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KimVi
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Insgesamt 1588 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2019
George, Elizabeth

Sturmwarnung / Whisper Island Bd.1


gut

Der Einstieg in die Handlung beginnt recht vielversprechend. Beccas Gabe und die Flucht vor dem Stiefvater werden interessant geschildert, sodass man gespannt dem Handlungsverlauf folgt. Doch leider kann die aufgebaute Spannung nicht lange gehalten werden, da die Geschichte irgendwann auf der Stelle tritt und ohne große Höhen oder Tiefen vor sich hinplätschert. Das ändert sich leider erst ziemlich spät, denn zum Ende hin wird es zwar wieder deutlich spannender, allerdings wird man dann mit einem Cliffhanger konfrontiert, der die Neugier auf die Fortsetzung weckt.

Der Schreibstil von Elizabeth George ist gewohnt flüssig und angenehm lesbar. Sie schafft es mühelos, Handlungsorte und Personen so lebendig zu beschreiben, dass man sich die entsprechenden Szenen gut vorstellen kann. Becca lernt auf der Insel einige junge Leute kennen. Diese werden facettenreich beschrieben. Sie haben Stärken und Schwächen und müssen sich mit verschiedenen Problemen auseinandersetzen. Die Handlung wird in der Erzählperspektive geschildert. Diese wechselt zwischen unterschiedlichen Protagonisten, sodass man eine umfassende Sicht auf die Ereignisse bekommt und die eingeflochtenen Nebenhandlungen besser einordnen kann. Die Gefühle und Handlungen der Protagonisten wirken größtenteils glaubhaft und nachvollziehbar. Allerdings kommt es auch zu Szenen, in denen man ungläubig den Kopf schüttelt. Das mag aber auch daran liegen, dass es sich ja um ein Jugendbuch handelt und da ist es nicht ausgeschlossen, dass die Akteure manchmal etwas unüberlegt handeln.

Beccas Gabe nimmt leider eine etwas untergeordnete Rolle ein. Man spürt zwar ständig, dass Becca über sie verfügt und dass sie sich deshalb vor dem Stiefvater verstecken muss, doch leider bleibt dieser Handlungsstrang deutlich hinter meinen hohen Erwartungen zurück. Denn aufgrund der Inhaltszusammenfassung hatte ich mir gerade in diesem Bereich mehr erhofft.

Insgesamt gesehen bin ich von diesem Leseerlebnis leider etwas enttäuscht. Denn aufgrund der Inhaltszusammenfassung hatte ich mir deutlich mehr Spannung erhofft. Für meinen Geschmack plätscherte die Handlung ohne herausragende Höhen oder Tiefen vor sich hin und wirkte deshalb auf mich stellenweise sogar etwas langatmig. Da mich die Charaktere aber weitestgehend überzeugen konnten und der Schreibstil auf mich sehr flüssig und angenehm lesbar wirkte, kann ich mich noch zu einer drei Sterne Bewertung durchringen. Trotz des spannenden Cliffhangers kann ich momentan noch nicht beurteilen, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 19.08.2019
Dusse, Karsten

Achtsam morden Bd.1


ausgezeichnet

Der erfolgreiche Anwalt Björn Diemel wird von seiner Frau Katharina dazu gezwungen, ein Achtsamkeits-Seminar bei Coach Joschka Breitner zu besuchen. Durch seinen Beruf ist Björn immer im Stress und hat wenig Zeit für Frau und Tochter. Das muss sich ändern, denn sonst gibt Katharina der Ehe keine Chance mehr. Das Seminar soll Björn dabei helfen, seine Work-Life-Balance wieder herzustellen und damit sein Familienleben in den Griff zu bekommen. Und dann tritt das ein, womit niemand, am allerwenigsten Björn selber, gerechnet hat: Björn verinnerlicht die Achtsamkeitsregeln. Es kommt sogar so weit, dass er sie in seinen Berufsalltag integrieren kann. Allerdings anders als gedacht, denn als sein Mandant, ein Großkrimineller, der einiges auf dem Kerbholz hat, Björn und seine Tochter bedroht, räumt er dieses Problem, natürlich streng nach den Regeln der Achtsamkeit, einfach aus dem Weg....

