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CK
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Insgesamt 226 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2025
Hill, Kai

Mentale Gesundheit durch Yoga


ausgezeichnet

Yoga für Körper, Geist und Seele: Tolles Yogabuch, auch für Anfänger*innen


„Mentale Gesundheit durch Yoga“ von Kai Hill ist neben „Every Body Yoga“ von Jessamyn Hill das zweite Yogabuch, die ich (fast parallel) gelesen habe & die mich beide sehr begeistert haben.
Yoga geistert mir schon länger, immer wieder, im Kopf herum, aber ich hatte mich bisher nie herangewagt. Dank dieser beiden Bücher ist das nun anders.

Kai Hill hat mit „Mentale Gesundheit durch Yoga“ ein sehr schön gestaltetes und praxisorientiertes Yoga-Buch geschrieben, bei dem ich mich auch als Neuling sehr gut abgeholt fühle.

Der Schwerpunkt dieses Buchs liegt auf der mentalen Gesundheit. Wir kennen das ja (fast) alle: Stress und Hektik, Überarbeitung, Mental Load - da braucht man einen Ausgleich. Yoga ist hierfür offenbar hervorragend geeignet. Ich möchte das ab jetzt in meine Alltagsroutine fest mit einbauen.

In 8 Kapiteln gibt es jede Menge Informatoinen rund um Yoga, Achtsamkeitspraktiken, Atemtechniken und Meditationen, Ernährung, Körperbewusstsein, Selbstfürsorge und vielem mehr.

Das 30-Tage Yoga Programm, zu dem es für jeden Tag auch mit QR-Code ein dazugehöriges Video gibt, bietet Übungen, die gut verständlich dargestellt sind.

Das Buch hat mir vom Schreibstil und Aufbau her sehr gut gefallen. Ich fühlte mich direkt abgeholt und von Anfang an wertschätzend angesprochen. Ich habe mir einige Notizen im Buch gemacht und viele Stellen markiert, die für mich besonders wichtig und/oder hilfreich sind; denn ich werde das Buch im Alltag sicher noch öfter zur Hand nehmen, um damit zu arbeiten.
Sehr hilfreich sind neben den zahlreichen, gut verständlichen Fotos auch die Videos, die man online ansehen kann.

Ich bin nach diesem Buch sehr motiviert, Yoga in meine Alltagsroutine zu integrieren und dranzubleiben. Besonder die Atemtechniken lassen sich auch mit wenig Zeit hilfreich einsetzen, um Stress zu reduzieren. Die Yogaübungen kann man morgens und/oder abends machen; hier kann jeder seine eigenen Routinen und Präferenzen für sich finden.

Ein sehr umfassendes, praxisorientiertes und gut verständliches Buch für Yoga-Anfägern*innen und Fortgeschrittene. Eine ganz klare Empfehlung von mir!

Bewertung vom 22.09.2025
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


sehr gut

Spannender Jugend-Detektivroman um den Fall „Kaspar Hauser“

„Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten“ von Davide Morosinotto ist ein Detektivroman für Jungendliche, der sich mit dem berühten Fall um „Kaspar Hauser“ befasst.

Greta reist mit ihrem Vater, dem berühmten sizilianische Arzt und Kriminalisten Dr. Grimaldi, nach Nürnberg. Dort soll ihr Vater Kaspar Hauser beschützen, denn dem weltberühmten, mysteriösen Fremden droht jemand mit dem Tod.
Wurde Kaspar Hauser als Kind tatsächlich in einem dunklen Keller bei Wasser und Brot gefangen gehalten, wie er behauptet? Und wer droht ihm nun mit dem Tod?
Gemeinsam mit ihrem Vater muss Greta sich durch viele Täuschungen und Geheimnisse wühlen.
Werden sie es schaffen, Kaspar zu retten und sein Rätsel zu lösen?

Zum Inhalt möchte ich hier nichts weiter verraten, um nicht zu spoilern.
Von Kaspar Hauser haben die meisten (Erwachsenen) schonmal etwas gehört. Ich fand es interessant, dass das Thema nun für ein Jugendbuch in Form einer Detektivgeschichte aufgegriffen wurde. Dabei baut der Autor Davide Morosinotto historische Fakten um Kaspar Hauser in eine fiktive Detektivgeschichte ein. Spannungstechnisch ist das in weiten Teilen wirklich gelungen; man ist sofort mitten im Geschehen und die Spannung baut sich kontinuierlich auf.
Auch Greta gefällt mir als Protagonistin sehr gut; sie ist ein kluges, starkes Mädchen. Durch ihren sehr liberalen Vater hat sie für damalige Zeiten ziemlich viele Freheiten und ist dadurch sehr selbstbewusst.

