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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 729 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2025
Bonnefoy, Miguel

Der Traum des Jaguars


gut

Als ein Neugeborenes auf den Stufen einer Kirche abgelegt und von einer stummen Bettlerin mitgenommen wird, ahnt noch niemand, dass Antonio Borjas Romero einst einer der berühmtesten Männer von Venezuela werden wird. Seine große Liebe Ana Maria macht ebenfalls eine Karriere als Ärztin, die gemeinsame Tochter Venezuela, geboren während der Revolution, macht ihr Glück perfekt. Diese wählt jedoch, anders als ihre Eltern, einen anderen Weg, um glücklich zu sein. -

Als bunt, mitreißend und magisch wurde die Geschichte mir gegenüber angepriesen, und das war sie auch. In vier Abschnitten wurde nicht nur das Leben und Schaffen von Ana Maria und Antonio sowie deren Tochter und Enkel beleuchtet, sondern auch die historische Geschichte von Venezuela eingeflochten und eindrucksvoll erzählt. Dies führte jedoch dazu, dass die Figuren bis zuletzt blass blieben und ich keinerlei Bindung zu ihnen aufbauen konnte. Zu viel Drumherum passierte, zu viele Personen, Orte und Ereignisse mussten in dem schmalen Band untergebracht werden, sodass zu wenig Raum für große Gefühle blieb. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, danach die historischen Fakten recherchiert und dazugelernt über eine faszinierende Zeit, die für mich neu gewesen ist. Danke dafür.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2025
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Frances McGrath ist einundzwanzig Jahre alt, als sie sich bei der US-Army verpflichtet, um ihrem Bruder nach Vietnam zu folgen in den Krieg. Als Krankenschwester wird sie dort mit den Gräueln des Krieges konfrontiert und lernt dabei, über sich selbst hinauszuwachsen. Die größte Herausforderung aber erwartet sie bei ihrer Rückkehr aus dem Vietnamkrieg.
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»Wir, meine Generation, waren die Letzten, die noch an Gut und Böse geglaubt haben. Wir haben auf das vertraut, was unsere Eltern uns über Recht und Unrecht beibrachten, über den amerikanischen Mythos von Gleichheit, Gerechtigkeit und Ehre. Ich frage mich, ob je wieder eine Generation an so etwas glauben wird.« (Seite 525)
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Das Vietnam Veterans Memorial ist das am meisten besuchte Denkmal auf der National Mall in Washington, es besteht aus drei Teilen und eine davon ist eine Mauer, auf der die Namen von über 58.000 Soldaten aufgelistet sind, die im Vietnamkrieg gefallen sind. Es sind Namen von acht Frauen darauf eingraviert, alles Krankenschwestern, die dort ihren Dienst geleistet haben und währenddessen gestorben sind. Lange Zeit mussten sich die Frauen, die in Vietnam gedient haben, anhören, es hätte »keine Frauen in Vietnam« gegeben. Diesen Frauen gibt Kristin Hannah mit dem vorliegenden Buch eine Stimme und zeigt, dass auch Frauen Helden sein können. Dieses Buch ist eine Hommage an die tapferen Frauen, die ihrem Land gedient haben und hart dafür kämpfen mussten, damit dies zur Kenntnis genommen und öffentlich gewürdigt wird.
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Über den Vietnamkrieg habe ich viele Filme, Dokumentationen und Reportagen gesehen, unzählige Geschichten gehört und wegen der dort geschehenen Gräuel ein großes Entsetzen verspürt. So richtig verstanden habe ich die Zusammenhänge jedoch nie, was sich mit dem vorliegenden Buch nun aber gründlich geändert hat. Was mir bisher nicht aufgefallen war, ist, dass in den Verfilmungen lediglich die Heldentaten der Männer im Vordergrund stehen, Frauen kommen dort lediglich als Beiwerk vor. Dies ist in der Geschichte von Kristin Hannah anders, die Frances »Frankie« McGrath in den Mittelpunkt stellt. Über fünfzehn Jahre lang begleite ich Frankie und ihre Familie.
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Ich habe mich zusammen mit Frankie mit Enthusiasmus nach Vietnam begeben, habe mit ihr dort unvorstellbares Leid gesehen und schlimme Dinge erlebt. Ich war dabei, als sie nach Hause zurückkehrte und gedemütigt wurde, sah ihre Verzweiflung, weinte mit ihr und fühlte ihren Schmerz. Ich suchte mit ihr nach einem Platz im Leben, fiel, scheiterte, stand auf und kämpfte gegen die Traurigkeit, die Trauer und die Erinnerungen an Dinge, die mit aller Macht an die Oberfläche drängten, verbunden mit noch mehr Schmerz. Unzählige Taschentücher habe ich verbraucht, ein Auf und Ab der Gefühle erlebt, gelitten, geliebt und gehofft. Das Ende war dramatisch, tränenreich und dennoch voller Hoffnung. Große Leseempfehlung!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2025
Dunlay, Emily

