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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 542 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2025
Wasle, Ann-Kathrin

Die kleine Nymphe


sehr gut

Die kleine Nymphe ist die Hüterin eines Weihers aus dem sogar ein kleiner Waldbach entspringt. Noch nie hat sie ihr Gewässer verlassen. Und doch hat sie sich schon immer gefragt wo es wohl hinfließt. Wird es irgendwo in der Ferne zu einem großen Fluss, der letztendlich ins Meer mündet? Als ihre Freundin die Weide ihren letzten Ast verliert, gibt ihr die Nymphe das Versprechen dem Fluss zu folgen und den Weidenzweig bis zum Ozean zu bringen. Zusammen mit dem Fledermauser begibt sie sich auf eine lange und abenteuerliche Reise.

Wir erleben die Ereignisse aus der Sicht der kleinen Nymphe. Sie ist stets bemüht den Personen um sich herum zu helfen. Sie ist zwar entschlossen ihr Ziel zu erreichen, dennoch wohnt ihr eine kindlich-verträumte Neugier inne. Dadurch lässt sie sich gerne mal ablenken oder gerät sie in die ein oder andere brenzlige Situation.

Ich habe besonders ihren treuen Gefährten, den Fledermauser, ins Herz geschlossen. Er ist einfach super süß, steht ihr immer zur Seite und sorgt für das ein oder andere Schmunzeln. Eine echte Bereicherung! Freundschaft und Zusammenhalt werden dementsprechend groß geschrieben

Der Fluss kann als Metapher für Veränderungen gesehen werden. Die kleine Nymphe, ebenso wie das Gewässer wandeln sich im Verlauf des Buches immer wieder. Die Botschaft dahinter ist ebenso wichtig wie herzerwärmend: es geht um die Akzeptanz und Überwindung von Unsicherheiten, den Mut und die Bereitschaft zur Veränderung. Neugier, Aufbruch, die Suche nach dem Unbekannten sowie Hoffnung und Verantwortung spielen ebenfalls eine Rolle.

Das Buch zeigt auf zauberhafte Art und Weise, dass viele Pfade zum Ziel führen und das oft der Weg an sich eher das Ziel ist. Und auch wenn der Ausgang ungewiss ist, lohnt sich dieser Weg auf jeden Fall.

Es ist ein wundervolles Kinderbuch über eine sehr emotionale Reise, voller Symbolik und märchenhafter Atmosphäre. Die liebevollen Illustrationen von Vanessa Hahn werten es noch zusätzlich auf. Geeignet für Kinder ab 8 Jahren.

Bewertung vom 03.10.2025
Kento, Katie

Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht.


sehr gut

Die 17-jährige Robyn kann aufgrund einer Krankheit die Wohnung nicht verlassen. Da kommt ihr das gegenüber liegende Hotel Ambrosia grade recht. Sie beobachtet die Gäste und Abläufe des Hotels geradezu obsessiv und entdeckt dabei sogar das ein oder andere schmutzige Geheimnis. Doch dann wird sie plötzlich Zeugin einer Entführung. Weil es ihr unmöglich ist selbst Nachforschungen vor Ort anzustellen, schickt sie A.J. vor und versucht so gemeinsam mit ihm der Wahrheit auf die Spur zu kommen.

Das Hotel war in der Vergangenheit bereits Schauplatz zahlreicher schauriger Verbrechen. Diese mysteriösen Vorgeschichten sowie die aktuellen zwielichtigen Langzeitgäste lassen es düster und geheimnisvoll wirken. Mir hat diese beklemmende und immer etwas unheimliche Atmosphäre sehr gefallen. Ich mochte auch die abwechselnden Formate (Chatverläufe, E-Mails, Protokolle).

Anfangs habe ich Robyn durch ihre Observations- und Stalkingtätigkeiten als eher gewöhnungsbedürftig empfunden. Es wirkte irgendwie ein bisschen creepy. Allerdings muss man bedenken, dass sie durch ihre Erkrankung nahezu komplett isoliert lebt. Ihre Einschränkung und die damit verbundenen psychischen und physischen Herausforderungen sind authentisch dargestellt. Sie sucht verzweifelt einen Kontakt zur Außenwelt. Als True-Crime-Liebhaberin träumt sie davon, irgendwann selbst einen Cold Case zu lösen. Sie ist eine starke Hauptfigur, die mutig agiert. Dennoch sind nicht alle Entscheidungen von ihr oder auch A.J. immer vollständig nachvollziehbar.