Hervorzuheben ist auch die wunderbare Aufmachung des Buches. Nicht nur das Cover, auch die seitenfüllenden, aufwendigen Illustrationen aus dem historischen Nürnberg sind ein echtes Highlight dieses Buchs.

Was mir leider nicht ganz so gut gefallen hat, war dann die Auflösung des Falls und das Ende des Buches. Hier hätte ich mir (gerade für junge Lesser*innen) etwas anderes gewünscht.

Bewertung vom 19.09.2025
Bähr, Julia

Hustle


ausgezeichnet

Hustle: Gelungener Mix aus Unterhaltung und Kapitalismuskritik

Julia Bährs Debütroman „Hustle“ hatte mich zwar vom Cover her nicht unbedingt angesprochen, aber zum Glück bin ich ein Fan der inneren Werte (bei Büchern und Menschen) - denn dieser Roman aus dem Pola-Verlag ist definitiv ein Buch nach meinem Geschmack!

Die 30jährige Pflanzengenetikerin Leonie nimmt einen Job in München an, nachdem sie das Büro ihres ehemaligen Chefts verwüstet hat. Dass sie beim Vorstellungsgespräch nicht ganz die Wahrheit gesagt hat - sei’s drum! Leonie nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau, aber ihre Gründe sind immer vertretbar; jedenfalls nach ihrer eigenen Moralvorstellung.
München ist teurer als gedacht, der Job schlecht bezahlt. Zufällig lernt Leonie da drei Frauen kennen, die sich ihr Leben offenbar mit eher zweifelhaften Methoden finanzieren. Leonie ist fasziniert und hat schnell eine eigene Idee, ihre Finanzen aufzubessern: Sie verkauft raffinierte Racheaktionen an Menschen mit Liebeskummer. Das läuft besser als erhofft, Leonies Kontostand klettert in die Höhe. Doch sie muss auch feststellen, dass der Job nicht ohne Risiko ist.

"Ihr war klar, dass Scheitern fast überall dazugehörte. Das lernte man in der Pflanzengenetik schnell. Alles musste man x-mal auf unterschiedliche Weisen versuchen, bis das Ergebnis endlich so war, wie man es sich vorgestellt hatte.
In ihrem neuen Job konnte sie sich das nicht leisten. Kein trial & error. Nur hit & run. Und bloß nichts am Tatort vergessen."

Wow, was für ein Roman! Vom Pola-Verlag bin ich ja schon einiges an guten Romanen gewohnt, aber dieser hier war wirklich ein unerwartetes Highlight!
Schon die Anfangsszene mit der Kresse-Aktion war einfach umwerfend!
So zieht sich das auch durch den gesamten Roman: Einerseits wirklich oft zum Schreien komisch, andererseits aber auch mit gut positionierter Kapitalismus- und Gesellschaftskritik.

"'Konntest du nicht einfach billiges Make-up kaufen?'
'Darum geht es nicht. Ich habe aus Überzeugung geklaut. Wir leben in einer Stadt, in der Menschen mit normalen Jobs die Lebenshaltungskosten nicht decken können. Und politisch interessiert das niemanden. Da ist Klauen doch für viele die einzige Lösung.'
'Oder wegziehen', sagte Leonie.
'Wegziehen ist ein kapitalistischer Verdrängungsprozess. Reiche Menschen verdrängen arme Menschen. Wenn die sich was zurückholen durchs Klauen, ist es nichts weiter als praktische Umverteilung. Viele große Firmen zahlen Überstunden nicht aus, lassen ihre Leute in den Pausen weiterarbeiten. Die machen ihren Gewinn auf Kosten der Menschen, die für sie arbeiten.'
'Aber wir brauchen doch alle Jobs.'
'Du verkaufst deine Firma deine Arbeitskraft und schuldest ihr darüber hinaus keine Loyalität. Es ist sogar gefährlich, Loyalität für den Arbeitgeber zu empfinden. Weil es dich in ein patriarchiales Abhängigkeitsverhältnis führt, in dem dein Arbeitgeber ein netter, väterliche Freund ist, der dir Blumen als Krankenbett schickt, nachdem du dich für ihn kaputt gearbeitet hast.'“

Leonie hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, ebenso ihre Freundinnen in München.
Alle Charaktere waren authentisch und überzeugend dargestellt. Auch Leonies Eltern und deren verkorkste Beziehung konnte ich mir lebhaft vorstellen.

