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Die neue Literaturzeitschrift!
Und Sie dachten bisher, Zeitschriften seien tot? Es ist ganz anders. Vom Ende eines Mediums wird immer dann gesprochen, wenn seine beste Zeit bevorsteht. Hier und da verkünden Literaturzeitschriften ihr Ende, wir drehen den Spieß um und gründen eine neue. Ganz in dem Glauben, dass Magazine mit ihrer diskursiven Reaktionsfähigkeit, ihrer Heterogenität der enthaltenen Formen und Gattungen nicht für das Publizieren von gestern, sondern für das von morgen stehen, präsentieren wir die erste Ausgabe von »Delfi. Zeitschrift für neue Literatur«.
»Delfi« erscheint
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Produktbeschreibung
Die neue Literaturzeitschrift!

Und Sie dachten bisher, Zeitschriften seien tot? Es ist ganz anders. Vom Ende eines Mediums wird immer dann gesprochen, wenn seine beste Zeit bevorsteht. Hier und da verkünden Literaturzeitschriften ihr Ende, wir drehen den Spieß um und gründen eine neue. Ganz in dem Glauben, dass Magazine mit ihrer diskursiven Reaktionsfähigkeit, ihrer Heterogenität der enthaltenen Formen und Gattungen nicht für das Publizieren von gestern, sondern für das von morgen stehen, präsentieren wir die erste Ausgabe von »Delfi. Zeitschrift für neue Literatur«.

»Delfi« erscheint zweimal jährlich als Themenmagazin und vereint die relevantesten internationalen und deutschsprachigen Positionen aus Prosa, Dramatik, Lyrik, Essayistik und Comic.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke staunt über den Mut der Herausgeberinnen, jetzt noch eine Literaturzeitschrift zu gründen - und das auch noch im Print. Aber im Hintergrund steht der zu Ullstein gehörende Claasen-Verlag, das Projekt ist also ökonomisch abgesichert, weiß die Kritikerin. Dennoch: Das Heft kann sich sehen lassen, optisch "cool", inhaltlich anspruchsvoll, ausgewogen und zeitgeistig, lobt Maidt-Zinke. Unter "den relevanten Positionen" der Gegenwartsliteratur, die sich laut Herausgeberquartett im Magazin zu bestimmten Themen positionieren sollen, gehören im aktuellen Heft Maria Stepanova, Ocean Vuong, Mohamed Mbougar Sarr oder Deniz Utlu. Das Thema "Tempel" gehen sie unterschiedlich an, vor allem aber gelingt es den meisten Beiträgen das Ziel der Herausgeber umzusetzen, versichert die Kritikerin: Ein Gespräch im "lesenden Kopf" zu beginnen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.10.2023