Der Einstieg in diesen entschleunigten Kriminalroman gelingt beinahe mühelos. Denn Strafverteidiger Björn Diemel führt locker durch die Handlung. Zunächst erzählt er, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass er das Achtsamkeits-Coaching besucht hat. Danach gewährt er Einblicke in sein neu erlerntes Wissen über die Prinzipien der Achtsamkeit und wie er die Kenntnisse in sein Berufs- und Privatleben integrieren konnte. Das klingt ziemlich trocken, ist es aber überhaupt nicht! Denn es handelt sich hier um einen Krimi und keinesfalls um ein Sachbuch.

Der Krimi ist in einzelne Kapitel unterteilt. Jedem Kapitel ist ein Abschnitt aus dem fiktiven Achtsamkeits-Ratgeber von Björns Coach Joschka Breitner vorangestellt. Dieser kurze Achtsamkeitstipp wird im folgenden Kapitel dann gleich von Björn umgesetzt. Man mag manchmal kaum glauben, wie konsequent er diese kleinen Weisheiten umsetzt und auf welche Situationen sie sich anwenden lassen. Selber wäre man wahrscheinlich im Traum nicht darauf gekommen, doch man lernt ja bekanntlich nie aus.

Obwohl der Strafverteidiger Björn im ersten Moment nicht unbedingt sympathisch wirkt, versteht er es hervorragend, seine Geschichte so locker zu präsentieren, dass man beinahe meint, ihm gegenüber zu sitzen und seiner Erzählung zu lauschen. Er berichtet von kuriosen Situationen, die völlig überspitzt wirken. Doch Björns schwarzer Humor sorgt dafür, dass man sich ausgesprochen gut unterhält und es deshalb egal ist, dass man es für äußerst unwahrscheinlich hält, dass man mit diesen Methoden lange auf freiem Fuß wäre.

Diese Lektüre ist definitiv nur zu empfehlen, wenn man schwarzen Humor liebt und sich nicht an völlig überspitzten Situationen stört. Doch dann kann man dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite genießen.

12 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2019
Rothert, Brenda

Die Einzige für mich / Chicago Devils Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Der äußerst attraktive Anton, Kapitän des Eishockey-Teams "Chicago Devils", wird von seinen Mannschaftskameraden oft damit aufgezogen, dass er sich auf keine Frauengeschichten einlässt. Anton ist das egal, ihm kommt es nur darauf an, dass niemand die Wahrheit ahnt. Denn Anton ist schon seit Jahren in Mia verliebt. Diese Frau geht ihm direkt unter die Haut, sodass er an keine andere denken kann. Mia ist für ihn allerdings tabu! Diese Liebe kann und darf es nicht geben, denn Mia ist die Ehefrau eines Teamkollegen....

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Anton und Mia geschildert. Dadurch bekommt man einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle und erfährt außerdem, wie sie aufeinander wirken. Beide Charaktere wirken vom ersten Moment an sehr sympathisch. Man merkt sofort, dass Anton sich schon lange zu Mia hingezogen fühlt und dass diese Gefühle aufrichtig sind. Die Ausgangslage, dass Anton gemeinsam mit Mias Ehemann in einem Team spielt und sie deshalb tabu für ihn ist, klingt eher nach einer nicht so vorhersehbaren Liebesgeschichte, mit ungewissem Ausgang, und macht deshalb neugierig.

Obwohl beide Charaktere sympathisch wirken und man verfolgt, wie sich langsam Gefühle zwischen ihnen entwickeln, bleibt man beim Lesen etwas auf Distanz. Durch die wechselnden Ich-Perspektiven sollte man die Gefühle ja eigentlich hautnah und ungefiltert wahrnehmen. Das ist aber leider nicht so. Man merkt zwar die wachsende Sympathie und kann auch glaubhaft nachvollziehen, dass Mia schon lange die große Liebe für Anton ist, doch richtig transportiert werden die großen Gefühle nicht. Es gibt natürlich einige Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt, doch große Überraschungen gibt es dabei nicht, sodass die Geschichte leider etwas vorhersehbar wirkt. Der Schreibstil ist allerdings angenehm zu lesen. Man kann sich die beschriebenen Szenen vorstellen und der Handlung ohne Schwierigkeiten folgen.