Teddy


weniger gut

Teddy heiratet den Diplomaten David und zieht mit ihm nach Rom. Dort will sie das glamouröse und aufregende Leben einer Diplomatengattin führen, was anfangs gelingt. Dann aber holt sie nicht nur ihre Vergangenheit ein, bestimmte Umstände führen zu Unannehmlichkeiten, die drohen, den schönen Schein zum Platzen zu bringen.
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»Ich hatte ein paar schlechte Angewohnheiten. Ein paar Neigungen, mit denen ich mir gelegentlich Probleme einhandelte - Dinge, die ich meist vor meiner Familie verbergen konnte, die ein Ehemann jedoch irgendwann bemerken würde.« (Seite 35)
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Der Klappentext versprach, was der Inhalt nicht halten konnte. Ich hatte eine Geschichte erwartet über eine Frau in den 1960er Jahren, die für Frauen bekanntlich mit vielen Einschränkungen behaftet waren, um es lapidar auszudrücken. In Teilen bekam ich diese auch, dazu aber zusätzlich eine Frauenfigur, die mir nicht nur unsympathisch, sondern - und ich entschuldige mich, aber mir fallen andere Begriffe für Teddy nicht ein - naiv, oberflächlich, verwöhnt, faul und bedauerlicherweise auch völlig hohl war. Schön und modisch angezogen zu sein, war ihr wichtiger als eine eigene Meinung zu haben. Partys und Empfänge sowie verschiedene Pillen, um zu funktionieren, standen im Vordergrund, obwohl sie keinerlei Pflichten zu erfüllen hatte. Sie hinterfragte nichts, die Hauptsache war, in einem schönen Kleid zu feiern und wichtige Persönlichkeiten zu treffen. Das wurde mir auf die Dauer leider etwas langweilig.
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»Ich zerlegte mich selbst. Ich wollte jedem Mann, der Interesse zeigte, ein Stück von mir geben, bis nichts mehr da war, weswegen man sich Sorgen machen musste. Bis ich völlig verschwunden war.« (Seite 300)
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Zusätzlich zum verdrehten Frauenbild und einer Protagonistin, die völlig darin aufging, war ich überrascht von der Menge an Politik im Buch. Ja, natürlich war es die Zeit des Kalten Krieges, die Zeit der Spione und der Spannungen, das ist mir schon klar. Jedoch waren meine Erwartungen gänzlich andere, sodass auch in dieser Hinsicht mein Lesegenuss sehr geschmälert wurde. Daran änderte auch die überraschende Wendung, die einiges ins andere Licht rückte, nichts. Insgesamt ein Buch, das für mich persönlich eine Enttäuschung war.

Bewertung vom 24.09.2025
Berman, Ella

Before we were innocent


sehr gut

Bess hat Joni seit langer Zeit nicht mehr gesehen, nicht seit die gemeinsame Freundin Evangeline vor zehn Jahren im Urlaub auf der griechischen Insel Mykonos tödlich verunglückt ist. Damals standen Bess und Joni unter Verdacht, wurden allerdings von jeder Schuld freigesprochen. Nun fordert Joni bei Bess einen Gefallen ein, sie soll ihr ein Alibi geben, ohne zu erfahren, um was genau es geht. Denn Bess steht in Jonis Schuld seit der Tragödie vor einem Jahrzehnt, als beide einen Pakt geschlossen und gelogen haben.

