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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 726 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2025
Berman, Ella

Before we were innocent


sehr gut

Bess hat Joni seit langer Zeit nicht mehr gesehen, nicht seit die gemeinsame Freundin Evangeline vor zehn Jahren im Urlaub auf der griechischen Insel Mykonos tödlich verunglückt ist. Damals standen Bess und Joni unter Verdacht, wurden allerdings von jeder Schuld freigesprochen. Nun fordert Joni bei Bess einen Gefallen ein, sie soll ihr ein Alibi geben, ohne zu erfahren, um was genau es geht. Denn Bess steht in Jonis Schuld seit der Tragödie vor einem Jahrzehnt, als beide einen Pakt geschlossen und gelogen haben.

»Wir sind wieder da, wo wir so unbedarft und schamlos und lebendig sein konnten, wie wir wollten, keinen Gedanken daran zu verschwenden, uns zu zügeln oder dass irgendetwas davon uns je wieder einholen könnte.« (Seite 331)

Die Übersetzung des englischen Titels lautet »Bevor wir unschuldig wurden« und genau darum handelt das Buch. Drei Freundinnen fahren in den Urlaub, nur zwei von ihnen kehren zurück. Was dort passiert, erfahren wir auf zwei Zeitebenen und aus der Sicht von Bess, die sich quälend langsam daran erinnert und uns daran teilhaben lässt. Für mich war der langsame Aufbau des Buches noch knapp im Rahmen, man muss aber schon mögen, dass der Weg zur Auflösung schwierig und langwierig ist. Wer durchhält, erhält eine großartige Story über das Älterwerden, die Freundschaft und darüber, was passiert, wenn ein ungleiches Verhältnis herrscht zwischen drei Personen, die befreundet, aber eigentlich ziemlich unterschiedlich sind. In der zweiten Hälfte zieht das Tempo dramatisch an, Geheimnisse kommen ans Licht und meine Vermutungen lösen sich im Nichts auf. Einige großartige Wendungen später komme ich ans Ziel und lege das Buch zufrieden und beglückt zur Seite.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Der ziemlich erfolglose Künstler Noah wird von seiner Freundin Camilla verlassen, die nicht mehr dazu bereit ist, ihn durchzufüttern, weil sie sich mehr vom Leben verspricht. Als Noah die ältere Betty kennenlernt und diese ihm ein zweifelhaftes Angebot macht, schlägt Noah ein, nicht ahnend, worauf er sich einlässt.
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»Wenn du ihn liebst, aber das Leben mit ihm nicht, musst du dich für eines von beiden entscheiden.« (Seite 166)
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Dieses Buch war ganz anders als erwartet, es war Roman, Liebesgeschichte, Drama, Tragödie und Krimi in einem, sogar Anteile eines Spionagethrillers konnte man darin finden. Gelesen habe ich es mit einem kleinen Augenzwinkern, was notwendig war, da mir beide Protagonisten von Anfang an unsympathisch waren, was sicherlich Absicht gewesen ist. Im Laufe der Geschichte, die amüsant und voller unerwarteter Wendungen war, änderte sich dies aber, was an dem großartigen Plot lag. Immer wenn ich dachte, dass nun alles offengelegt wurde, gab es einen Twist, der mich verblüffte. Insgesamt eine geniale und brillante Erzählung, die unterstreicht, was für ein meisterhafter Erzähler der Autor ist. Lesen!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2025
King, Stephen