Ich habe mich beim Lesen dieses ersten Teils der Sports-Romance-Reihe um die "Chicago Devils" gut unterhalten. Die ganz großen Gefühle zwischen Mia und Anton sind zwar nicht richtig bei mir angekommen. Da hatte ich mir leider mehr erhofft. Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen und bin gespannt auf die Fortsetzung der Reihe.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2019
Wolf, Klaus-Peter

Totentanz am Strand / Dr. Sommerfeldt Bd.2


weniger gut

Dr. Bernhard Sommerfeldt ist auf der Flucht. Er hat sein heißgeliebtes Ostfriesland verlassen und sich in Gelsenkirchen eine neue Identität erschaffen. Doch Sommerfeldt sinnt auf Rache. Rache an seiner eigenen Familie in Bamberg, die ihn durch ihren Verrat überhaupt erst in die Lage gebracht hat, sich unter falschem Namen in Ostfriesland anzusiedeln. Und dann ist da noch das Heimweh nach Ostfriesland - und nach Beate! Doch eine Rückkehr ist viel zu gefährlich, denn Ann Kathrin Klaasen sucht noch immer intensiv nach ihm....

Nach "Totenstille im Watt" ist "Totentanz am Strand" der zweite Krimi um den Hochstapler Sommerfeldt, der sich, nach den Ereignissen im ersten Teil, auf der Flucht vor Ann Kathrin Klaasen befindet. Genau wie der erste Band, wird auch dieser wieder in der Ich-Perspektive, aus der Sicht von Sommerfeldt, geschildert. Er steht im Zentrum der Ereignisse. Kommissarin Ann Kathrin Klaasen, die Fans des Autors sicher aus den erfolgreichen Ostfriesen-Krimis kennen, ist hier nur eine Randfigur. Man kann den aktuellen Ereignissen sicher auch dann folgen, wenn man den ersten Teil nicht gelesen hat, da Sommerfeldt ausschweifende Rückblicke gewährt. Um jedoch zu erfahren, wie genau es dazu kam, dass Sommerfeldt zum Hochstapler und schließlich sogar zum Serienmörder wurde, ist es ratsam, den ersten Band zuerst zu lesen.

Durch die verwendete Ich-Perspektive hat man eine etwas eingeschränkte Sicht auf das Gesamtgeschehen, da man in die Gedanken und Gefühle von Sommerfeldt eintaucht und nur das erfährt, was auch ihm bekannt ist. Sommerfeldt erzählt seine Geschichte so entspannt, dass man beinahe meint, ihm gegenüber zu sitzen und seinen Ausführungen zu lauschen. Er plaudert munter vor sich hin, beginnt dabei allerdings auch oft abzuschweifen, sodass man schnell das Gefühl bekommt, dass er sich wirklich gerne reden hört und voll und ganz von sich überzeugt ist. Diese ausschweifenden Plaudereien sorgen dafür, dass man gedanklich manchmal abschweift und nicht ganz bei der Sache ist. Man hat das Gefühl, dass man auf der Stelle tritt und hofft, dass sich endlich mal etwas Spannung einstellt. Diese sucht man über weite Teile der Handlung allerdings vergeblich. Es gibt zwar immer mal wieder kleine Momente, in denen es etwas spannender zugeht, doch leider sind diese Szenen eher rar gesät.

Da ich bereits den ersten Band gelesen habe, war ich gespannt, wie es mit Dr. Sommerfeldt weitergehen wird. Leider wurde ich etwas enttäuscht, da mich die langen Monologe Sommerfeldts nach einer Weile ziemlich gelangweilt und ermüdet haben. Für mich kamen in diesem Krimi leider die spannenden Momente viel zu kurz.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2019
Gier, Kerstin

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner


sehr gut

Eigentlich ist Kati mit ihrem Felix glücklich. Aber nur eigentlich, denn mittlerweile hat sich der Alltag in das Eheleben der beiden eingeschlichen. Bei einem Seminar lernt Kati den attraktiven Mathias kennen. Wahrscheinlich hätte sie ihn schon bald danach vergessen, doch ausgerechnet an diesem Tag beschließt das Schicksal, Katis Belastbarkeit zu testen. Hinterlistig sorgt es dafür, dass ein aufdringlicher, unangenehm riechender, aber trotzdem völlig von sich eingenommener Mann, sich in der Bahn zu ihr setzt. Um ihm zu entgehen, tut Kati so, als hätte sie noch Arbeit zu erledigen und verschickt Textnachrichten an Bekannte. Dabei unterläuft ihr allerdings ein Fehler, denn sie verwechselt die Nummern, sodass die Nachrichten nicht bei ihren eigentlichen Empfängern ankommen. Auch Mathias bekommt so eine fehlgeleitete SMS. Das Schicksal kann sich nun ganz entspannt zurücklehnen und beobachten, wie Kati die Dose der Madonna, pardon, die Büchse der Pandora, öffnet. Denn Kati verliebt sich in Mathias und plötzlich wird ihr Leben turbulent. Für wen soll sie sich entscheiden? Für den liebevollen Felix oder den attraktiven Mathias, der sie alleine mit seinem Blick dahinschmelzen lässt? Doch auch dafür hat das Schicksal eine Lösung parat, denn nach einem Unfall wacht Kati im Krankenhaus auf und zwar genau einen Tag, bevor sie Felix zum ersten Mal begegnet - also fünf Jahre zuvor. Kati bekommt die einmalige Chance sich diesmal für den richtigen Mann zu entscheiden....