»Wir sind wieder da, wo wir so unbedarft und schamlos und lebendig sein konnten, wie wir wollten, keinen Gedanken daran zu verschwenden, uns zu zügeln oder dass irgendetwas davon uns je wieder einholen könnte.« (Seite 331)

Die Übersetzung des englischen Titels lautet »Bevor wir unschuldig wurden« und genau darum handelt das Buch. Drei Freundinnen fahren in den Urlaub, nur zwei von ihnen kehren zurück. Was dort passiert, erfahren wir auf zwei Zeitebenen und aus der Sicht von Bess, die sich quälend langsam daran erinnert und uns daran teilhaben lässt. Für mich war der langsame Aufbau des Buches noch knapp im Rahmen, man muss aber schon mögen, dass der Weg zur Auflösung schwierig und langwierig ist. Wer durchhält, erhält eine großartige Story über das Älterwerden, die Freundschaft und darüber, was passiert, wenn ein ungleiches Verhältnis herrscht zwischen drei Personen, die befreundet, aber eigentlich ziemlich unterschiedlich sind. In der zweiten Hälfte zieht das Tempo dramatisch an, Geheimnisse kommen ans Licht und meine Vermutungen lösen sich im Nichts auf. Einige großartige Wendungen später komme ich ans Ziel und lege das Buch zufrieden und beglückt zur Seite.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Der ziemlich erfolglose Künstler Noah wird von seiner Freundin Camilla verlassen, die nicht mehr dazu bereit ist, ihn durchzufüttern, weil sie sich mehr vom Leben verspricht. Als Noah die ältere Betty kennenlernt und diese ihm ein zweifelhaftes Angebot macht, schlägt Noah ein, nicht ahnend, worauf er sich einlässt.
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»Wenn du ihn liebst, aber das Leben mit ihm nicht, musst du dich für eines von beiden entscheiden.« (Seite 166)
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Dieses Buch war ganz anders als erwartet, es war Roman, Liebesgeschichte, Drama, Tragödie und Krimi in einem, sogar Anteile eines Spionagethrillers konnte man darin finden. Gelesen habe ich es mit einem kleinen Augenzwinkern, was notwendig war, da mir beide Protagonisten von Anfang an unsympathisch waren, was sicherlich Absicht gewesen ist. Im Laufe der Geschichte, die amüsant und voller unerwarteter Wendungen war, änderte sich dies aber, was an dem großartigen Plot lag. Immer wenn ich dachte, dass nun alles offengelegt wurde, gab es einen Twist, der mich verblüffte. Insgesamt eine geniale und brillante Erzählung, die unterstreicht, was für ein meisterhafter Erzähler der Autor ist. Lesen!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2025
King, Stephen

Kein Zurück


ausgezeichnet

Bei der Polizei geht ein anonymes Schreiben ein, ein Unbekannter kündigt an, Menschen umbringen zu wollen. Er schreibt unter anderem: »Ich werde 13 Unschuldige und 1 Schuldigen töten. Damit werden alle leiden, die für den Tod des Unschuldigen verantwortlich waren. Dies ist ein Akt der SÜHNE.« Das erste Opfer ist eine unbeteiligte Frau, die in der Hand einen Zettel hält mit dem Namen einer Geschworenen, die mit anderen Geschworenen dazu beigetragen hat, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde, der nun im Gefängnis erstochen worden ist. Die zuständige Ermittlerin zieht Holly Gibney hinzu, die allerdings gerade damit beschäftigt ist, eine berühmte Feministin zu schützen, die auf Tournee ist.
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Holly Gibney ist ein Charakter, der mir anfangs mehr als unsympathisch war, mittlerweile aber zu meinen absoluten Favoriten im King-Universum zählt. Die kleine unscheinbare, grauhaarige zarte Person, die sich am liebsten im Hintergrund hält, was im Privatdetektiv-Gewerbe sicherlich von Vorteil ist, hat in den letzten Büchern mein Herz erobert, sodass ich das vorliegende Werk ungeduldig erwartet habe und nicht enttäuscht worden bin.
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Wie bereits im letzten Teil, wurde auch hier der Täter bereits früh verraten, was allerdings eher mehr zum Nervenkitzel beigetragen hat, als andersherum. Weitere lieb gewonnene Figuren aus vorherigen Büchern sowie neue, faszinierende Persönlichkeiten kamen hinzu, vervollständigt durch eine weitere verbrecherische Person, die mitgemischt und erheblich zur Unterhaltung beigetragen hat. Der feine Humor fehlte auch hier nicht und zusammen mit den mal mehr und mal weniger überraschenden Wendungen ergab sich eine Geschichte, die mich einfach nur begeistert zurückließ und bereits jetzt ungeduldig auf weitere Abenteuer von Holly und ihren Gefährten warten lässt. Für mich persönlich war keine Seite zu viel, der Meister hat abgeliefert und mich restlos glücklich gemacht.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2025
Deaver, Jeffery

