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"Er liebte dich, Unseeligste! Gefangen / Wollt' er sich dir ergeben, / drum naht' er!"In den Kampf der Griechen um Troja greift Penthesilea, Königin der Amazonen, mit ihrem Heer ein. Sie trifft auf Achill, und eine leidenschaftliche Liebe entflammt zwischen den beiden. Auf dem Schlachtfeld wollen sie einander erobern. Penthesilea wähnt sich als Siegerin, doch bald schon wird ihr klar, daß sie selbst besiegt und gefangen wurde. Aus Liebe will sich Achill schließlich freiwillig zu ihrer Gefangenen machen und tritt ihr unbewaffnet entgegen, aber Penthesilea glaubt, er wolle sie erneut besiegen…mehr

Produktbeschreibung
"Er liebte dich, Unseeligste! Gefangen / Wollt' er sich dir ergeben, / drum naht' er!"In den Kampf der Griechen um Troja greift Penthesilea, Königin der Amazonen, mit ihrem Heer ein. Sie trifft auf Achill, und eine leidenschaftliche Liebe entflammt zwischen den beiden. Auf dem Schlachtfeld wollen sie einander erobern. Penthesilea wähnt sich als Siegerin, doch bald schon wird ihr klar, daß sie selbst besiegt und gefangen wurde. Aus Liebe will sich Achill schließlich freiwillig zu ihrer Gefangenen machen und tritt ihr unbewaffnet entgegen, aber Penthesilea glaubt, er wolle sie erneut besiegen und demütigen. Mit ihrer Hundemeute stürzt sie sich auf den wehrlosen Achill und tötet ihn in rasendem Liebeswahn. Zu spät durchschaut sie die wahren Zusammenhänge.Kleists Trauerspiel, erschienen 1808, uraufgeführt 1876, findet an entfesselter Gewalt, an Heftigkeit und affektiver Schlagkraft in der Geschichte des deutschen Dramas kaum seinesgleichen.Bei dtv erschienen in der Bibliothek der Erstausgaben (enthält Originaltext und Anhang zu Verfasser, Werk und Textgestalt sowie eine Zeittafel und Anmerkungen)
Penthesilea, Königin der Amazonen, greift in den Kampf der Griechen um Troja ein. Sie trifft auf Achill, und eine obsessive Liebe entflammt zwischen den beiden. Zwischen dem strengen Kodex der Amazonen, der Eroberung des Anderen im Kampf, und der Ergebenheit in unbegrenzte Leidenschaft steuert Penthesilea auf die Katastrophe zu. Mit ihrer Hundemeute stürzt sie sich auf den wehrlosen Achill und tötet ihn in rasendem Liebeswahn. Zu spät durchschaut sie die wahren Zusammenhänge.

Kleists Trauerspiel, erschienen 1808, uraufgeführt 1876, findet an entfesselter Gewalt, an Heftigkeit und affektiver Schlagkraft in der Geschichte des deutschen Dramas kaum seinesgleichen.

Autorenporträt
Kleist, Heinrich von
Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 als Sohn eines Kapitäns und dessen zweiter Frau Juliane Ulrike in Frankfurt/Oder geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters besuchte er ein Gymnasium in Berlin und kam dort erstmals mit französischer Literatur in Berührung. Später schlug er zunächst die Offizierslaufbahn ein und begann dann sein Studium der Rechtswissenschaften. Kleist unternahm Reisen durch Frankreich und die Schweiz. In Dresden gründete er 1808 die Zeitschrift 'Phöbus', in der einige seiner Dramen und Erzählungen erschienen. Am 21. November 1811 nahm er sich am Wannsee bei Berlin das Leben.

Kiermeier-Debre, Joseph
Prof. Dr. Joseph Kiermeier-Debre war bis vor kurzem Leiter des Antoniter-/Strigelmuseums und der MEWO Kunsthalle in Memmingen, ist Dozent für Neuere deutsche Literatur an der Universität München und Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen, darunter Autor der Originalausgaben 'Goethes Frauen' (dtv 14025) und Schillers Frauen (dtv 13769) und Herausgeber der Gedichtbände von Eichendorff (dtv 13600), Klabund (dtv 20641) und Schiller (13270).

