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easymarkt3
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Insgesamt 857 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2025
Hilderbrand, Elin;Cunningham, Shelby

The Academy


sehr gut

Eine fiktive private Highschool in den USA – lebendig porträtiert.
Dieser Campus-Roman spielt im ländlichen New England der USA, in einem privaten Highschool-Internat mit besonderem Blick auf die Schülerschaft der fünften und sechsten Stufe. Weitere Personen der Schulverwaltung und Lehrkräfte tragen zum spannenden Schulalltag bei. Wie das Internatsleben mit seinen Vorschriften und Verboten gehandhabt wird, ist lebendig greifbar. Während eine e-mail von Cinnamon Peters an ihren Freund Webber »Dub« Austin mit Verweis auf ein Dokument (das erst am Morgen der Abschlussfeier geöffnet werden sollte) in diesem Band bisher ungeöffnet bleibt, werden andere Geheimnisse um das zweitbeste Ranking der Tiffin Academy, um den Geheimclub Priorities oder um die bösartig entlarvenden Push-Mitteilungen auf Zip Zap spannungsvoll aufgeklärt. Die Traditionen z.B. während des 1. Einzugstages, zum First Dance, zum Tiffinpalooza, bei Familienwochenenden oder zum Kringle gefallen. Dass für einen prominenten Schüler Extraregeln gelten, verblüfft. Thematisiert werden außerdem Lehrer-Schüler-Affären, Suizid, Bulimie, Außenseitertum, die 1. große Liebe und sexuelle Erfahrungen, das generelle Verbot hasserfüllter Sprache, Zulassungsentscheidungen der acht Ivy-League-Universitäten zum Ivy Day. Von September bis zum Mai des nächsten Jahres wird z.B. auch die wechselnde Jahreszeit mit ihrer Farbenpracht in der umgebenden Natur mit einbezogen. Die Charakteren treten authentisch auf, der Schreibstil betont den respektvollen Umgang miteinander, ob jung oder älter.
Ein inspirierender Schulbetrieb voller Twists und Turns.

Bewertung vom 26.09.2025
Kaiser, Vea

Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels


ausgezeichnet

Spannend und sehr interessant durch auch sprachlich gelungene Twists
Das Cover mit einem mehrarmigen Deckenleuchter - vielleicht ein Lobmeyr-Luster- versetzt den Betrachter zurück in die elegante, wohlbetuchte Welt der Achtzigerjahre. Der Buchtitel FABULA RASA verspricht wie in Fabeln, eine moralische Lehre zu vermitteln. Das Szenarium spielt in Wien mit der chronologisch aufgebauten Lebensgeschichte von Angelika Moser als Hauptperson auf einer Erzählebene, die zweite Ebene behandelt zehn Unterhaltungen der Autorin mit dieser verurteilten Protagonistin im Gefängnis. Über einen Zeitraum von den1950-iger Jahren bis 2018 geht es zunächst um ihre finanziell sehr bescheidene Kindheit, dann um ihr ausschweifendes Nachtleben neben ihrem geliebten Buchhalterberuf im renommierten Grand Hotel, um ihr gutes Leben durch jahrzehntelang manipulierte Hotelrechnungen bis zu ihrer Inhaftierung. In drei Akten steigert sich ihr Lebensstil auf der Suche nach Glück, Liebe und Abenteuern in waghalsigere Gefilde der Bilanzfälschung, begleitet von männlichen Charakteren wie z.B. den Hoteldirektor oder Freddy in seinem speziell wienerischen Gemüt. Auch die weiblichen Charaktere sind einfühlsam porträtiert in ihrem jeweiligen Milieu, von der kämpferischen Hausbesorgerin Erna Moser im Gemeindebau bis zur adligen, dekadenten Lizzy beim vornehmen, glanzvollen Opernball. Thematisiert werden auch Probleme alleinerziehender, berufstätiger Mütter mit pubertierendem Sohn, Demenz und Medikation, Traditionen, Überwindung gesellschaftlicher Schranken, missglückte Vaterschaft, Loyalität und Diskretion im Umgang mit Spesenrechnungen, Bitcoin-Business auf weltweiten Krypto-Events etc. Sogar Historisches über Shanghai mit dem Stadtteil »Little Vienna« als letzte Rettung jüdischer Emigranten und mit dem Jewish Refugees Museum ist berücksichtigt. Der Schreibstil überzeugt durch Kreativität, Originalität und Emotion.
Und die Moral von dieser spannenden Geschichte: Wer genug Geld hat und die richtigen Leute kennt, kauft sich frei. Und wer für so jemanden arbeitet, sitzt ein.