Die Rache des Uhrmachers / Lincoln Rhyme Bd.16


gut

Der Uhrmacher ist wieder da! Nachdem er vor Jahren geschworen hat, seinen größten Widersacher Lincoln Rhyme zu töten, ist er nun in die Stadt gekommen, um sein Versprechen einzulösen. Währenddessen ist Rhyme zusammen mit Sachs damit beschäftigt, einen Attentäter zu finden, der es auf Baukräne abgesehen hat. Eine politische Gruppe hat sich zum ersten Anschlag bekannt und weitere angekündigt.

Bereits zum sechzehnten Mal ermittelt der geniale Forensiker Lincoln Rhyme zusammen mit seiner Ehefrau Amelia Sachs sowie weiteren Beteiligten und für mich persönlich scheint nun die Luft raus zu sein aus dieser langjährigen, bisweilen sehr aufregenden und spannenden Reihe. Die Fälle werden kontinuierlich unspektakulärer, die Ermittlungen folgen dem immer gleichen Schema und die permanenten Wiederholungen einfachster Tatsachen lassen mich wie einen Grundschüler fühlen, dem etwas beigebracht werden soll, das dieser vielleicht nicht richtig verstanden hat. So die Annahme des Autors, der anscheinend deswegen immer wieder darauf rumkaut. Die Verbrecher sind dumm, fast niemand stirbt, weil Rhyme nicht nur um die Ecke denkt, sondern zehn Schritte im Voraus mindestens. Dies ist so vorhersehbar wie langweilig gleichermaßen, Wendungen sind Fehlanzeige und wenn etwas Spektakuläres passiert, dann weiß jeder Bescheid, lediglich mir als Leserin wurde vergessen, dies rechtzeitig zu erklären. Wahrscheinlich ist das notwendig, um ein wenig Spannung zu erzeugen, allerdings beleidigt dies auch meine Intelligenz.

Ich bedanke mich bei Jeffery Deaver für viele großartigen Bücher mit Geschichten von und über Lincoln Rhyme und seinen genialen Verstand. Es war eine aufregende Reise voller Nervenkitzel und Abenteuer, die nun leider zu Ende geht. Milder ist der Autor geworden, zurückhaltender und soft. Dafür bin ich noch nicht bereit und sage leise Tschüss. Toll war es!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2025
Schoch, Julia

Wild nach einem wilden Traum / Biographie einer Frau Bd.3


sehr gut

»Ich glaube, ich habe in meinem Leben nie vor Kreuzungen gestanden und in aller Ruhe überlegt. Ich bin einfach weiter und weiter gegangen, vielleicht sogar gerast, wie ich auch in die Liebe gerast bin, und irgendwann, später, dreht man sich um und ist erstaunt.« (Seite 8)

Nach einem großartigen »Das Vorkommnis« sowie etwas schwächerem »Die Biografie einer Frau« schließt Julia Schoch mit dem vorliegenden Buch ihre Trilogie ab. In der Ich-Perspektive reist die namenlose Erzählerin auch diesmal in die Vergangenheit und seziert bestimmte Begegnungen, Gespräche und Vorkommnisse, wie sie dies schon in den ersten beiden Teilen getan hat.

»Ich will meine Erinnerung nicht abgleichen mit der Gegenwart. Vermutlich, weil ich weiß, dass ich nicht weiterschreiben könnte, wenn ich die Wahrheit kennen würde.«

Ein katalanischer Schriftsteller sowie ein Soldat nehmen den meisten Raum ein, ihre Erinnerungen mal klar, mal verworren, wie Erinnerungen es nun mal sind. Vergessenes kommt zum Vorschein, eine erneute Begegnung könnte Klarheit bringen und wieder kommen Fragen auf nach diesem und jenem, besonders aber nach dem Sinn. Es macht Spaß, der Erzählerin dabei zuzuhören, ihren Gedanken nachzuspüren, zu erfahren, wie sie rückwirkend reflektiert. Mir hat der Abschluss sehr gefallen, ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin, will erfahren, welche Irrtümer ihr noch eingefallen sind.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2025
Smithson, L. D.

