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Amelie Fried auf den Spuren ihrer Familiengeschichte in der NS-Zeit. Frieds Großvater lebte als Jude und Österreicher in Ulm und besaß dort das Schuhhaus Pallas. Nach 1933 gerät er ins Visier der Nationalsozialisten: Nahe Verwandte des Großvaters werden im KZ ermordet. Er selbst überlebt nur durch einen unglaublichen Zufall. Nach dem Krieg führt die Familie wieder ihr gutbürgerliches Ulmer Leben. Amelie Frieds Vater wird der große Zeitungsverleger seiner Heimatstadt - trotzdem schweigt dieser Mann des Wortes sein Leben lang über die Nazizeit. Warum, das unter anderem versucht seine Tochter in…mehr

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Produktbeschreibung
Amelie Fried auf den Spuren ihrer Familiengeschichte in der NS-Zeit. Frieds Großvater lebte als Jude und Österreicher in Ulm und besaß dort das Schuhhaus Pallas. Nach 1933 gerät er ins Visier der Nationalsozialisten: Nahe Verwandte des Großvaters werden im KZ ermordet. Er selbst überlebt nur durch einen unglaublichen Zufall. Nach dem Krieg führt die Familie wieder ihr gutbürgerliches Ulmer Leben. Amelie Frieds Vater wird der große Zeitungsverleger seiner Heimatstadt - trotzdem schweigt dieser Mann des Wortes sein Leben lang über die Nazizeit. Warum, das unter anderem versucht seine Tochter in diesem Buch zu ergründen. Sie selbst musste nach ihrer Familiengeschichte erst forschen. Sie erzählt sie, weil ihre eigenen Kinder sie erfahren sollen - sie und alle anderen, die wissen wollen, was damals gewesen ist.
Autorenporträt
Die Herausgeberin Amelie Fried, geboren 1958, moderierte nach ihrem Studium zahlreiche Fernsehsendungen, darunter "Live aus dem Alabama", "Live aus der Alten Oper", "Stern-TV" und "Kinderella". Derzeit ist sie Gastgeberin der Talkshow "III nach Neun". Sie wurde mit dem Grimme-Preis, dem Telestar-Förderpreis und dem Bambi ausgezeichnet. 1996 erschien ihr erster Roman, "Traumfrau mit Nebenwirkungen", und 1998 "Am Anfang war der Seitensprung", die beide auf Anhieb zu Bestsellern wurden. Für ihre Kinderbücher erhielt sie viele Auszeichnungen, darunter den "Deutschen Jugendliteraturpreis". Die Autorin lebt mit ihrer Familie bei München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.03.2008

Darüber reden
Spurensuche: Amelie Frieds Familiengeschichte

Jedesmal, wenn in Amelie Frieds Elternhaus von der Nazizeit gesprochen wurde, verließ der Vater, Zeitungsverleger und Theaterkritiker in Ulm, den Raum. Seine Kinder wagten nicht zu fragen, wie er als Sohn eines jüdischen Kaufmanns die zwölf Jahre des Dritten Reichs überstanden hatte. An den Großvater erinnerten sie sich kaum.

Durch Zufall erfuhr Amelie Fried von näheren Familienangehörigen, die in Auschwitz ermordet wurden: Ihr Mann, der Drehbuchautor Peter Probst, stieß auf ihre Namen. Erschrocken, auch beschämt, entschloss sie sich, nicht länger wegzusehen, sondern die Geschichte ihrer Familie zu erforschen. Sie suchte nach amtlichen Schreiben, Briefen, Ausweisen, machte aber auch Ulmer Mitbürger ausfindig, die ihre Familie verfolgt und verstoßen hatten, in ihrem Buch ist sogar ein Foto des Polizeidirektors, der verantwortlich war für die Ausschreitungen gegen die Großeltern und ihr Schuhgeschäft - der Großvater hatte sich vergeblich dagegen gewehrt. Nur wenige Freunde hielten zu den Frieds. Nach dem Krieg lebten die meisten Deutschen weiter, als sei nichts geschehen. In dieser Umgebung ist Amelie Frieds Vater aufgewachsen. Sie hat ihn geprägt und zu einem verschlossenen Menschen gemacht, der auch zu seinen Kindern auf Distanz ging.

Frieds Spurensuche stützt sich auf Beweise, auf Gespräche mit Freunden der Eltern, mit Verwandten, die sie in Amerika traf, aber auch mit einer Tante in einem bayerischen Altenheim. "Ich möcht' nimmer darüber reden", sagte sie, ehe sie zu erzählen begann, wie es damals war. "Es ist nie vorbei", glaubt Fried, "und es darf niemals vergessen werden. Und das bedeutet: Wir müssen fragen." Sie hat das auf überzeugende Weise getan.

