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Aus dem Italienischen von Felix Gasbarra Überarbeitet und mit Nachwort und Zeittafel herausgegeben von Ute Stempel "Marianna Sirca" (1915) erzählt von der leidenschaftlichen Liebe zwischen einer jungen Frau aus wohlhabender Familie und dem stolzen Banditen Simone Sole.
"Wie ein Vogel aus dem Käfig" gelangt Marianna aus dem Haus ihres reichen Onkels in die rauhe Bergwelt Sardiniens. Dort trifft sie den ehemaligen Diener ihres Vaters, der als Outlaw und Rebell gegen die Armut der sardischen Unterschicht kämpft.
Simone ist der erste Mann, der sie begehrt. Mit einer Unbedingtheit, die alle
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Produktbeschreibung
Aus dem Italienischen von Felix Gasbarra Überarbeitet und mit Nachwort und Zeittafel herausgegeben von Ute Stempel "Marianna Sirca" (1915) erzählt von der leidenschaftlichen Liebe zwischen einer jungen Frau aus wohlhabender Familie und dem stolzen Banditen Simone Sole.

"Wie ein Vogel aus dem Käfig" gelangt Marianna aus dem Haus ihres reichen Onkels in die rauhe Bergwelt Sardiniens. Dort trifft sie den ehemaligen Diener ihres Vaters, der als Outlaw und Rebell gegen die Armut der sardischen Unterschicht kämpft.

Simone ist der erste Mann, der sie begehrt. Mit einer Unbedingtheit, die alle Hindernisse und sozialen Schranken kühn überschreitet, gibt Marianna sich seiner Liebe hin. Simone aber hält der Kompromisslosigkeit dieser Frau bald nicht mehr stand ...

Eine der wunderbarsten und kraftvollsten Liebesgeschichten der modernen italienischen Literatur.
Autorenporträt
Grazia Deledda wurde am 27. September 1875 in Nuoro auf Sardinien geboren. Seit 1900 in Rom lebend, zählte sie zu den bedeutendsten Autorinnen des Naturalismus innerhalb der italienischen Literatur. In ihren Werken schilderte sie das harte Leben der Menschen Sardiniens. Schauplatz ihrer späteren Werke ist Italien, jedoch immer mit Bindung an ihre Heimat. 1926 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur. Sie starb am 15. August 1936 in Rom.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2005

Zur Freiheit, ins Gefängnis
Schicksalsschwere: "Marianna Sirca" von Grazia Deledda

Sie gehöre gerade nicht, so begründete 1926 die Stockholmer Akademie den Nobelpreis für Grazia Deledda, zu jener Gruppe von Schriftstellern, die mit Thesen arbeiteten und Probleme diskutierten. Ihr Urteil schien nicht unberührt vom Unbehagen an - moderner - Kultur, die damals mit den Schatten des Untergangs und der großen, bösen Stadt als einer hellen Barbarei rang. Wie aus einer anderen Welt - "biblisch", "homerisch", "alttestamentlich" - erschienen vor diesem dunklen Grund die mehr als dreißig Romane der Deledda.

Unangefochten von allen hochliterarischen Fragen um sie herum, ob der Erzähler, die Handlung, das Ich noch im Amt gehalten werden können, hatte sie von Anfang an archaische Geschichten erzählt. Die Wirkung, die sie damit (bis heute) erzielt, verdankt sich wesentlich der Wahl ihres Blickpunktes: Sie hat ihre Herkunft - einen namenlosen Ort auf Sardinien - in eine namhafte Perspektive übersetzt. Ihr fällt ins Auge, was an den Rändern und am Boden der großen Welt vor sich geht. Entsprechend zeitlos, aufs Elementare abgesenkt, kommen ihre dramatischen Schicksale daher. Sie sind zwar reich mit sardischem Lebensstoff gesättigt. Doch säumt er, wie es in der Akademierede hieß, nur die Wege, die alle zum menschlichen Herzen führen.