Es ist ein gelungenes Buch für alle, die YA-Krimis und True Crime mögen.

Bewertung vom 29.09.2025
Nowatschek, J.

Der Hohe Rat von Eldergrove


sehr gut

Der Hohe Rat von Eldergrove setzt die Handlung aus Die Verschwörung von Eldergrove fort. Für diejenigen, die den ersten Teil nicht kennen, werden die Ereignisse aus dem Vorgänger nochmal grob aufgegriffen, so dass man ihn nicht zwingend gelesen haben muss.

Es droht der Zusammenbruch der Magie, welche bislang das Gleichgewicht der Welt bewahrt hat. Pflanzen verdorren, Tiere werden aggressiv, Naturkatastrophen häufen sich.

Gleichzeitig bereitet sich der Hohe Rat auf die Wahl des neuen obersten Hüters vor – mehrere Anwärter kämpfen um Einfluss und Macht. Intrigen, Lügen, Verrat und politische Hintergründe spielen eine große Rolle.

Vier Gefährten unternehmen eine Expedition, um das uralte Geheimnis zu lüften, das entscheidend für das Schicksal des Reiches sein könnte.

Die Geschichte wird aus vielen Perspektiven erzählt, was manchmal für Verwirrung sorgt und dazu führt, dass einige Nebenfiguren nicht ganz so präsent im Gedächtnis bleiben wie andere. Zum Glück gibt es am Ende des Buches eine Charakterübersicht.

Der Schreibstil ist lebendig, sehr bildhaft und schon fast malerisch. Grade die Beschreibungen des Waldes oder der Landschaften sind sehr detailliert und atmosphärisch. Die Stimmung schwankt zwischen märchenhafter Fantasy-Idylle und bedrohlicher, düsterer Spannung. Leider muss ich sagen, dass sich die Handlung teilweise ein bisschen zieht. Die besagte Expedition beispielsweise startet erst bei der Hälfte des Buches, was ich etwas schade fand.

Dennoch ist es eine gelungene Fortsetzung. Sie bietet einen umfangreichen Weltenbau, stimmige Magie, moralische Grauzonen und die Frage danach, wer Macht haben darf oder sollte. Es ist eine Geschichte, die in ruhigen Momenten bezaubert und in konfliktreichen Szenen packt. Wer die Mischung aus Cozy-Fantasy (in der Wichtel die Hauptrollen spielen - wie cool ist das denn?!) und düsteren Bedrohungen schätzt, sollte mal einen Blick auf diese Reihe werfen.

Bewertung vom 24.09.2025
O'Neill, Molly

Waterwitch (eBook, ePUB)


sehr gut

Jenny Greenteeth ist eine Flusshexe, die sich hingebungsvoll um die Pflege ihres Sees kümmert und darin stets auf Beute lauert. Eines Tages werfen wütende Dorfbewohner eine Hexe ins Wasser – angeführt von dem neuen, fanatischen Pfarrer. Wider ihrer eigentlichen Natur rettet Jenny Temperance das Leben. Die beiden tun sich mit Kobold Brackus zusammen, um ein uraltes Übel zu bekämpfen, welches das Dorf, Temperances Familie und Jennys See bedroht.

Jenny als Erzählerin ist interessant und gleichzeitig amüsant: Sie ist keine typische Heldin, sondern ein „Monster“ mit Geschichte, Moral und Zögern. Temperance bringt zwar Verletzlichkeit mit, aber ebenso eine gehörige Portion Entschlossenheit und zunehmende Stärke. Brackus sorgt für Humor, überzeugt durch Wissen sowie Kontakte und versucht die Gruppe zusammenzuhalten. Ich mochte die Dynamik zwischen den Reisegefährten. Es sind Charaktere, die sich in Grauzonen bewegen, was das Ganze ziemlich spannend macht.

Die ihnen gestellten Quests bergen Gefahren, fordern Opfer und werfen moralische Fragen auf. Der Plot konnte mich teilweise überraschen, auch wenn die Aufgaben und das Finale relativ einfach gelöst wurden.