Kein Zurück


ausgezeichnet

Bei der Polizei geht ein anonymes Schreiben ein, ein Unbekannter kündigt an, Menschen umbringen zu wollen. Er schreibt unter anderem: »Ich werde 13 Unschuldige und 1 Schuldigen töten. Damit werden alle leiden, die für den Tod des Unschuldigen verantwortlich waren. Dies ist ein Akt der SÜHNE.« Das erste Opfer ist eine unbeteiligte Frau, die in der Hand einen Zettel hält mit dem Namen einer Geschworenen, die mit anderen Geschworenen dazu beigetragen hat, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde, der nun im Gefängnis erstochen worden ist. Die zuständige Ermittlerin zieht Holly Gibney hinzu, die allerdings gerade damit beschäftigt ist, eine berühmte Feministin zu schützen, die auf Tournee ist.
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Holly Gibney ist ein Charakter, der mir anfangs mehr als unsympathisch war, mittlerweile aber zu meinen absoluten Favoriten im King-Universum zählt. Die kleine unscheinbare, grauhaarige zarte Person, die sich am liebsten im Hintergrund hält, was im Privatdetektiv-Gewerbe sicherlich von Vorteil ist, hat in den letzten Büchern mein Herz erobert, sodass ich das vorliegende Werk ungeduldig erwartet habe und nicht enttäuscht worden bin.
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Wie bereits im letzten Teil, wurde auch hier der Täter bereits früh verraten, was allerdings eher mehr zum Nervenkitzel beigetragen hat, als andersherum. Weitere lieb gewonnene Figuren aus vorherigen Büchern sowie neue, faszinierende Persönlichkeiten kamen hinzu, vervollständigt durch eine weitere verbrecherische Person, die mitgemischt und erheblich zur Unterhaltung beigetragen hat. Der feine Humor fehlte auch hier nicht und zusammen mit den mal mehr und mal weniger überraschenden Wendungen ergab sich eine Geschichte, die mich einfach nur begeistert zurückließ und bereits jetzt ungeduldig auf weitere Abenteuer von Holly und ihren Gefährten warten lässt. Für mich persönlich war keine Seite zu viel, der Meister hat abgeliefert und mich restlos glücklich gemacht.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2025
Deaver, Jeffery

Die Rache des Uhrmachers / Lincoln Rhyme Bd.16


gut

Der Uhrmacher ist wieder da! Nachdem er vor Jahren geschworen hat, seinen größten Widersacher Lincoln Rhyme zu töten, ist er nun in die Stadt gekommen, um sein Versprechen einzulösen. Währenddessen ist Rhyme zusammen mit Sachs damit beschäftigt, einen Attentäter zu finden, der es auf Baukräne abgesehen hat. Eine politische Gruppe hat sich zum ersten Anschlag bekannt und weitere angekündigt.

Bereits zum sechzehnten Mal ermittelt der geniale Forensiker Lincoln Rhyme zusammen mit seiner Ehefrau Amelia Sachs sowie weiteren Beteiligten und für mich persönlich scheint nun die Luft raus zu sein aus dieser langjährigen, bisweilen sehr aufregenden und spannenden Reihe. Die Fälle werden kontinuierlich unspektakulärer, die Ermittlungen folgen dem immer gleichen Schema und die permanenten Wiederholungen einfachster Tatsachen lassen mich wie einen Grundschüler fühlen, dem etwas beigebracht werden soll, das dieser vielleicht nicht richtig verstanden hat. So die Annahme des Autors, der anscheinend deswegen immer wieder darauf rumkaut. Die Verbrecher sind dumm, fast niemand stirbt, weil Rhyme nicht nur um die Ecke denkt, sondern zehn Schritte im Voraus mindestens. Dies ist so vorhersehbar wie langweilig gleichermaßen, Wendungen sind Fehlanzeige und wenn etwas Spektakuläres passiert, dann weiß jeder Bescheid, lediglich mir als Leserin wurde vergessen, dies rechtzeitig zu erklären. Wahrscheinlich ist das notwendig, um ein wenig Spannung zu erzeugen, allerdings beleidigt dies auch meine Intelligenz.

Ich bedanke mich bei Jeffery Deaver für viele großartigen Bücher mit Geschichten von und über Lincoln Rhyme und seinen genialen Verstand. Es war eine aufregende Reise voller Nervenkitzel und Abenteuer, die nun leider zu Ende geht. Milder ist der Autor geworden, zurückhaltender und soft. Dafür bin ich noch nicht bereit und sage leise Tschüss. Toll war es!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2025
Schoch, Julia

Wild nach einem wilden Traum / Biographie einer Frau Bd.3


sehr gut

»Ich glaube, ich habe in meinem Leben nie vor Kreuzungen gestanden und in aller Ruhe überlegt. Ich bin einfach weiter und weiter gegangen, vielleicht sogar gerast, wie ich auch in die Liebe gerast bin, und irgendwann, später, dreht man sich um und ist erstaunt.« (Seite 8)

