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Die Glaubwürdigkeit der Politik steht auf dem Spiel
Vertuschen. Abstreiten. Aussitzen. Salamitaktik: So gehen Politiker_innen mit politischen Fehlentscheidungen und persönlichen Fehltritten um. Neuerdings werden Fehler auch offensiv benannt, aber erst, wenn sie publik sind und die Kritik massiv wird. So entwickelt nicht der Fehler selbst, sondern der Umgang damit politische Sprengkraft. Die Folgen sind Politikverdruss und Misstrauen. Die Politikkorrespondentin Helene Bubrowski analysiert Fehlverhalten, Skandale und Rücktritte von Politikerinnen und Politikern. Sie zeigt klar, welche oft…mehr

Produktbeschreibung
Die Glaubwürdigkeit der Politik steht auf dem Spiel

Vertuschen. Abstreiten. Aussitzen. Salamitaktik: So gehen Politiker_innen mit politischen Fehlentscheidungen und persönlichen Fehltritten um. Neuerdings werden Fehler auch offensiv benannt, aber erst, wenn sie publik sind und die Kritik massiv wird. So entwickelt nicht der Fehler selbst, sondern der Umgang damit politische Sprengkraft. Die Folgen sind Politikverdruss und Misstrauen.
Die Politikkorrespondentin Helene Bubrowski analysiert Fehlverhalten, Skandale und Rücktritte von Politikerinnen und Politikern. Sie zeigt klar, welche oft verschärfende Rolle die Medien haben, und skizziert, wie eine bessere Fehlerkultur aussehen kann.

Autorenporträt
Helene Bubrowski, geboren 1981, ist seit 2018 Politikkorrespondentin der F.A.Z. in Berlin, zuständig für die Grünen und die Innen- und Rechtspolitik. Seit Andreas Scheuer ihr 2020 in einer Talkshow erklärt hat, warum er nichts falsch gemacht hat, liegt ihr Fokus auf dem Umgang von Politikern mit ihren Fehlern und Fehleinschätzungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.04.2023

Vertuschen, abstreiten, aussitzen, Salamitaktik: Das sind typische Reaktionen von Politikern auf Fehlentscheidungen und persönliche Fehltritte. Oft entwickelt nicht der Fehler selbst, sondern der schlechte Umgang damit politische Sprengkraft. Folge sind Politikverdruss und Misstrauen. In der Luftfahrt ist eine transparente Aufarbeitung von Fehlern schon lange Pflicht. Und die Start-up-Szene hat erkannt, dass die Angst vor Fehlern Innovation lähmt. Warum tut sich die Politik so schwer damit? In ihrem neuen Buch analysiert F.A.Z.- Korrespondentin Helene Bubrowski Fehlverhalten, Skandale, Rücktritte von Politikern. Sie zeigt, welche oft verschärfende Rolle die Medien haben, und skizziert, wie eine bessere Fehlerkultur aussehen könnte. Helene Bubrowski: "Die Fehlbaren. Politiker zwischen Hochmut, Lüge und Unerbittlichkeit". dtv Verlagsgesellschaft, München 2023, 224 S., 24,- Euro. Das Buch erscheint am 20. April.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.04.2023