Die Erzählung ist in der Ich-Form, aus der Sicht von Kati, geschrieben. Wie immer, bei den Büchern von Kerstin Gier, fällt es leicht, sich in die Hauptprotagonistin hineinzuversetzen. Sie wirkt sympathisch, humorvoll und äußerst lebendig. Kati schildert ihre Erlebnisse mit einem Augenzwinkern, sodass man meint, selbst dabei zu sein oder einer guten Freundin zuzuhören. Man fühlt während der Erzählung mit ihr und beobachtet gebannt, wie sie die nächste Herausforderung des Schicksal, mehr oder weniger elegant, meistert. Auch die übrigen Charaktere überzeugen durch ihre speziellen Eigenarten und ihre facettenreichen Beschreibungen. Sie wachsen einem während des Lesens ans Herz oder wecken spontane Abneigungen.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt locker und humorvoll. Dadurch fliegt man förmlich über die Seiten. Immer angetrieben von der Frage, ob es Kati gelingen wird, die richtige Entscheidung zu treffen. Man fühlt mit den Charakteren, sodass man schon bald nicht mehr weiß, welcher Mann die bessere Wahl ist, und froh ist, dass man diese Entscheidung nicht selber treffen muss. Auch in diesem Buch gibt es einige kuriose Situationen, die man sich aufgrund der bildhaften Beschreibungen von Kerstin Gier lebhaft vorstellen kann. Unverhofftes Schmunzeln oder gar laute Lachanfälle sind garantiert. Dennoch regt das Buch auch zum Nachdenken an, denn was würde man selbst anders machen, wenn man die Chance dazu bekäme?

Das Buch ist in einzelne Abschnitte unterteilt. Diese werden zu Beginn, oder auch mal mittendrin, durch pinkfarbene Zitate aufgelockert, die mehr oder weniger gut auf den Inhalt abgestimmt sind. Sie machen nicht nur neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung, sondern sind oft der Auslöser eines unverhofften Lächelns.

Zwar finde ich diesen Roman nicht ganz so humorvoll, wie andere Bücher der Autorin, doch mit den Geschichten rund um die Mütter-Mafia hat die Autorin ihre eigene Messlatte ja auch ziemlich hoch gelegt. Katis Geschichte ist durchgehend interessant und regt sowohl zum Lachen als auch zum Nachdenken an. Mich konnte Kerstin Gier auch mit diesem Buch wieder überzeugen, sodass ich eine klare Leseempfehlung ausspreche.

Bewertung vom 15.08.2019
Löhnig, Inge

Schuld währt ewig / Kommissar Dühnfort Bd.4


ausgezeichnet

"Schuld währt ewig" ist bereits der vierte Fall der Krimireihe um den Münchner Kommissar Konstantin Dühnfort. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. Bei kurzen Rückblicken auf vorangegangene Ereignisse aus den ersten Teilen, verrät die Autorin nicht zu viel, sodass man die Bände in beliebiger Reihenfolge lesen kann, ohne sich dabei die Spannung zu verderben. Zum besseren Verständnis der privaten und beruflichen Nebenhandlungen, und der Weiterentwicklung der Charaktere, empfiehlt sich allerdings die Einhaltung der vorgesehenen Reihenfolge. Den aktuellen Ermittlungen kann man allerdings mühelos ohne diese Vorkenntnisse folgen.