Der Schreibstil von Julia Bähr hat mir sofort sehr gut gefallen: frisch und modern, angenehm zu lesen, pointiert und mit Wortwitz, aber auch mit ordentlich Tiefgang.
Auf unterhaltsame Art und Weise geht Julia Bähr dabei Fragen nach Moral und Gewissen nach, ohne dass es oberflächlich wird. Auch die Freundschaft und Unterstützung unter Frauen macht einen tragenden Anteil an der Geschichte aus.

Ein wirklich sehr unterhaltsamer und vielschichtiger Roman, der von mir eine ganz klare Leseempfehlung bekommt!

Bewertung vom 15.09.2025
Pustet, Julia

Alles ganz schlimm


gut

Alles ganz schlimm? - Vor allem alles ziemlich anstrengend ...


Auf den Debütroman „Alles ganz schlimm“ von Julia Pustet hatte ich mich sehr gefreut, denn sowohl das Cover als auch der Klappentext hatten mich wirklich angesprochen.

Der Roman beginnt mit einem etwas kryptischen Prolog, ohne den man jedoch das Buch wohl gar nicht begreifen könnte.
Es geht hier um Susanne, eine Frau, die immer wieder Konflikte und Probleme im Leben hat, sowohl in ihren Liebesbeziehungen als auch in Freundschaften.

"Ich lebe in meiner eigenen, kafkaesken Welt, in der mir ständig ganz schlimme Dinge zustoßen, die ich gar nicht verdient habe, und Menschen sich abwenden, denen ich gar nichts getan habe, und ich bin zwar offensichtlich zu doof, um zu begreifen, was ich falsch mache, aber nicht doof genug, und nicht zu merken, dass ich hier das Problem sein muss. Bei mir ist einfach immer alles ganz schlimm, und ich habe nichts damit zu tun. Du kannst mir glauben, dass mir das selber am peinlichsten ist."

Und über ein Kapitel in ihrem Leben redet sie gar nicht, sie ha jedoch einen Text darüber geschrieben: Über ihre Zeit als Prostituierte.
Diesen Text hat ihre (ehemalige) Freundin Stella ihr gestohlen und als ihren eigenen ausgegben und sich damit auch Susannes Leben, ihre Erinnerungen angeeignet. Susanne macht den Diebstahl öffentlich, woraufhin sie einem Shitstorm, jeder Menge Hass und Gerüchten ausgeliefert ist. Und Stella begeht Selbstmord. Susanne landet in der Psychiatrie und muss ihr altes Leben hinter sicsh lassen.

"Ich schreibe diesen Text nicht, um mich zu rechtfertigen, weil ich mich dazu verpflichtet fühle oder mir davon irgendeine Form der Erleichterung verspreche. Ich schreibe ihn, weil ich der wahrscheinlich dummen Hoffnung anhänge, dass wenigstens ein paar Menschen begreifen, zu welchem Sturm sich kleine Worte und Handlungen zusammenbauen können und was dieser Sturm anrichten kann."

"Von allen Beteiligten kann ich S. am meisten verzeihen. Sie war ein Mensch, der vielleicht manchmal mehr gescheitert ist als andere. Meine Kritik gilt meinem und ihrem ehemaligen Umfeld und in erster Linie der Öffentlichkeit. Einer Öffentlichkeit, die Menschen objektiviert, wie sie es durch das voyeuristische Beglotzen der Teilnehmenden von Dating Shows und Trash TV jahrelang einüben durfte. Die echte Menschen behandelt wie Figuren in Geschichten, die kurz spannend sind und dann vergessen. Einer Öffentlichkeit, die die Prinzipien der Betroffenheit auf eine Art pervertiert hat, die tatsächlich Betroffene zum Schweigen bringt, wenn sie nicht auf die gewünschte Art betroffen sind. Einer Öffentlichkeit, in der Menschen sich kurzzeitig darüber profilieren, dass sie Menschen langfristig brechen."