Bewertung vom 24.09.2025
Bhatter, Ina

Drei Tage im Schnee


sehr gut

Konzentration auf Wichtiges im Leben
Das minimalistisch gestaltete Cover zeigt eine nächtliche, verschneite Landschaft mit einer schlanken Gestalt. Auch die klare, überwiegend blaue Farbgebung sorgt für ein ruhiges Ambiente. In diesem winterlichen Setting finden sich an einem Wochenende in einer gebuchten Blockhütte nur zwei Protagonisten: die 33-jährige Hannah, zwar beruflich erfolgreich, aber massiv gestresst durch rigides Zeitmanagement und unzufrieden mit sich und ihrem bisherigen Leben. Während dieser 3-tägigen Auszeit tritt ein kleines Mädchen namens Sophie auf in dem hyggeligen Wohlführoman. Mit ihrer kindlichen Kreativität, Spontaneität und Direktheit triggert sie in Hannah viele schöne Kindheitserinnerungen, aber auch Denkprozesse hinsichtlich der Prioritäten in ihrem großstädtischen beruflichen wie privaten Alltag. Der einfühlsame Schreibstil und die bildhaften Geschichten regen zu eigenen Denkanstößen über die wirklich wichtigen Dinge im Leben an.
Eine wohlige Winterlektüre!

Bewertung vom 23.09.2025
Yueran, Zhang

Schwanentage


ausgezeichnet

Es geht um Loyalität, Ehrlichkeit, Anständigkeit und Gerechtigkeit im heutigen China.
Das auffällige Fabelwesen auf dem Cover könnte der chinesische Phoenix als König der Vögel darstellen, in der Zusammensetzung von verschiedenen Vögeln. Will die Autorin Missstände ihres Landes beklagen und Spannungen innerhalb der immer noch stark hierarchisch gegliederten Gesellschaft sichtbar machen, so bedient sie sich auch der Symbolik der Gans und des Schwans. Von allen Vögeln besitzt die Wildgans in der chinesischen Tradition wahrscheinlich die meisten Tugenden. Sie gilt als wohlwollend, weil sie immer in Gruppen fliegt und die jungen und gesunden Vögel die Schwachen oder Alten nicht aufgeben; sie gilt als diszipliniert, weil ein Schwarm Wildgänse immer die Formation halten kann; sie gilt als vertrauenswürdig, weil sie regelmäßig und zuverlässig von Norden nach Süden zieht. Und vor allem gilt sie als treue Liebhaber, die nur einen Partner fürs Leben haben. Mit ebensolcher Loyalität, Integrität und Liebe ist die Hauptperson Yu Ling, Kindermädchen des wohlhabenden Ehepaars der chinesischen Elite in Peking, ausgestattet. Deren 7-jähriger Sohn Kuan Kuan vergöttert Yu, die aus ihrer Perspektive Einblick gibt in gesellschaftspolitische Dynamiken von Disziplinarverfahren auf höherer Ebene, aber auch auf niederer Arbeitnehmerebene. Der Junge sieht in der vom LKW gekauften Gans, verkörpert durch Yu, einen fliegenden Schwan, gilt dieser doch als Symbol für Schönheit, Freiheit, Wandel und Transformation. Er verkörpert aber auch Reinheit und eine sanfte, aber starke Energie, die zu innerem Wachstum und der Entdeckung verborgener Weisheiten führen kann. Und so wächst Yu Ling schließlich erzwungenermaßen in eine neue Rolle hinein, mit dem geheimnisvollen USB-Stick in ihrer geballten Faust, und gibt dem Leben einiger Menschen eine andere Richtung. In einem Kalkül zwischen dem Gefühl der Macht aufgrund des USB-Sticks und Groll gegen Ungerechtigkeit und Korruption, jedoch ohne Vertrauen ins politische System, endet der Roman und lässt viel Freiheit für Fantasie.

Bewertung vom 22.09.2025
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Gut, dass es Pinos Bar in Grado an der Adria gibt!

Das Cover passt sich mit der Darstellung leerer Barhocker und gedämpfter Farben der winterlichen Adria dem Buchinhalt gut an. Der Buchtitel „Alle weg“ trifft nur auf die vielen Touristen zu, die sich in Grado an der Adria in Sommermonaten dort tummeln. Wie der Winter des Autors hier aussieht, der Nebensaison zusammen mit den Einheimischen, beschreibt er in sechs Monate untergliedert in unterhaltsamem Schreibstil. Italienische Traditionen, Feiertage, Historisches und lustige Anekdoten reihen sich aneinander. Während die Bora, der typische kalte Fallwind dieser Gegend weiterhin entlang der dortigen Küste aufziehen wird, könnte der Ruf des "Coco Bello!" dort bald Geschichte sein. Lokalpolitik und Umweltschutz treten auch z. B. in Sachen Flamingos in der Lagune in Aktion. Besondere Beachtung finden auch kulinarische Unterschiede zwischen Deutschland und Italien um große Feiertage herum. Insgesamt erhält man einen bunten Einblick in das eher ruhige Dorfleben während der touristenfreien Periode.

