft. Die Besuche bei seiner Urgroßmutter sind für ihn spannend, denn die launige alte Dame erzählt ihm jedes Mal eine Geschichte. Besondere Ereignisse aus der Zeitgeschichte werden darin lebendig: Bens Urgroßvater war ein Widerstandskämpfer, sein Großonkel protestierte in den 60er Jahren gegen einen Nazi-Professor an der Wiener Hochschule für Welthandel; sein Großvater musste als Kind mit den Eltern flüchten und sein Onkel hat ausgerechnet ein Faible für alles Militärische ... Zum 100. Geburtstag der Urgroßmutter kommt die ganze Familie zusammen, da gibt es natürlich reichlich Spannungen. Und immer wieder braucht Ben nur eines: Einfach mehr Luft.
Autorenporträt
Alexandra Holmes wurde 1972 in Wien geboren. Sie studierte Theaterwissenschaft und eine Fächerkombination aus Germanistik, Philosophie und Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Neben dem Studium lektorierte sie Drehbücher für den ORF und hospitierte am Burgtheater bei Claus Peymann und George Tabori. Seit 2013 legt sie den Fokus ihrer Arbeit auf Literatur und Theater für Kinder und Jugendliche, absolvierte den Fernkurs der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur (STUBE), deren freie Mitarbeiterin sie seither ist, und nahm am AutorInnen-Förderprogramm "Schreibzeit" des Instituts für Jugendliteratur teil.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Roswitha Budeus-Budde ist sehr angetan vom ersten Roman der Österreicherin Alexandra Holmes, der eine sich über mehrere Generationen erstreckende Familiengeschichte ausbreitet. Erzählt wird aus der Perspektive des jungen Ben, lernen wir, sowie seiner Urgroßmutter, die in der Tat viel zu berichten hat: zum Beispiel vom Urgroßvater, der Mitglied einer Widerstandsgruppe im zweiten Weltkrieg war, oder von einem Großonkel der in den 1960er Jahren gegen Ex-Nazis an der Uni protestierte. Auch sonst kommt viel österreichische Zeitgeschichte vor, so Budeus-Budde. Schnell und leichtfüßig erzählt ist das, freut sich die Rezensentin, und nicht zuletzt gehe es auch darum, wie Ben seinen eigenen Weg, losgelöst von der Familie finden könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.08.2023

Leider kein
Held
Alexandra Holmes’
großartiger Jugendroman
„Einfach mehr Luft“
Das Festessen zum 100. Geburtstag der Urgroßmutter ist ein großes Ereignis in der gutbürgerlichen Familie, von der dieser Roman handelt. Die ganze, weit verzweigte Verwandtschaft erscheint, nach und nach trudeln alle ein. Der 15-jährige Ben, der Erzähler, beschreibt das, indem er folgenden Wortwechsel seiner Eltern zitiert: „Wie heißen noch schnell die ungarischen Cousins deines Onkels?, will mein Vater beim Hereingehen gar nicht wirklich wissen. – Tick, Trick und Track, meine Mutter hat es aufgegeben ihn zu briefen.“ Doch Ben kennt sie alle, auch die erfolgreichen Juristen und Politiker, die ihm das Gefühl geben, in dieser Familie ein Versager zu sein.
Es ist ein exklusiver Schauplatz, den die österreichische Autorin Alexandra Holmes in ihrem Debüt-Roman „Einfach mehr Luft“ entwirft, für eine ungewöhnliche Coming-of-Age-Geschichte. Die Erzählperspektive des Jungen wird immer wieder durch die der Urgroßmutter erweitert, die viel erzählen kann von den vergangenen Generationen. Sie ist das Gedächtnis der Familie, die Hüterin der Erinnerungen.