Die trauen sich was
Die neue Literaturzeitschrift „Delfi“ ruht auf den Schultern guter Leute
Wirft man „Delfi“ in die Suchmaschine, gerät man an Schwimmkurse für Babys, an die „Durchgängige Elektronische Fahrgast-Information“ und an evangelische Elternkurse unter dem Motto „Denken, Entwickeln, Lieben, Fühlen, Individuell“. Ein verwirrendes Treffer-Umfeld für eine neue Literaturzeitschrift, die sich ebenfalls Delfi nennt, ganz ohne Akronym-Spielerei. Aber es gibt da ja auch die griechische Kleinstadt neben den Ruinen von Delphi, und die sich, anders als die antike Orakelstätte, in der lateinischen Transkription mit „f“ schreibt. So nah immerhin traut sich das „Magazin für neue Literatur“ an den einstigen Nabel der Welt heran, der laut Editorial ein „antikes Google“ war.
Zum jetzigen Zeitpunkt eine Literaturzeitschrift ins Leben zu rufen, die sich keineswegs nur digital, sondern „auf der Schnittfläche von Netz, Print und Sprachkunst“ positionieren und in der gedruckten Ausgabe auf haptische und grafische Qualitäten setzen will, mag fast tollkühn erscheinen. Und doch handelt es sich nicht um ein idealistisches Selbstausbeutungs-Abenteuer, sondern um ein ökonomisch abgesichertes Verlagsprojekt. Der zu Ullstein gehörende Claassen-Verlag will zwei Themenhefte im Jahr riskieren und hat vorher vermutlich eine Bedarfsanalyse erstellen lassen. Die erste Druckauflage war jedenfalls im Handumdrehen vergriffen.
Die couragierte Neugründung kann ein Anlass sein, bei Wikipedia in die „Liste deutschsprachiger Literaturzeitschriften“ zu schauen und darüber zu staunen, welch eine enorme Anzahl davon es seit dem 18. Jahrhundert gegeben hat – und wie viele noch immer da sind. Der Einfluss aber, den solche Publikationen seit ihrer Erfindung auf das literarische Leben ausgeübt haben, ist im historischen Kontext kaum zu überschätzen. Wie es Myriam Schellbach, Programmleiterin des Claassen-Verlags und Mitherausgeberin von Delfi, in einem Radiointerview sehr schön zuspitzte, hätte es ohne Schillers Monatsschrift „Die Horen“, die nur zwei Jahre lang erschien, „die Weimarer Klassik nicht gegeben“.
Das Herausgeberquartett, dem außer Schellbach noch Fatma Aydemir, Enrico Ippolito und Hengameh Yaghoobifarah angehören, alle sowohl schriftstellerisch als auch journalistisch tätig, stellt sich also in eine große Tradition. Andererseits signalisiert das Adjektiv „modern“ im Titel, dass man sich auf der Höhe des Zeitgeistes bewegt. Der Anspruch ist beträchtlich: „Relevante Positionen“ der deutschsprachigen und internationalen Gegenwartsliteratur in den Gattungen Prosa, Dramatik, Lyrik, Essayistik und Comic sollen hier zweimal jährlich so zusammengeführt werden, dass Leserin und Leser ein „Gespräch“ zwischen ihnen imaginieren können.
In der Premierennummer, die passend zum Titel dem Thema „Tempel“ gewidmet ist, begegnen einander sechs Autorinnen, vier Autoren und vier, die sich genau dazwischen einordnen. Darin spiegelt sich ein Konzept der Ausgewogenheit, ebenso wie im Generationenspektrum: Von 1949 bis 1993 reicht die Bandbreite der Jahrgänge. Was die Internationalität betrifft, so sind New York und Berlin als Lebensorte stark überrepräsentiert. Das aber kreuzt sich mit einem hohen Anteil migrantischer und postmigrantischer Biografien, sodass sich insgesamt ein vielfarbiges Bild ergibt, dem international bekannte Stimmen wie die Russin Maria Stepanova, der Vietnamese Ocean Vuong oder der senegalesische Goncourt-Preisträger Mohamed Mbougar Sarr besonderen Glanz verleihen.
Die Gattung Drama ist diesmal nicht vertreten, dafür gibt es ein Interview, und das journalistische Genre der Reisereportage mischt sich bei mehreren Beiträgen ein, bei Eva Tepests leicht schrägen Briefen von einer lesbischen Wallfahrt nach Italien ebenso wie bei Deniz Utlus klugem Stück „Mardin Melancholie“ und bei Enis Macis Spurensuche an sakralen Stätten. Auch die hochpathetische, aber überzeugende Jerusalem-Erfahrung von Senthuran Varatharajah hat die Form einer Reiseerzählung, und Maria Stepanovas „Geschichte einer Visite“ ist ein Essay über die Reise der amerikanischen Reporterin Martha Gellhorn zu Nadeschda Mandelstam nach Moskau.
Mit dem Thema „Tempel“ gehen die einzelnen Beiträge, Auftragsarbeiten bis auf zwei Ausnahmen, unterschiedlich um: Die einen folgen den etwas jargonlastigen Bemühungen des Editorials um Dekonstruktion der sakralen Aura und Erfindung zeitgemäßer Äquivalente (der Körper, der Rave, das Internet), andere zeigen sich an Traditionen und Überlieferungen, am Phänomen des geistigen Gebäudes oder gar des Heiligtums ernsthaft interessiert, und manche setzen sich dazu gar nicht ins Verhältnis, jedenfalls nicht vordergründig. Das Gespräch findet also, wie geplant, im lesenden Kopf statt.
Auch darüber, was für ein Begriff von „moderner“ Literatur hier zugrunde liegt, und ob nicht mehr Mut zum Experiment wünschenswert wäre. Das Magazin liegt jedenfalls gut in der Hand, die Schrift ist augenfreundlich, und die neongrünen Aufschlagseiten mit Edition-Suhrkamp-Anmutung wirken cool, wie der ältere Mensch sagen würde. Nur das Katzenporträt auf dem Cover lässt ein wenig grübeln, obwohl es natürlich Tempelkatzen gab und gibt. Schlüssiger ist da Noemi Y. Molitors Athene-Comic, erzählt aus der Sicht von zwei Eulen, die gewiss verwandt sind mit dem Logo-Vogel des beschirmenden Verlagshauses. Fortsetzung folgt.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Miryam Schellbach, Enrico Ippolito, Hengameh Yaghoobifarah und Fatma Aydemir (Hrsg.): Delfi. Magazin für neue Literatur. Ullstein, Berlin 2023. 152 Seiten, 15 Euro.
Das „Delfi“-Team: Miryam Schellbach, Enrico Ippolito, Hengameh Yaghoobifarah und Fatma Aydemir (von links).
Foto: Esen Jetschmann
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