Der Einstieg in den vierten Band gelingt ohne Probleme. Auch in diesem Teil der Reihe wird das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Durch die detaillierten, aber keinesfalls ausufernden, Beschreibungen der Protagonisten und der jeweiligen Handlungsorte, kann man sich die beschriebenen Szenen gut vorstellen und sich von Anfang an auf die Erzählung einlassen. Auch in diesem Fall gelingt es der Autorin mühelos ihren Charakteren Leben einzuhauchen. Sie wirken authentisch und ihre Handlungen nachvollziehbar. Selbst Protagonisten, die auf den ersten Blick nicht gerade sympathisch wirken, dürfen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden, sodass man auch deren Standpunkt nachvollziehen kann. Die Kriminalhandlung ist von Anfang an spannend. Täter, Motiv und die Zusammenhänge zwischen den Morden sind kaum vorhersehbar und deshalb tappt man bei den eigenen Ermittlungen lange Zeit im Dunkeln. Inge Löhnig legt geschickt ihre Fährten aus, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Überraschende Wendungen sorgen dann allerdings dafür, dass man sich beim Ergebnis der eigenen Vermutungen nicht sicher sein kann und den Täter nur schwer ausmachen kann. Dadurch ist die Spannung von Anfang an da und bleibt auch bis zur Auflösung durchgehend erhalten.

Schuld und Gerechtigkeit stehen im Zentrum der Handlung. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit oder eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, kann dafür sorgen, dass man plötzlich große Schuld auf sich lädt und das Leben eines anderen Menschen aus der vorgesehenen Bahn wirft, oder, im schlimmsten Fall, sogar beendet. Inge Löhnig gibt in ihrem Krimi interessante Einblicke in die sogenannte schuldlose Schuld und zeigt dabei die Seite der Opfer, bzw. der trauernden Hinterbliebenden, und der vermeintlich Schuldigen auf. Es gelingt ihr hervorragend, die Gefühle beider Seiten zu beschreiben und glaubhaft zu vermitteln. Dieser Teil der Handlung regt definitiv zum Nachdenken an.

Das Privatleben der Ermittler kommt auch in diesem Teil der Dühnfort-Reihe nicht zu kurz. Aus Dühnfort und Gina ist mittlerweile ein Paar geworden. Um Komplikationen am Arbeitsplatz zu vermeiden, versuchen die beiden ihre Beziehung allerdings vor den Kollegen zu verheimlichen. Im aktuellen Fall erlebt man einen deutlich entspannteren Kommissar, der längst nicht so melancholisch wirkt, wie in den vorherigen Bänden. Die Beziehung scheint sowohl Dühnfort, als auch Gina gut zu tun. Im Ermittlerteam kommt es zwischen Alois und Dühnfort mal wieder zu Reibereien. Doch in diesem Band hat man die Chance Alois besser kennenzulernen und kann dadurch sein Verhalten besser nachvollziehen.

Ich habe bereits die vorangegangenen Fälle mit Begeisterung verfolgt und auch dieser Band konnte mich wieder durch eine durchgehend spannende Handlung, facettenreiche Charaktere und interessante und zum Nachdenken anregende Nebenhandlungen überzeugen.

Bewertung vom 14.08.2019
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Der Mann, der kein Mörder war / Sebastian Bergman Bd.1


sehr gut

Der sechzehnjährige Roger Eriksson wird von seiner Mutter vermisst gemeldet. Durch Nachlässigkeit verzögert sich allerdings die Bearbeitung durch die Polizei. Erst Tage später startet eine intensive Suche nach dem Jungen. In der Nähe von Västerås wird schließlich Rogers grausam zugerichtete Leiche gefunden. Da sich schnell herausstellt, dass dem Jungen das Herz aus der Brust gerissen wurde, ist die Polizei vor Ort mit dem Fall überfordert. Deshalb reist ein angesehenes Ermittlerteam aus der schwedischen Hauptstadt an. Unverhofft bekommt das Team Unterstützung durch den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman. Dieser ist zwar hochintelligent und fachlich angesehen, doch sein Ruf, ein echtes Ekelpaket zu sein, bestätigt sich bei den Ermittlungen schnell. Die Suche nach Rogers Mörder gestaltet sich schwierig, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und die mühsam zusammengetragenen Puzzleteile wollen einfach nicht passen...

Das Interesse am Buch wird bereits ganz am Anfang geweckt. Denn dort schaut man dem Mann, der kein Mörder war, dabei über die Schulter, wie er gerade die Leiche eines durchtrainierten Jungen verschwinden lässt. Er geht dabei seinen Gedanken nach und scheint sich keiner Schuld bewusst zu sein. Der weitere Verlauf der Handlung wird in der Erzählperspektive geschildert, wobei unterschiedliche Handlungsstränge verwendet werden.