Seit 1997 betreut er als Herausgeber die dtv Bibliothek der Erstausgaben. Dort erschienen bisher 80 Bände.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.10.2002

Mir aus den Ohren, Erhabene!
Es geht nicht mehr: "Penthesilea", 1955 im Funk geballt und gebellt / Von Gerhard Stadelmaier

Man stelle sich vor: Der Jacobs-Bohnenkaffee, leicht gestreckt mit Kathreiner-Malzextrakt, ist getrunken; vorher gab's Schweinebraten mit breiten Birkle-Nudeln nebst Kartoffelsalat; es ist Sonntag nachmittag; nun ist, damit die Seele in die Höhe komme, die Verdauungszeit fürs Zeitlose, das den Geist anspannend entspannt; dieses kommt - wir schreiben das Jahr 1955 - aus dem Rundfunk; der WDR sendet Klassik als Hörspiel; heute mit Will Quadflieg und Maria Becker, dem Königspaar, das souverän über bundesdeutsche Nachkriegskulturohren herrscht.

Sie spricht in Wilhelm Semmelroths Funkinszenierung und -einrichtung die Penthesilea, er den Achill. Kleists Stück, in dem eine Frau und ein Mann, die Amazone und der Grieche, auf dem Schlachtfeld vor Troja aufeinander zurasen wie zwei Planeten, die taumelnd aus ihren jeweiligen Ordnungssternenhaufen sich herausgesprengt haben, wird hier serviert auf blankgeputztem Kehlkopfsilbertablett. Jedes Wort eine keuchende Ballung, jede Silbe erhaben gebellt, die Jamben jagend und hetzend, daß man vor lauter Kling! und Klang! und Ha! und Ho! und Ach! und Pa! und Thos! eigentlich nur lauter steil hergesetzte Ausrufezeichen hört - aber keine Sprache. Obwohl alles nichts als "aufs Wort gestellt" sein will. Aber der im schnarrenden Rezitierbefehlston die Verse vor sich hertreibende und immer die Phrasenendungen wie edle Hacken zusammenschlagende Sonoritätsfahnenjunker Quadflieg und die sich hier auf wohlgestalteten Hysteritätshöhen aufplusternde Konsonantenkampfhenne Becker ergeben zusammen kein Kleist-Paar.

Kleist-Paare nämlich (die tragischen zumal) stürzen durch ihr Sprechen, durch das dauernde, in Stockungen und Verhebungen verwirbelnde, durch das sehrende, vergeblich fragende, unmögliche, schmerzende sich Vergewissern des Wer?, Ich?, Wie? Was? in sich zusammen auseinander. Dazu müßten sie auch leise, tastend, zart, traumverloren sein - sozusagen in unheimlicher Stille rasend. Sie dürften nichts auf ein Tablett knallen, sondern alles in Himmeln oder Höllen suchen. Und wenn man sie nun schon nicht mit allen Sinnen im Schauspiel sieht, wenn man sie nur mit Ohren in einem einsinnigen "Sprechtheater" eingesperrt wahrnimmt, das hier wirklich einmal diesen unsäglichen Namen zu Recht trägt, dann müßte jedes Wort um so anschaulicher, um so skrupulöser, suchender, irrender, träumerischer klingen.