Unterhaltsam.

Bewertung vom 18.09.2025
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Überzeugende fiktive Frauenfiguren - realistisch porträtiert.
Das Cover setzt „die Frau der Stunde“ nicht nur bildlich ideal perspektivisch „ins Zentrum“, auch durch die besondere Farbgebung in Rottönen punktet es. In drei Teilen spielt die Szenerie hauptsächlich in Bonn im Langen Eugen und in Teheran in den Jahren 1978 und 1979. Catharina Cornelius, promovierte Politikwissenschaftlerin und stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses in der liberalen Partei, muss überraschend den Posten als Außenministerin und Vizekanzlerin übernehmen. Weitere starke, berufstätige Frauenfiguren wie die Internatsfreundinnen Suzanne de Vries, Korrespondentin für die belgische Tageszeitung in Bonn, und Azadeh Nouri, iranische Regisseurin, durchziehen den Roman als freundschaftlich überzeugende Clique mit sehr verschiedenen Charakterzügen. Das bissige, hinterhältige Ambiente rund um die Bonner Altherren-Mannschaft ist treffend in Szene gesetzt neben dem süffisant ummantelten Spiel der internationalen Journaille. Historisch wird viel Raum der Revolution in Persien eingeräumt mit Azadeh zum Protest aller iranischen Frauen aufrufend, in beruflichem und privatem Begleitschutz von Suzanne. Während Catharina gegen Verunglimpfungen im Bundestag und um den Parteivorsitz ankämpft, übersteht Suzanne ihre ehelichen Beziehungsprobleme. Interessante Nebenfiguren sorgen für zusätzliche Twists und Turns.
Der elegante Schreibstil sorgt reichlich für spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 10.09.2025
Stiefvater, Maggie

Grand Hotel Avalon


sehr gut

Mitmenschlichkeit, besonders wichtig in Kriegszeiten
Die Szenerie spielt in einem Luxushotel in West Virginia, in den Appalachen gelegen mit mehreren Sulfat Quellen. Vorgestellt wird die Hauptfigur June Porter Hudson als Hoteldirektorin, die seit mehr als zehn Jahren mit Diskretion, Einfühlungsvermögen und besonderem Engagement für gesellschaftlich hochstehende Gäste sowie für ihr Personal diesem Resort vorsteht. Hoss wird sie von ihrem Personal genannt, eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine große, starke und angesehene Person mit überzeugenden mitmenschlichen Qualitäten. Durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbour wandelt sich der Hotelkomplex zu einer Art Gefängnis für feindliche Botschaftsangehörige aus Washington wie Deutsche, Japaner, Italiener und Ungarn. In vier Teilen geht es in diesem historischen Roman auch um die diplomatische Zusammenarbeit von FBI und den Beamten des State Departments, die den Austausch gegen internierte Amerikaner im Ausland bewerkstelligen. Die Themen Euthanasie und Sterilisation werden an der Romanfigur der 10-jährigen Hannelore Wolf sehr greifbar dargelegt, da sie nicht spricht und zu Wutanfällen neigt. Die monatelange, angespannte Atmosphäre mit Abhörvorrichtungen, Ausgangssperre, Langeweile, Rationierung von Nahrung und Benzin wird bildlich greifbar. Der bedrückende Gefängnischarakter in diesen Kriegszeiten ab Januar 1942 wird durch die geheimnisvollen Heilwasser mit ihrer besonderen Magie noch betont. Aus Rückbesinnungen von FBI-Agent Tucker Rye Minnick erhält man traurige Einblicke in weiter zurückliegende Bergarbeiterstreiks, z.B. das Matewan-Massaker, geprägt von Armut und Vernachlässigung ist auch Junes Kindheit.
Interessante Einblicke in historische, diplomatische Kriegspraktiken..