Das Autorenduo führt eine Vielzahl an Charakteren in die Handlung ein. Zunächst fällt es nicht leicht, die Übersicht zu behalten und die Personen zuzuordnen. Nach einer kurzen Zeit hat man sich allerdings eingelesen und kann dem Geschehen dann relativ mühelos folgen. Die Protagonisten dieses Thrillers überzeugen durch ihre Lebendigkeit, denn sie haben Stärken und Schwächen, die sie glaubwürdig machen. Die Figur des Sebastian Bergmann dürfte besonders polarisieren. Denn Bergmann ist sich stets selbst der nächste, redet niemandem nach dem Mund, reißt sexistische Witze, liebt Affären und behält gerne das letzte Wort. Dadurch wird er zum Außenseiter, doch das scheint ihn nicht zu stören. Dieser Figur gelingt es mühelos, spontane Abneigung beim Lesen zu erzeugen. Doch im späteren Verlauf kann man noch ein wenig hinter die Fassade schauen und die Handlungen besser nachvollziehen. Auch die anderen Charaktere wirken vielschichtig und die Ereignisse, die sich neben der eigentlichen Ermittlungsarbeit zutragen, sind interessant und lassen keinen Moment Langeweile aufkommen.

Die Autoren legen geschickt ihre Spuren aus, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Oft meint man, kurz vor der Enttarnung des Täters zu stehen, doch die entscheidenden Puzzleteilchen scheinen einfach nicht zu passen. Die unterschwellige Spannung ist deshalb durchgehend spürbar und es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der Fall ist deutlich schwieriger zu lösen, als es zunächst den Anschein hat. Das Ende hält noch einige Überraschungen bereit, sodass man bis zum Schluß mit den Protagonisten mitfiebern kann.

Normalerweise greife ich nicht so gerne zu Thrillern oder Krimis von skandinavischen Autoren, da in diesen Romanen meist eine Atmosphäre herrscht, die auf mich zu düster und schwermütig wirkt. Bei diesem Thriller war das allerdings keinen Moment so. Obwohl es mir anfangs nicht ganz leicht gefallen ist, die Personen richtig zuzuordnen und mir die ungewohnten Namen zu merken, wurde ich insgesamt gesehen, mit einer spannenden und gut durchdachten Kriminalhandlung belohnt, die mich durchgehend fesseln konnte.

Bewertung vom 14.08.2019
Link, Charlotte

Der Beobachter


sehr gut

In Charlotte Links Roman wird man als Leser selbst zum Beobachter, denn das Geschehen wird in der Erzählperspektive geschildert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Die Erzählung ist Abschnitte unterteilt, die mit dem Datum des jeweiligen Handlungstags gekennzeichnet sind. So bekommt man einen guten Überblick in welchem Zeitrahmen sich die Handlung zuträgt.

Charlotte Link führt in ihrer Erzählung einige unterschiedliche Charaktere ein. Dadurch fällt es, gerade am Anfang, nicht ganz leicht den Überblick zu behalten und die Personen richtig einzuordnen. Die Protagonisten wirken allerdings sehr lebendig und ihre Handlungen meist nachvollziehbar. Dadurch, dass die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Handlungssträngen zunächst nicht klar sind, ist das Interesse an diesem Roman von Anfang an geweckt. Denn man möchte gerne erfahren, wie die verschiedenen Erzählstränge wohl miteinander in Verbindung stehen. Die Handlung ist durchgehend interessant, obwohl sich die Spannung in dieser Erzählung erst recht spät einstellt. Man langweilt sich zwar keinen Moment, doch echtes Gänsehautfeeling, durch spannende Szenen, sucht man im ersten Drittel des Romans leider vergeblich. Die Handlung tritt, genau wie die Ermittlungen der Polizei, auf der Stelle und plätschert eher gemächlich vor sich hin. Dafür wird man allerdings mit detailliert beschriebenen Charakteren und Handlungsorten entschädigt. Man kann sich die beschriebenen Situationen gut vorstellen und ist sich stets der winterlichen Hintergrundkulisse dieses Romans bewusst. Denn Charlotte Link gelingt es hervorragend diese in die Erzählung einzuflechten.

