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Das erste Erschrecken gilt immer dem Fremden. Als dritter Band der Atopia-Trilogie entfaltet Heterotopia Beobachtungen über den Umgang mit Fremdem. Heterotopia bezeichnet eine Welt, die aus der Selbsthypnose einer nationalstaatlich organisierten Hyperordnung erwacht und sich nun in einer anderen Realität wiederfindet. Diese ist von den Zumutungen der hochgetriebenen Kontingenzen Atopias ebenso geprägt wie von den symbolischen Verwerfungen Dystopias, aber sie ist auch eine Welt, deren Ordnung als Ordnung grundlegend erschüttert ist. Heterotopia beschreibt diese Auflösung der Ordnung…mehr

Produktbeschreibung
Das erste Erschrecken gilt immer dem Fremden. Als dritter Band der Atopia-Trilogie entfaltet Heterotopia Beobachtungen über den Umgang mit Fremdem. Heterotopia bezeichnet eine Welt, die aus der Selbsthypnose einer nationalstaatlich organisierten Hyperordnung erwacht und sich nun in einer anderen Realität wiederfindet. Diese ist von den Zumutungen der hochgetriebenen Kontingenzen Atopias ebenso geprägt wie von den symbolischen Verwerfungen Dystopias, aber sie ist auch eine Welt, deren Ordnung als Ordnung grundlegend erschüttert ist.
Heterotopia beschreibt diese Auflösung der Ordnung hyperkomplexer Gesellschaften. Die drei Bände finden ihren Zusammenhang darin, daß sie die Erschütterung grundlegender Gewißheiten der Moderne beschreiben. Die Ordnung der Territorien, die Ordnung des Wissens und die Ordnung der Ordnung nationalstaatlich organisierter Gesellschaften stehen auf dem Spiel. Ziel des Bandes ist es, für den Fall hockkomplexer Systeme den notwendigen übergang von unmöglicher Ordnung zu möglicher Unordnung plausibel zu machen.

Autorenporträt
Willke, HelmutHelmut Willke ist Professor für Global Governance an der Zeppelin Universität Friedrichshafen. Im Suhrkamp Verlag sind erschienen: Supervision des Staates (1997), Atopia. Studien zur atopischen Gesellschaft (stw 1516) sowie Heterotopia. Studien zur Krisis der Ordnung moderner Gesellschaften (stw 1658).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2003