Puh, ich muss sagen, dass ich mir mit dem Buch leider sehr schwergetan habe. Damit meine ich nicht die schweren Themen, die haben mich eher fasziniert. Aber der Schreibstil der Autorin war leider sehr, sehr anstrengend zu lesen für mich. Es kam überhaupt kein Lesefluss auf, vieles blieb verworren und unklar. Die Protagonistin war für mich gleichermaßen unsympathisch (sehr ichbezogen) wie unnahbar, nicht greifbar für mich.

Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Es war nicht wirklich schlecht, aber leider konnte es mich auch nicht wirklich begeistert. Nach einigem Überlegen habe ich mich entschieden, es mit 3 von 5 Sternen zu bewerten.

Bewertung vom 05.09.2025
Steinhöfel, Andreas

Anders


ausgezeichnet

Wenn plötzlich alles ANDERS ist: Tiefgründiger, außergewöhnlicher (Jugend-)Roman

Andreas Steinhöfel kennt man vor allem durch seine beliebte „Rico und Oskar“-Reihe - dieser (schon etwas ältere und leider erst jetzt von mir entdeckte) Roman hier ist aber definitiv ANDERS!

Nach einem tragischen Unfall liebt Felix im Koma, und zwar genau 263 Tage - das ist exakt die Anzahl jener Tage, die seine Mutter vor elf Jahren mit ihm schwanger war. Niemand hatte mehr daran geglaubt, doch das Wunder geschieht und Felix wacht wieder auf. Doch er möchte nun nicht mehr Felix genannt werden, er gibt sich den Namen Anders.

"'Warum hast du dich umbenannt?'
Der Winterjunge zuckte die Achseln. 'Weil ich mich nicht mehr wie ein Felix fühle '
'Und wie fühlt sich ein Felix?'
'Eingesperrt.'"

An die Zeit vor dem Unfall oder den Unfall selbst hat der Junge keine Erinnerung mehr - und es gibt jemanden, der unbedingt möchte, dass das auch so bleibt ...

Nicht nur sein Name, auch sein Verhalten ist anders als vor dem Unfall. Dies stellt auch seine Eltern und deren Ehe auf eine harte Probe. Besonders seine zielstrebige Mutter, die Felix/Anders‘ Zukunft schon fest „geplant“ hatte, kann damit überhaupt nicht umgehen.
Auch seine Mitschüler*innen können mit seinem neuen, merkwürdigen Verhalten nicht umgehen. Er macht ihnen Angst mit seinen Worten und seinem Verhalten.

"Ihn umgibt eine eigene Aura: Er strahlt die Ruhe aus, wie sie unmittelbar vor dem Einschlafen in dir aufkommt, wenn du in den ersten Traum der kommenden Nacht gleitest, er verströmt Trost, wenn Dein Innerstes von etwas erschüttert ist, wenn Angst dich quält oder Unrast dich erfüllt; wo deine Welt verrückt, reicht seine bloße Anwesenheit aus, sie wieder in ein Gleichgewicht zu bringen, und wo sie zerbricht, entgratet sein Lachen die schmerzhaft scharfen Kanten ihrer Bruchstellen."

Gegen Ende hin gibt es noch einige unerwartete Wendungen, auf die ich hier nicht eingehen möchte, um nicht zu spoilern. Erst am Ende offenbart sich die ganze Geschichte.

Der Schreibstil ist anspruchsvoll und die Thematik eher ernsthaft. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, je nach Blickwinkel wechselt der Schreibstil. Das ist sehr gelungen und authentisch. Die Charaktere hat Andreas Steinhöfel sehr gut getroffen, sehr authentisch und liebevoll dargestellt.

Ich würde das Buch aufgrund seiner Komplexität nicht für zu junge Kinder empfehlen würde, vielleicht so ab 13 Jahren, aber definitiv auch für Erwachsene.

„Anders“ ist ein wirklich ungewöhnliches Buch, ergreifend und erschütternd, fesselnd und bewegend, poetisch und mystisch, wirklich etwas ganz Besonderes. Es steckt viel Symbolik in der Geschichte; ob all das von zu jungen Leser*innen schon begriffen werden kann, weiß ich nicht; aber ich mag es, wenn Jugendbücher anspruchsvoll sind.

Ich als Erwachsene hatte so einen Roman nicht erwartet, wow - ein wirklich besonderes Leseerlebnis!