Bewertung vom 30.03.2025
Dalton, Chloe

Hase und ich


sehr gut

Aufschlussreich, informativ, mit gedanklicher Nachwirkung!
Der graumelierte Hase des Covers scheint direkten Blickkontakt zum Leser aufbauen zu wollen und bekräftigt dadurch den besonderen Kontakt zwischen Mensch und Tier. Jedem Kapitel in diesen zwei Teilen des Romans sind zarte, lebendige Darstellungen des Hasen eingestreut mit anhängender Grundstückskarte, die diese Geschichte zu mehr als einem reinen Sachbuch aufwerten. Die detaillierten Beschreibungen seines Wachstums, verbunden mit Verhaltensänderungen, aber auch Veränderungen an Augenfarbe oder Fell sind aufschlussreich. Historische Fakten, Unterschiede zu Kaninchen, Gedanken zu ihrer Jagd etc. wechseln zu Mythen und Legenden über den Hasen. Das Zusammenleben in Haus und Garten wird akribisch beschrieben, stets im Fokus, dieses wild lebende Tier in seiner Reinlichkeit, Unabhängigkeit und Nachtaktivität nicht zu behindern. Während im ersten Teil der Schwerpunkt auf das Aufwachsen des Hasen im Wandel der Jahreszeiten liegt, behandelt der zweite Teil den Nachwuchs des Hasen über mindestens zwei Jahre und seine Charaktereigenschaften wie Geduld, Würde, innere Ruhe und Stärke. Die Autorin scheint dabei einen Prozess der Selbstfindung und einer viel klareren Wahrnehmung der unmittelbaren Umgebung gemacht zu haben. Ihrem Verhältnis zur Natur, zur technisierten Landwirtschaft und zur Jagd ohne Schonzeit widmet sie viele abwägende Gedanken.
Ein emotionales Werk über das Miteinander von Menschen und Hasen im Speziellen.

Bewertung vom 29.03.2025
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


sehr gut

Mutterschaft in drei Frauengenerationen in interessanter, fiktiver Konstellation.
Das Cover zeigt einen Gemäldeausschnitt aus einem seitlich festgehaltenen Frauenporträt ohne Gesicht in zeitloser Bekleidung – neutral genug für jede der hier festgehaltenen Generation. Die Großmutter Lyudmiła flieht aus Polen nach Beirut 1944 und arbeitet dort erfolgreich als Chemikerin. Ihre Tochter Daria studiert ab 1976 in München Medizin und arbeitet als berufstätige Mutter in eigener Kinderarztpraxis. Ihre 23-jährige Tochter Luzy studiert Informatik 2014 in Berlin. Aus den Perspektiven dieser drei Frauen, Mütter und gleichzeitig auch Töchtern ergibt sich über den Zeitraum von sieben Jahrzehnten eine zwischenmenschliche Beziehung voller Distanz, kaum spürbarer Liebe, auch wenn beste Intentionen zu erfolgreicher Mutterschaft besonders von Daria vorgelegen haben. Das Scheitern der Mutter-Tochter-Beziehung ist besonders hart zwischen ihr und Luzy spürbar. Die große Distanziertheit teils auch durch Unkenntnis wichtiger Familiengeheimnisse zwischen den Generationen führt zum Scheitern von „Familie“. Ihre diversen Wege der Vergangenheitsbewältigung und gleichzeitigen Zukunftssuche braucht Mut zu offenen Worten. Die vielen emotionalen Spannungen untereinander sind einfühlsam und realistisch beschrieben.
Die Summe unserer Teile ergibt nicht immer etwas harmonisch Ganzes.

Bewertung vom 28.03.2025
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


gut

Etwas enttäuschend!
Das Cover mit schwarz-weißer Katze und Jungkatze unter einem blühenden Magnolienbaum gefällt sowohl in dieser Komposition als auch in der Farbgebung – sehr ansprechend! Die Autorin beschreibt als Ich-Erzählerin – vermutlich autobiographisch – das Auffinden einer Straßenkatze mit ihrem Wurf im Gebüsch beim abgesägten Magnolienbaum. Wie sich das Zusammenleben von Noriko mit ihrer Mutter positiv verändert, gelingt ihr während der gesamten Zeit der Aufzucht von fünf quirligen, schnurrenden Persönlichkeiten samt fürsorglicher Katzenmutter sachlich zu dokumentieren. Detailliert beschreibt sie sämtliche Entwicklungsstufen ihrer tierischen Schützlinge über Impfungen, Kastration bzw. Sterilisation, Stressverhalten bis zur liebevollen Interaktion mit Ihnen und ihrem familiären Freundeskreis. In sechs Kapiteln reflektiert Noriko auch über die starke emotionale Bindung bis zum Glücksgefühl, über ihre Verantwortung gegenüber ihren zunächst unerwünschten, tierischen Mitbewohnern. Leider fehlen Tiefgang, mehr Twists und Turns hinsichtlich der hier involvierten Menschen. Für Katzenliebhaber ist dieser Roman sicher ein Highlight.