Die Festung


ausgezeichnet

Bonnie nimmt für ihre Schwester an einer Reality Show teil, weil diese sich verletzt hat und nicht dabei sein kann. Die acht Teilnehmer werden zu einer abgelegenen Festung Mitten auf dem Meer gebracht und sich selbst überlassen, um sie herum Kameras und Mikrofone, die alles aufnehmen. Es dauert nicht lange und die Stimmung verändert sich, schließlich geht es um ein hohes Preisgeld und die Message ist ziemlich klar: nur eine Person kann gewinnen. Als einer der Teilnehmer tot aufgefunden wird, bekommt diese Aussage allerdings einen neuen Sinn: Nur einer wird überleben.
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Die Autorin dürfte einigen Leserinnen und Lesern unter ihrem Klarnamen Leona Deakin bekannt sein, ihre Bücherserie um die Psychologin und Privatdetektivin Dr. Augusta Bloom, die vier Bände umfasst (zwei davon bisher übersetzt) ist ziemlich erfolgreich. Der vorliegende Escape Room-Thriller ist für mich das erste Buch der Autorin, die mich damit allerdings voll für sich eingenommen hat. In Rückblenden und aus einem Podcast erfahre ich abwechselnd, was passiert ist, dabei werden aber immer nur so viele Informationen preisgegeben, dass ich vor Neugierde förmlich platze. Geschickt führt L.D. Smithson mich durch die Geschichte, die immer dramatischer wird. Sie streut Hinweise, legt Spuren, führt die Teilnehmer und mich regelrecht an der Nase herum, bis es eine Wendung gibt, die mich erstarren lässt. Als ich sicher bin, alles durchschaut zu haben, legt sie eine Kehrtwende ein und ich stehe mit leeren Händen da. Bis zuletzt baut sie kleine Überraschungen ein, sodass bis zum hervorragenden Ende keine Langeweile aufkommt. Der Abschluss ist böse, aber irgendwie auch passend. Großartige Unterhaltung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2025
Keßler, Verena

Gym


ausgezeichnet

Die sechsunddreißigjährige Protagonistin braucht einen Job. Aus Gründen. Eher zufällig als zielgerichtet stellt sie sich im MEGA GYM vor, erklärt ihre heruntergekommene Erscheinung mit einer spontan erfundenen Entbindung und bekommt die Stelle, der Inhaber Ferhat ist Feminist und gibt ihr eine Chance. Die Arbeit am Tresen, das Training im Studio und das nicht vorhandene Kind wachsen ihr bald über den Kopf. Als die Bodybuilderin Vick ins Spiel kommt, verschwimmen die Grenzen und ans Licht kommt eine ungesunde Obsession.
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»Es war ungewohnt, wieder den ganzen Tag unter Menschen zu sein, ich hatte vergessen, wie sehr man sich dafür zusammenreißen musste. Ständig verspürte ich den Drang, mich an Stellen zu kratzen, an denen man sich in der Öffentlichkeit nicht berührte, und musste aufpassen, mir beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten.« (Seite 14)
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Dieses Drama in drei Akten lässt mich restlos begeistert zurück. Die namenlose Ich-Erzählerin war fürchterlich unzuverlässig, das merkte ich schnell. Schon früh gab es Andeutungen, dass etwas geschehen war, was sie aus der Bahn geworfen hatte, aber erst allmählich kam ich dahinter, was genau dies war. Schleichend und unaufhaltsam schlitterten wir gemeinsam auf einen ungewissen Höhepunkt zu, der Weg dahin abstoßend und faszinierend, ihr Verhalten völlig losgelöst, der Abgrund ganz nah. Der feine Humor, mehr verzweifelt als lustig, ergänzte das Bild, es kam wie es kommen musste. Aber lest selbst. Große Empfehlung gibt es dafür von mir.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.