Und derer gibt es reichlich, die Geschichten von Bens Vorfahren sind aufregend und historisch relevant. Besonders der Urgroßvater, genannt „Der Drachentöter“, wird von der Familie verehrt. Den Titel bekam er schon als Fünfjähriger, als er einen riesigen Hund mit einem Holzschwert vertrieb. „Er hatte immer mehr Glück als Verstand“, lautet der ironische Kommentar der Urgroßmutter. Auch im Krieg, als er als Soldat aktives Mitglied einer Widerstandsgruppe war und in ein gefährliches politisches Scharmützel kam. „In dieser Familie muss wirklich jeder ein Held sein“, kommentiert Ben lakonisch.
Auch in der folgenden Generation gibt es Geschichten, die die Urgroßmutter erzählt. Zum Beispiel über Großvater Moritz, der als Kind vor den Nazis fliehen muss, weil sein anderes Großelternpaar jüdisch ist. Um die Frage des politischen Einsatzes geht es auch bei Großonkel Emil, der als Student in den Sechzigerjahren in die Proteste gegen Professoren mit Nazi-Vergangenheit verwickelt ist. Dessen Sohn, Bens Onkel Dominik, wiederum hat für sich die Rolle des Chronisten seiner illustren Familie angenommen. Er beschäftigt sich mit der Geschichte des Urgroßvaters, der für seine Verdienste im Widerstand das „Befreiungs-Ehrenzeichen“ vom österreichischen Bundespräsidenten verliehen bekam. Eine Auszeichnung, die manche Familienmitglieder sich selber gerne anstecken würden, aber sie ist leider nach dem Tod des Urgroßvaters verschwunden.
Alexandra Holmes streift immer wieder kritisch die politische Entwicklung in Österreich seit den Dreißigerjahren. Bei einem Gespräch auf der Leipziger Buchmesse in diesem Frühjahr, meinte sie, dass sie in ihrem Roman keinen Heldentypus entwickeln wollte, sondern jemanden aus der Mitte der Gesellschaft zeigen. Jemanden, der für sich Entscheidungen fällt, der aber auch erlebt, dass „Geschichte und Politik etwas aus Familien machen“.
Holmes, 1972 in Wien geboren, kennt ihre jugendlichen Leser durch ihre Arbeit am Kinder- und Jugendtheater. Mit temporeichen Szenen erzählt sie in einer lockeren Sprache, voller Anekdoten und Wiener Schmäh. Als ob ein Kaleidoskop geschüttelt wird, läuft das Festessen der Familie dabei weiter, es entstehen immer neue spannende Bilder der Verwandten, manche auch komisch bissig, so wie sie die große österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger liebte.
Beim Festessen seiner Familie taucht auch Bens Freundin Toni als Bedienung auf. Sie hat ihm geholfen, seine schwierige Grundschulzeit zu überstehen und es gelingt ihr noch immer, das Chaos, das manchmal in seinem Kopf herrscht, zu beruhigen. Ben liebt es, in seiner Freizeit mit ihr zusammen bei seinem Pferd zu sein und in einer Band zu spielen. Der Ausweg aus seinem Dilemma, aus seinem Gefühl von Minderwertigkeit, wird hier angedeutet: Ben wird seinen eigenen Weg finden müssen, losgelöst von den Ansprüchen, die seine Familiengeschichte an ihn stellt.
Bevor dann auf dem Fest der letzte Gang, die Käseplatte, serviert wird, schleichen sich die Urgroßmutter und Ben heimlich auf den Friedhof, zum Grab des Urgroßvaters. „Es geht um das Leben und um eine gute Geschichte“ antwortet sie Ben, als er sie fragt, ob sie sich vor dem Tod fürchtet, „man hat es ja oft genug selbst in der Hand und man will schließlich wissen, wie es ausgeht“. „Wie bei einem Buch?“, fragt da Ben und seine Urgroßmutter antwortet: „Ja, aber ohne Schummeln. Du musst schon alle Seiten bis zum Ende lesen.“
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Alexandra Holmes streift immer
wieder die politische
Entwicklung in Österreich
Alexandra Holmes: Einfach mehr Luft. Jungbrunnen, Wien 2023.
142 Seiten, 17 Euro.
Ab 13 Jahren.
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