Nach einem großartigen »Das Vorkommnis« sowie etwas schwächerem »Die Biografie einer Frau« schließt Julia Schoch mit dem vorliegenden Buch ihre Trilogie ab. In der Ich-Perspektive reist die namenlose Erzählerin auch diesmal in die Vergangenheit und seziert bestimmte Begegnungen, Gespräche und Vorkommnisse, wie sie dies schon in den ersten beiden Teilen getan hat.

»Ich will meine Erinnerung nicht abgleichen mit der Gegenwart. Vermutlich, weil ich weiß, dass ich nicht weiterschreiben könnte, wenn ich die Wahrheit kennen würde.«

Ein katalanischer Schriftsteller sowie ein Soldat nehmen den meisten Raum ein, ihre Erinnerungen mal klar, mal verworren, wie Erinnerungen es nun mal sind. Vergessenes kommt zum Vorschein, eine erneute Begegnung könnte Klarheit bringen und wieder kommen Fragen auf nach diesem und jenem, besonders aber nach dem Sinn. Es macht Spaß, der Erzählerin dabei zuzuhören, ihren Gedanken nachzuspüren, zu erfahren, wie sie rückwirkend reflektiert. Mir hat der Abschluss sehr gefallen, ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin, will erfahren, welche Irrtümer ihr noch eingefallen sind.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2025
Smithson, L. D.

Die Festung


ausgezeichnet

Bonnie nimmt für ihre Schwester an einer Reality Show teil, weil diese sich verletzt hat und nicht dabei sein kann. Die acht Teilnehmer werden zu einer abgelegenen Festung Mitten auf dem Meer gebracht und sich selbst überlassen, um sie herum Kameras und Mikrofone, die alles aufnehmen. Es dauert nicht lange und die Stimmung verändert sich, schließlich geht es um ein hohes Preisgeld und die Message ist ziemlich klar: nur eine Person kann gewinnen. Als einer der Teilnehmer tot aufgefunden wird, bekommt diese Aussage allerdings einen neuen Sinn: Nur einer wird überleben.
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Die Autorin dürfte einigen Leserinnen und Lesern unter ihrem Klarnamen Leona Deakin bekannt sein, ihre Bücherserie um die Psychologin und Privatdetektivin Dr. Augusta Bloom, die vier Bände umfasst (zwei davon bisher übersetzt) ist ziemlich erfolgreich. Der vorliegende Escape Room-Thriller ist für mich das erste Buch der Autorin, die mich damit allerdings voll für sich eingenommen hat. In Rückblenden und aus einem Podcast erfahre ich abwechselnd, was passiert ist, dabei werden aber immer nur so viele Informationen preisgegeben, dass ich vor Neugierde förmlich platze. Geschickt führt L.D. Smithson mich durch die Geschichte, die immer dramatischer wird. Sie streut Hinweise, legt Spuren, führt die Teilnehmer und mich regelrecht an der Nase herum, bis es eine Wendung gibt, die mich erstarren lässt. Als ich sicher bin, alles durchschaut zu haben, legt sie eine Kehrtwende ein und ich stehe mit leeren Händen da. Bis zuletzt baut sie kleine Überraschungen ein, sodass bis zum hervorragenden Ende keine Langeweile aufkommt. Der Abschluss ist böse, aber irgendwie auch passend. Großartige Unterhaltung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Die sechsunddreißigjährige Protagonistin braucht einen Job. Aus Gründen. Eher zufällig als zielgerichtet stellt sie sich im MEGA GYM vor, erklärt ihre heruntergekommene Erscheinung mit einer spontan erfundenen Entbindung und bekommt die Stelle, der Inhaber Ferhat ist Feminist und gibt ihr eine Chance. Die Arbeit am Tresen, das Training im Studio und das nicht vorhandene Kind wachsen ihr bald über den Kopf. Als die Bodybuilderin Vick ins Spiel kommt, verschwimmen die Grenzen und ans Licht kommt eine ungesunde Obsession.
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»Es war ungewohnt, wieder den ganzen Tag unter Menschen zu sein, ich hatte vergessen, wie sehr man sich dafür zusammenreißen musste. Ständig verspürte ich den Drang, mich an Stellen zu kratzen, an denen man sich in der Öffentlichkeit nicht berührte, und musste aufpassen, mir beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten.« (Seite 14)
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Dieses Drama in drei Akten lässt mich restlos begeistert zurück. Die namenlose Ich-Erzählerin war fürchterlich unzuverlässig, das merkte ich schnell. Schon früh gab es Andeutungen, dass etwas geschehen war, was sie aus der Bahn geworfen hatte, aber erst allmählich kam ich dahinter, was genau dies war. Schleichend und unaufhaltsam schlitterten wir gemeinsam auf einen ungewissen Höhepunkt zu, der Weg dahin abstoßend und faszinierend, ihr Verhalten völlig losgelöst, der Abgrund ganz nah. Der feine Humor, mehr verzweifelt als lustig, ergänzte das Bild, es kam wie es kommen musste. Aber lest selbst. Große Empfehlung gibt es dafür von mir.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2025
Moster, Andreas