Bewertung vom 03.09.2025
Schmitt, Caroline

Monstergott


ausgezeichnet

Über Zugehörigkeit und Glauben, Schuld und Selbstbefreiung: 4,5⭐️

Nachdem mir Caroline Schmitts Debütroman „Liebewesen“ sehr gut gefallen hatte, war ich schon sehr gespannt auf ihren neuen Roman mit dem sicher polarisierenden Titel „Monstergott“. Auch der Roman selbst wird gewiss widersprüchliche Gefühle bei den Leser*innen hervorrufen.

Erzählt wird die Geschichte der Geschwister Esther und Ben. Sie wuchsen in einem sehr religiösen Umfeld auf, gehören auch als junge Erwachsene noch derselben konservativen Freikirche an. Der Glauben und die Gemeinde bestimmen seit jeher ihr gesamtes Leben, ihre Freizeitgestaltung, ihren Freundeskreis und ihr soziales Umfeld. In diesem „Safe Space“ ist äußerlich alles hip und modern, der charismatische Pastor trägt teure Sneakers, seine Frau teilt die Highlights der Predigten auf Instagram.
Doch Ben hat ein Problem, ein Geheimnis, von dem noch nicht einmal seine ihm ansonsten sehr nahestehende Schwester weiß. Mit allen Mitteln versucht er, sich aus den „Fängen der Sünde“ zu befreien, doch immer wieder scheitert er daran.
Esther dagegen hat von Klein auf gelernt, dass Frauen fürsorgliche Wesen sind und sich im Leben stets unterordnen muss, so steht es auch in der Bibel geschrieben. Doch sie möchte endlich als eigenständiger Mensch wahrgenommen werden, möchte als Musikerin nicht nur die Gottesdienste gestalten, sondern erfolgreich sein. Als sie ihren früheren Freund Paul wiedersieht, gerät ihre Glaubenswelt ins Wanken und ihr Lebenshunger erwacht.

Die starren Regeln der Glaubensgemeinschaft, der Alltag der Geschwister und ihre Überzeugungen – all das weckte sehr gemischte Gefühle in mir. Ich denke, viele werden solch ein Leben nicht nachvollziehen können. Doch das ist gar nicht nötig, um das Buch gut zu finden.

Caroline Schmitt hat für ihren Roman ein „unbequemes“ Thema gewählt, mit dem eventuell nicht jede*r etwas anfangen kann. Doch auch für nicht-religiöse Menschen ist die Geschichte gut nachfühlbar.

Die Autorin schreibt sehr klug und feinfühlig. Sie schafft es, dass man sich gut in die Gedanken und Gefühle der Protagonist*innen hineinversetzen kann, auch wenn man ihre Ansichten selbst nicht teilt.

Besonders gegen Ende hin überzeugt das Buch durch die gelungene Darstellung der Selbstbefreiung der Geschwister.

„Monstergott“ ist gewiss kein Feel-Good-Roman, keine einfache Lektüre. Es ist ein aufrüttelndes und kluges Buch, das uns einen Blick öffnet in die Strukturen strenger religiöser Gemeinschaften (und auch die Bigotterie, die oft dahinter steht!) - und den Mut bzw. schweren Weg, sich daraus zu lösen.

4,5⭐️

Bewertung vom 03.09.2025
Helfrich, Martina;Schlitt, Christine

Little Hearts - Big Feelings - Mein Gefühle-Journal


ausgezeichnet

Wenn die Gefühle Achterbahn fahren: Tolles Gefühle-Journal für Kinder

„Little Hearts - Big Feelings - Mein Gefühle-Journal“ ist nich einfach eingewöhnliches Tagebuch. Das Gefühle-Journal soll Kindern ab 8 Jahren helfen, ihre Gefühle besser zu verstehen. Meiner Meinung nach kann das auch für größere Kinder hilfreich sein, um zum Beispiel das Gefühlschaos und die Stimmungsschwankungen vor und während der Pubertät besser durchzustehen.

Das Buch ist sehr farbenfroh und liebevoll illustriert und gestaltet. Die Farbgestaltung ist für Mädchen und Jungen gleichermaßen geeignet, das finde ich lobenswert.
Da es ein gebundenes Buch ist (das liebe ich!), ist es hochwertig von der Qualität her & der fest am Buch angebrachte Stift (mit Gummiband) ist natürlich besonders praktisch!

Im ersten Teil des Buchs findet man erstmal Steckbriefe zu den Gefühlen: Freude, Liebe, Wut, Angst, Kummer und Überraschung. Das finde ich sehr gelungen, vor allem, weil die Kinder selbst reflektieren können, wie sie mit den jeweiligen Gefühlen im Allgemeinen umgehen und was ihnen dabei hilft/helfen kann.