MARIA FRISÉ

Amelie Fried: "Schuhhaus Pallas". Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte. Hanser Verlag, München 2008. 186 S., geb. 14,90 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.03.2008

Verborgene Geschichte
Die Scham, Opfer gewesen zu sein und überlebt zu haben
Was bedeutet es für die Kinder und Enkel, wenn über die Familiengeschichte nicht gesprochen wird, wenn Eltern und Großeltern die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges einfach ausblenden – weiße Flecken in ihren Biographien. Wenn diese Nachkommen der zweiten und dritten Generation, wie die Autorin Amelie Fried, fast durch Zufall entdecken, warum in ihrer Familie bestimmte Fragen nicht beantwortet wurden. Dass ihr Großvater als österreichischer Jude, Besitzer des Schuhgeschäfts Pallas in Ulm, seit 1933 um die wirtschaftliche Existenz seiner Familie und später um sein Leben kämpfen musste. Dass ihr Vater, der für die Ulmer Tageszeitungen arbeitete, als „Halbjude” Berufsverbot bekam, aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde und 1944 zur Zwangsarbeit in einem Außenlager von Buchenwald gezwungen wurde, verschweigt die Familie nach dem Krieg. Der Großvater ist längst wieder Besitzer des Schuhgeschäftes und angesehener Bürger der Stadt, ebenso wie der Vater, der als Herausgeber und Kulturredakteur der Schwäbischen Donauzeitung arbeitet.
Es ist die Scham, Opfer gewesen zu sein und überlebt zu haben, begreift Amelie Fried viel später, als sie sich entschlossen hat, ihre Familiengeschichte zu erforschen. Es ist gleichzeitig der Versuch einer Annäherung an den inzwischen verstorbenen Vater. „Als Kind und Jugendliche litt ich unter der Fremdheit zwischen uns und kämpfte um Zuwendung und Anerkennung, meist vergeblich. Und natürlich dachte ich, die Ursache für die Distanz läge bei mir, sei von mir selbst – auf welche Weise auch immer – verschuldet”. Seine Kränkungen und Zurückweisungen begreift sie jetzt als Trauma der NS-Zeit.
Die Suche nach der Wahrheit beginnt für Amelie Fried, als ihr Mann Peter Probst im Leo Baeck Institut in New York im Gedenkbuch der Münchner Juden auch die Namen Fried entdeckt, ermordet in Auschwitz. Verwandte, Geschwister ihres Großvaters, von denen sie nie etwas wusste. Sie recherchiert, durchforstet die Archive, befragt Überlebende und dokumentiert diese Suche nach der verborgenen Geschichte ihrer Familie in ihrem Buch.
Die kurzen kommentierenden Texte zu Fotos und Zeitzeugnissen zeichnen die Leidensgeschichte der Ulmer und Münchner Mitglieder der Familie Fried exemplarisch für das Schicksal deutscher Juden auf. Besonders beeindruckend ist die Biographie des Großvaters, der sich gegen Repressalien und Demagogie öffentlich beschwerte und lange Zeit nicht einsah, dass er eigentlich keine Rechte mehr besaß, bis er in die sogenannte Schutzhaft kam. Um zumindest sein Schuhhaus zu retten, beugt er sich schließlich dem Druck, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Er gerät so in Lebensgefahr, denn er verliert den Schutz, den eine Ehe mit einer „ Arierin” noch gewährte. Sein Überleben grenzt an ein Wunder.
Manchmal spürt man dem Text an, wie schwer es Amelie Fried fällt, Distanz zu dem Geschehen zu wahren. Wenn sie zum Beispiel immer wieder ihren Mann und ihre Kinder erwähnt, so, als ob sie sich an den Lebenden festhalten muss, während sie das Schicksal ihrer ermordeten Familienmitglieder aufzuklären versucht. Welches Glück bedeutet es für sie, als sie einen Bruder ihres Großvaters in Seattle ausfindig macht, mit dem sie als Überlebende der Toten in der Familie gedenken kann.
Besonders für Jugendliche kann diese Lektüre die historische Distanz zur
NS-Zeit überwinden. ROSWITHA BUDEUS–BUDDE
AMELIE FRIED: Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte. Carl Hanser Verlag, München 2008. 182 Seiten, 14,90 Euro.
Audio-CD. Der Hörverlag, München 2008. 19,95 Euro. Ab 14 und Erwachsene
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Sehr gute Noten gibt Rezensent Konrad Heidkamp diesem Buch von Amelie Fried über ihre Suche nach einer verschütteten Familiengeschichte: der Geschichte der jüdischen Familie ihres Vaters, und des Schuhhauses, das ihr einmal gehörte. Zunächst irritiert den Rezensenten der emotionale und private Ton, mit dem diese Suche geschildert wird. Doch bald erscheint Heidkamp dieser subjektive und ehrliche Ton dann als das große Guthaben dieses Buchs, das er gerade dadurch so geeignet findet, die Geschichte glaubwürdig an Jugendliche zu vermitteln. Denn hier werde nicht von Gut und Böse erzählt, stehe nicht der Schrecken der Vernichtung im Vordergrund. Stattdessen werde der schrittweise Verlust der Selbstachtung deutlich, den die Entrechtung bei den Betroffenen zur Folge hatte. Gerade die ganz privaten Geschichten machen den Irrsinn jeder Ideologie aus Sicht des Rezensenten so anschaulich, legen über das beschauliche München der Gegenwart beim Lesen nach und nach eine braune Folie. Aber auch die Art, wie Amelie Fried die Recherche selbst in Form von Briefen, E-Mails oder Telefongesprächen zum Thema macht, nimmt den Rezensenten sehr für dieses Jugendbuch ein.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Amelie Fried erzählt anschaulich und persönlich von der Verfolgung ihrer Familie und setzt so ein literarisches Zeichen wider das Vergessen."