Es ist ein Roman, der Sagenwelt, Horror-Elemente und Fantasy kunstvoll verbindet. Empfehlenswert für Fans von düsterer Magie und Folklore.

Bewertung vom 24.09.2025
Schwab, Victoria

Die Geister, die mich riefen / City of Ghosts Bd.1


sehr gut

Die zwölfjährige Cassidy hat nach einem beinahe tödlichen Erlebnis die Fähigkeit erlangt, Geister zu sehen und in die Welt der Toten zu treten. Sogar ihr bester Freund Jacob ist ein Geist! Gemeinsam begleiten sie ihre Eltern, welche die neuen Stars einer Geisterjäger-Fernsehshow sind, in die angeblich spukreichsten Städte der Welt: Edinburgh, Paris und New Orleans.

Jede Stadt wird mit einer Mischung aus historischen Details, düsteren Legenden und geheimnisvoller Stimmung lebendig beschrieben: Edinburghs Nebel, die Katakomben von Paris oder die Magie New Orleans’. Man fühlt sich wirklich, als würde man selbst durch die verwinkelten Gassen streifen und dabei immer ein kleines Schaudern im Nacken spüren.

Cassidy ist eine sympathische, mutige Protagonistin, die sich glaubwürdig zwischen kindlicher Unsicherheit und wachsender Stärke bewegt. Jacob bringt Witz, Charme und ein Quäntchen Tragik in die Handlung. Ich mag die Dynamik zwischen den beiden sehr.

Die City of Ghosts-Reihe ist ein gelungener Mix aus Abenteuer, Grusel und Humor. Sie verbindet urbane Legenden mit der Coming-of-Age-Geschichte einer jungen Heldin und eignet sich hervorragend als Einstieg in die phantastische Literatur. Leser:innen, die gerne atmosphärische Settings, übernatürliche Spannung und liebenswürdige Figuren mögen, werden hier bestens unterhalten. Sie bieten zugleich Themen wie Freundschaft, Mut, Verlust und das Hineinwachsen in die eigene Identität.

Die einzelnen Fälle sind in sich abgeschlossen und könnten theoretisch auch unabhängig voneinander gelesen werden. Für das maximale Lesevergnügen empfehle ich jedoch die komplette Lektüre der Geschichte um Cassidy und Jacob.

Bewertung vom 15.09.2025
Aschwanden, Evelyne

Die Arcyrion-Akten - Fall 4: Die verlorene Heldin


sehr gut

Die Stadt wird von einer mysteriösen Krankheit heimgesucht. Als hätten Kiara und Draven nicht schon genug Probleme, machen sie es sich zur Aufgabe, die Ursache zu ermitteln und zu beseitigen. Ganz nebenbei versuchen sie außerdem weiterhin die Menschheit vor einem sehr bösen Dämon und seinen Anhänger:innen zu beschützen.

Wir erleben die Geschichte aus Kiaras Sicht. Nach den jüngsten Enthüllungen hat sie einiges zu verarbeiten und wird von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen geplagt. Natürlich habe ich auch mit den anderen lieb gewonnenen Charakteren mitgefiebert. Sie alle haben mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen. Wir lernen alle nochmal besser kennen und das ein oder andere Geheimnis wird gelüftet.

Es handelt sich um den vierten Teil der 5-bändigen queeren Urban Fantasy Reihe. Die Ereignisse spitzen sich zu, die Atmosphäre wird zunehmend düster und bedrohlicher. Es warten einige emotionale, turbulente und unerwartete Momente auf uns. Macht euch auf ein krasses Ende gefasst! Wir können uns garantiert auf ein episches Finale freuen, bei dem nicht weniger als die Rettung der Menschheit auf dem Spiel stehen wird. Ich kann es kaum erwarten.

Bewertung vom 25.08.2025
Tack, Stella

Töte die Dunkelheit / Black Bird Academy Bd.1


sehr gut

Leaf erwacht im Kerker der geheimnisvollen Black Bird Academy – einer Schule, die Exorzisten ausbildet, um die Menschheit vor Dämonen zu schützen. Ein Dämon namens Lore hat von ihr Besitz ergriffen, doch ungewöhnlicherweise behält Leaf die Kontrolle über ihren Körper. Die Akademie bietet ihr an, eine Ausbildung zur Exorzistin zu absolvieren, und so beginnt ein intensives Spiel aus Macht, Humor und Intrigen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Leaf, Falco und dem Dämon Lore erzählt.