Der Silberriese


gut

Patrick ist alleinerziehend, früher Leistungssportler, konzentriert er sich heute ganz auf seine Tochter Ada, die gerade mit dem Geräteturnen angefangen hat. Je mehr er die Nähe seiner Tochter sucht, desto mehr entgleitet sie ihm. Patrick merkt, dass die Frage nach Adas Mutter, der er immer ausgewichen ist, immer mehr in den Vordergrund rückt.

»Soll er ihr sagen, dass er nicht weiß, was er sonst machen soll, dass es besser ist, in der Dunkelheit zu stehen und sie heimlich zu beobachten, besser, im Regen zu stehen, mit ihr hinter Glas, als allein in der Wohnung zu sitzen?« (Seite 236)

Eine Geschichte aus der Sicht eines Mannes, von einem Mann geschrieben, das ist an sich nicht besonders, aber Andreas Moster schafft es, seine Figur absolut authentisch zu erschaffen und dem alleinerziehenden Vater ein Gesicht und eine Seele zu geben. Die Sorgen und Ängste, die Zweifel und die Zuversicht, die nicht immer, aber dennoch vorhanden war, sind förmlich spürbar und ich kann die Gefühlswelt von Patrick sehr gut nachvollziehen. Seinen Umgang mit Ada, der zeitweise fast schon obsessiv ist, empfinde ich nicht immer als gesund, kann aber selbstverständlich verstehen, warum er so geworden ist.

Insgesamt eine tolle Geschichte übers Vatersein, in der mir der Anteil den Leistungssport betreffend einfach zu viel war. Dies riss mich permanent aus dem Buch, weil ich mit einer solchen Fülle nicht gerechnet habe, manchmal hatte ich das Gefühl, ein Motivationsbuch zu lesen und keinen Roman. Ansonsten aber ein lesenswertes Buch, das ich gerne empfehle.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2025
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der BKA-Ermittler Art Mayer macht sich erneut auf die Suche nach seiner Nachbarin Dana Karasch, die vor eineinhalb Jahren verschwand. Ihre mittlerweile achtjährige Tochter Milla hat Art um den kleinen Finger gewickelt, wegen der Demenz der Großmutter, mit der sie lebt, spitzt sich die Situation zu. Art fordert einen Gefallen ein und kurze Zeit später bekommt er einen anonymen Hinweis, dem er mit seiner Kollegin Nele Tschaikowski folgt. In einer verlassenen Wohnwagensiedlung finden sie einen Toten, bei dem es sich um einen bekannten Berliner Richter handelt. Bald beginnen die Rangeleien darum, wer die Ermittlungen führen soll, nach dem BKA schaltet sich das LKA sowie die Terrorabwehr ein. Anscheinend hat Art mit seinen Nachforschungen ins Wespennest gestochen.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil der Reihe mit Art Mayer und seiner mittlerweile nicht mehr als Anfängerin geltenden Kollegin Nele Tschaikowski. Man muss die ersten beiden Bücher nicht unbedingt gelesen haben, um folgen zu können, zum besseren Verständnis und weil es großartige Thriller sind, würde ich allerdings dazu raten. Die Beziehungen der Personen zueinander und auch deren Lebensumstände erschließen sich zudem erst, wenn das Gesamtbild vollständig ist.