Sag doch mal sorry
Scheuer, Giffey, Baerbock: Helene Bubrowski über die Fehlerkultur in der Politik
An diesem Abend also redet Johannes Vogel über einen Fehler. Der Fehler liegt schon einige Jahre zurück, damals ging es um den Mindestlohn, und seine FDP war dagegen. Johannes Vogel las Studien zu dem Thema und kam zu einem anderen Ergebnis: Es sprach doch viel für den Mindestlohn. „Wir waren auf der falschen Seite.“ Aber obwohl er das erkannte, habe er drei Jahre lang nichts gesagt. Galt er in der FDP nicht ohnehin als linker Sozialpolitiker? Würde ihm das schaden? „Ich hatte Angst, das Klischee über mich zu bedienen. Deshalb habe ich einen Fehler gemacht.“
Das klingt gut, da räumt ein Spitzenpolitiker – Vogel ist mittlerweile stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP – ein Versäumnis ein. Er tut das allerdings nicht auf einer großen Berliner Bühne, er tut es auf einer Veranstaltung einer Stiftung, in einem Hinterhof im Wedding, und vielleicht erzählt das schon ein bisschen etwas darüber, wie in der Politik mit Fehlern umgegangen wird.
Für ihr Buch „Die Fehlbaren – Politiker zwischen Hochmut, Lüge und Unerbittlichkeit“ hat Helene Bubrowski, Journalistin bei der FAZ, mit etwa 30 Politikerinnen und Politiker über Fehler gesprochen und darüber, wie eine neue Fehlerkultur aussehen könnte. Was müsste sich hierfür ändern? Wem würde das nützen? Und ist der Satz „Es war ein Fehler“ schon eine glaubhafte Entschuldigung?
Zunächst schafft das Buch einen guten und breiten Überblick über verschiedene Akteure und wie sie mit ihren Versäumnissen umgegangen sind. Da ist der ehemalige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der auch dann noch an seiner Pkw-Maut festhielt, als der Europäische Gerichtshof die schon gekippt hatte. Sein Umgang: Kritik abstreiten, Gegenangriff starten. „Wenn ich nicht vormittags um 11 Uhr schon zwei Rücktrittsforderungen hatte, war es kein normaler Tag“, sagt er im Buch. Da ist Franziska Giffey (SPD), die nach Diskussionen um ihren Doktortitel als Familienministerin zurücktrat, aber Spitzenkandidatin für die Wahl in Berlin blieb. Ihr Umgang: Konsequenzen ziehen, aber nur halb.
Und da ist nicht zuletzt Annalena Baerbock (Grüne), die bei der vergangenen Bundestagswahl Kanzlerin werden wollte. Im Wahlkampf kam heraus, dass sie dem Bundestag Nebeneinkünfte nicht gemeldet hatte, woraufhin sie sich entschuldigte, dann kam heraus, dass Angaben im Lebenslauf nicht stimmten, woraufhin sie sich wieder entschuldigte, und dann berichtete der Focus über Plagiate in ihrem Buch. Die Sprecher der Grünen twitterte von „Rufmord“. Und Baerbock? Die stritt alles ab. Erst spät sprach sie von Fehlern.
Die Stärke von „Die Fehlbaren“ liegt darin, wie differenziert die Autorin auf ebendiese Menschen schaut. Wie sie erklärt, ohne zu entschuldigen. Für die Grünen etwa war 2021 der bisher wichtigste Wahlkampf, und trotzdem saßen in der Pressestelle kaum mehr Leute als 2017. Die Partei arbeitete gleichzeitig am Wahlprogramm und am Grundsatzprogramm, währenddessen musste die Kandidatin immer wieder Missgeschicke eingestehen, auch weil es offenbar niemand geschafft hatte, ihren Lebenslauf gründlich zu prüfen. Dass sie irgendwann den Kompass verliert: Ist das verständlich oder der nächste Fehler? Und was ließe sich aus den Beispielen lernen?
Zunächst einmal, dass einige Probleme strukturell sind. Sie sind begründet im Verhältnis von Regierung zu Opposition, von Politik zu Politikberichterstattung, und manchmal liegen sie in einer Partei selbst, Grüße an die CSU, wo es schon auch zum Image von Politikerinnen und Politikern gehört, unbeugsam zu sein. Dass dieses Image schadet, wenn es darum geht, Fehler einzugestehen – geschenkt.
Helene Bubrowski benennt die Probleme nicht nur, sie liefert auch Ansätze zu deren Lösung. Die Fehler in der Pandemie etwa wurden bisher nicht umfassend aufgearbeitet, die FDP hat hierzu einen Untersuchungsausschuss gefordert. Dort könnten die Abgeordneten tatsächlich aufklären, wenn – erster Ansatz – alle auch um Aufklärung bemüht wären, statt reflexhaft zu kritisieren (Opposition) und reflexhaft abzustreiten (Regierung). Oder, nächster Ansatz, wenn sich der Blick von außen auf die Politik ändern würde. Wie oft schaffen es Journalistinnen und Journalisten, Fehler zu benennen, ohne einen Skandal daraus zu machen? Wie sehr sind die Menschen bereit zur Nachsicht, wo Nachsicht geboten wäre?
„Ohne einen positiven Resonanzraum wird sich nichts ändern“, sagt dann auch Johannes Vogel im Hinterhof in Wedding, und dass mehr Politikerinnen und Politiker mitmachen müssen, wenn sich die Fehlerkultur wirklich verbessern soll. Aber eben nicht nur die.
GIANNA NIEWEL
Die Autorin erklärt,
ohne das Verhalten
im Berliner Betrieb
zu entschuldigen
Helene Bubrowski:
Die Fehlbaren.
Politiker zwischen
Hochmut, Lüge und
Unerbittlichkeit.
dtv-Verlag,
München 2023.
224 Seiten, 19,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Aufschlussreich findet Rezensentin Gianna Niewel, was die FAZ-Journalistin Helene Bubrowski über den Umgang mit Fehlern in der Politik zusammengetragen hat. Wenn Bubrowski auf Annalena Baerbock, Franziska Giffey oder Andreas Scheuer blickt, dann lernt Niewel einiges über die Strategien von fortgesetzter Entschuldigung, halber Konsequenz und Gegenangriff. Aber sie versteht auch, dass die Reflexhaftigkeit in Politik und Medien es PolitikerInnen schwer macht, Fehler einzugestehen. Wie eine neue Fehlerkultur aussehen könnte, lässt die Autorin sie erahnen.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ich empfehle das Buch von Helene Bubrowski. (...) Sie beleuchtet den politischen Alltag zwischen Erwartungsdruck, Shitstorms und Krisenmanagement und nimmt dabei die Perspektive von Spitzenpolitikerinnen und - Politikern ein. Lars Klingbeil ZEIT-Newsletter Was wir lesen 20230608