Leaf ist eine taffe, schlagfertige Protagonistin, die sich nichts bieten lässt. Sie kämpft entschlossen um die Kontrolle über ihren Körper und Verstand sowie ihre Menschlichkeit.

Lore besticht mit schwarzem Humor und unterhaltsamen Sprüchen. Ich mochte die Dialoge zwischen ihm und Leaf. Er ist ganz anders als man sich einen Dämonen vorstellen würde und macht zudem eine interessante Entwicklung durch.

Falco war mir lange nicht besonders sympathisch. Er ist eher distanziert und nüchtern. Dennoch ist er fasziniert davon, dass Leaf trotz Dämonenbesetzung die Kontrolle behält. Ich habe die Chemie zwischen den beiden leider nicht so sehr gefühlt, grade nachdem was zu Beginn passiert ist.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und voller Witz, die Atmosphäre jedoch düster und fesselnd. Es kommt zu einigen unerwarteten Wendungen. Das Dark-Academia-Feeling und das Worldbuilding empfinde ich als gut umgesetzt. Exorzisten, Dämonen, Vampire, Wiedergänger und andere Monster - das ist genau mein Ding.

Bewertung vom 24.08.2025
McQuiston, Casey

The Pairing


sehr gut

Nachdem ihre Beziehung voller Herzschmerz endete, beschließen Theo und Kit vier Jahre später und unabhängig voneinander die damals gemeinsam geplante Food-&-Wine-Tour durch Europa doch noch zu machen. Erst im Reisebus bemerken sie, dass sie nun wider Willen drei Wochen lang in derselben Reisegruppe verbringen werden. Als wäre das nicht schon kompliziert genug, schlägt Theo vor eine Wette abzuschließen: wer verführt zuerst ihren heißen italienischen Reiseführer?

Wir erleben die Ereignisse sowohl aus Theos als auch aus Kits Perspektive, allerdings nicht abwechselnd, sondern hintereinander. Das Buch startet aus Theos Sicht, an einem bestimmten Punkt wechselt diese dann für den Rest der Geschichte zu Kits. Das ist mal was Neues, aber mir wäre es anders ehrlicherweise lieber gewesen.

Als Theo die Idee für die Wette hat, habe ich mich sofort gefragt, wie bescheuert man eigentlich sein kann. Es sind offensichtlich noch unverarbeitete Gefühle da, daher wirkt das Ganze auf mich ganz schön toxisch. Auch im Verlauf finde ich diese Wettgeschichte mehr als schräg und unangenehm. Insgesamt empfinde ich Theo manchmal als ziemlich selbstzerstörerisch, zumindest aber selbstsabotierend. Da fehlt definitiv einiges an Selbstvertrauen, obwohl Theo nach außen eigentlich immer stark, extrovertiert und selbstbewusst rüber kommt. Theo ist übrigens non-binär, wird allerdings zu Anfang weiblich gelesen, was doch für ein bisschen Verwirrung gesorgt hat.

Die Gründe für die frühere Trennung Konflikte bleiben irgendwie schwammig und nicht ganz nachvollziehbar, die Annäherung geht dafür um so schneller. Sie wirken zügig wieder vertraut und das ohne eine großartige Verarbeitung von Vergangenem oder einer Aussprache. Stattdessen spürt man deutlich, warum sie sich einst ineinander verliebt haben und warum alte Gefühle wieder aufleben. Die beiden passen einfach perfekt zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Obwohl die Spannung zwischen ihnen ohne Ende knistert, machen sie es sich ganz schön schwer.

Ich liebe die tollen Settings, das Roadtrip-Thema, die freundschaftlichen und queeren Vibes innerhalb der Reisegruppe. Die Atmosphäre ist lebendig und durch die Beschreibung der europäischen Städte, der kulinarischen Genüsse und der sinnlichen Schauplätze „Urlaubsfeeling“ pur.