Nun also Art Mayer zum Dritten und wieder einmal konnte mich Marc Raabe so sehr ans Buch fesseln, dass ich alles andere um mich vergaß. Diese unglaublich komplexe Geschichte zog mich sofort in ihren Bann, der Einfallsreichtum des Autors kannte keine Grenzen. Zwischen der laufenden Ermittlung gab es Rückblenden aus der Sicht der Verschwundenen, die so detailliert waren, dass es mich verrückt machte, weil ich es nicht erwarten konnte, endlich zu erfahren, was seinerzeit vor sich ging. So einfach hat es Marc Raabe mir aber nicht gemacht, denn das letzte Stück des Weges blieb mir nichts anderes übrig, als mit Art und Nele zu ermitteln, um die Lösung zu finden. Mein Verdacht bestätigte sich natürlich nicht - man stelle sich vor, wie ich mit den Augen rollte, weil ich auf eine falsche Fährte reingefallen bin. Das Ende war genial, die Wendung gleichermaßen überraschend wie perfide, ein Showdown, der mich begeistert hat. Insgesamt ein grandioser Thriller, der mich bereits jetzt auf die Fortsetzung nächstes Frühjahr hinfiebern lässt. Lesen!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2025
Wetherall, Tyler

Amphibium


ausgezeichnet

»Meine Aufgabe ist auch, Mou vor dem zu beschützen, was andere Leute von ihr denken. Ich weiß, dass Mou mich eigentlich nicht vergessen sollte.« (Seite 42)
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Die elfjährige Sissy ist mit ihrer psychisch labilen alleinerziehenden Mutter kürzlich nach Südwestengland gezogen, ein Neuanfang musste her. Nun ist sie die Neue an der Schule, den Anschluss zu finden fällt ihr schwer. Als sie sich mit der ein Jahr älteren Tegan anfreundet, werden beide ziemlich schnell beste Freundinnen, erkunden zusammen ihren Körper, flüchten sich in eine Scheinwelt, in der alles möglich ist. Als in ihrer Umgebung Mädchen verschwinden, malen sie sich aus, welche Fotos von ihnen auf den Suchplakaten hängen könnten. Welche Konsequenzen dies zur Folge hätte, ist beiden nicht klar, sie unterschätzen die Gefahr.
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»Ich weiß, dass es Kinder gibt, deren Eltern sich nicht um sie kümmern können, sodass sie ihnen weggenommen werden und bei anderen Leuten aufwachsen, die nicht ihre richtigen Eltern sind. Das weiß ich, solange ich denken kann. Das ist unsere größte Angst.« (Seite 113
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Auf dem Weg zur Frau, kein Kind mehr, aber ein Mädchen, bald erwachsen, aber noch nicht jetzt. Auf der Suche nach Identität, nach Geborgenheit und Liebe, den eigenen Körper entdeckend, noch nicht wissend, was erlaubt ist, was richtig und was falsch. Mit einer Mutter, die sich selbst wie ein Kind benimmt, nicht in der Lage ist, für sich zu sorgen, geschweige denn für ein Kind. Einerseits so unreif, andererseits so stark, sich kümmernd, eine Mauer hochziehend, wenn dies notwendig ist. Dies alles und noch viel mehr ist die Ich-Erzählerin und dies ist so authentisch, dass es wehtut. Dieses Debüt hat mich eingesogen, mich durchgeschüttelt und ergriffen, es war lebendig, erschütternd und echt. Bis zuletzt war ich mir nicht sicher, worauf wir zusteuern, aber der gewählte Abschluss war perfekt. Für alle, die nah an der Realität bleiben wollen und sich daran erinnern, wie es war, erwachsen zu werden. Lesen!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.