Danach folgen Wochen-Seiten für ein halbes Jahr sowie jeweils einen Monats-Rückblick.
Diese Seiten sind sehr schön und abwechslungsreich gestaltet. Dadurch, dass es keine leeren Seiten sind, sondern man vorgefertigte Felder zum Ausfüllen, Schreiben oder Zeichnen nutzen kann, kann hier jeder selbst kreativ werden bzw. auch eher „schreibfaule“ Kinder können gut damit arbeiten.

Wir sind sehr begeistert von diesem tollen „Tagebuch plus“, mit dem Heranwachsende auf spielerische und kreative Art lernen können, ihre Gefühle besser zu verstehen und vielleicht auch anders/besser damit umzugehen und Erlebnisse zu reflektieren.

Das tolle Eintragbuch bekommt eine ganz klare Empfehlung von uns!

Bewertung vom 03.09.2025
Hüttner, Marie

Rocky Winterfeld


ausgezeichnet

Berührende und unterhaltsame Geschichte über Freundschaft und Mut


Der 11jährige Rocky lebt gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen. Er ist traurig, dass ein bester Freund Marek mit seiner Familie nach Polen gezogen ist. Als eines Tages ein rätselhafter Brief in seinem Briefkasten landet, wird sein Leben plötzlich auf den Kopf gestellt. Gemeinsam mit seiner Lehrerin Frau Popov sowie drei weiteren Mitschüler*innen ist er in einem klapprigen VW-Bus auf dem Weg nach Danzig zu einem Wissenschaftswettbewerb – gegen den Willen seiner Mutter. Auf engstem Raum mit den ziemlich schrägen Mitschüler*innen beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip.

Die Geschichte wird aus Rockys Perspektive erzählt und ich konnte mich von Anfang an sehr gut in ihn hineinversetzen. Er war mir gleich sympathisch; ein sensibler und logisch denkender Junge, der oft überraschend kluge Worte findet:

"Vielleicht ist das ganze Leben wie eine Welle, denke ich, leicht-schwer-leicht-schwer-leicht-schwer, und wenn es gerade schwer ist, muss man nichts weiter machen als abzuwarten, bis das Leichte wiederkommt, weil es bestimmt kommt, statistisch gesehen."

"Der Fehler ist, dass sich um eine Freundschaftspflanze immer zwei kümmern müssen. Das haben Sie mir nicht gesagt. Denn sonst kann man sie noch so sehr hegen und pflegen. Wenn nur einer die Freundschaftspflanze gießt, wird es ihr nie gut gehen. Nie."

Das Buch ist eine gleichermaßen unterhaltsame wie berührende Geschichte über Freundschaft, das Überwinden von Vorurteilen und Mut.
Die Charaktere fand ich allesamt sehr authentisch und liebenswert dargestellt, jeder mit seinen Ecken und Kanten, was sie noch sympathischer und echter machte.

Meiner Meinung nach ein wirklich sehr empfehlenswertes Kinderbuch für Mädchen und Jungen ab ca. 10 Jahren!

Bewertung vom 31.08.2025
van den Kroonenberg, Mohana

Dodo


ausgezeichnet

Wertvoller, herzerwärmender Jugendroman

Als Dorian sich vor seiner neuen Schulklasse vorstellen soll, ist da wieder sein altes Problem: Weiter als „Do…do…“ kommt er nicht – und hat damit einen neuen Spitznamen, der ihn sehr verletzt.
Selbst sein bester Freund Ramses, der ihm bisher immer zur Seite stand, scheint nicht mehr zu ihm zu stehen. Während Ramses sich mühelos in die neue Klasse einfügt, beschließt Dorian, nie wieder zu sprechen. Selbst als seine Klassenkameraden ihm einen Streich spielen und ihm während eines Besuchs im Naturkundemuseum zu einem riesigen, ausgestopften Vogel führen: einem Dodo.
Dorian schweigt weiter, aber auf unerklärliche Art und Weise spürt er sofort eine tiefe Verbindung zu dem Vogel ...
Dorian schweigt weiter, selbst seine geduldige Mutter kann nichts dagegen tun, dass Dorian sich in die Welt der Fantasie flüchtet. Gemeinsam mit seinem imaginären Freund, dem Dodo, scheint alles viel leichter zu sein.