Anschaulich werden kann dies an "Marianna Sirca" von 1915, einem der berührendsten Romane der Deledda, der jetzt in einer deutschen Neuausgabe erschienen ist. Archaisch ist der Schauplatz, die abgelegene Bergwelt ihrer Heimat; archaisch der Konflikt: Marianna, eine schöne, junge, gehorsame Frau, durch Erbschaft wohlhabend geworden, und Simone, ehemals Knecht im Hause und jetzt Bandit, verlieben sich mit ganzer Schicksalsschwere. Was aussieht wie eine Variation des Themas "Die Schöne und das Biest", schlägt um in die abgründige Frage nach menschlicher Bedingtheit. Die Macht der Liebe kettet die beiden aneinander, aber nur, um zu zeigen, warum man in ihrem Namen nicht zusammenkommen kann. Auf die Gründe des Scheiterns also kommt es an.

Ihr Erbe hat Marianna wirtschaftlich und gesellschaftlich unabhängig gemacht. Zuvor hatte sie, bis hin zur Selbstverleugnung, der Familie gehorcht und gedient. Ihre neue Freiheit legt sie sich deshalb nach den verwurzelten Vorstellungen von Herrschaft und Knechtschaft zurecht. Jetzt konnte sie über sich selbst bestimmen - und befreit sich, skandalös, aus dem "Gefängnis" der öffentlichen Meinung. Unter einer Bedingung allerdings: daß auch ihr Geliebter die "Mauern" seines Außenseiterlebens überwindet, für sie ins Gefängnis geht, um danach unangefochten ihr zu gehören. Doch was verlangt sie von ihm? Daß er sein wildes Leben in Freiheit verleugnet und, für alle sichtbar, ihr "Knecht" wird.

Die Liebe, darin liegt das Problem, bringt zwar etwas in Bewegung, ist aber selbst nicht die Lösung. Das Herz ist ein leidenschaftlicher Egoist. Sein unbedingter Wille läßt nur ein Entweder-Oder zu: Unterwerfung oder Überwindung. Das Tödliche daran ist, daß es keine Aussicht auf Vermittlung gibt. Beide bleiben deshalb in ihren Vorurteilen eingeschlossen. Vor allem auch, weil niemand in der Lage ist, reflexiv auf einen höheren Gesichtspunkt zu kommen. In den lebensentscheidenden Momenten herrscht Schweigen. Dann reden zwar faszinierende Landschaftsmalereien. Aber es sind Monologe mit der Natur; eine Antwort gibt auch sie nicht - nicht mehr.

Wenn man so will, erzählt Grazia Deledda eine Geschichte von Blut und Boden. Doch lange bevor dies begann, tiefe ideologische Spuren zu ziehen, hatte sie eindringlich den fatalen, vernichtenden Zwang beschworen, der darin beschlossen ist.

WINFRIED WEHLE

Grazia Deledda: "Marianna Sirca". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Felix Gasbarra. Überarbeitet und mit Nachwort und Zeittafel herausgegeben von Ute Stempel. Verlag Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2004. 222 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Zeitlos" und "archaisch" muten Wilfried Wehle die Romane der italienischen Schriftstellerin Grazia Deledda ein, die früh, im Jahr 1926, den Nobelpreis für Literatur erhielt. Das Komitee verwendet in seiner Urteilsbegründung gar Prädikate wie "alttestamentlich" und "homerisch", bemerkt der Rezensent. Schon damals wirkten ihre Bücher "wie aus einer anderen Welt", vermutet Wehle, was vor allem daran liegt, dass ihre Romane alle in der abgelegenen Bergwelt ihrer Heimat, auf Sardinien, spielen. Der Roman "Marianna Sirca" stammt aus dem Jahr 1915, er wurde jetzt neu übersetzt. Der Rezensent hält das Buch für einen der berührendsten Romane der Deledda. Er erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einer wohlhabenden jungen Frau und einem Banditen, eine Geschichte von Blut und Boden, aber vor allem, findet Wehle, erzählt er vom Scheitern einer Liebesbeziehung, die sich einerseits über die sozialen Vorurteile hinwegsetzt und andererseits genau in diesen steckenbleibt. "Die Liebe", formuliert Wehle sehr schön, "bringt zwar etwas in Bewegung, ist aber selbst nicht die Lösung".

© Perlentaucher Medien GmbH