Bewertung vom 17.08.2025
Kuhlmann, Stefan

Umweg zum Sommer


sehr gut

Martin ist 49, One-Hit-Wonder von vor 20 Jahren und mittlerweile Musiker mit geplatzten Träumen. Es bietet sich ihm die einmalige Chance auf das langersehnte Comeback. Dafür soll er bei einem Musikfestival in Portugal als Bassist einspringen. Doch just in dem Moment bittet ihn seine Schwester, während ihres Reha-Aufenthalts auf ihren Sohn Karl aufzupassen. Für Martin ist die Antwort glasklar: Nein. Als er den Zwölfjährigen jedoch bei seiner Mutter ablädt, ist dieser alles andere als begeistert und nistet sich als blinder Passagier in seinem altersschwachen Kombi ein. Und so brechen die beiden zu einer Reise voller Abenteuer auf - Richtung Süden und immer am Meer entlang.

Der Schreibstil ist schnörkellos, mitreißend und sehr lebendig. Mir gefällt die sommerliche Atmosphäre des Roadtrips, die Beschreibungen der verschiedenen Destinationen und die Dynamik zwischen den Protagonisten.

Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet: Martin als sorgloser, verpeilter und zunächst etwas egoistischer Onkel. Karl als altkluger, vorlauter aber auch verletzlicher Junge, der das Meer und seine Bewohner über alles liebt. Gemeinsam stolpern sie durch Europa – von chaotischen Zwischenstopps und einigen Unstimmigkeiten bis hin zu tiefen Gesprächen.

Neben vielen humorvollen, lebensfrohen und berührenden Momenten werden auch gesellschaftliche Themen wie Menschlichkeit, Verantwortung und psychische Gesundheit gekonnt eingebracht.

„Umweg zum Sommer“ ist ein warmherziger Roadtrip-Roman, der zum Lachen bringt, mitfühlen lässt – und letztlich zeigt, dass Umwege manchmal genau der richtige Weg sind.

Bewertung vom 15.08.2025
Monti, Olivia

Die Toten von nebenan


gut

Frau Löffler kommt nach einem scheinbar harmlosen Fahrradunfall nach Hause, doch dort ist nichts mehr, wie es war. Ihr Viertel wird von Verstorbenen bewohnt und sie selbst gehört jetzt auch zu ihnen. Sie leben in einer Art Parallelwelt, einem Jenseits verborgen vor den Lebenden, und führen ihre alten Gewohnheiten in gewohnter Umgebung fort. Doch dann erscheint ein mysteriöser Fremder auf der Bildfläche. Herr Tober verspricht den Toten ein Paradies – unter der Bedingung, dass sie die Lebenden vertreiben. Doch wie kann das gelingen? Allein durch die Verbreitung von Angst und Schrecken.

Wir erleben die Ereignisse aus vielen verschiedenen Perspektiven. Lesende spüren deutlich den Zwiespalt, in dem sich sämtliche Charaktere immer wieder befinden. Sie fühlen sich hin- und hergerissen zwischen Tobers Charme, seinen Versprechungen und der Erkenntnis, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Dennoch kommen sie mir teilweise doch sehr engstirnig, naiv und schon fast bösartig vor.

Mir ist keiner von ihnen ans Herz gewachsen oder sympathisch gewesen. Sie alle erliegen irgendwann dem Sog der Versuchung, folgen der Herde und einem vermeintlich allmächtigen Führer. Dabei lassen sie sich teilweise zu Gedanken und Taten hinreißen, für die sie sich wirklich schämen sollten. Daher hält sich mein Mitleid für sie auch eher in Grenzen. Denn wer Böses sät, wird Böses ernten. Einziger Lichtblick ist für mich Frau Meilner.

Natürlich wird alles maximal überspitzt dargestellt und ist letztendlich eine gelungene Gesellschaftskritik. Es muss doch mehr im Leben (nach dem Tod) geben, als das Anhäufen von Besitz und das Verfolgen egoistischer Wünsche. Das Buch weckt Fragen nach dem Leben, Tod und nach Zugehörigkeit. Es geht aber ebenso um Minderwertigkeitsgefühle, Neid und Überheblichkeit, Vorurteile und Rassismus.

Die Atmosphäre ist düster, bedrohlich und surreal. Dennoch gibt es auch einen unterschwelligen ziemlich skurrilen Humor. Insgesamt gibt es leider einige Längen.