" Dodo ist noch klein und wiegt fast nichts. Träume wegen nichts."

Besonders das Ende des Buchs fand ich sehr bewegend. Gerade diese Stellen, die das Innenleben von Dorian offenbaren, gehen direkt ins Herz:

"Ich versuchte, mich selbst anzuschauen, als wäre ich jemand anders. Manchmal kann ich das. Dann schaue ich sehr lange in den Spiegel, gerade so lange, bis ich mir von selbst fremd werde. Dann frage ich mich, wie ein anderer mich sehen würde, und ich stelle mir vor, ich würde mir selbst im Zug gegenübersitzen. Wäre das nett?, denke ich dann. Würde ich mich selbst nett finden? Wäre ich gern mit mir befreundet? Ich lächelte mir ein paarmal selbst zu, aber das half nicht, über einem lachenden Mund waren zwei mürrische Augen. Es war nicht mitanzusehen "

"Dann sah ich wieder in den Spiegel. Dieses Kind dort, dachte ich, das seltsame Kind mit dem schlechten Haarschnitt, das spricht nicht mehr. Das sagt schon seit Wochen kein Wort mehr. Dieses Kind hat nur einen einzigen Freund und der ist ein Vogel. Hatte.“

„Dodo“ ist ein sehr wertvolles, tiefgründiges und herzergreifendes Buch über die Kraft der Fantasie, aber auch darüber, wie wichtig gute Freund*innen sind und wie schwer ist ist, zu seinen „Schwächen“ zu stehen.

Ganz klare Leseempfehlung von uns!

Bewertung vom 25.08.2025
Keßler, Verena

Gym


sehr gut

Der Körper als Projekt: Satirische Gesellschaftskritik


Verena Keßlers bisherigen Romane "Eva" und "Die Gespenster von Demmin" hatten mir beide sehr gut gefallen, weshalb ich mich riesig auf "Gym" gefreut hatte.
Schon der Klappentext versprach, dass dieses Buch ganz anders sein würde als die beiden Vorgänger:

Die Protagonistin, deren Körper nicht gerade in Top-Form ist, als sie sich im MEGA GYM bewirbt, bekommt den Job, als sie behauptet, sie habe gerade entbunden. Ihr neuer Chef ist selbsternannter Feminist, die Arbeit entspannt. Erst als alle unbedingt Babyfotos sehen wollen, zieht die unbedacht ausgesprochene Notlüge unangenehme Konsequenzen nach sich.
Während sie einerseits weiterhin ihr Leben als alleinerziehende Mutter glaubhaft vortäuschen muss, fängt die Protagonistin auch an, an ihrem Körper zu arbeiten. Erst auf Rat ihres Chefs hin, dann findet sie aus eigenem Antrieb Gefallen daran:

"Ich hatte alles unter Kontrolle. Mein Körper war zu meinem Projekt geworden, und das Projekt lief hervorragend. "

Als die Bodybuilderin Vick auftaucht, entwickelt sich der Selbstoptimierungszwang jedoch zu einem regelrechten Wahn.

"Auf einmal war es mir vollkommen klar. Was Vick da machte, war, sich selbst zu erschaffen. Ein Selbst, das sich so sehr abhob, so sehr für sich stand, so unumstößlich da war in der Welt, dass jede Meinung dazu, jede Wertung, jedes Begehren einfach daran abprallen musste."

Auch die Schatten ihrer Vergangenheit wirken noch in der Ich-Erzählerin nach. Häppchenweise erfährt man hier mehr davon.
Auf zwei Zeitebenen spitzt sich die Lage zu ....

Verena Keßler schreibt gewohnt gut, es entwickelt sich schnell eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.
Ihr Blick hinter die Kulissen der schönen Oberflächen ist messerscharf und klug. Es bleibt einem das Lachen oft im Hals stecken.
Auf überzogene Art und Weise wird aufgezeigt, wohin übertriebene Selbstoptimierung, Leistungsdruck und Egoismus führen können.

Ein absurd grotesker, gesellschaftskritische Roman. Doch obwohl ich mich von dem Buch gut unterhalten fühlte, war es dennoch leider nicht ganz das erwartete Highlight.
Vor allem das offene Ende hat mich nicht recht begeistern können. Mir hat hier irgendwie noch etwas gefehlt.

Ich vergebe 4⭐️.