Produktives Chaos
Helmut Willke erforscht die Unordnung in der Politik
Die Welt ist nicht erst seit heute in Unordnung. Doch die Politiken der Moderne waren meistens von der Phantasie geleitet, dass das Chaos der Welt durch den harten Zugriff der Kultur gebändigt werden könnte. Der Staat ist das Hoffnungssymbol dieser Phantasie ebenso wie die konkrete Technik, auf die zur Durchsetzung dieser Phantasie vertraut wurde. Die Bewältigung von Unordnung: das ist die große Ordnungsleistung des Staates. Doch schon außerhalb des Staates drohte das Chaos wieder. Denn zwischen den Staaten, so Thomas Hobbes, herrscht der Naturzustand. Hier sollte das Völkerrecht ein bisschen Ordnung schaffen, und Bündnisse und Koalitionen von Staaten für Frieden sorgen.
Helmut Willke, Professor für Soziologie an der Universität Bielefeld, schreibt vom Ende der Utopien und damit vom Ende der Moderne. In einem großen Projekt – Atopia, 2001 und Dystopia, 2002, jetzt Heterotopia – wird die Erschütterung der Gewissheiten der Moderne beschrieben. Die Erschütterung der Ordnung der Territorien, des Wissens und der nationalstaatlichen Gesellschaften. Aus einer Selbsthypnose erwachend, so Willke, finden wir uns in einer anderen Realität wieder: in einer Realität, die nicht mehr durch die Alternative von Ordnung und Unordnung, sondern durch die „Vielfalt der Ordnungsformen von Unordnung” bestimmt wäre. Wenn man den hochgestochenen Jargon dieses Buches herunterbrechen kann, wenn man das schwindelerregende Reflexionsniveau unterschreiten darf: dann wird man sagen können, dass es Willke darum geht, der Unordnung ihren Schrecken zu nehmen. Politisch sitzt er damit natürlich zwischen allen Stühlen. Es gibt keine Ordnung, nirgendwo. Doch das ist nicht so schlimm, wie es scheinen mag. Mit der Unordnung lässt sich auch leben. „Eine Unordnung, in der man sich zurechtfindet, ist auch eine Ordnung.”
Die Unordnung der Welt bedeutet zu allererst eine Herausforderung der Wahrnehmung. Die Unordnung muss erst einmal wahrgenommen werden – um dann jedoch festzustellen, dass die Unordnung nicht alles ist. Dass durchaus erfolgreiche Ordnungsbemühungen zu beobachten sind, die allerdings nicht mehr der großen Phantasie der All-Ordnung gehorchen. „Heterotopia meint die idealtypische Ordnung einer Gesellschaft, die auf Globalität zielt und in einer partiell globalisierten Welt Gouvernanz auf der Basis von Föderalität und Subsidiarität sucht, sich dabei aber der erschreckenden Heterogenität globaler Kontexte stellt.” Nun darf aber, so Willke, Subsidiarität nicht im Sinne der christlichen Gesellschaftslehre und Föderalität natürlich nur in einem nicht-trivialen oder besser noch: in einem post-trivialen Sinne verstanden werden.
In diesem Buch finden sich viele interessante Beobachtungen: über „die verblüffende Karriere von Moral als Ersatzordnung für die nachlassende Ordnungsleistung der nationalstaatlich organisierten Legitimität der Legalität” beispielsweise. Doch zu diesen Stellen gelangt man eher zufällig durch summarisches Blättern, um mit Gottfried Benn zu sprechen. Denn lesbar ist dieses Buch nur für diejenigen, die wissenschaftliche Lektüre als Kasteiung freudig bejahen. Tatsächlich legt das Buch eher ein Zeugnis vom traurigen aber verdienten Schicksal der Systemtheorie ab. Hermetisch bis zum begrifflichen Autismus verflüchtigen sich die Spuren der Wirklichkeit in der Selbstbezüglichkeit des Diskurses. 326 Seiten sozialwissenschaftliche Kommunikationsverweigerung, und dann das letzte Wort des Buches: nach Atopia, Dystopia und Heterotopia auch noch Metatopia. Metatopia, so Helmut Willke, das hieße, den Prozess der Zivilisierung weiterzutreiben. Aber in welcher Barbarei des Ausdrucks und des Gedankens!
ARMIN ADAM
HELMUT WILLKE: Heterotopia. Studien zur Krisis der Ordnung moderner Gesellschaften. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003. 356 Seiten, 13 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eine ausnehmend dornige Lektüre erblickt Armin Adam in Helmut Willkes Buch über die Erschütterung der Gewissheiten der Moderne, der Ordnung der Territorien, des Wissens und der nationalstaatlichen Gesellschaften. Wir finden uns heute in einer Realität, die nicht mehr durch die Alternative von Ordnung und Unordnung, sondern durch die "Vielfalt der Ordnungsformen von Unordnung" bestimmt sei, referiert Adam. Willke gehe es nun darum, "der Unordnung ihren Schrecken zu nehmen". Für das Buch spricht, dass es "viele interessante Beobachtungen" enthält. Zu den entsprechenden Stellen ist Adam allerdings eher "zufällig", "durch summarisches Blättern" gelangt. Denn lesbar ist dieses Buch seines Erachtens nur für diejenigen, "die wissenschaftliche Lektüre als Kasteiung freudig bejahen". Adam sieht in Willkes Arbeit vor allem eines: "326 sozialwissenschaftliche Kommunikationsverweigerung". Für ihn ein Zeugnis für das "traurige, aber verdiente Schicksal" der Systemtheorie. "Hermetisch bis zum begrifflichen Autismus", resümiert der Rezensent, "verflüchtigen sich die Spuren der Wirklichkeit in der Selbstbezüglichkeit des Diskurses."

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