Hier aber klingen die Becker und der Quadflieg von damals selbst in der großen Liebesszene, wo die Amazone und der Grieche sich ihre wunderbaren Gefühle erzählen, wie zwei klirrende Lieferanten, die sich gegenseitig die Rezitationsreizwäsche vorführen. Alles auf Spitze geklöppelt, aber halt durchlöchert. Alles dröhnt, nichts spricht. Alles so wohl wie hohl. Dieses "Sprechtheater" hat keinen Grund in einer Phantasie eines Liebens und Lebens, eines Wirklich- oder Unwirklichseins, einer Zu- oder einer Abneigung zu den Figuren, eines Erschreckens oder Entzückens. Es hat nur einen Grund im exekutierenden, meist wohltönend gebrüllten Rezitieren. Wenn am Ende Penthesilea, die nicht durchschaut, daß Achill sich ihr nur zum Schein zum Kampfe stellt, in dem er ihr aus Liebe dann gerne unterliegen würde, den Geliebten totbeißt, dann klingt das bei Maria Becker, als spucke sie hochbrillant tragödisch ein Reclamheft aus. Und wenn die Griechen die Schlacht bedenken und von allerlei berichten, dann klingt das wie das Gebrumm von fleißigen, aber besinnungslosen Bienen.

Das alles war damals, 1955, vielleicht ein Sonntagnachmittagswunder. Heute beleidigt das unsere Ohren, die im Theater ja fürwahr viel leiden müssen. Dort sind das Sprechen und die Sprache oft sehr auf den Hund gekommen: Man ertränkt sie in Bildern und Einfällen, so daß sie auf der Bühne vielfach nur noch plappernd und gurgelnd verröcheln, ohne daß sie noch Sinn und Verstand haben dürfen. Hier aber, in der Aufnahme von 1955, verröcheln sie in Geplapper, das um so mehr Geplapper ist, als es dezidiert und so betont kultiviert und stilisiert ein Anti-Geplapper sein will. Eben nur hehres Geplapper.

Erschienen ist diese "Penthesilea" wie auch Semmelroths Funk-"Lear" von 1958 oder dessen Funk-"Nibelungen" von 1954 oder aber auch "Totentanz - Kabarett im KZ" in der "HörBühne" der "Edition Mnemosyne". Mnemosyne ist der Name der Göttin des Gedächtnisses und der Erinnerung, Mutter der Musen, gezeugt von Zeus. Dem Gedächtnis des Programms des Vergangenen geweiht wird der Verlag von Matthias Schwiedrzik, der als Dramaturg und Regisseur und Mitstreiter der Berliner Schaubühne im Theater der Achtundsechziger Jahre viel dafür getan hat, daß das damals Alte durch das damals Linke vom Theater vertrieben wurde, daß ganze Traditionen und Techniken und Sprachen verschwanden - und daß mit dem Falschen, Hohlen und Verlogenen, das darin war, auch das Aufrichtige, Substantielle und Humane gleich mit verworfen ward. Jetzt will der alte reuige Revoluzzer sozusagen dafür Buße tun. Und wendet sich prompt wieder dem alten Hohlen zu. Mnemosyne, gute Göttin, schütze uns vor Renegaten!

Heinrich von Kleist: "Penthesilea". Ein Trauerspiel. Mit Maria Becker und Will Quadflieg. Edition Mnemosyne, Neckargemünd 2002. 2 CDs, 120 Min., 25,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Goethe konnte sich mit der Penthesilea nicht anfreunden, erzählt Elisabeth von Thadden in ihrer Besprechung des Kleist'schen Trauerspiel, und schickte das Manuskript mit vernichtender Kritik an Kleist zurück. Kein Wunder, meint von Thadden, denn in diesem "modernen Gräuelrätsel" sei allein Kleists Sprache "klar". Warum die Amazonen-Königin jedoch die wilden Tiere auf ihren Geliebten hetzt, versteht diese nicht einmal selbst. Doch vor allem, vermutet von Thadden, konnte sich Klassiker Goethe wohl nicht mit dem emanzipativen Impetus des Stückes anfreunden. Denn "was Kleist schreibt, ist neu", versichert die begeisterte Rezensentin, die hierdurch nicht nur "die klassische Konvention, sondern alle Machtverhältnisse von Grund auf" infrage gestellt sieht. Denn mit der "Penthesilea" erkläre die weibliche Gewalt zwar für unnatürlich, aber die weibliche politische Freiheit und die Lust für legitim.

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