Die Handlung nimmt im weiteren Verlauf deutlich an Fahrt auf. Man stellt selbst wilde Spekulationen an und folgt dabei bereitwillig den Fährten der Autorin. Dabei stellt man allerdings bald fest, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Es kommt zu überraschenden Wendungen. Die Identität des Mörders ist verblüffend und kaum vorhersehbar.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen gut unterhalten, obwohl ich zugeben muss, dass ich bereits deutlich spannendere Romane der Autorin gelesen habe. Ich vergebe vier von fünf möglichen Sternen, da mich die unterschiedlichen Charaktere, der flüssige Schreibstil und die überraschende Identität des Mörders überzeugen konnten. Den einen ziehe ich für die Längen und die, meiner Meinung nach, zu geringe Spannung ab.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2019
Miralles, Francesc

Retrum


gut

Durch den schwarzen Buchschnitt und das dunkle Coverbild macht das Buch einen sehr düsteren Eindruck. Auch im Innern setzt sich dieser Eindruck fort, denn es wirkt so, als wäre die Farbe des schwarzen Buchschnitts verschmiert, da sich an den Rändern der einzelnen Seiten schwarze Farbreste befinden. Die Erzählung ist in fünf Hauptteile gegliedert, die nochmals in einzelne Kapitel unterteilt sind. Am Anfang der Hautpteile befindet sich eine schwarze Zeichnung, die den düsteren Eindruck des Buchs noch verstärkt. Die einzelnen Kapitel tragen Überschriften und meist findet man dort noch zum Abschnitt passende Zitate. Der Jugenthriller ist also ziemlich aufwendig gestaltet. Diese Gestaltung liefert den perfekten Hintergrund für die düstere Geschichte, die der Hauptprotagonist Christian zu erzählen hat.

Christian schildert das Geschehen in der Ich-Form, sodass man quasi in seine Haut schlüpft. Man kann dabei seine Schuldgefühle und die Trauer um den verstorbenen Zwillingsbruder hautnah nachempfinden. Es gelingt dem Autor hervorragend eine schwermütige und düstere Atmosphäre zu erschaffen und diese glaubhaft zu vermitteln. Das passt zwar sehr gut zur Erzählung, doch der Einstieg in die Handlung fällt dadurch nicht ganz leicht, da man einen Moment braucht, um sich an die düstere Grundstimmung zu gewöhnen. Danach fällt es allerdings schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm lesbar und die kurzen Kapitel verführen zum Weiterlesen.

Gemeinsam mit Christian lernt man Alexia, Lorena und Robert kennen und lässt sich in die Geheimnisse und Besonderheiten von "Retrum" einführen. Die drei Charaktere wirken allerdings nicht greifbar. Sie bleiben auf Distanz und es fällt schwer, sich mit ihnen und ihrer Art zu identifizieren. Das mag aber vielleicht Lesern der jugendlichen Zielgruppe ganz anders ergehen. Den Gegenpart zu diesem düsteren Trio bildet Christians Mitschülerin Alba. Im direkten Vergleich wirkt Alba geradezu wohltuend sonnig und normal. Sie schwärmt schon lange für Christian, ahnt allerdings nicht, dass der sich in die rätselhafte Alexia verliebt hat. Neben all den düsteren Aspekten des Romans, kommt also auch die Liebe nicht zu kurz. Dennoch braucht man keine hochromantischen Verwicklungen zu befürchten. Man bekommt zwar einen Eindruck von dem Zwiespalt, in dem Christian steckt, da er beide Mädchen mag, doch zu einem schwülstigen Liebesroman verwandelt sich die Geschichte nicht. Deshalb dürfte sie sicher männliche und weibliche Leser gleichermaßen ansprechen.

Zu Beginn der Handlung sucht man die Spannung leider vergeblich. Die Erzählung plätschert eher gemächlich vor sich hin. Ab dem zweiten Drittel ändert sich dieser Eindruck dann komplett. Die Handlung nimmt deutlich an Fahrt auf und man kann sich nicht mehr sicher sein, wer welches Ziel verfolgt und wem man in diesem Buch vertrauen kann. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint und nebelige Friedhofsszenen sorgen für Gänsehautfeeling. Am relativ abrupten Ende ergeben die verschiedenen Handlungsfäden ein Muster, das man kaum erahnen kann. Einige Fragen bleiben offen, es bleibt abzuwarten, ob sie in einer Fortsetzung beantwortet werden.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses Jugendbuchs gut unterhalten. Leider nicht mehr - aber auch nicht weniger. Es kam durchaus zu spannenden Szenen, doch für meinen Geschmack kamen diese deutlich zu kurz. Das Ende konnte mich leider auch nicht ganz überzeugen, da es sehr abrupt und schnell kam und auf mich außerdem nicht besonders glaubwürdig wirkte. Die düstere und unheimliche Atmosphäre fand ich allerdings sehr gelungen und die Aufmachung des Buchs einfach perfekt.

Bewertung vom 13.08.2019
Rangnick, Joachim

Winterstarre / Robert Walcher Bd.8 (eBook, ePUB)


gut

Markus Egger steigt mit seinem Sohn zum ersten Mal nach dem langen Winter zur Berghütte der Familie auf. Doch statt der erwarteten Erholung werden die beiden mit dem absoluten Grauen konfrontiert. In der Hütte herrscht ein entsetzlicher Geruch und Fliegenschwärme bevölkern das Urlaubsdomizil. Schnell ist der Grund dafür gefunden - Plastiksäcke mit verwesenden Leichen stapeln sich im Innern und verwandeln die Ankunft somit in ein Horrorerlebnis.

Rückblende: Um ihre Finanzen aufzubessern, kommen zwei Bauernsöhne auf den Gedanken, Zimmer auf ihrem Hof illegalenen Zeitarbeitern aus dem Ausland zur Verfügung zu stellen. Die einsame Lage des Gehöfts scheint ideal für das Vorhaben zu sein. Doch dann erkrankt einer der Arbeiter an einem aggresiven Virus und ringt mit dem Tod. Schon bald greift die Krankheit weiter um sich. Als einige Bewohner des abgelegenen Bergtals sterben, wird eine Sonderkommission gegründet. Kommissar Brunner kann auch den Journalisten Robert Walcher dafür gewinnen. Gemeinsam decken sie Geheimnisse von unglaublichem Ausmaß auf....

"Winterstarre" ist der neueste Fall für den Journalisten Robert Walcher. Da die Handlungen in sich abgeschlossen sind, können die Bände unabhängig voneinander gelesen werden. Der Einstieg in den aktuellen Fall gelingt mühelos, da der Prolog, in dem die verwesenden Leichen in der Hütte entdeckt werden, sofort das Interesse an den Hintergründen weckt. Die aufgebaute Spannung kann allerdings nicht lange gehalten werden. Die Erzählung plätschert leider ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin. Durch den flüssigen Schreibstil und die relativ kurzen Kapitel lässt sich das Buch dennoch angenehm lesen.

Man ahnt bereits früh, wie die Leichen in die Berghütte gelangt sind. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, denn nach und nach gelangen ungeahnte Machenschaften ans Tageslicht. Denn die Ausbeutung der illegalen Arbeiter ist nur eine traurige Facette der Handlung. Denn den Hintermännern geht es noch um viel mehr. Der Autor beschreibt dabei die Tätigkeiten der involvierten Organisationen sehr ausführlich, sodass man das Gefühl hat, dass es sich tatsächlich so zugetragen haben könnte. Das Thema ist sicher aktuell und interessant. Doch leider wirkt diese Informationsflut manchmal recht langatmig und geht so zu Lasten der Spannung.

Die Beschreibung der jeweiligen Handlungsorte ist dem Autor hervorragend gelungen. Man kann sich das eingeschneite Mägertal sehr gut vorstellen und bei manchen Szenen schon fast den eisigen Winterhauch spüren. Die unterschiedlichen Charaktere der Handlung wirken allerdings nicht ganz so lebendig. Denn leider erscheinen sie, bis auf wenige Ausnahmen, recht blass. Selbst der Hauptprotagonist Walcher gibt nur wenig von sich preis und wirkt nicht präsent, sondern eher nebensächlich. Zum Ende hin steigt die Spannungskurve etwas an. Doch leider wirken die beschriebenen Szenen auf mich schon sehr konstruiert und stellenweise sogar unglaubwürdig.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger - doch leider auch nicht mehr. Die Hintergründe der Handlung regen mich zum Nachdenken an, doch die Umsetzung konnte mich nicht ganz überzeugen. Denn die Spannung war über weite Teile nicht vorhanden und bei einem Krimi erwarte ich diese einfach. Ich vergebe dennoch drei von fünf Bewertungssternen, bin aber momentan noch unentschlossen, ob ich weitere Fälle des Journalisten lesen werde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.